75 Jahre Angelclub Forelle Eiringhausen e.V. Juni 2012 - von ...
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Erinnerungen Die Lenne im Sauerland<br />
Anangeln im Frühjahr überzeugen können. Der dem<br />
Fischfleisch anhaftende Beigeschmack wird jedoch<br />
erst dann endgültig verschwinden, wenn auch die<br />
Zuflüsse Else und Oester nicht mehr temporär zu<br />
Abwasserkloaken umfunktioniert werden.<br />
Die 70er <strong>Jahre</strong> waren das Jahrzehnt des<br />
Fischsterbens und der Umweltkatastrophen.<br />
Allmählich wurden die Flüsse wieder sauberer<br />
und in der Bevölkerung entwickelte sieh ein<br />
Umweltschützgedanke. Die Besatzmaßnahmen<br />
trugen erste Früchte, da wurden sie auch schon<br />
wieder durch Chemieunfälle zerstört. Zu den<br />
Größten seinerzeit zählte ein Zyanidskandal im<br />
Veischedebach bei Lennestadt Bonzel. Fahrlässig<br />
wurde in einem Galvanikbetrieb Zyanid abgelassen,<br />
die Giftwelle trieb die Lenne herunter und<br />
verursachte einen Schaden <strong>von</strong> ca. 100.000 DM.<br />
Der Betreiber wurde damals nur zu einer Geldstrafe<br />
<strong>von</strong> 5000 DM verurteilt, heutzutage sicherlich<br />
unvorstellbar. Allerdings erhielten alle geschädigten<br />
Angel vereine eine Entschädigung <strong>von</strong> 90000 DM,<br />
welche anteilig verteilt wurde.<br />
Dessen ungeachtet ließ sich der Sportanglerclub<br />
„<strong>Forelle</strong>“ <strong>Eiringhausen</strong> nie entmutigen und<br />
führte konsequent weiter Lennereinigungen und<br />
Besatzmaßnahmen durch. Dabei kam der Spaß<br />
nie zu kurz, es wurden Angelfahrten zu Kanälen,<br />
Talsperren, Seen und zur Küste organisiert. Eine<br />
Lokalzeitung berichtete 1968 nach einer Fahrt zum<br />
Diemelsee:<br />
Nach l3/4 Stunde war man am Ziel angelangt.<br />
Bepackt mit Ruten, Setzkeschem und<br />
Köderfischkesseln verteilte sich eine ganze Scharr<br />
rund um den See. Jeder suchte sich einen Platz, der<br />
ihm Erfolg versprechend erschien, badete seinen<br />
Wurm, Made oder seinen Köderfisch und nahm<br />
hin und wieder einen kräftigen Schluck aus der<br />
Thermoskanne (in der in einzelnen Fällen auch<br />
Kaffee gewesen sein soll.)<br />
Gegen 16 Uhr waren die Setzkescher voll und<br />
die Thermosflaschen leer und man rüstete zum<br />
Aufbruch. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich nur noch<br />
schwer feststellen, wer mehr geladen hatte, der<br />
Bus (wegen der Fische) oder die Angler (wegen des<br />
Inhalts der Thermosflaschen).<br />
Auf dem Rückweg dieser Angeltouren wurde<br />
oftmals in Altenaffeln eingekehrt, um bei<br />
einem kräftigen Essen und kühlem Schluck den<br />
Sieger der Veranstaltung zu küren. Den auf dem<br />
Vereinsangeln basierenden Pokal erhielt der<br />
Sieger immer auf der im Winter stattfindenden<br />
<strong>Jahre</strong>shauptversammlung.<br />
Die besten Angler nahmen auch an den<br />
damals populären Wettkämpfen wie Bezirksangelmeisterschaften<br />
teil. Heute distanziert sich<br />
der Verein <strong>von</strong> solchen Veranstaltungen, es<br />
wird lediglich noch der schwerste Fisch einer<br />
Veranstaltung gekürt. Ein Massenschlachten nur<br />
des Sieges willen findet schon alleine aus Achtung<br />
und Ehrfurcht vor dem Lebewesen nicht mehr statt.<br />
Um sich eindeutig <strong>von</strong> dem Wettkampffischen<br />
abzugrenzen, benannte sich der Verein 1992<br />
<strong>von</strong> „Sportanglerclub <strong>Forelle</strong> <strong>Eiringhausen</strong><br />
in „Anglerclub <strong>Forelle</strong> <strong>Eiringhausen</strong>“ um. Die<br />
Eintragung in das Vereinsregister am 22. März<br />
1968 unterstreicht zudem den gemeinschaftlichen<br />
Gedanken der Menschen, die sich ihrem Hobby<br />
-dem Angeln- verschrieben haben.<br />
In den Anfangsjahren befand sich die Lenne in<br />
Privatbesitz, 1952 wurden 5 DM Fischereipacht<br />
bezahlt, in den 60er <strong>Jahre</strong>n mussten schon 10<br />
DM gezahlt werden und Anfang der 70er <strong>Jahre</strong><br />
stieg der Pachtpreis auf 1<strong>75</strong> DM an. Im Januar<br />
1972 kaufte der Verein für 7000 DM das<br />
Fischereirecht <strong>von</strong> den Privateigentümem.<br />
Dies war nur mit Unterstützung des<br />
Landesfischereiverbandes möglich, der dazu<br />
dankenswerter Weise ein zinsloses Darlehen <strong>von</strong><br />
5000,- DM gewährte. Ebenfalls 1972 entstand<br />
