Talentmanagement bei Helmholtz - Helmholtz-Gemeinschaft ...
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Gesamtsystem sehr nützlich und sinnvoll. Wir haben überhaupt keine<br />
Angst vor Konkurrenz, letztendlich leben wir im Wissenschaftssystem<br />
von Kooperation und gegenseitigem Wissenstransfer.<br />
Wir haben in Deutschland das Hausberufungsverbot. Führt dies eine<br />
systematische Talentförderung nicht geradezu ad absurdum, da es<br />
über längere Zeit mit großem Aufwand Geförderte „vertreibt“?<br />
J.M.: Ja, das ist kontraproduktiv. Ich habe das nie verstanden. Warum soll<br />
eine Hochschule nicht jemanden, der als Postdoktorand zu ihr kommt,<br />
so weiterentwickeln, dass er am Ende an dieser Hochschule Professor<br />
wird und vielleicht sogar den Nobelpreis gewinnt? Da gibt es gerade<br />
aus dem angelsächsischen Raum viele gute Beispiele. Was man vermeiden<br />
muss, sind sogenannte Kaminsteiger-Karrieren, wo jemand nur an<br />
einem Ort war. Aber warum soll man guten Postdoktoranden und Juniorprofessoren,<br />
die hervorragende Ar<strong>bei</strong>t leisten, keine Aufstiegsmöglichkeiten<br />
am eigenen Ort bieten? Wir sollten uns von dem Hausberufungsverbot<br />
verabschieden und hier viel offener und flexibler agieren.<br />
H.P.: Ein Hausberufungsverbot ist für die Dynamik des Gesamtssystems<br />
aus zwei Gründen sinnvoll: Zum einen ist es Bestandteil der akademischen<br />
Ausbildung, verschiedene Institutionen und Universitäten<br />
talEntmanagEmEnt In dEr WIssEnschaft | 7<br />
kennenzulernen. Zum anderen neigen viele Institutionen zur Trägheit.<br />
Gibt es keine klaren Spielregeln, dann ist die Gefahr von Kaminsteiger-<br />
Karrieren sehr groß. Allerdings: Die Hochschulen haben heute gute Instrumente<br />
zur Verfügung, mit dem akademischen Prinzip des Hausberufungsverbots<br />
flexibel umzugehen. Um zwei Beispiele zu geben: Es gibt<br />
inzwischen Tenure-Track-Möglichkeiten für Juniorprofessorinnen und<br />
-professoren, die von außerhalb berufen wurden. Oder wir können Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
zur Rufabwehr ad personam auf eine Professur beziehungsweise<br />
eine besser dotierte Professur berufen.<br />
Was muss an den Hochschulen geschehen, damit <strong>Talentmanagement</strong><br />
eine Erfolgsgeschichte wird – und kein Papiertiger?<br />
H.P.: Es muss uns gelingen, in den Hochschulen eine Kultur des <strong>Talentmanagement</strong><br />
zu verankern. Das Signal dafür muss von der Hochschulleitung<br />
kommen und sich auf die gesamte Hochschule ausdehnen.<br />
Das ist ein gewaltiger Kulturwandel, denn Nachwuchsförderung und<br />
speziell die von Talenten wurde bis vor kurzem noch in der akademischen<br />
Welt eher kleingeschrieben.<br />
Das Interview führte Johannes Fritsche, Technik- und Wissenschaftsjournalist<br />
in Bonn. Mitar<strong>bei</strong>t: Veronika Renkes, Wissenschaftsjournalistin in Berlin.