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Die Grenzen des Wachstums

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Patrick Kupper: „Weltuntergangs-Vision aus dem Computer“ 11<br />

also dem Wissensstand von 1972. 39 Zweitens spielte die Zahl im Bericht eine völlig<br />

untergeordnete Rolle. Sie findet sich lediglich in einer langen Tabelle, in der<br />

nichtregenerierbare Rohstoffe und ihre geschätzten Vorräte aufgelistet sind. 40 Zusätzlich<br />

diskutiert wird die Zahl im Bericht nicht, und auch in den zeitgenössischen Diskussionen<br />

spielte sie vorerst keine Rolle. Erst mit dem Ölpreisschock Ende 1973 zog die<br />

entsprechende Prognose <strong>des</strong> Meadows-Berichts die Aufmerksamkeit auf sich. <strong>Die</strong><br />

Drosselung der Ölproduktion durch die arabischen Länder wurde nicht nur als politische<br />

Waffe im Nahostkonflikt interpretiert, sondern auch als Einsicht dieser Länder in die<br />

Begrenztheit ihrer Öllager. Der Winterthurer „Landbote“ führte das „erpresserische<br />

Verhalten der Ölscheiche“ gar hauptsächlich auf letzteres zurück: „Sie haben ihre<br />

Schlüsse aus realistischen Ergebnissen der Zukunftsforschung gezogen, so vor allem aus<br />

der Studie <strong>des</strong> Clubs of Rome über die <strong>Grenzen</strong> <strong>des</strong> <strong>Wachstums</strong>.“ 41 <strong>Die</strong><br />

Versorgungsengpässe wurden nun als Vorboten <strong>des</strong>sen gesehen, was in wenigen<br />

Jahrzehnten auf die Welt zukommen würde. 42 Drittens schliesslich, betonten die MIT-<br />

Forscher in ihrem Bericht, dass ihre Angaben als exakte Vorraussagen wertlos seien.<br />

„Wir können nicht die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, das Nationalprodukt Brasiliens<br />

oder die Weltproduktion an Nahrungsmitteln im Jahr 2015 voraussagen. <strong>Die</strong> Daten, mit<br />

denen wir arbeiten, sind für diese Voraussagen sicherlich unzulänglich, selbst wenn wir<br />

futurologische Aussagen machen wollten.“ 43<br />

Nicht verlässliche Prognosen zukünftiger Entwicklungen, sondern Kenntnisse über die<br />

grundsätzlichen Verhaltensweisen <strong>des</strong> Systems „Welt“ zu generieren, war der Hauptzweck<br />

der Studie. Nicht als exakte Vorhersage, sondern als Trendprognose gelesen und<br />

abstrahiert von den aus heutiger Sicht geradezu naiv wirkenden Ansätzen, bergen die<br />

„<strong>Grenzen</strong> <strong>des</strong> <strong>Wachstums</strong>“, im Rückblick gesehen, einige erstaunliche Einsichten. So ist<br />

in der Studie zu lesen, dass, falls die Rohstoffvorräte grösser seien als angenommen, die<br />

Umweltverschmutzung zum entscheidenden, dem Wachstum <strong>Grenzen</strong> setzenden Problem<br />

werden würde. Damit nahmen Meadows und Mitarbeiter implizit die Entwicklung <strong>des</strong><br />

globalen Umweltdiskurses der folgenden Jahrzehnte vorweg, <strong>des</strong>sen Schwergewicht sich<br />

in den 1980er und 1990er Jahren, geprägt durch den Leitdiskurs der Klimaerwärmung,<br />

von der Ressourcen- auf die Abfallproblematik verschob.<br />

6. Was machte die „<strong>Grenzen</strong> <strong>des</strong> <strong>Wachstums</strong>“ zum Bestseller?<br />

Aus einer historischen Perspektive ist das aus einer gegenwärtigen Sicht vorgenommene<br />

Aufrechnen von Unzulänglichkeiten und Fehlern mit längerfristig gültigen Einsichten <strong>des</strong><br />

39 BP, Statistical Review of World Energy, June 2001, S. 8. Siehe auch Hohensee 1996.<br />

40 Meadows 1972, S. 48f.<br />

41 Der Landbote, Nr. 302, 31.12.1973.<br />

42 So etwa Hans Hüssy, Stiftungspräsident <strong>des</strong> WWF, in Panda, 1/1974, S. 1.<br />

43 Meadows 1972, S. 80.

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