10.02.2013 Aufrufe

Ansprache Rektor Thomas Multerer - Gymnasium Oberaargau

Ansprache Rektor Thomas Multerer - Gymnasium Oberaargau

Ansprache Rektor Thomas Multerer - Gymnasium Oberaargau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der Stunde fünf Singvögel und können drei davon nachmachen“ (Das Beispiel<br />

ist von mir!).<br />

Ich erinnere mich an das Sprachlabor, keine Fremdsprache ohne Sprachlabor.<br />

Und es gab die neuen Lernformen, man hat den Frontalunterricht<br />

verteufelt und den Gruppenunterricht zum einzig wahren Stil erklärt.<br />

Es gab aber auch die andere Seite: Ich erinnere mich an die frühen Lehrpläne,<br />

die allesamt ausschliesslich Stoffpläne waren. Überhaupt war in<br />

meinen Anfangszeiten als Lehrer gar viel vom „Stoff“ die Rede. Dann kamen<br />

die Lehrpläne, die kaum Inhalte mehr aufführten, sondern nur noch<br />

Ziele und Kompetenzen, plötzlich waren die Inhalte sekundär. Dann besann<br />

man sich wieder auf die Inhalte und begann Bildungsstandards zu<br />

formulieren.<br />

Das Meiste ist wieder verschwunden, obwohl es seinerzeit mit aller Vehemenz<br />

gefordert wurde als einerseits die alleinseligmachende Didaktik und<br />

Pädagogik oder andererseits die ultima ratio der Lerninhalte.<br />

Was ich jetzt sage, ist natürlich eine Karikatur, aber man erfindet das<br />

Schulehalten alle fünf bis sechs Jahre neu. Ich überblicke mittlerweile etwa<br />

fünf bis sechs solche Zyklen. Und erstaunlicherweise sind meist jene<br />

Wissenschaftler, die eine Reform mit apodiktischer Grausamkeit gefordert<br />

haben, die ersten, die dann davon abweichen. Sie haben einen neuen<br />

Zyklus eröffnet und schliessen ihn dann auch selbst wieder. „Neuere Studien<br />

hätten ergeben, dass es wohl doch nicht ganz so sei…“ liest man<br />

dann. Hätte man in älteren Studien schon so gefragt wie in den neueren<br />

Studien, hätte man bestimmt die Resultate der neueren Studien schon in<br />

den älteren Studien haben können. Irgendwie will in dieser Pädagogik die<br />

Sache einfach nicht so recht funktionieren! Alle systematischen Bemühungen<br />

gehen irgendwann in die Irre und man muss zugeben, dass die Sache<br />

doch komplexer ist. Was macht man da? Nun, man macht das, was man<br />

in unserer Zeit immer macht, wenn etwas nicht funktioniert, man verstärkt<br />

die Kontrolle. Man entwickelt ein Qualitätssicherungssystem, das<br />

die Abläufe kontrollieren soll, man evaluiert extern und intern, organisiert<br />

Qualitätszyklen, definiert die Abläufe und füllt die Formulare. Aber es will<br />

damit dann doch niemand recht glücklich werden. Bei aller Bemühung<br />

wird man den Verdacht dann doch nicht los, dass das alles mit dem Wesen<br />

der Schule dann doch nicht so viel zu tun hat.<br />

Ich karikiere, wie gesagt, meine Damen und Herren, und es ist auch boshaft,<br />

was ich sage. Ich wende mich keineswegs gegen didaktische oder<br />

methodische Systeme an sich; auch nicht gegen Qualitätssicherungssysteme.<br />

Sondern ich wende mich gegen die Art und Weise, mit der diese<br />

Systeme jedesmal für sakrosankt und alleinseligmachend beschrieben und<br />

erklärt werden.<br />

Die Bemühungen um die Entwicklung der Qualität haben in vielem unser<br />

Bewusstsein gestärkt, wir haben klarer hinzuschauen begonnen, systematischer<br />

Gespräche geführt – das ist alles keine Frage. Auch die didaktischen<br />

Zyklen, von denen ich gesprochen habe, haben uns für die Vielfalt<br />

der Möglichkeiten im Unterricht die Augen zu öffnen geholfen. Auch das ist<br />

keine Frage.<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!