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bus #4/2005 als PDF laden - STADTSTUDENTEN Berlin

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us<br />

— 4<br />

— <strong>2005</strong><br />

22<br />

digital<br />

Wissen für alle<br />

Im Internet gibt es zahlreiche Projekte,<br />

die das Bücherwälzen ablösen können.<br />

Immer wieder kursiert das Schlagwort der „Wissens-Allmende“ durch<br />

die Welt, mal <strong>als</strong> Forderung, mal <strong>als</strong> Feststellung, mal <strong>als</strong> Zweifel. „Allmende“<br />

bedeutet „Gemeingut“, <strong>als</strong>o etwas, das allen gehört, was ja in Zeiten<br />

von Patentanwälten und Digital Rights Management nicht mehr selbstverständlich<br />

ist. Doch gibt es einige Bereiche, in denen es gut funktioniert.<br />

Das populärste Beispiel ist die Wikipedia, ein umfangreiches Online-Lexikon,<br />

das es durchaus mit dem Brockhaus oder der Microsoft Encarta aufnehmen<br />

kann, wie einige Vergleiche zeigen. Bei der Wikipedia fungiert<br />

quasi die gesamte Menschheit <strong>als</strong> Redaktion: Jeder kann Beiträge verfassen,<br />

fremde korrigieren oder erweitern. Dadurch ergeben sich zwar einige<br />

Lücken, gerade in klassischen Disziplinen, und einige Fehler, aber bei weit<br />

über 300.000 Einträgen allein in der deutschen Ausgabe ist die Qualität<br />

insgesamt sehr gut und die Artikel gehen häufig weit über schlichte Lexikoneinträge<br />

hinaus. Allerdings kann<br />

auch die Wikipedia – wie jedes Lexi-<br />

kon – nur <strong>als</strong> Ausgangspunkt für die<br />

eigene Recherche dienen und diese<br />

nicht ersetzen.<br />

Literatur für alle<br />

Die Werke längst verstorbener<br />

Autoren haben den Vorteil, dass niemand<br />

mehr die Rechte an ihnen<br />

hält. Man bezahlt im Buch<strong>laden</strong> <strong>als</strong>o<br />

meist nur für den Luxus, diese Texte in gedruckter Qualität ins Regal stellen<br />

zu können. Weltweit gibt es zahlreiche Projekte, die solche Texte, an<br />

denen kein Autor oder Erbe mehr die Rechte hält, online verfügbar zu<br />

machen. Häufig liegen die Texte <strong>als</strong> blanke Text-Dateien vor und können<br />

dann platzsparend formatiert werden, wer dann noch einen Laserdrucker<br />

zur Hand hat, kann gegenüber einer Druckausgabe richtig Geld sparen.<br />

Für zahlreiche Fachbereiche gibt es umfangreiche Online-Datenbanken<br />

und -Plattformen, die ebenfalls kostenlos nutzbar sind und das Nachschlagen<br />

in umfangreichen Büchern ersparen und so manche Bibliotheksstunde<br />

überflüssig machen, vorausgesetzt, man hat einen flotten Internetzugang.<br />

Mediaevum.de beispielsweise ist eine umfangreiche Linkliste rund um Mittelalterstudien:<br />

Wörterbücher, Handschriften, Bibliographien, Tagungskalender,<br />

Studienhinweise. Wer nun meint, seine Hausarbeit gänzlich mithilfe<br />

solcher Online-Quellen schreiben zu können, wird von der Begeisterung<br />

mancher Professoren für „echte Bibliotheksarbeit“ davon abgehalten und<br />

übersieht die aktuelle Forschungsliteratur, die eben noch nicht online steht.<br />

Vorsicht ist geboten<br />

www.wikipedia.de<br />

– das Online-Lexikon<br />

www.gutenberg.org<br />

– englisches Textarchiv<br />

ota.ahds.ac.uk<br />

– das Oxford Text Archiv<br />

gutenberg.spiegel.de<br />

– deutsches Textarchiv<br />

Eine Warnung bei all dem Wissen, was wirkt <strong>als</strong> sei es „Allmende“: Nur,<br />

weil etwas online verfügbar ist, bedeutet das nicht, dass es erstens stimmt<br />

oder zweitens einfach so abgeschrieben werden darf. Auch Online-Quellen<br />

müssen sauber zitiert werden – Plagiate sind mit Suchmaschinen<br />

leicht herauszufinden und werden zunehmend härter bestraft. De facto<br />

wächst <strong>als</strong>o die Herausforderung an den ambitionierten Akademiker: Sehr<br />

viel Wissen ist sehr leicht zugänglich und muss in der eigenen Forschung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Diskussion, was Allmende ist, ob beispielsweise auch öffentlich finanzierte<br />

Forschung, und wie diese nutzerfreundliche verwaltet werden<br />

kann, ist noch längst nicht abgeschlossen. Die Vielfalt an Projekten, die jeweils<br />

eigene Ziele verfolgen und unterschiedliche Techniken nutzen, lassen<br />

die Idee des einfachen, einheitlichen Zugriffs auf die globale Wissensallmende<br />

immer weiter in die Zukunft rücken. Robert Andres

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