12.02.2013 Aufrufe

Nitrieren

Nitrieren

Nitrieren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EFD Härterei Härterei Handbuch<br />

<strong>Nitrieren</strong><br />

1. Beschreibung verschiedener Nitrierverfahren<br />

Wesentliche Verfahrensvarianten sind<br />

(fettgedruckt bei EFD Härterei):<br />

<strong>Nitrieren</strong> bei Diffusion von Stickstoff Gasnitrieren<br />

Plasmanitrieren<br />

Vakuumnitrieren<br />

Zusatzbehandlung nach dem <strong>Nitrieren</strong> Oxydieren<br />

<strong>Nitrieren</strong> bei Diffusion von Stickstoff & Kohlenstoff: Gasnitrocarburieren<br />

Plasmanitrocarburieren<br />

Salzbadnitrocarburieren<br />

Für alle Verfahren gelten folgende Bedingungen:<br />

Je länger die Nitrierdauer, desto größer die Nitrierhärtetiefe (Nht). Je höher die Temperatur<br />

gewählt wird (Temperaturspannen von 380 - 600°C), desto tiefer kann der Stickstoff bei gleicher<br />

Zeiteinheit eindringen. Allgemein sinkt jedoch die Eigenhärte der Nitrierschicht mit zunehmender<br />

Behandlungstemperatur. Übliche Ofenzeiten liegen zwischen 10 und 160(!) Std.<br />

Werkstoffe mit nitridbildenden Elementen (z.B. Chrom, Molybdän, Vanadium, Aluminium) weisen<br />

eine höhere Nitrierhärte auf, jedoch reduziert sich die mögliche Stickstoffeindringtiefe mit<br />

zunehmendem Legierungsgehalt.<br />

Die verschiedenen Nitriertechniken im kurzen Überblick:<br />

Gasnitrieren:<br />

Winzige Stickstoffatome sättigen die Stahloberfläche der Werkstücke für höhere<br />

Härte und weniger Verschleiß. Gasnitrierte Werkstoffe sind unempfindlich gegen<br />

Korrosion. In einer aufgespalteten Ammoniakgasatmosphäre diffundiert üblicherweise bei 500 -<br />

530°C Stickstoff in die Bauteile ein. Je nach Behandlungsdauer werden, je nach verwendetem<br />

Werkstoff, Nitrierhärtetiefen (Nht) von 0,1 - 0,9 mm erzielt. Hauptziele sind z.B. Verbesserungen<br />

der Bauteilfestigkeit, Verschleißfestigkeit, Gleiteigenschaften, Temperaturbeständigkeit<br />

und Biegewechselfestigkeit. Eine partielle Behandlung kann durchgeführt werden.<br />

EFD Härterei , K. Hirsch HH-R01-D03-<strong>Nitrieren</strong>.pdf<br />

Versionsdatum : 31.01.2006 Seite 1<br />

Quellen: EFD- Archiv , Rübig , Ipsen , Industrieverband für Härtetechnik (IHT)<br />

Nitriertechniken


EFD Härterei Härterei Handbuch<br />

Plasmanitrieren:<br />

Das Plasmanitrieren bewirkt die Einlagerung von Stickstoff in Eisenwerkstoffen, bei EFD Härterei<br />

üblicherweise bei 420 – 520°C und findet im Vakuum unter Zuhilfenahme des mit einer<br />

Glimmentladung erzeugten Plasmas an der Werkstückoberfläche statt. Hauptziele sind die bei der<br />

Gasnitrierung bereits genannten Eigenschaften.<br />

Das Verfahren eignet sich besonders für hochlegierte Werkstoffe (> 13% Cr) unter<br />

Berücksichtigung einer sich ggf. einstellenden Verschlechterung der Korrosionsbeständigkeit.<br />

Enge Spalten oder Bohrungen sind nicht immer gleichmäßig nitrierbar.<br />

Ausführliche Informationen über das Plasmanitrieren entnehmen Sie bitte dem Infoblatt<br />

„Plasmanitrieren“.<br />

Oxydieren<br />

Bei Abkühlung in oxidierenden Atmosphären kann die Korrosionsbeständigkeit noch zusätzlich<br />

verbessert werden. Die Nht liegt bei 0,1 – 0,35 mm.<br />

Die Oxidationsbehandlung nach der Nitrocarburierung ist nach allen Verfahrensvarianten möglich.<br />

Partielle Behandlungen sind bei Gas- oder Plasmabehandlungen möglich.<br />

Für alle Nitrocarburierverfahren gilt: Die Behandlung erfolgt zur Erzeugung der gewünschten<br />

