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Ein Haufen Maulwürfe - Maulwürfiges

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<strong>Ein</strong> <strong>Haufen</strong> <strong>Maulwürfe</strong><br />

Aufgrund seiner unterirdischen, versteckten Lebensweise<br />

bekommt man ihn in freier Natur kaum einmal<br />

zu Gesicht. Als Kunstfigur in Kinderbüchern und Trickfilmen<br />

erobert er Kinderherzen geradezu im Sturm.<br />

Im wahren Leben hingegen genießt er bei ehrgeizigen<br />

Gärtnern vor allem wegen<br />

seiner berüchtigten <strong>Haufen</strong><br />

nur wenig Sympathie. Sein<br />

lateinischer Name ist ‚Talpa’,<br />

uns allen ist er als Maulwurf<br />

bekannt.<br />

Der europäische Maulwurf,<br />

wissenschaftlich als Talpa<br />

europaea bezeichnet, ist<br />

bei uns in Deutschland der<br />

einzige Vertreter der Familie<br />

<strong>Maulwürfe</strong> (Talpidae), die innerhalb<br />

der Klasse Säugetiere<br />

der Ordnung Insektenesser<br />

zuzuordnen ist. Vertreter<br />

dieser Tierfamilie leben nur<br />

auf der nördlichen Halbkugel.<br />

Über die Systematik<br />

der <strong>Maulwürfe</strong> sind sich die<br />

Experten noch lange nicht<br />

endgültig einig. Gegenwärtig<br />

werden meist 42 Arten, die 17 Gattungen zugeordnet<br />

werden, auf drei Unterfamilien verteilt.<br />

Die Unterfamilie Talpinae (eigentliche <strong>Maulwürfe</strong>) ist<br />

von den dreien mit Abstand die artenreichste, auch<br />

unser europäischer Maulwurf gehört hierher. Keine<br />

andere Maulwurfsart ist bis heute wissenschaftlich<br />

vergleichbar gut untersucht wie er, der auf die Waage<br />

zwischen 60-130 g bringt. Sein länglicher Körper,<br />

der geradezu halslos wirkt, hat die Form einer Walze.<br />

Die Kopf/Rumpflänge, an die sich noch ein kurzer<br />

Schwanz anfügt, beträgt 11-16 cm. Die bewegliche<br />

Schnauze ist rüsselartig verlängert und bis auf einige<br />

Tasthaare kahl. Die kurzen Vorderbeine sind zu kräftigen<br />

Grabschaufeln umgestaltet. Die kleinen, aber<br />

durchaus funktionstüchtigen Augen liegen im weichen<br />

Fell versteckt. Auf der Oberseite ist das dichte,<br />

glänzende Haarkleid typischerweise schwarz, auf der<br />

Unterseite eher dunkelgrau. Der Maulwurf besitzt Ohren,<br />

doch äußere Ohrmuscheln sucht man vergebens.<br />

Alles in allem ist er hervorragend an eine grabende<br />

Lebensweise angepasst. In bis zu 70 cm Tiefe gräbt<br />

der Maulwurf ein ausgedehntes, verzweigtes Gangsystem<br />

