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Die Grundlagen der tibetischen Medizin - Chinesische Medizin ...

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Toni Fischer: <strong>Die</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>tibetischen</strong> <strong>Medizin</strong><br />

herben Verlust an Präzisierung <strong>der</strong> Therapie auf das höchst individuelle<br />

Disharmoniemuster des Patienten bedeutet.<br />

Manchmal – zum Beispiel zur Herstellung so genannter Butterpillen –<br />

werden die Arzneimittel tagelang zu einem Brei verkocht, um die Wirkstoffe<br />

zu potenzieren. Etwa hun<strong>der</strong>t Kilogramm Arzneipflanzen können<br />

dabei zu zehn Kilogramm wirksamer Stoffe reduziert werden. <strong>Die</strong> Masse<br />

wird so lange erhitzt und gefiltert, bis sie zu Pillen geformt werden kann.<br />

8. Ausblick<br />

<strong>Die</strong> tibetische <strong>Medizin</strong> wird manchmal auch buddhistische <strong>Medizin</strong> genannt.<br />

<strong>Die</strong>s ist zweifellos gerechtfertigt durch die Tatsache, dass <strong>der</strong> Buddhismus<br />

den ganzen kulturellen und sozialen Kontext <strong>der</strong> <strong>tibetischen</strong> <strong>Medizin</strong> durchdringt.<br />

<strong>Die</strong> Tabelle 1 zeigt diese enge Verknüpfung von <strong>Medizin</strong> und Buddhismus<br />

in Form <strong>der</strong> medizinischen Analogie. Während die buddhistische<br />

Ursache des Leidens eine Ätiologie auf <strong>der</strong> Geistesebene, die westliche<br />

<strong>Medizin</strong> auf <strong>der</strong> somatischen Ebene hat, postuliert die tibetische <strong>Medizin</strong><br />

ein Ungleichgewicht <strong>der</strong> Körperenergien, welches sowohl spirituelle wie<br />

äußere Ursachen haben kann. Darüber hinaus werden die drei Gifte des<br />

Geistes den Körperenergien zugeordnet: Begierde und Anhaftung führen<br />

zu rlung-Schäden, Ärger und Aggression zu mkhrispa- Schäden und Verblendung<br />

zu badkan-Schäden.<br />

Tabelle 1: <strong>Die</strong> Vier Wahrheiten als <strong>Medizin</strong>system<br />

<strong>Die</strong> Vier Wahrheiten Lehre Buddhas Tibetische <strong>Medizin</strong> Naturwissenschaftliche<br />

<strong>Medizin</strong><br />

1. Erkenne das Leiden<br />

2. Ursache des Leidens<br />

(Ätiologie)<br />

3. Aufhebung des Leidens<br />

(Therapie)<br />

4. Weg: Therapeutische<br />

Verfahren<br />

Begierde, Wut, Hass<br />

Verblendung<br />

spirituell<br />

Gegengifte:<br />

Mitgefühl<br />

Weisheit<br />

Achtfacher<br />

Pfad<br />

Disbalance <strong>der</strong><br />

Energieprinzipien rlung,<br />

mkhrispa, badkan<br />

Inneres Gleichgewicht<br />

wie<strong>der</strong> herstellen<br />

Verhalten, Ernährung<br />

Arzneimittel<br />

äußere Therapie<br />

äußere,<br />

materielle Faktoren<br />

somatisch<br />

Eliminierung<br />

<strong>der</strong> somatischen<br />

Ursachen<br />

Medikamente<br />

Chirurgie<br />

Radiotherapie<br />

Physiotherapie<br />

Auch wenn man nicht Buddhist sein muss, damit die tibetische <strong>Medizin</strong><br />

wirksam ist, so ist die buddhistische Ethik – die nicht an eine Religion gebunden<br />

ist – eine für alle Menschen verbindliche Form von ethischem Verhalten.<br />

Aber die fundamentalen Theorien <strong>der</strong> Physiologie, Pathologie und<br />

Pharmakologie haben keinen spezifisch buddhistischen Hintergrund und<br />

werden auch im hinduistischen Ayurveda gelehrt. <strong>Die</strong> Rückführung <strong>der</strong><br />

Vier Tantras auf das authentische Wort des Buddhas Bhaisajyaguru lässt<br />

sich nach mo<strong>der</strong>nen philologischen Überlegungen nicht verifizieren, da <strong>der</strong><br />

Text unmöglich die Übersetzung eines verloren gegangenen Sanskrit-Textes<br />

sein kann (F. Meyer: Theorie und Praxis <strong>der</strong> Tibetischen <strong>Medizin</strong>: in Van<br />

Alphen 1997, S. 114 ff.).<br />

170 Chin Med 2010 · Nr. 3

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