Verbindungsschicht (VS), die Ausscheidungsschicht ist normalerweise von untergeordneter<br />

Bedeutung.<br />

Die komplette Gas - Nitrierschicht in der Vergrößerung<br />

EFD Härterei , K. Hirsch HH-R01-D03-<strong>Nitrieren</strong>.pdf<br />

Versionsdatum : 31.01.2006 Seite 2<br />

Quellen: EFD- Archiv , Rübig , Ipsen , Industrieverband für Härtetechnik (IHT)<br />

Nitriertechniken


EFD Härterei Härterei Handbuch<br />

Vakuumnitrieren:<br />

Die Vakuumnitrierung ist ein Spezialnitrierprozeß mit Ammoniak und Lachgas bei 450 – 550°C im<br />

Unterdruck. Sie dient zur Erzielung maximaler Härten bei Werkzeugstählen und hochlegierten<br />

Werkstoffen. Übliche Nht’s liegen bei 0,05 – 0,2mm. Eine Teilnitrierung ist nicht möglich.<br />

Gegenüber der Behandlung im Plasma werden aber bessere allseitige und gleichmäßige<br />

Nitrierergebnisse bei scharfen Kanten und Stegen sowie engen, tiefen Bohrungen bzw. Spalten<br />

erreicht.<br />

Nitrocarburierung im Gas oder Plasma:<br />

Dieser Prozess erfolgt vorzugsweise bei 570 – 580°C in einem Gasgemisch Stickstoff-Kohlenstoff<br />

abgebender Medien und stellt eine Alternative zur Salzbadnitrocarburierung mit langsamerer<br />

Chargenabkühlung dar. Hauptziel ist der Verschleiß- und Korrosionsschutz.<br />

Salzbadnitrocarburierung:<br />

In einer Salzschmelze wird bei 570 - 580°C eine Nitrocarburierbehandlung durchgeführt. Die<br />

Behandlungszeit beträgt üblicherweise 60 - 120 Min., die Abkühlung erfolgt werkstoffabhängig im<br />

Wasser- oder Salzwarmbad.<br />

Die Nht beträgt ca. 0,1 - 0,25 mm (je nach verwendetem Werkstoff). Die Behandlung erfolgt<br />

vorwiegend zum Verschleiß- und Korrosionsschutz, für hohe Belastungen ist das<br />

Salzbadnitrocarburieren weniger geeignet. Partielles Salzbadnitrocarburieren ist nicht möglich.<br />

2. Geeignete Werkstoffe<br />

Salzbadnitrocarburieren, Plasmanitrieren und Plasmanitrocarburieren:<br />

Es können alle gebräuchlichen Stahl-, Guss- und Sinterwerkstoffe behandelt werden. Geeignet<br />

sind sowohl unlegierte als auch niedrig und hochlegierte Stähle.<br />

Gasnitrieren, Gasnitrocarburieren:<br />

Es können alle gebräuchlichen Stahl-, Guss- und Sinterwerkstoffe nitriert werden. Geeignet sind<br />

unlegierte, niedrig legierte und mittellegierte Werkstoffe; hochlegierte Werkstoffe (> 13% Cr)<br />

sind aufgrund ihrer Oberflächenpassivitäten - eher ungeeignet. Hier kommt dann bei EFD<br />

Härterei das Plasmanitrieren zum Einsatz.<br />

3. Prüfungen<br />

Schlifferstellung – Prüfverfahren:<br />

Die Messung der Härte erfolgt in HV (Vickers). Die Messung der Nitrierhärtetiefe Nht nach DIN<br />

50190, Teil 3. Zur Beurteilung der Schichten werden klassische metallographische Prüfmethoden<br />

eingesetzt.<br />

4. Vorzüge dieser Wärmebehandlung<br />

- Hoher Verschleißwiderstand bei Adhäsion<br />

- Reduzierung der Reibungskoeffizienten<br />

- Einsparung von Schmiermitteln<br />

- Schaffung korrosionsbeständiger Schichten<br />

- Warmbeständigkeit der Nitrierschicht bis 400 °C<br />

- Teilnitrierungen möglich (Ausnahme: Salzbadnitrocarburieren)<br />

EFD Härterei , K. Hirsch HH-R01-D03-<strong>Nitrieren</strong>.pdf<br />

Versionsdatum : 31.01.2006 Seite 3<br />

Quellen: EFD- Archiv , Rübig , Ipsen , Industrieverband für Härtetechnik (IHT)<br />