mit Wohnkammer und Vorratsräumen, in dem<br />

er mit Ausnahme der Paarungszeit ungesellig lebt. Im<br />

Normalfall soll das Gangsystem eines Maulwurfs 40-<br />

1<br />

ein Gastbeitrag von<br />

Jana Stepanek und<br />

Dr. Wolf-Peter Friedrich<br />

60 m betragen. An die<br />

Erdoberfläche kommt er<br />

nur äußerst selten. So<br />

schön wie auf der Marke<br />

aus Alderney, wo er gerade<br />

an einem blau blühenden<br />

Hasenglöckchen<br />

(Hyacinthoides nonscripta)<br />

vorbei spaziert,<br />

oder auf der Marke aus<br />

Jersey werden wir einen<br />

Maulwurf also kaum<br />

einmal zu Gesicht bekommen.<br />

Die Maulwurfdarstellung<br />

von Alderney<br />

gehört zu einem umfangreichen<br />

Markensatz zum Thema Flora und Fauna vom<br />

5.5.1994. Der Maulwurf von Jersey, bei dem man<br />

gut die Vorderpfoten mit seinen breiten Krallen sieht,<br />

ist Teil eines Satzes vom 21.8.1999 mit Abbildungen<br />

einheimischer Kleintiere. Auch der dritte hier gezeigte<br />

Maulwurf, zu dem es sogar einen silberfarbenen,<br />

passenden Ersttagesstempel gibt, stammt von den<br />

britischen Inseln. Er kam am 16.9.2004 in Großbritannien<br />

als Teil eines zehn Werte umfassenden Satzes<br />

„Tiere des Waldes“ an die Schalter. Alle Marken wurden<br />

nach Fotos berühmter Naturfotografen gestaltet.<br />

<strong>Ein</strong> Markenbild zeigt einen Maulwurf, der gerade aus<br />

der Mitte seines Maulwurfhügels auftaucht. Manchmal<br />

kommen <strong>Maulwürfe</strong> an die Oberfläche, um Blätter,<br />

Moos und Ähnliches für den Nestbau einzutragen,


2<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Haufen</strong> <strong>Maulwürfe</strong><br />

oder wenn sie gezwungen sind ein neues, unbesiedeltes<br />

Gebiet zu suchen. Vorübergehend geben die<br />

<strong>Maulwürfe</strong> ihr Singledasein auf: Paarungszeit ist von<br />

März bis Juni. Nachwuchs gibt es typischerweise nur<br />

einmal im Jahr. Meist lediglich drei bis vier, maximal<br />

sieben rosarote, nackte, blinde Junge bringt das<br />

Weibchen nach circa vier Wochen Tragzeit zur Welt,<br />

die dann etwa sechs Wochen lang gesäugt werden<br />

müssen. Mit ungefähr drei Wochen öffnen sie ihre<br />

Augen. <strong>Ein</strong> Fell hat sich bis dahin ebenfalls schon<br />

entwickelt. Spätestens nach zwei Monaten sind die<br />

Jungtiere selbständig. Älter als vier Jahre werden<br />

<strong>Maulwürfe</strong> nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar<br />

