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Geld, das vom Himmel fällt - BDKJ im Erzbistum Köln

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N&T u Was sollte der <strong>BDKJ</strong> beach‑<br />

ten, wenn er über <strong>das</strong> Grundein‑<br />

kommen disku‑<br />

tiert?<br />

Straubhaar u Sie<br />

sollten nicht glauben,<br />

<strong>das</strong>s man mit<br />

dem Grundeinkommen alle Probleme<br />

löst. Das Grundeinkommen wird<br />

nicht aus der Erde <strong>das</strong> Paradies und<br />

uuGenug für alle!<br />

Das Grundeinkommen ist eine Chance<br />

für eine gerechtere Gesellschaft.<br />

Ein Kommentar von Sarah Pr<strong>im</strong>us<br />

Eine Reform der Hartz IV-Reformen<br />

steht an, ein umfassender Umbau<br />

des Gesundheitswesens steht aus, die<br />

Vereinfachung, Erhöhung, Verschiebung<br />

des Steuersystems steht zur Debatte<br />

und Nullrunden für RentnerInnen<br />

stehen bevor. Alles keine neuen<br />

Themen auf den politischen Bühnen<br />

unseres Landes, doch nachhaltige Antworten<br />

bleiben leider aus. Dem gegenüber<br />

stehen gesellschaftliche Schieflagen,<br />

Chancenungleichheit bei Bildung,<br />

Ausbildung und Erwerbsarbeit sowie<br />

eine <strong>im</strong>mer größere Schere zwischen<br />

Arm und Reich. Auch <strong>das</strong> sind keine<br />

neuen Themen. Auch hierfür gibt es<br />

keine nachhaltigen Antworten.<br />

Es drängt sich der Gedanke auf,<br />

<strong>das</strong>s es in unserer Gesellschaft eine<br />

neue Vision braucht, um diesen Herausforderungen<br />

entgegenwirken zu<br />

können. Ein Grundeinkommen für<br />

alle – für Kinder und Erwachsene –<br />

wäre eine solche Vision!<br />

Ein Grundeinkommen, <strong>das</strong> jedem<br />

Mensch in jedem Alter die Sicherheit<br />

gibt, selbstbest<strong>im</strong>mt zu leben, sich zu<br />

bilden, für die Familie da zu sein, sich<br />

freiwillig zu engagieren und Menschen<br />

auch ermöglicht, Erwerbsarbeit<br />

nachzugehen.<br />

aus dem sündigen Menschen einen<br />

Erzengel machen. Man darf nicht mit<br />

paradiesischen<br />

Nicht alle Probleme<br />

gelöst.<br />

Utopiezuständenargumentieren.<br />

Dann sieht<br />

man, <strong>das</strong>s sich<br />

viele Probleme<br />

so oder so, mit oder ohne Grundeinkommen,<br />

stellen, und <strong>das</strong>s die Antworten<br />

so oder so schwierig ausfallen.<br />

Ein Grundeinkommen, <strong>das</strong> Solidarität<br />

schafft, indem es eine Umverteilung<br />

wirtschaftlichen Reichtums<br />

zugunsten des Schwächeren vorsieht,<br />

<strong>das</strong> aber genauso jedem Menschen<br />

individuelle Freiräume und Souveränität<br />

gewährleistet.<br />

Ein Grundeinkommen, <strong>das</strong> Nachhaltigkeit<br />

und Ökologie in den Vordergrund<br />

stellt, weil die Menschen<br />

frei entscheiden können, was sie in<br />

unserer Gesellschaft produzieren<br />

möchten.<br />

Ist dieses Grundeinkommen nur<br />

eine schöne Vision? Eine mit Sicherheit<br />

ansprechende und dennoch realitätsferne<br />

Idee? Vielleicht. Vielleicht<br />

fehlt vielen Menschen aber auch der<br />

Mut, über etwas ganz Neues nachzudenken.<br />

Denn heute gibt es zahlreiche Verbände,<br />

Initiativen und Fachmenschen<br />

aus Politik und Wirtschaft, die<br />

die Idee des Grundeinkommens unterstützen<br />

