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Einrichtung A Computer is Not (only) a Typewriter

GewiLab – Zur Geschichte einer nicht existenten universitären ...

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Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 1GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären<strong>Einrichtung</strong> 1Vor einigen Wochen traf man sich am „Institut für Informationsverarbeitung in den Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften“ (INIG) ander Uni Graz, um in Anwesenheit des Dekans über den organ<strong>is</strong>ator<strong>is</strong>chen Aufbau des Instituts zu sprechen. Es kam derVorschlag auf, die Bezeichnung „GewiLab“ in Hinkunft nicht mehr zu verwenden und statt dessen von „INIG-Labor“zu sprechen. Das erschien nur konsequent, war das GewiLab doch schon im März 2002 Teil des neu gegründetenInstituts geworden, dessen Aufgabe zunächst darin zu bestehen hat, seinen Fachbereich im Rahmen der ScientificCommunity w<strong>is</strong>senschaftlich zu definieren und in Theorie und Prax<strong>is</strong> zu vertreten. Diffuse, unklar abgegrenzteArbeitsbereiche, „bas<strong>is</strong>demokrat<strong>is</strong>cher“ Gestus, informelle Entscheidungsstrukturen und vielfältige „Servicele<strong>is</strong>tungen“auf unterschiedlichsten Levels passten augenscheinlich nicht in dieses Profil.A <strong>Computer</strong> <strong>is</strong> <strong>Not</strong> (<strong>only</strong>) a <strong>Typewriter</strong>Schon ein Gründungsdatum anzugeben <strong>is</strong>t im Grunde schwierig. Als 1992 eine Stelle am „EDV-Subzentrum derGe<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlichen Fakultät“ eingerichtet wurde, bestand bereits ein Set von Anforderungen, ein Park vonGeräten und eine Gruppe von „Early Adopters“ rund um den Einsatz von <strong>Computer</strong>technologie in denGe<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften. Die D<strong>is</strong>kussion um „Quantifizierung“ in der Geschichtsw<strong>is</strong>senschaft und die Entwicklung desDatenbanksystems Kleio hatte schon in den 80er-Jahren zur Ausbildung der „H<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>chen Fachinformatik“ in Grazgeführt 2 . Auch in anderen Fächern wie den Translationsw<strong>is</strong>senschaften, Pädagogik 3 , German<strong>is</strong>tik 4 , Volkskunde oderMusikw<strong>is</strong>senschaft entstanden Kr<strong>is</strong>tall<strong>is</strong>ationskerne für fachspezif<strong>is</strong>che „EDV“-Anwendungen. So wurden von derFakultät bereits Ende der 80er Jahre damals noch sehr teure Spezialgeräte angeschafft und zur Benutzung für alleMitarbeiterInnen in eigenen Räumlichkeiten aufgestellt 5 : Scanner, Workstations für Schrifterkennung 6 und Textsatz fürw<strong>is</strong>senschaftliche Publikation 7 . Die <strong>Not</strong>wendigkeit des Unterrichts von Studierenden der ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlichenFächer in „EDV“ wurde ebenfalls früh erkannt, wobei dem eklatanten Mangel an Ausbildungsplätzen abzuhelfen war.Da es am damaligen „EDV-Zentrum“ kaum entsprechende Kapazitäten gab, wurde ein Schulungsraum für ca. 20Studierende auf der Bas<strong>is</strong> eines eigenen Subnetzes und einem Server eingerichtet. 8Diese Entwicklungen vollzogen sich vor dem Hintergrund des Siegeszugs des PCs, der nun auch an den Arbeitsplätzender Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlerInnen langsam Einzug hielt; auf diesen Geräten liefen MS-DOS, MS-Word, vielleicht GEM-Ventura. 