ziemlich groß, dass sie schon früher umkommen, z.<br />

B. weil sie von Wildschweinen, Dachsen, Eulen oder<br />

dem Weißstorch aufgefressen werden.<br />

Normalerweise sind es nur die kleinen, oft aneinandergereihten<br />

Erdhaufen, die uns die Anwesenheit<br />

eines Maulwurfs im Garten verraten. Und angeblich<br />

war es ein Maulwurfshaufen, über den der tschechische<br />

Zeichner Zdenêk Miler im wahrsten Sinne des<br />

Wortes gestolpert sein soll, und der ihn auf die Idee<br />

mit seinem Zeichentrickmaulwurf brachte. Aber wie<br />

viele gute Geschichten, so ist auch diese wohl nicht<br />

eindeutig verbürgt. 50 Jahre hat Milers „Krtek“, wie<br />

der kleine Maulwurf auf Tschechisch heißt, nun schon<br />

auf seinem mattschwarzen Buckel. Deutsche Kinder<br />

kennen ihn sicher durch seine zahlreichen Episoden,<br />

die seit vielen Jahren in der „Sendung mit der Maus“<br />

ausgestrahlt werden. Um leichter zum Liebling der<br />

Kinder werden zu können, hat sein Schöpfer gegenüber<br />

dem in der freien Natur lebenden Maulwurf allerdings<br />

einige markante Veränderungen vorgenommen.<br />

Besonders die geradezu riesigen, wachen Augen sind<br />

hier zu nennen. Ferner die leuchtend rote Nase und<br />

die drei langen, abstehenden Haare auf dem Kopf.<br />

Zudem haben die Hände sich stark verändert. Sie<br />

sind krallenlos und besitzen nur vier Finger. Echte<br />

<strong>Maulwürfe</strong> hingegen weisen fünf Zehen an jeder<br />

Pfote auf. <strong>Ein</strong> Sonderstempel aus Kiel zum Tag der<br />

Jungen Briefmarkenfreunde 1999 hat den Maulwurf<br />

in Latzhose zum Motiv, offensichtlich eine Anspielung<br />

auf die berühmte Geschichte „Jak Krtek ke kalhotkám<br />

prˇ išel“ (Deutscher Titel: Wie der Maulwurf zu<br />

Hosen kam). Mit dem gleichnamigen Kurzfilm errang<br />

Miler 1956 einen silbernen Löwen bei den Filmfestspielen<br />

in Venedig. Zum Internationaler Kindertag<br />

am 29.5.2002 brachte die tschechische Post eine<br />

Sondermarke heraus, die den Maulwurf mit einem<br />

Spaten in der Hand auf seinem <strong>Haufen</strong> stehend zeigt.<br />

Die Marke kam auch als Markenheftchen mit je acht<br />

Marken und zwei Zierfeldern in den Verkauf. Auf den<br />

Zierfeldern ist der kleine Maulwurf zusammen mit<br />

einer Schnecke abgebildet. Gemeinsam mit seinen<br />

besten, ebenso drolligen Freunden musiziert er hingegen<br />

fröhlich auf dem Heftchendeckel. Zusammen<br />

mit dem Hasen, der Maus und dem Igel wohnt der<br />

Maulwurf in einem schönen Wald. Sehr gesprächig<br />

ist der kleine Kerl nicht. Lediglich staunende Laute<br />

der Überraschung oder lauter Jubel entschlüpfen ihm<br />

immer wieder einmal bei den phantastischen Abenteuern<br />

in sein kleinen, fast perfekten Welt. Und das<br />

einzige klar verständliche Wort, das er öfters einmal<br />

äußert ist „Ahoj!“. Tschechen begrüßen mit diesem


<strong>Ein</strong> <strong>Haufen</strong> <strong>Maulwürfe</strong><br />

Ausdruck regelmäßig gute Bekannte. Auf dem Ersttagssonderstempel<br />

strahlt uns ein pausbäckiger<br />

Maulwurf an, wobei uns zwei obere Schneidezähne<br />

entgegen blinken. Sie erinnern eher an ein Nagetier-<br />

als an ein Insektenessergebiß. Und echte <strong>Maulwürfe</strong><br />

ernähren sich nun einmal ausschließlich von Tieren.<br />

Ihre Nahrung finden sie überwiegend beim regelmäßigen<br />

Ablaufen ihrer Gänge, wo sie die gleichfalls unterirdisch<br />

lebenden Beutetiere aufspüren: Regenwürmer,<br />

Insekten und deren Larven oder auch Schnecken, die<br />

in die geradezu wie Nahrungsfallen funktionierenden<br />

Tunnel fallen. Ihrer Vorliebe für Kerbtiere haben die<br />

<strong>Maulwürfe</strong> zu verdanken, dass sie heute unter Naturschutz<br />

stehen. Dem war nicht immer so. In der<br />

Vergangenheit wurden <strong>Maulwürfe</strong> auch bei uns ihrer<br />

Häute wegen gejagt, die man zu Bekleidung verarbeitete.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg blühte besonders<br />

