Ausstellungsführer Tracey Emin (pdf) - Kunstmuseum Bern

Kinderlosigkeit raum 8
Mit der gleichen Schonungslosigkeit, mit der Emin ihre Abtreibungen
zum Thema der Kunst macht, widmet sie sich der Kinderlosigkeit. Ohne
jede Sentimentalität behandelt sie diese im 33 Minuten dauernden Videofilm
Conversation with My Mum (2001), in dem sie zusammen mit
ihrer Mutter Pamela Cashin am Tisch sitzt, raucht und diskutiert. Die
Mutter soll ihr erklären, weshalb sie Emins Kinderlosigkeit gut findet.
Das Gespräch schwankt zwischen verschiedenen Gefühlslagen, denn jede
Bekräftigung Cashins, dass Kinder einer künstlerischen Karriere abträglich
seien – schliesslich wäre sie selber gerne Tänzerin geworden –,
interpretiert Emin als Zeichen des Bedauerns, dass ihre Mutter überhaupt
Kinder hatte. Der Videofilm wird auf einem kleinen Monitor vor
zwei kleinen Kinderstühlen gezeigt. Zuschauer müssen sich darauf setzen,
wenn sie den Film bequem anschauen möchten und finden sich unvermutet
in der Haltung derjenigen wieder, über deren Existenz gerade
beraten wird.
Die Werkgruppe Feeling Pregnant II (1999 – 2000) enthält eine Vitrine
mit 5 Paar Kinderschuhen sowie einen 5-seitigen handgeschriebenen
Text, in dem die Künstlerin ihrer Angst über die ausbleibende Menstruation
Ausdruck verleiht. In kurzen Sätzen beschreibt Emin ein Wechselbad
der Gefühle beim Gedanken, drastische Entscheidungen treffen zu müssen.
Dann kommt sie auf einen Traum zu sprechen, der ihr die Süsse erfüllter
Mutterschaft vor Augen führt, nur um in der Realität wiederzuerwachen,
in der ihre Monatsblutung mittlerweile eingetroffen ist.
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