Moderne Therapie des Nierenzellkarzinoms - Claraspital
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Editorial<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen<br />
Mit der vorliegenden Ausgabe<br />
von ClaraAktuell möchten wir<br />
Ihnen die moderne <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Nierenzellkarzinoms</strong> näher bringen.<br />
Nach einführenden epidemiologischen<br />
Daten erklärt Dr. Robin Ruszat, Leitender<br />
Arzt Urologie, die Indikation für minimal-invasive<br />
und organerhaltende<br />
Verfahren in der Nierentumorchirurgie.<br />
Frau Dr. Corinne Cescato-Wenger<br />
legt dar, dass beim metastasierten<br />
Nierenzellkarzinom eine zielgerichtete<br />
<strong>Therapie</strong> möglich und ein therapeutischer<br />
Nihilismus fehl am Platz ist.<br />
Wesentlich dazu beigetragen haben<br />
die neuen <strong>Therapie</strong>konzepte in der<br />
Onkologie, die mit Kinase-Inhibitoren<br />
und monoklonalen Antikörpern durchgeführt<br />
werden. Im Interview nimmt<br />
Frau Dr. Cescato-Wenger Stellung zur<br />
Entstehung <strong>des</strong> <strong>Nierenzellkarzinoms</strong><br />
sowie zur Lebensqualität während<br />
der <strong>Therapie</strong> mit zielgerichteten<br />
Substanzen. Auch wird der Kostenfaktor<br />
dieser <strong>Therapie</strong> in Relation zum Gewinn<br />
an Lebenszeit diskutiert.<br />
Als neue Aktivität bietet die physiotherapeutische<br />
Abteilung <strong>des</strong> <strong>Claraspital</strong>s<br />
ein ambulantes Kursprogramm für<br />
onkologische Patienten an, das unter<br />
dem Titel «Körperliche Aktivität bei<br />
Krebs» ein angepasstes und regelmässiges<br />
Training, ohne Leistungsdruck<br />
und mit Respektierung der jeweiligen<br />
körperlichen Grenzen, beinhaltet. Als<br />
neue Mitarbeiterin dürfen wir Frau<br />
Dr. Chloé Kaech begrüssen, die eine<br />
Oberarztstelle als Infektiologin am<br />
<strong>Claraspital</strong> antritt. Sie wird uns helfen,<br />
in Zukunft den rationalen Einsatz von<br />
Antibiotika sowohl im Alltag als auch<br />
bei multiresistenten Keimen weiter zu<br />
verbessern. Zudem werden Sie über<br />
die elektronische Krankenakte und<br />
die WLAN-Visite, die im <strong>Claraspital</strong><br />
eingeführt werden, informiert.<br />
Nun wünschen wir Ihnen angenehme<br />
Unterhaltung bei der Lektüre dieser<br />
neuesten Ausgabe und bedanken uns<br />
für die kollegiale Zusammenarbeit.<br />
Prof. Dr. Markus von Flüe<br />
Prof. Dr. Christian Ludwig<br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Nierenzellkarzinoms</strong> (Fortsetzung)<br />
möglichen Entwicklung einer Niereninsuffizienz<br />
vorzubeugen (Abbildung 1).<br />
Aufgrund der onkologischen Sicherheit<br />
war die organerhaltende Nierentumorchirurgie<br />
lange nur auf imperative Indikationen<br />
wie einer Einzelniere, bilaterale<br />
Nierentumore oder vorbestehende Niereninsuffizienz<br />
beschränkt. In den letzten<br />
Jahren hat sich die organerhaltende Nierentumorchirurgie<br />
trotz Gegenwart einer<br />
gesunden Gegenniere (elektive Indikation)<br />
als Alternative zur radikalen Tumornephrektomie<br />
etabliert. Infolge verbesserter<br />
Wachstums-<br />
faktoren:<br />
FGF, VEGF,<br />
Ang-1, PDGF<br />
Tumor<br />
Wachstums-<br />
faktor<br />
Blut-<br />
gefässe<br />
Operationstechniken können nierenerhaltende<br />
Operationen heute onkologisch sicher<br />
mit einer geringen Gesamtmorbidität<br />