der Handel mit Maulwurfpelzen aus der Sowjetunion.<br />

<strong>Ein</strong>e Ganzsache aus dem Jahr 1930 belegt die Maulwurfjagd<br />

hervorragend: „Bauern und Freiwillige! Fangt<br />

den Maulwurf in den Gemüsegärten, auf den Feldern,<br />

auf den Wiesen, in den Gärten, an den Hecken und<br />

Zäunen und entlang der Eisenbahnlinien. Benutzt<br />

beim Fang Fallen. Gebt die Felle der GOSTORG<br />

(Staatliches Export/Import-Handelskontor) oder der<br />

Kooperative! Allunion-Pelztier-Syndikat“ heißt es in<br />

ihrem Text. (Für die Übersetzung danken wir herzlich<br />

Sammelfreund Manfred Baumbach, Frankfurt/Oder.)<br />

Älteren Leseratten ist vermutlich zudem der englische<br />

Kinderbuchklassiker „The Wind in the Willows“<br />

(deutsch: Der Wind in den Weiden) von Kenneth<br />

Grahame (1859-1932) bekannt. Der Kinderroman<br />

erfuhr seine erste Auflage im Jahr 1908. Der Schotte<br />

Grahame lebte selbst als Kind lange Zeit am Fluss<br />

Themse, was ihm offensichtlich sehr beeindruckt hat.<br />

So erfand er die Geschichte vom Maulwurf, der keine<br />

Lust zum Frühjahrsputz hat. Deshalb zieht der Maul-<br />

wurf los, gelangt an den<br />

großen, faszinierenden Fluss<br />

und lernt die Wasserratte<br />

kennen. Im weiteren Verlauf<br />

befreundet er sich noch mit<br />

dem Dachs. Sie alle sind auf<br />

einer Marke Großbritanniens<br />

zu sehen, die am 17.7.1979<br />

anlässlich des Internationalen<br />

Jahres des Kindes<br />

herauskam. In den Bildvordergrund<br />

hat sich jedoch der<br />

großmäulige, eitle, hitzköpfige Kröterich gedrängt. Er<br />

kann sich glücklich schätzen so zuverlässige Freunde<br />

zu haben wie Maulwurf, Ratte und Dachs, die ihm<br />

immer wieder aus der Klemme helfen, in die er sich<br />

immer wieder mit seinem unüberlegten Tun manövriert.<br />

Als Gutenachterzählungen für seinen kleinen,<br />

gesundheitlich angeschlagenen Sohn Alastair hatte<br />

Grahame sich den Handlungsrahmen des Romans ei-<br />

gentlich ausgedacht. Der bekannte Illustrator von Kin- Kin-<br />

derliteratur Ernest<br />

Howard Shepard<br />

(1879-1976) hat<br />

treffende Zeichnungen<br />

zu diesem<br />

Buch angefertigt.<br />

Seine Bilder dienten<br />

auch als Vor-<br />

3


4<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Haufen</strong> <strong>Maulwürfe</strong><br />