9 Bei den Hütern der Mainframes gab es wenig Verständn<strong>is</strong>, noch weniger Unterstützung für dieseEntwicklungen: minimale User- und Schulungsräume 10 , kaum Support für die Anliegen der PC-User aus den fernen1Der Artikel wurde in den Mitteilungen des IWK 58 (2003), Heft 3-4, veröffentlicht und berücksichtigt die Entwicklungen b<strong>is</strong>2003.2 Diesem Kre<strong>is</strong> entstammt übrigens ein erster Vorschlag für ein Studium der Informatik für Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften Ende der 80erJahre, der bedauerlicherwe<strong>is</strong>e nicht umgesetzt werden konnte.3 Abgesehen von fachw<strong>is</strong>senschaftlichen Anwendungen betrieben die Erziehungsw<strong>is</strong>senschaften und dieTranslationsw<strong>is</strong>senschaften schon zu Beginn der 90er-Jahre ein Institutsnetzwerk auf der Bas<strong>is</strong> von Novell. DasLiteraturverwaltungsprogramm „EMILE“ wurde am Institut für Erziehungsw<strong>is</strong>senschaften entwickelt.4 Zum <strong>Computer</strong>einsatz in der Editionstechnik vgl. etwa Schwob, Anton , Karin Kranich-Hofbauer und Dieter Suntinger.H<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>che Edition und <strong>Computer</strong>. Möglichkeiten und Probleme interd<strong>is</strong>ziplinärer Textverarbeitung und Textbearbeitung. Graz,1989. Auch ein Datenbanksystem „Österreich<strong>is</strong>che Literatur im Nationalsozial<strong>is</strong>mus“ wurde im Rahmen eines FWF-Projekteskonzipiert.5 Das „Subzentrum“ befand sich im ehemaligen „Heizhaus“ der KFUG und wurde zunächst von Prof. Erich Prunč(Translationsw<strong>is</strong>senschaften) und dann von Prof. Klaus Lichem (Roman<strong>is</strong>tik) betreut.6 Mit der Schrifterkennung „Optopus“ wurden u.a. von Prof. Rudolf Muhr Korpora zum „Österreich<strong>is</strong>chen Deutsch“ gescannt.7 Die „Urzelle“ des GewiLab war tatsächlich ein WC in der Mozartgasse 14, wo der jetzige Dekan eine Xerox-Textverarbeitungsmaschine aufgestellt hatte, die in Timesharing vergeben wurde. Diese wurde dann in die Obhut von Prof. Prunčübergeben, dem ersten Verantwortlichen des „Subzentrums“ im ehemaligen Heizhaus.8 Mit der <strong>Einrichtung</strong> des Schulungsraums in der Attemsgasse 8 übersiedelten auch die „High-Tech“ Geräte 1990/91 dorthin. DerServer lief auf OS/2 und verwendete DecNet, das auch beim EDV-Zentrum zum Einsatz kam, als Client-Protokoll. Ein TCP/IP-Stack wurde ebenfalls angeboten. Über diesen konnte man staunend mit FTP Dateien von entfernten Servern kopieren oder mitden ersten Textbrowern in engl<strong>is</strong>chen Ausgaben der Bibel stöbern.9 Begleitet von Publikationen wie etwa Krifka, Manfred und Bernd Gregor. <strong>Computer</strong>fibel für die Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften.Einsatzmöglichkeiten des Personal <strong>Computer</strong>s und Be<strong>is</strong>piele aus der Prax<strong>is</strong>. München: Beck, 1986.10 Veteranen w<strong>is</strong>sen zu berichten, dass man im Gegenzug zur Überlassung von Schulungsräumen am „Lehrgang fürRechtsinformatik“ Naturalle<strong>is</strong>tungen im Form von <strong>Computer</strong>reparaturen anbot oder dass alle verfügbaren PCs am Institut füreinen Abend requiriert werden mussten, um eine EDV-unterstützte Lehrveranstaltung abzuhalten. Wände wurden ehrenamtlichim Institutsauftrag durchbohrt um begehrte BNC-Kabel-Anschlüsse fürs Institutsnetzwerk zu legen.


