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KATALOG 19 - Antiquariat Müller & Draheim

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1 BRIEFLADE. – Holzkorpus mit abgeflachtem Walmdeckel. Lederbezug, geschnitten und punziert. Originale<br />

Eisenbeschläge und Papierauskleidung. Böhmisch-österreichischer Raum, um 1400. 14 : 29 : 18 cm.<br />

17500.-<br />

Die abgewalmte Form entspricht dem Umriß eines Stapels<br />

größer und kleiner gefalteter Papiere (cf. Nenno 3.1<br />

und 3.2: Briefladen um 1330). Der Bezug besteht aus<br />

Lederstücken, die an den Kanten deutlich sichtbar miteinander<br />

vernäht sind. Der frei geführte Schnitt paßt<br />

sich den Flächen an: verschlungene Blattranken am<br />

schmalen Dach und den Längsseiten des Deckels, je ein<br />

liegendes Paar spießförmiger Blätter mit Mittelknospe<br />

an seinen trapezförmigen Schmalseiten, drei bis fünf<br />

stark gefiederte stehende Blätter an den Kastenwänden.<br />

Der lineare Schnitt von Umriß und Blattadern wird<br />

durch dichte Vierpaß-Punzung des Grundes kontrastiert.<br />

Der ebenfalls lederbezogene Boden bleibt glatt.<br />

Mit der Blattornamentik liegt ein Hauptmotiv des böhmisch-österreichischen<br />

Lederschnittes vor. Gall hat seine<br />

Verbreitung von Prag nach Niederösterreich ab Mitte<br />

des 14. Jahrhunderts aufgezeigt (Abb. 35-45 und 71),<br />

bei Schmidt-Künsemüller finden sich zahlreiche Parallelen<br />

an Einbänden des Meisters der Blattornamente um<br />

die Mitte des 15. Jahrhunderts (zusammengestellt p.<br />

291, no. 13). Der bereits standardisierte Einbanddekor<br />

unterstreicht die archaische Schnittführung der Lade.<br />

Wie häufig sind die schmiedeeisernen Beschläge über<br />

den Lederschnitt geführt: zwei lange, in einen Dreipaß<br />

auslaufende Gelenkspangen, eine weitere für den Verschlußriegel.<br />

Das Schloß mit vier Eckpässen ist unversperrt,<br />

der Riegel läßt sich einhängen. Am flachen Dach<br />

Tragegriff mit tierkopfähnlichen Ankern, die Ösen aus<br />

getriebenen Buckelrauten aufsteigend. Über der ungewöhnlichen<br />

Papierauskleidung sind die Kastenkanten<br />

mit weißem Schweinsleder verstärkt. Zwei in den Innenboden<br />

eingelassene Schnurschlaufen haben vielleicht<br />

ein Verschlußband für den Inhalt gehalten.<br />

Der Holzkern wurmstichig, an den Seitenwänden mit<br />

Abhebungen und Verlusten des Lederbezuges, links<br />

stark. Bodenbezug mit Schrumpfungsriß in der Breite.<br />

Ein Beschlagnagel des Schlosses fehlt, mindestens ein<br />

weiterer ergänzt. Eine Buckelraute mit Randausbruch.<br />

Vorderer Deckelkranz des Kastens vom Korpus gelöst<br />

und nurmehr durch den Innenbezug gehalten. Dieser<br />

am Boden fehlend, an den Wänden und im Deckel stellenweise<br />

gerissen und abgeblättert. Eine Deckelecke innen<br />

alt mit Leinwand verstärkt.<br />

5

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