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nagrada grada varaždina - Avicam

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Seine Terracotta-Plastik des gestürzten Pegasus verweist zumeinen in mythologische Dimensionen und hat andererseitsim materiellen Bezug eine starke Remineszenz zu klassischen,ja archaischen keramischen Objekten. Die Aufbauweise derPlastik erinnert an die „Pinch-Aufbautechnik“, die zumeist imZusammenhang mit Gefäßen seit alters her angewandt wird.Umso interessanter findet sie sich hier im Aufbau einer bewegtenPlastik wieder.Ruta Pakarklyte aus Norwegen führt uns nun ganz aus derabbildenden Realität heraus, obwohl sie mit klar erkenntlichenReal-Fragmenten arbeitet und eine Kombinationerzeugt, die sowohl morbide wie surreal wirkt und Abfälleunserer Konsumwelt in Verbindung mit Teilen des menschlichenKörpers bringt. Keramik als Medium ist noch spürbarund die Arbeit wäre auch in keinem anderen Material soausführbar.Der Hauptpreis, die Arbeit von Barbara Schmid, Österreich,zeigt jedoch am deutlichsten die Tendenz, die ich vorweg erwähnteund die symptomatisch zu einer neuen Definierungdes Kunstsektors Keramik führen wird. Wir verlassen hier weitgehendden Bereich der materiellen, klar dargestellten Existenzund begeben uns in den Bereich der Erschaffung undDefinition von Raum – und das mit keramischen Mitteln.Paperclay auf einem Drahtgitter gebrannt, womit die keramischenVorgaben, erweitert durch Mixed-Media, erfülltsind. Gleichzeitig stellt sich der Verlust der erdhaften Schwerevon Keramik ein. Was kein Endpunkt sein darf, aber in dergegenwärtigen Situation Raumdimensionen eröffnet unddie keramische Arbeit zum freien Auffangbecken für persönlicheIdeen, Vorstellungen und Träume werden lassen kann.Prämiert wurde somit keine keramische Plastik, sondern einRaumphänomen aus Keramik, das Möglichkeiten aufzeigt,eröffnet und neben vielen Vorstellungen als Antipode zurSchwere des Materials auftreten kann.Wir erkennen somit in dieser Ausstellung des InternationalFestival of Postmodern Ceramics den Wandlungsprozess zurbevorzugten keramischen Ausdrucksweise der Gegenwart.Dies spiegelt sich auch in der Preisvergabe wider.Dabei muss man immer im Auge behalten, dass man dieseEntwicklungen als einen Erweiterungsprozess ansehensollte und weniger als einen Versuch der Abnabelung vom„Muttermaterial“. Eine gewisse Dankbarkeit diesem Materialgegenüber sollte sich jeder Künstler, der mit diesem virtuosumgeht, erhalten und damit auch eine Empfindung für dieGemeinsamkeit bewahren, die alle verbindet, die mit diesemMaterial Kunst zur Entfaltung bringen.Letztendlich ist immer deutlicher zu diagnostizieren, dasssich über das traditionelle Verständnis des OberbegriffsKeramik hinaus eine neue Ebene eröffnet, die an der Gestaltungeines neuen Verständnisses des Materials beteiligtsein will.Oder ist es vielleicht nur eine Neuauflage der schon im Neolithikummit dem Material Keramik beschworenen Darstellungdes Göttlichen? Und ist nicht diese Darstellung letztlichdie Fragestellung, Thematik und Aufgabe aller Kunst?Bernd Pfannkuche,Präsident der internationalen Jury

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