und einer niedrigen Lokalrezidivrate durchgeführt<br />
werden. Ein wichtiger Aspekt der<br />
organerhaltenden Nierentumorchirurgie ist<br />
hierbei die verbesserte Lebensqualität und<br />
Zufriedenheit der Patienten.<br />
Zielgerichtete <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong><br />
metastasierten <strong>Nierenzellkarzinoms</strong><br />
Während bei einem auf die Niere beschränkten<br />
Krebs die operative Entfernung<br />
der Niere die <strong>Therapie</strong> der Wahl darstellt,<br />
gab es für Patienten in fortgeschrittenen<br />
Stadien lange Zeit keine erfolgversprechenden<br />
Behandlungsmöglichkeiten. Auch<br />
mit Einführung von Chemotherapien (Zytostatika),<br />
die das Zellwachstum verhindern<br />
oder verzögern, konnten beim Nierenzellkrebs<br />
keine nennenswerten Erfolge erzielt<br />
werden. Die Ansprechraten lagen zwischen<br />
5 und 8 %. Diese Zahl liegt unwesentlich<br />
über der Spontanremissionsrate, die beim<br />
Nierenzellkarzinom beschrieben wurde.<br />
Ab Anfang der 80er Jahre wurde schliesslich<br />
alpha-Interferon (IFN-α) und Interleukin-2<br />
(IL-2) zur <strong>Therapie</strong> eingesetzt. Diese Biomodulatoren<br />
stimulieren das körpereigene Immunsystem.<br />
Die Immunotherapie in Kombination<br />
mit einer Chemotherapie galt bisher<br />
als die wichtigste Option beim metastasierenden<br />
Nierenzellkrebs. Aber auch unter<br />
dieser Behandlung kommt eine dauerhafte<br />
Heilung selten vor. Hinzu kommt, dass die<br />
Nebenwirkungen, wie grippeähnliche Symp-<br />
tome, unklares Fieber oder Fatigue und, je<br />
nach Interferondosis, intensivmedizinische<br />
Betreuung, die Lebensqualität der Patienten<br />
beträchtlich beeinflussen.<br />
Neuere <strong>Therapie</strong>konzepte in der Onkologie<br />
werden unter dem Begriff «Targeted<br />
<strong>Therapie</strong>s», zielgerichtete <strong>Therapie</strong>n, zusammengefasst.<br />
Im Gegensatz zur Chemotherapie<br />
greifen diese <strong>Therapie</strong>n möglichst<br />
gezielt in gestörte Regulationsvorgänge<br />
maligner Zellen ein (Abbildung 2).<br />
Seit kurzem haben wir die Möglichkeit der<br />
zielgerichteten <strong>Therapie</strong> mit Kinase-Inhi-<br />
Blut-<br />
gefässe<br />
Blutgefässe<br />
Tumorzellen<br />
Abbildung 2: Wirkorte der Targeted Therapy. Hemmung der Angiogenese und der<br />
Proliferation der Tumorzellen.<br />
bitoren und monoklonalen Antikörpern.<br />
Diese beiden Substanzgruppen haben die<br />
<strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> metastasierten <strong>Nierenzellkarzinoms</strong><br />
in kurzer Zeit revolutioniert. Beim<br />
Nierenzellkarzinom stellt die Hochregulierung<br />
<strong>des</strong> Wachstumsfaktors für die Gefässneubildung<br />
VEGF (Vascular Endothelial<br />
Growth Factor) ein vielversprechender An-<br />
Temsirolimus<br />
Torisel ®<br />
Afinitor ®<br />
Certican ®<br />
Everolimus<br />
Sunitinib<br />
Sutent ®<br />
Tumor<br />
Bevacizumab<br />
Avastin ®<br />
Vaskuläre<br />
Edothelzellmembran<br />
SUØ11248<br />
PTK 787<br />
BAY 43-9006<br />
Vaskuläre<br />
Permeabilität<br />
mTor<br />
Transkriptionsfaktoren<br />
(u.a. Hif-alpha)<br />
Bevacizumab<br />
VEGF-Trap<br />
Thalidomid<br />
Akt/PKB<br />
Überleben<br />
endothelialer Zellen<br />
VEGF<br />
PI3K<br />
p3<br />
M<br />
endoth<br />
Rini and Small: J.Clin.Oncol.200<br />
Abbildung 3: Blockade <strong>des</strong> VEGF-Weges. Antikörper und Rezep<br />
?