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Naturschutz in NRW - NABU NRW

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Artporträt<br />

Die Bekass<strong>in</strong>e<br />

Die Bekass<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> typischer<br />

Bewohner der Lebensräume Moor<br />

und Feuchtwiese. Der mittelgroße<br />

Schnepfenvogel hat es <strong>in</strong> unserer <strong>in</strong>tensiv<br />

genutzten Agrarlandscha� zunehmend<br />

schwer (s. S. 10-11). Ursprünglich war die<br />

Bekass<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ganz Mitteleuropa verbreitet,<br />

heute konzentriert sich der Großteil<br />

ihres Bestandes auf die niederländischnordeutsch-polnische<br />

Tiefebene. Als Kurz-<br />

und Mittelstreckenzieher überw<strong>in</strong>tert die<br />

Bekass<strong>in</strong>e vor allem <strong>in</strong> Nordwest- bis Südeuropa<br />

sowie im Mittelmeerraum.<br />

Der gut getarnte, beige-braune Vogel brütet<br />

<strong>in</strong> Nasswiesen sowie <strong>in</strong> Nieder-, Hoch- und<br />

Übergangsmooren und reagiert sehr emp-<br />

� ndlich auf Entwässerung und Nutzungs<strong>in</strong>tensivierung.<br />

Besonders <strong>in</strong> der Morgen- und<br />

Abenddämmerung stochert die Bekass<strong>in</strong>e<br />

NATURSCHUTZ <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> 4/2012<br />

auf feuchten Böden oder im Flachwasser<br />

mit ihrem langen Schnabel nach Schnecken,<br />

Würmern und Insekten. Die Eiablage<br />

beg<strong>in</strong>nt gegen Mitte April. Spätestens Ende<br />

Juni verlassen die Jungvögel das gut geschützte<br />

Bodennest.<br />

Der wissenscha� liche Name „Gall<strong>in</strong>ago<br />

gall<strong>in</strong>ago“ ist durchaus wohlkl<strong>in</strong>gend, was<br />

man vom meckernden „Balzgesang“ der<br />

Männchen nur bed<strong>in</strong>gt behaupten kann.<br />

Dabei handelt es sich auch nicht um e<strong>in</strong>en<br />

tatsächlichen Gesang, sondern um e<strong>in</strong>en<br />

Instrumentallaut, der durch die beiden abgespreizten<br />

äußeren Schwanzfedern beim<br />

Sturz� ug entsteht. Ohneh<strong>in</strong> ist die Balzzeit<br />

für Bekass<strong>in</strong>enweibchen sehr unterhaltsam,<br />

etwa wenn die Männchen im Zickzack� ug<br />

aufsteigen und dann plötzlich schräg nach<br />

unten wegkippen.<br />

In vielen Ländern darf die Bekass<strong>in</strong>e bejagt<br />

werden, <strong>in</strong> der EU werden jährlich über<br />

500.000 Tiere geschossen. Die heutige Zahl<br />

von nur noch knapp 7.000 Brutpaaren <strong>in</strong><br />

Deutschland liegt aber weniger an der Jagd<br />

als an der anhaltenden Zerstörung ihrer<br />

Lebensräume. Der Verlust an Mooren und<br />

Feuchtgebieten hat die Bekass<strong>in</strong>e ganz nach<br />

oben auf der Roten Liste gebracht.<br />

Deutschlandweit ist die Bekass<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Niedersachsen,<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg am<br />

Fotos: W. Rolfes<br />

häu� gsten anzutre� en. In <strong>NRW</strong> existieren<br />

laut Atlas der Brutvögel Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens<br />

nur noch an e<strong>in</strong>igen Stellen des Westfälischen<br />

Tie� andes und des Münsterlandes<br />

zusammenhängende Vorkommen. Experten<br />

gehen derzeit von landesweit maximal 86<br />

Brutpaaren aus. E<strong>in</strong> bedeutender Brutplatz<br />

ist das Große Torfmoor (s. He� 3-2102).<br />

Dort hat der <strong>NABU</strong> M<strong>in</strong>den-Lübbecke <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren durch zahlreiche<br />

P� ege- und Entwicklungsmaßnahmen dazu<br />

beigetragen, dass im größten verbliebenen<br />

Moors Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens wieder e<strong>in</strong>e<br />

weite, nahezu baumlose Hochmoorlandscha�<br />

mit zahlreichen großen Freiwasser� ächen<br />

entstanden ist, die der Bekass<strong>in</strong>e, aber<br />

auch Brachvogel und Teichrohrsänger e<strong>in</strong>e<br />

Heimat bietet.<br />

Weitere regelmäßige Brutvorkommen gibt<br />

es im Oppenweher Moor (Kreis M<strong>in</strong>den-<br />

Lübbecke), im Recker Moor und im Emsdettener<br />

Venn (Kreis Ste<strong>in</strong>furt). Während<br />

des Frühjahrs- und Herbstdurchzuges nutzen<br />

die Tiere gerne Verlandungsbereiche,<br />

Schlamm� ächen und Sümpfe <strong>in</strong> Feuchtgebieten<br />

am Unteren Niederrhe<strong>in</strong> und <strong>in</strong> der<br />

Westfälischen Bucht zur Rast. Als wichtigster<br />

Rastplatz <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> galt <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren das EU-Vogelschutzgebiet „Rieselfelder<br />

Münster“.<br />

Bernd Pieper

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