Nitriertechniken


EFD Härterei Härterei Handbuch<br />

5. Kundenangaben zur Wärmebehandlung<br />

Neben der Angabe des Werkstoffes und der Wärmebehandlung vor der Nitrierung sollten als<br />

Qualitätsmaßstäbe in der Fertigungszeichnung genannt werden:<br />

- Sollhärte in HV (inkl. Prüflast)<br />

- Nitrierhärtetiefe (Nht) in mm<br />

- Dicke der Verbindungsschicht in µm (VS)<br />

- Ggf. Kennzeichnung der Bereiche, die nicht nitriert werden sollen.<br />

6. Beispiele aus der Praxis für gasnitrierte Teile<br />

Maschinenbau allgemein Werkstoffe<br />

Zahnräder (innen/außen) 16MnCr5 · 42CrMo4· 31CrMoV9<br />

Antriebswellen 16MnCr5 · 50CrV4 · 42CrMo4<br />

Führungsleisten X10CrNiS18-9 · X90CrCoMoV17<br />

Getriebeteile 31CrMoV9 · 16MnCr5 · 42CrMo4<br />

Extruderschnecken 31CrMoV9 X35CrMo17<br />

Spindeln 31CrMoV9 · 30CrMoV9 · 42CrMo4<br />

Kurvenscheiben 31CrMoV9<br />

Hydraulikzylinder/ Führungsleisten 16MnCr5 · 42CrMo4<br />

Werkzeugbau und Automotive<br />

Gesenke X45NiCrMo4<br />

Biegestempel und Matrizen X100CrMoV5-1, X155CrVMo12-1<br />

Spritzgußwerkzeuge 14CrMnMo7<br />

Nockenwellen 42CrMo4<br />

Kurbelwellen 42CrMo4<br />

Einspritzdüsen X155CrVMo12-1<br />

Die aktuellen Verfahren derzeit sind:<br />

Gasnitrieren Kurzzeit:<br />

Hier wird mit etwa 570°C eine Verbindungsschicht (VS) von 10 – 20 µm aufgebaut. Als Nht wird<br />

eine Tiefe von deutlich unter 0,2mm erreicht. Bei größeren Tiefen kommt der Langzeit<br />

Nitrierprozess zur Anwendung.<br />

Gasnitrieren Langzeit:<br />

In der aufgespalteten Ammoniakgasatmosphäre diffundiert üblicherweise bei 500 - 530°C<br />

Stickstoff in die Bauteile ein. Durch lange Behandlungsdauern von 10 – 160 Stunden werden,<br />

Nitrierhärtetiefen (Nht) von 0,1 - 0,9 mm erzielt.<br />

Eine partielle Behandlung kann durchgeführt werde, bedeutet jedoch Aufwand für Abdecken.<br />

Bei Kleinteilen hat sich hier die Verkupferung als günstige und saubere Methode erwiesen. Die<br />

Teile sind komplett verkupfert und danach an den zu härtenden Stellen bearbeitet. Nun bleibt bei<br />

der Härtung der verkupferte Teil ungehärtet und die Teile sehen optisch sehr gut aus.<br />

EFD Härterei , K. Hirsch HH-R01-D03-<strong>Nitrieren</strong>.pdf<br />

Versionsdatum : 31.01.2006 Seite 4<br />

Quellen: EFD- Archiv , Rübig , Ipsen , Industrieverband für Härtetechnik (IHT)<br />

Nitriertechniken


EFD Härterei Härterei Handbuch<br />

7. Gasnitrieranlage der EFD Härterei<br />

Stickstoffatome sättigen die Oberfläche der Werkstücke für hohe Härte, bei reduziertem<br />

Verschleiß. Gasnitrierte Werkstoffe erreichen einen hohen Korrosionsschutz. Anschließende<br />

Oxydiation kann diese Eigenschaft noch zusätzlich verbessern. Für das Gasnitrieren wird bei uns<br />

ein computergesteuerter Ofen der Fa. Ipsen eingesetzt, der aufgrund der modernen Technik und<br />

Prozessautomatisierung eine sehr gute Reproduzierbarkeit ermöglicht.<br />

Mit unserem Gasnitrierofen Ipsen VDR1714 können wir Bauteile mit einer Größe von bis zu<br />

850*850*1200mm bearbeiten.<br />

EFD Härterei , K. Hirsch HH-R01-D03-<strong>Nitrieren</strong>.pdf<br />

Versionsdatum : 31.01.2006 Seite 5<br />

Quellen: EFD- Archiv , Rübig , Ipsen , Industrieverband für Härtetechnik (IHT)<br />

Nitriertechniken

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!