und stärken. Das Grundeinkommen<br />

kann auch die Chance<br />

sein, ein überholtes System zu verändern.<br />

Es kann die Chance sein, Werte<br />

wie Freiheit, Gleichheit, Würde und<br />

Nachhaltigkeit wieder in den Vordergrund<br />

zu stellen.<br />

uuWer? Wie? Was?<br />

Auf der kommenden Diözesanversammlung<br />

soll über <strong>das</strong> Grundeinkommen diskutiert<br />

werden. Damit dabei nicht sofort die Köpfe an‑<br />

fangen zu rauchen, hier ein kleiner Spickzettel<br />

für die Debatte<br />

Grundeinkommen: Jeder Bürger bekommt<br />

monatlich einen festen Betrag auf sein Konto<br />

überwiesen, den er nicht versteuern muss. Wer<br />

will, kann davon leben. Wer mehr verdienen<br />

möchte, muss jeden verdienten Euro versteu‑<br />

ern, <strong>das</strong> Grundeinkommen aber nicht.<br />

Höhe des Grundeinkommens: Eine zentra‑<br />

le Streitfrage unter BefürworterInnen ist, wie<br />

hoch <strong>das</strong> Grundeinkommen sein sollte. Sollte<br />

der Staat allen BürgerInnen die Möglichkeit zur<br />

freien Entfaltung bieten (mit vielleicht 1 000<br />

Euro <strong>im</strong> Monat)? Oder sollte man von dem<br />

Grundeinkommen nur so gerade überleben<br />

können (mit vielleicht 600 Euro <strong>im</strong> Monat)?<br />

Anspruchsvoraussetzung: In der Grundidee<br />

ist <strong>das</strong> Grundeinkommen bedingungslos – es<br />

muss dafür also nichts getan werden. Im Mo‑<br />

dell der <strong>BDKJ</strong>‑Bundesebene muss aber jedeR<br />

GE‑EmpfängerIn angeben, <strong>das</strong>s er/sie 500<br />

Stunden für die Gesellschaft gearbeitet hat.<br />

Sollte <strong>das</strong> Grundeinkommen also eine Art Ent‑<br />

lohnung für Gesellschaftsarbeit sein oder sollte<br />

es wirklich jedeR, auch denen, die jede Arbeit<br />

verweigern, zustehen?<br />

Existenzmin<strong>im</strong>um: Was ein Mensch zum<br />

überleben braucht, darf ihm nicht gepfändet<br />

werden. Die Regierung definiert <strong>das</strong> Existenz‑<br />

min<strong>im</strong>um derzeit auf 595 Euro pro Monat.<br />

Steuerfreibetrag: Schon heute müssen Ar‑<br />

beitnehmerInnen nicht alles, was sie verdienen,<br />

auch versteuern. 667 Euro pro Monat darf je‑<br />

der behalten. Das führt dazu, <strong>das</strong>s selbst bei<br />

einem konstanten Steuersatz (‑>Flat‑Tax) von<br />

50 Prozent, niemand wirklich 50 Prozent sei‑<br />

nes Einkommens abgeben müsste. Wer etwa<br />

2000 Euro verdient, müsste davon nur 1332 Eu‑<br />

ro versteuern. Damit zahlt er/sie 666,50 Euro<br />

an Steuern. Der „effektive“ Steuersatz läge da‑<br />

mit bei 33 Prozent. Wenn es ein Grundeinkom‑<br />

men gibt, wirkt es bei arbeitenden Menschen<br />

wie ein Steuerfreibetrag, da es nicht versteu‑<br />

ert wird.<br />

Leistungen für Unterkunft und Heizung:<br />

Die Mieten sind in den verschiedenen Regi‑<br />

onen Deutschlands sehr unterschiedlich. Die<br />

Kosten dafür werden ALG‑II‑Empfängern dar‑<br />

um nicht pauschal überwiesen sondern je nach<br />

Bedarf. Ein Arbeitsloser <strong>im</strong> teuren München<br />

bekommt darum mehr <strong>Geld</strong> <strong>vom</strong> Staat als ein<br />

Arbeitsloser <strong>im</strong> günstigen Mecklenburg. In<br />

den meisten Grundeinkommensmodellen sind<br />

solche bedarfsabhängigen Zahlungen nicht<br />

vorgesehen.<br />

uuTitelthema<br />

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