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Vortrag Müller-Magdeburg - beim Arbeitskreis Trennung Scheidung ...

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selbst überzeugt bin. Noch nie hat ein Richter sein Verfahren danach ausgerichtet, wie<br />

andere Kollegen es führen. Ist das nicht der Inbegriff der richterlichen Unabhängigkeit? Und<br />

die Rechtsanwälte und Jugendämter? Nun, die würden schon kommen müssen, wenn ich<br />

sie lade. Und wenn nicht, na dann kann man ja weiter sehen. Um das Ergebnis vorweg zu<br />

nehmen: Sie sind auf meine Ladungen hin immer gekommen. Vom ersten Tag an stieg<br />

meine Arbeitszufriedenheit wieder auf nahe 100 % an!<br />

Ich habe in den vergangenen 1 ¾ Jahren die überraschendsten und rührendsten Situationen<br />

erlebt. Mal war der Widerstand der Eltern größer, mal kleiner. Sehr oft habe ich von sog.<br />

hochstreitigen Paaren einen verzweifelten Seufzer gehört „Sie haben ja recht, wir sehen ja,<br />

dass es so mit unserem Kind nicht weiter geht. Aber wir wissen nicht, wie wir es sonst<br />

hinkriegen sollen...“<br />

Ich hatte Glück, dass es bereits eine Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

zwischen Jugendämtern und Familiengerichten gab, die von der Senatsverwaltung für Justiz<br />

ins Leben gerufen worden war und von der Jugendverwaltung sehr engagiert begleitet<br />

wurde. Es gelang, die Mitglieder für die Idee mindestens zu interessieren, auch wenn mir der<br />

ironische Satz des Referatsleiters „Na, dann werden wir ja sehen, ob wir alle auch so<br />

angefixt sind wie Frau <strong>Müller</strong>-<strong>Magdeburg</strong>“ noch immer schmerzhaft in den Ohren klingt.<br />

Diese Arbeitsgruppe organisierte im April 2007 eine erste interdisziplinäre<br />

Fortbildungsveranstaltung im Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, zu der auch Herr Rudolph<br />

als Referent geladen war. Heute denke ich lächelnd an die Begrüßungsworte des<br />

Vizepräsidenten jenes Gerichts, der Interesse an der Idee zeigte, aber darauf hinwies, dass<br />

dies alles nicht ohne zusätzliches Richterpersonal geleistet werden könnte. Heute ist er<br />

selbst einer der begeistertsten Verfechter des sog. beschleunigten Familienverfahrens, wie<br />

wir die Cochemer Praxis in Berlin in Anlehnung an das Beschleunigungsgebot der beiden<br />

Reformgesetze heute nennen.<br />

Die Namensfindung war ein zäher Prozess, unzählige Vorschläge haben wir diskutiert und<br />

verworfen. Eine Reminiszenz an Cochem durfte der Name nicht enthalten, da er anderenfalls<br />

erhebliche Widerstände hervorgerufen hätte. Berliner Modell, Pankower Weg... Irgendwann<br />

waren wir die Namensdiskussion leid. Leider erleben wir, dass auch der gewählte Name<br />

Widerstände provoziert, die sich mit den Inhalten nicht auseinandersetzen wollen. Immer<br />

wieder hören wir, dass Beschleunigung doch kein Wert an sich sei, dass es Situationen<br />

gebe, in denen gerade entschleunigt werden müsse etc. Und so beginnt jeder <strong>Vortrag</strong> mit<br />

dem Hinweis, dass in diesem Verfahren nur die bürokratischen Abläufe beschleunigt seien,<br />

die Lösungssuche dagegen nachhaltig und dass wir uns insoweit alle Zeit der Welt nehmen<br />

würde, welche das Paar eben benötige.

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