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02-13-14 MarionMakin

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Vrîe KuntschaftGrün und Silber!VERKÜNDUNGEN AUS KATZNicht viele Orte gibt es in Tir Thuatha, die an das alte Clanthon erinnern, das vor der Finsternis dem Krieg zum Opferfiel. Kaum jemand weiß, daß in den Bergen, da wo sich die Länder der Cladhinn und Laighinn berühren, viel von demWissen über die alte Zeit lebendig geblieben ist. Dieser Ort heißt Calan.In dem kleinen Weiler Katz hat eine Gemeinschaft ein Zuhause gefunden, die sich „Verkündung der Einheit“ nennt.Die Schwestern und Brüder leben einfach und enthaltsam, sprechen viele Sprachen, sammeln die Überlieferungen derVölker Agenirons und unterrichten die Kinder der Berge.Die Macht des Wortes(Im Skriptorium zu Katz; ein Dutzend halbwüchsigerMädchen und Jungen quält sich mit Griffel undSchiefertafel, angeleitet von einem graubärtigenVerkünder, der lautlos die Pulte abschreitet, stirnrunzelndBlicke auf Tafeln wirft, ständig wechselndzwischen Kopfschütteln und Nicken. Ein Jungehebt die Hand.)„Warum müssen wir das Schreiben lernen,Vater? Es ist so mühsam. Wozu ist es gut?“„Du schreibst auf, um Deine Gedanken festzuhalten.Und Du liest die Gedanken anderer, diegeschrieben haben.“„Aber ich sage doch, was ich denke, Vater.“„Das tust Du.“„Warum aber muß ich dann schreibenlernen?“„Was sagt ihr zu der Frage?“„Ich kann eine Botschaft aufschreiben, Vater.“„Aber Du kannst die Botschaft dem Boten auchaufsagen und der sagt sie mir auf. Du mußt sienicht aufschreiben.“„Er könnte was vergessen, der Bote.“„Dein Bote hat ein gutes Gedächtnis, meinJunge, er wird nichts vergessen.“„Und wenn es sehr viel aufzusagen gibt, Vater?Dann wird er wohl etwas vergessen.“„Das macht nichts. Er weiß, was er mir aufsagensoll und ich werde es aufstehen.“„Vater, aber was ist, wenn er meine Wortebenutzen soll und nur diese? Dann muß ich siedoch aufschreiben.“„Du bist ein kluger Junge. Manchmal ist eswichtig, eine Botschaft in den richtigen Worten zuhören.“„Und wenn der Bote meine Sprache nichtspricht!“„Wähle einen Boten, der es tut. Findest Dukeinen, schreib die Botschaft auf, und dann findejemanden, der die Sprache des Boten spricht undihm klarmacht, wem er die Botschaft überbringensoll.“„Das wär’ mir nicht recht ... Kann ich demdenn vertrauen?“„Das mußt Du wohl, mein Junge.“„Aber die Druiden sagen, der Schrift kann mannicht vertrauen, Vater. Sie lügt, sagen sie.“„Wenn Du es möchtest, kannst Du Lügen aufschreiben.“„Ja ...“„Und wenn Du es möchtest, kannst Du michmit Worten belügen. Du kannst Deinem BotenLügen für mich aufsagen. Du kannst ihm auftragen,mich zu belügen. Dein Bote kann michohne Dein Wissen belügen. Du kannst sogar Lügeerwarten und doch die Wahrheit hören.“„Ja, aber ...“„Ihr müßt vertrauen, Kinder! Und ihr werdetlernen, zu urteilen. Habt ihr Vertrauen gelernt,wird die Lüge schwach und verrät sich. Ihr werdetdie Lüge erkennen, im Wort und in der Schrift.“„Aber wenn die Schrift doch immer lügt,Vater?“„Dein Oheim ist Händler, richtig?“23

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