online 2 INhALT EDITORIAL KOLUMNE Editorial Kolumne Gr<strong>und</strong>satzartikel | <strong>Evangelisation</strong> oder <strong>Diakonie</strong>? Sozialdiakonische Projekte: STOKYS | LinguaPlus Studie | Jugendliche <strong>und</strong> soziales Engagement in der Gemeinde Interview mit Ursula Erni, Sozialvorsteherin Spiez <strong>BewegungPlus</strong> Frick <strong>und</strong> Gränichen | Liebe, die sichtbar wird Erlebnisbericht: «Sonnenruh» Clustertag vom 14. Mai in Aarburg YouthPlus SmartCamp 2011 Mission iGo Kurzeinsätze Mission Live 11 Mission | Partnerschaftliche Beziehungen leben Bewegungskiosk Pinboard Schlusslicht Impressum Herausgeber: <strong>BewegungPlus</strong>, zweimonatlich erscheinende bewegungsinterne Zeitschrift • Redaktion: Meinrad Schicker (Chefredaktion), Rita Born, Romi Riva, Martin Güdel • Layout: ti grafik, Tiziana Ellenberger • Fotos: u. a. istockphoto.com/ photocase.com • Korrektorat: Rita Born • Inseratannahme: Sekretariat <strong>BewegungPlus</strong>, Postfach 2073, 3601 Thun, Telefon 033 223 11 80, Fax 033 223 17 26, www.bewegung - plus.ch • Druck: Druckerei Jakob AG, 3506 Grosshöchstetten • Auflage: 3100 Exemplare • Redaktionsadresse <strong>und</strong> Einsendungen für die Nummer September/Oktober bis 30. Juni 2011 an: Rita Born, Fliederweg 6A, 3661 Uetendorf, Telefon 033 345 22 15, r.born@bewegungplus.ch Von guten Mitteln <strong>und</strong> berüchtigten Zwecken <strong>Diakonie</strong> − über das Ob ist man sich einig, allein das Wie sorgt für reichlich Diskussionsstoff. Die einen finden, dass <strong>Diakonie</strong> immer auch <strong>Evangelisation</strong> sein muss. Keine Frage, als Christen wollen <strong>und</strong> sollen wir ja auch über Gottes Evangelium sprechen. Die Linderung von Not <strong>und</strong> Elend macht aus den empfangenden Menschen noch keine Christen. Deshalb soll <strong>Diakonie</strong> immer auch mit Glaubensverkündigung einhergehen, da nur so den Menschen ganz gr<strong>und</strong>legend geholfen werden kann. Die anderen stehen dieser Haltung eher skeptisch gegenüber. Denn es besteht natürlich die Gefahr, dass aus der guten Sache «<strong>Diakonie</strong>» eine unglaubwürdige Kampagne wird. Nichtchristen entrüsten sich über evangelistische <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong> erheben den Vorwurf, dass Menschen dadurch zu Bekehrungsobjekten herabgewürdigt werden. <strong>Diakonie</strong> unter Verdacht also? Zur Umsetzung des sozialdiakonischen Auftrags <strong>und</strong> einer Idealen Zusammenarbeit von Politik <strong>und</strong> Kirche lassen wir Ursula Erni, Sozialvorsteherin in Spiez, im Interview zu Wort kommen. Der Gr<strong>und</strong>satzartikel versucht diese Knacknuss in einem neuen Licht zu betrachten, damit das eine nicht gegen das andere ausgespielt wird. Des Weiteren sind in dieser Ausgabe Berichte über evangelistische wie auch sozialdiakonische Projekte zu finden, eine bemerkenswerte Studie zum Thema Jugend & <strong>Diakonie</strong>. Selbstverständlich fehlt auch ein Blick in die Tätigkeiten der Mission nicht. Man darf gespannt sein ... Viel Lese- <strong>und</strong> Verdaugenuss wünscht Therese Grimm <strong>BewegungPlus</strong> Burgdorf t.grimm@bewegungplus.ch Jakob Spener <strong>August</strong> Francke 17. Jh. 21. Jh. Diakonische Mission <strong>und</strong> missionarische <strong>Diakonie</strong> Der Beginn der pietistischen Bewegung im 17. Jh. in Europa wird als der Neubeginn der evangelistischen Befruchtung der Gemeinde angesehen. Der Pietismus gilt aber auch als Ursprung der <strong>Diakonie</strong>bewegung, die den christlichen Dienst am Menschen als «diakonische Mission <strong>und</strong> missionarische <strong>Diakonie</strong> zu ihrem Heil <strong>und</strong> zu ihrem Wohl» definierte. Der Pietismus verpflichtete alle Christen, evangelistisch zu wirken <strong>und</strong> sich in ihrem sozialen Umfeld einzusetzen. Und das taten sie auch: • Jakob Spener gründete soziale hilfseinrichtungen wie Armen-, Waisen- <strong>und</strong> Arbeiterhäuser. Er hat bereits 200 Jahre vor ihrer Verwirklichung die Idee einer Sozialversicherung entwickelt. • Auch der 2. Vater des Pietismus, <strong>August</strong> Francke, hat nicht nur diakonische Einrichtungen gegründet, sondern auch aktiv am Staatsleben teilgenommen: Er entwarf ein Bildungssystem, nahm Einfluss auf Gesetze gegen Ausbeutung in der Wollindustrie; <strong>und</strong> seine Waisenhäuser lieferten wirtschaftspolitische Erfolgsmodelle. • Ein lebendiger, christlicher Humanismus entstand, der sich das hohe Ziel eines Generalplans für eine bessere Gesellschaft steckte <strong>und</strong> in dem <strong>Diakonie</strong> durch wachsende Krankenbetreuung <strong>und</strong> den selbstlosen Einsatz von Diakonissen sichtbar wurde. • Ende des 18. Jh. sorgte Pfarrer Oberlin im Elsass durch Strassen- <strong>und</strong> Brückenbau für Arbeitsbeschaffung, <strong>und</strong> in seinem Dorf entstand der allererste Kindergarten. Du? • Oberlin inspirierte Friedrich Raiffeisen, ein überzeugter Christ, zur Idee genossenschaftlicher Selbsthilfe. Er gründete während einer hungersnot einen «Brotverein»; mit landwirtschaftlichen Genossenschaften verhinderte er die Verarmung der bäuerlichen Bevölkerung. Sein «Darlehnskassenverein» wurde Modell für die heute 330 000 Genossenschaftsbanken weltweit. • Ein gläubiger badischer Fabrikant startete 100 Jahre vor der industriellen Mitbestimmung das Experiment einer «B<strong>und</strong>esfabrik» im Miteigentum der Arbeiter etc. etc. Die Institutionen sind geblieben, die Kirche als Initiantin hat ihren Einfluss verloren. Umso erfreulicher ist der wachsende Drang, als Christen wieder sichtbar, verantwortlich <strong>und</strong> nachhaltig in die Gesellschaft hinein zu wirken. Die Auseinandersetzung mit <strong>Diakonie</strong> <strong>und</strong>, oder, anstelle von ... oder als Mittel zur <strong>Evangelisation</strong> kann uns auf diesem Weg nur inspirieren! Marcel Dürst Leiter MissionPlus | Promission m.duerst@bewegungplus.ch 3 ©istockphoto.com