lage für die Marke von 1979. Zudem können wir<br />

den Maulwurf aus Grahames Roman nochmals auf<br />

einer Grußmarke vom 2.2.1993 bewundern. Hier<br />

unterhält er sich gerade angeregt mit dem Kröterich,<br />

wobei er eine Hupe in der Hand hält. Offensichtlich<br />

fachsimpelt man gerade über Automobile,<br />

eine große Leidenschaft des geschwindigkeitsvernarrten<br />

Kröterichs, die ihn wiederholt in ernsthafte<br />

Schwierigkeiten bringt. Ab dem Jahr 2000 hat<br />

schließlich die Agentur, die für Liberia Marken vertreibt,<br />

sich ebenfalls des berühmten Kinderbuches<br />

angenommen und eine ganze Reihe von etwas kitschigen<br />

Kleinbogen in den Verkauf gebracht, die in<br />

teils recht freier Anlehnung an die Erzählung verschiedene<br />

Motive zeigen.<br />

Der optimal zum Wühlen im Boden befähigte Körperbautyp<br />

„Maulwurf“, wie wir ihn von der bei uns<br />

heimischen Art kennen, ist eindeutig ein Erfolgsmodell.<br />

Da die Natur nicht eben großzügig mit brauchbaren<br />

Bauplänen ist, haben sich auch andere Tiere,<br />

die stammesgeschichtlich überhaupt nicht näher<br />

mit <strong>Maulwürfe</strong>n verwandt sind, in paralleler Weise<br />

entwickelt. Der Fachmann spricht hier von einer<br />

konvergenten Entwicklung. Erwähnt seien zum<br />

Beispiel die afrikanischen Goldmulle (Chrysochloridae)<br />

oder der australische Beutelmull (Notoryctes<br />

typhlops).<br />

Zu der Tierfamilie der <strong>Maulwürfe</strong> gehören ferner die<br />

stark gefährdeten, nachtaktiven Desmane (Unterfamilie<br />

Desmaninae). Sie haben sich hervorragend an<br />

ein Leben an Gewässern angepasst und erbeuten<br />

ihre Nahrung auch überwiegend im Wasser. Als Anpassungen<br />

an eine gewässergebundene Lebensweise<br />

seien hier ihre mit Schwimmhäuten versehenen,<br />

großen Hinterfüße und ihr langer, seitlich abgeplatteter<br />

und beschuppter Ruderschwanz erwähnt.<br />

Ihr auf dem Rücken braunes und auf der Bauseite<br />

silbergraues Haarkleid ist wasserabstoßend. Die<br />

rüsselartige, nackte Nase ist sehr beweglich und<br />

hat verschließbare Nasenlöcher. An der Oberlippe<br />

erkennt man lange Tasthaare. Es gibt nur zwei Gattungen<br />

mit jeweils einer Art. Die größere der beiden<br />

Gattungen ist Desmana moschata, der Russische<br />

Desman, der maximal eine Kopf/Rumpflänge von<br />

23 cm, eine Schwanzlänge von 21 cm und ein Körpergewicht<br />

von bis zu 600 g erreichen kann. Der<br />

Russische Desman lebt in Osteuropa in den Flussgebieten<br />

des Don, der Wolga und des Ural. Wegen<br />

seines seidigen, weichen Fells wurde er früher stark<br />

bejagt. Nahe der Schwanzwurzeln haben Desmane<br />

Duftdrüsen, die ihnen einen Geruch von Moschus<br />

verleihen. Mit dem Sekret aus diesen Drüsen markieren<br />

Desmane<br />

ihr Revier. Früher<br />

wurden die Moschusdrüsenerjagter<br />

Desmane gerne<br />

in der Parfümindustrie<br />

verarbeitet.<br />

Heute kann man<br />

Moschusduft glücklicherweise mühelos synthetisch<br />

erzeugen. 1974 fand der 1. Internationale Theriologische<br />

Kongress in Moskau statt. Am 22.5.1974<br />

widmete man diesem Treffen von Säugetierexperten<br />

in der ehemaligen UdSSR einen Markensatz. <strong>Ein</strong>e<br />

Marke zeigt den Russischen Desman, der damals<br />

als gefährdet eingestuft wurde. 1999 wurde diese<br />

schützenswerte, nicht zuletzt auch durch Umweltzerstörung<br />

bedrohte Art zudem auf einer Marke der<br />

Ukraine dargestellt. Räumlich völlig vom Russischen<br />

Desman getrennt, lebt im nördlichen Portugal<br />

und Spanien sowie in den Pyrenäen Galemys<br />

pyrenaicus, der kleinere, etwa maulwurfsgroße<br />

ebenfalls gesetzlich streng geschützte Pyrenäen-<br />

Desman. <strong>Ein</strong> WWF-Markensatz aus Portugal vom<br />

12.3.1997 ist speziell diesem durch die vom Menschen<br />