ein neues Fischereigesetz, in deren Verlauf im<br />
Oktober 19<strong>75</strong> die Fischereigenossenschaft des<br />
gemeinschaftlichen Fischereibezirkes Plettenberg<br />
gegründet wurde. In Folge dessen wechselte das<br />
Fischerei-recht zur Fischereigenossenschaft und<br />
somit pachtet der Verein seit 1977 den Bereich<br />
zwischen Silbacheinlauf und der Brücke in<br />
Elhausen. Das erste Vereinsgewässer befand sich<br />
zwischen Messingwerk <strong>Eiringhausen</strong> und dem<br />
früheren Wehr in Höhe der Firma Brockhaus, heute<br />
sind dort die „Plettenberger Maipiere“ sowie der<br />
„ASF Bremcke“ ansässig. In den 80er <strong>Jahre</strong>n musste<br />
unser Verein noch einmal ein Stück Lenne abtreten,<br />
<strong>von</strong> der Brücke in Elhausen bis zum Wehr und<br />
darunter bewirtschaften nun die „Guten Freunde<br />
Elsetal“.<br />
Anfangs trafen sich die Gründungsmitglieder<br />
in der Gaststätte Plankemann in <strong>Eiringhausen</strong>,<br />
später war das katholische Gemeindehaus der<br />
Versammlungsort. Im Hotel Hane-beck (deutsches<br />
Haus), der heutigen Sparkasse, tagte der Verein<br />
bis zur Schließung im <strong>Jahre</strong> 1983. Der damalige<br />
Böddinghauser Hof wurde das „neue Zuhause“,<br />
seit 2006 finden die <strong>Jahre</strong>shauptversammlungen<br />
im Burghaus statt. Viele <strong>Jahre</strong> hatte der Club<br />
einen zweiten Wohnsitz in einem ehemaligen<br />
Eisenbahnwaggon an der Listertalsperre, aber das<br />
ist ein separates Kapitel ...<br />
Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> gelang es dem<br />
ehemaligen Vorsitzenden Dieter Hohage<br />
den alten „Schweinestall“ unterhalb des<br />
Übergangsheimes in der Papenkuhle mit<br />
seinen zwei Doppelgaragen und einem<br />
kleinen Grundstück anzumieten. Dank<br />
unzähliger Arbeitsstunden durch unsere<br />
Mitglieder hat sich dieses Gebäude zu einem<br />
Zentrum der Vereinsaktivitäten entwickelt.<br />
Unser Boots- und Gerätehaus kann sich sehen<br />
lassen, ob Monats-versammlungen, Räucherfest,<br />
Angelveranstaltungen oder der jährlich<br />
stattfindende Fischerkurs, jedes Event findet hier<br />
einen passenden Rahmen.<br />
Seit den 70er <strong>Jahre</strong>n fuhren Mitglieder<br />
des Vereins einen Vorbereitungskurs zur<br />
Fischerprüfung durch, sechs Mitglieder sind im<br />
Prüfungsausschuss vertreten, kreisweit die höchste<br />
Zahl. Dieter Hohage ist mittlerweile der<br />
Fischereiberater des Märkischen Kreises und<br />
Beiratsmitglied im Landesfischereiverband<br />
Westfalen und Lippe e.V., aktuell hat der Club<br />
drei ausgebildete Elektrofischer mit eigenem<br />
Elektrofischgerät.<br />
Dieses dient der Bestandsaufnahme und<br />
Kontrolle, sowie in dringenden Fällen auch dem<br />
Abwehren <strong>von</strong> Fischsterben.<br />
Mit dem Eintritt 2008 in die Ohler<br />
Dorfgemeinschafit zeigt der Verein seine<br />
Verbundenheit mit dem Ortsteil Ohle und<br />
möchte sich so aktiv an der Erhaltung und<br />
Gestaltung des Kernbereichs des Vereinsgewässers<br />
einbringen.<br />
Genauso eifrig und entschlossen wie sich die<br />
Gründer und nachfolgende Mitglieder um eine<br />
Verbesserung des Lebensraums Lenne bemüht<br />
haben, beschäftigt sich der Verein heute mit<br />
Themen wie Renaturierung, Durchlässigkeit,<br />
Wasserrahmenrichtlinie und dem Kormoran.<br />
Schließlich sollen auch noch nachfolgende<br />
Generationen in diesem Verein Zeitungsartikel wie<br />
alte Fischer wissen zu berichten, das es in der<br />
Lenne Hechte <strong>von</strong> anderthalb Metern Länge und<br />
einem ansehnlichem Gewicht gegeben habe (1961)<br />
noch vor einem halben Jahrhundert waren<br />
unsere Gewässer im Sauerland so fischreich,<br />
dass man hier noch die Tätigkeit des Fischens als<br />
Hauptberuf ausüben konnte (1961)<br />
wieder starker <strong>Forelle</strong>nbestand in der Lenne<br />
(1971)<br />
lesen dürfen.<br />
Wolfgang Thiesmeier bei seiner Begrüßungsrede. Bildhaft stellte er die <strong>75</strong> jährige Geschichte des <strong>Angelclub</strong><br />
<strong>Forelle</strong> <strong>Eiringhausen</strong> e. V. vor. Dieser entstand im Herbst 1937 aus einer Bierlaune heraus. In Hochzeiten<br />
hatte der Verein 153 Mitglieder, welche auf nun 104 Mitglieder zurückgegangen ist.<br />
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