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Das Individuum in Mythos, Aufklärung und Kulturindustrie - ein ...

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ebenso wie die früheren Naturzwänge als etwas Gegebenes, Unveränderliches<br />

ersche<strong>in</strong>en. Den Gr<strong>und</strong> dieser Entwicklung sieht Adorno <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dialektik<br />

von Kollektivität <strong>und</strong> Herrschaft: <strong>Das</strong> gesellschaftliche Ganze, das mit<br />

dem Fortschreiten der <strong>Aufklärung</strong> entsteht, bedarf zu se<strong>in</strong>er Erhaltung <strong>und</strong><br />

zur Selbsterhaltung se<strong>in</strong>er Mitglieder der Arbeitsteilung, die wiederum e<strong>in</strong>e<br />

Trennung <strong>in</strong> Herrscher <strong>und</strong> Beherrschte nach sich zieht, wobei sich diese Herrschaftsstrukturen<br />

<strong>in</strong> der modernen Gesellschaft als „Unterdrückung durch e<strong>in</strong><br />

Kollektiv“ präsentieren.<br />

„Die Macht aller Mitglieder der Gesellschaft, denen als solchen<br />

ke<strong>in</strong> anderer Ausweg offen ist, summiert sich durch die ihnen<br />

auferlegte Arbeitsteilung immer wieder von neuem zur Realisierung<br />

eben des Ganzen, dessen Rationalität dadurch wiederum<br />

vervielfacht wird. Was allen durch die Wenigen geschieht, vollzieht<br />

sich stets als Überwältigung E<strong>in</strong>zelner durch Viele: stets<br />

trägt die Unterdrückung der Gesellschaft zugleich die Züge der<br />

Unterdrückung durch e<strong>in</strong> Kollektiv. Es ist diese E<strong>in</strong>heit von Kollektivität<br />

<strong>und</strong> Herrschaft [...] die <strong>in</strong> den Denkformen sich niederschlägt.“<br />

6<br />

Im Denken kommt nun der Rückfall von <strong>Aufklärung</strong> <strong>in</strong> Mythologie folgendermaßen<br />

zustande: Aufklärerisches Denken richtet sich zunächst radikal gegen<br />

die Inhalte mythischen Denkens, die es als Projektion von Subjektivem auf<br />

die Natur ansieht. Somit geht es bei der Entmythologisierung, die das höchste<br />

Ziel der <strong>Aufklärung</strong> darstellt, um die vollständige Verobjektivierung der<br />

Natur, was vor allem bedeutet: um ihre Berechenbarkeit. Unter dem Ideal<br />

der Naturbeherrschung wird Berechenbarkeit zum höchsten Ideal der Vernunft,<br />

womit sich die <strong>Aufklärung</strong> Adorno zufolge gegen sich selber zu wenden<br />

beg<strong>in</strong>nt, da das Denken mehr <strong>und</strong> mehr formelhaften Charakter annimmt,<br />

<strong>in</strong>dem jeglicher Inhalt auf Abstraktes, Qualität auf Quantität reduziert wird.<br />

Damit verfallen auch die Inhalte der Metaphysik der radikalen aufklärerischen<br />

Kritik, da sie als Rationalisierungen mythischer Inhalte verworfen werden.<br />

In letzter Konsequenz führt die Kritik so zum Verwerfen jeglicher Inhalte<br />

im Denken, der e<strong>in</strong>zige Inhalt, der vor ihr standhält, s<strong>in</strong>d die beobachtbaren<br />

Tatsachen, an der sich die Wissenschaft orientiert.<br />

„Denken verd<strong>in</strong>glicht sich zu e<strong>in</strong>em selbsttätig ablaufenden, automatischen<br />

Prozess, der Masch<strong>in</strong>e nacheifernd, die er selber hervorbr<strong>in</strong>gt,<br />

damit sie ihn schließlich ersetzen kann. [. . .] Die mathema-<br />

6 DdA S.38f.<br />

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