verursachten Veränderungen seiner Umwelt<br />

vom Aussterben bedrohten Wassermaulwurf gewidmet,<br />

der maximal eine Kopf/Rumpflänge von etwa<br />

14 cm, eine Schwanzlänge von 16 cm und Gewicht<br />

von 80 g erreichen kann. Im Gegensatz zu seinem<br />

Verwandten aus Osteuropa bevorzugt er schnellfließende<br />

Gewässer. Auf den Markenbildern sehen wir


<strong>Ein</strong> <strong>Haufen</strong> <strong>Maulwürfe</strong><br />

ihn u.a. beim Tauchen, der Körperpflege oder beim<br />

Verspeisen eines Wurmes.<br />

Die dritte Unterfamilie der Talpidae, sind die Spitzmausmaulwürfe<br />

(Uropsilinae). Wie ihr Name schon<br />

andeutet, ähneln diese kleinen Tiere in ihrer Gestalt<br />

deutlich den Spitzmäusen. Sie sind die einzigen <strong>Maulwürfe</strong><br />

mit deutlich sichtbaren äußeren Ohrmuscheln.<br />

Spezielle Anpassungen ans Graben oder Schwimmen<br />

fehlen ihnen. Vier sehr ähnliche Arten, die alle Ostasien<br />

leben, werden zu dieser Unterfamilie gerechnet.<br />

Passende Marken hierzu gibt es nicht.<br />

Anspielungen auf den Maulwurf lassen sich allerdings<br />

noch andernorts finden. 1735 führte der schwedische<br />

Naturforscher Carl von Linné (1707-1778)<br />

die sogenannte „binäre Nomenklatur“ ein, die hier<br />

schon wiederholt im Beitrag benutzt wurde. Dank ihr<br />

erhält in der biologischen Systematik jede neu beschriebene<br />

Tier- und Pflanzenart einen lateinischen<br />

Doppelnamen aus Gattungs- und Artbezeichnung. So<br />

heißt, wie bereits erwähnt, folglich unser einheimischer<br />

Maulwurf mit wissenschaftlicher Bezeichnung<br />

Talpa europaea. Auch bei<br />

einer bestimmten Grille, deren<br />

vorderstes Beinpaar zu<br />

mächtigen Grabschaufeln<br />

umgestaltet ist, fühlte sich<br />

Linné an den Maulwurf erinnert.<br />

Er nannte sie deshalb<br />

Gryllotalpa gryllotalpa was<br />

übersetzt Maulwurfsgrille<br />

bedeutet. Wenigstens schon<br />

zweimal verewigte man sie<br />

auf Sondermarken (Großbritannien<br />

1998, Quatar 1998). <strong>Ein</strong>e nahe verwandte<br />

Art, Gryllotalpa africana, ist zudem auf einer Marke<br />

Ghanas aus dem Jahr 1991 wiedergegeben. Und<br />

selbst bei einer in tropischen Meeren lebenden Porzellanschneckenart,<br />

deren walzenförmiges Gehäuse<br />

eine schwarzbraun Grundfarbe aufweist, nahm Lin-<br />

5<br />

né den Maulwurf als<br />

N a m e n s p a t e n :<br />

Cypraea talpa. Linné,<br />

der im Laufe seiner<br />

Arbeit Tausende<br />

von Namen vergab,<br />

erfand diese Assoziation<br />

zum Maulwurf<br />

allerdings nicht selbst, sondern konnte in diesem Fall<br />

auf ältere Veröffentlichungen anderer Naturforscher<br />

zurückgreifen. Das Haus der Maulwurfs-Porzellanschnecke<br />

können wir auf einer Marke Neukaledoniens<br />

aus dem Jahr 1969 betrachten.<br />

Absenderfreistempel sind bekanntlich ein Alternative<br />

zur Briefmarke. Hier kann man ebenfalls mit großem<br />

Glück <strong>Maulwürfe</strong> ausgraben. Die seit über 40 Jahren<br />

bestehende Firma Tracto-Technik GmbH im sauerländischen<br />

Lennestadt wirbt mit einem Maulwurf<br />

als Hinweis für die von ihr angebotene unterirdische<br />

Verlegetechnologie. Im Werbeeinsatz des Stempels<br />

ist der grablustige Maulwurf gut zu sehen. Und das<br />

Landratsamt Bodenseekreis erfand einst einen weiteren<br />

Verwandten des Maulwurfs, nämlich den Müllwurf.<br />

Dieser Beitrag gibt mit Bestimmtheit keine vollständige<br />

Übersicht über Darstellungen des Maulwurfes<br />

in der Philatelie. Aber es gelingt hoffentlich,<br />

etwas Sympathie für den „kleinen<br />

Herrn im schwarzen Samt“ zu wecken.<br />

Wissenswütige Kids mit Interesse am Maulwurf,<br />

die gerne im Internet surfen, seien abschließend<br />

noch auf folgende interessante<br />

Internetseite verwiesen:<br />

www.maulwuerfiges.de

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