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 2Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften ließen die Idee reifen, zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe zu greifen um eigene, kooperativeStrukturen jenseits der „zentralen“ aufzubauen. Dem „Fakultätsbeauftragten für EDV“ gelang es 1992 zusammen mitdem Dekan eine Stelle einzurichten, die nach einigen Wirren nicht mit einem „Techniker“, sondern (programmat<strong>is</strong>ch?)mit einem in German<strong>is</strong>tik promovierten Autodidakten zu besetzen. Ehrenamtlicher Leiter der m<strong>is</strong>sverständlich mit demWortungetüm „EDV-Subzentrum der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlichen Fakultät“ bezeichneten „<strong>Einrichtung</strong>“ wurde derRoman<strong>is</strong>t Prof. Klaus Lichem, der (einzige) Mitarbeiter fand sich aus formalen Gründen am Institut für German<strong>is</strong>tikangestellt und von diesem „geborgt“. 11Akadem<strong>is</strong>ches Start-Up ohne Venture-KapitalSchnell entwickelte sich eine heterogene, krit<strong>is</strong>che und selbstbewusste „Community“ rund um das Subzentrum, dasseine <strong>Einrichtung</strong>en und Möglichkeiten rund um die Uhr allen 12 öffnete, die Interesse am neuen Medium hatten, egal obStudierende, W<strong>is</strong>senschaftlerInnen oder Kulturschaffende. Die Kapazitäten waren vorhanden und wollten von jenengenutzt werden, die sich durch individuell erworbene Fähigkeiten jenseits akadem<strong>is</strong>cher Qualifikation dazu ermächtigtfühlen konnten. In der N<strong>is</strong>che 13 , die sich auftat, zählten Know-How, Kooperationsbereitschaft und krit<strong>is</strong>che Offenheit.Universitäre Hierarchien spielten eine untergeordnete Rolle, entscheidend waren die coolen Ideen und das gemeinsameInteresse an Computing und den Entwicklungen im Internet, die rasant hereinbrachen, denen gegenüber alle in gleicherWe<strong>is</strong>e Lernende waren.Gleichberechtigung, Autonomie, Selbstermächtigung wurden gestärkt durch die vermeintlich „bas<strong>is</strong>demokrat<strong>is</strong>chen“Strukturen des Netzwerks. Erwerb und Verbreitung von Kenntn<strong>is</strong>sen im Umgang mit den „neuen Medien“,Vergrößerung der Bandbreiten 14 , das Vorantreiben der Vernetzung galt als schon als Fortschritt; mehr noch diekrit<strong>is</strong>che, eigenverantwortliche und prakt<strong>is</strong>che Beschäftigung mit der dahinterstehenden Technologie. 15 Der „digitaleLebensstil“, die Ideen der „Netznomaden“ und Cyborgs“ 16 erfassten auch die „Bewohner“ des „Subzentrums“.„Nachschicht“ war angesagt, die PCs waren rund um die Uhr besetzt, aus den „Usern“ differenzierten sich Gruppen mitspeziellen Interessen.Mit anderen arbeiten, von anderen lernen, Spaß habenEs entstand eine neue Lebens- und Arbeitskultur am GewiLab. Fortgeschrittene Studierende beteiligen sichehrenamtlich an den Arbeiten, bringen Ideen ein und setzen diese im Interesse der „Community“ auch um. Jede(r) kannvon anderen lernen: gegenseitige Hilfe <strong>is</strong>t angesagt, die seit 1994 ihren Niederschlag in „Minikursen“ und Workshopsfindet, me<strong>is</strong>t unentgeltlich geboten. Sie werden einem wichtigen Faktor der D<strong>is</strong>kussion und Weiterbildung. Der ersteMinikurs trägt den Titel „Connected“ 17 und beschäftigt sich mit den damals brandneuen Internettechnologien. Natürlichkommen die „Games“ 18 in den langen Nächten 19 nicht zu kurz; sogar Minikurse werden darüber zum M<strong>is</strong>sfallenmancher gehalten. Die Palette <strong>is</strong>t sehr breit und reicht von Linux-Einführungen (1995) b<strong>is</strong> zu Workshops über E-Learning (2003). 20 Man versteht sich auch aufs Feiern: Am Stammt<strong>is</strong>ch „Cybersdorf“ geht's oft hoch her, das „Otto-11 Diese „Konstruktion“ außerhalb „normaler“ Institutsstrukturen (die damals noch fest gebaut schienen) und ohne klare formaleKonstituierung ging b<strong>is</strong> mit einer kleinen Unterbrechung b<strong>is</strong> März 2002. Sie <strong>is</strong>t gleichermaßen die Ursache vieler Probleme undder Boden der relativ freien Entwicklung des „GewiLabs“.12 Nach der „Herkunft“ wurde nicht gefragt; es wurden an die 100 Schlüssel ausgegeben, deren Eintreibung anlässlich derÜbersiedlung ins UZ Wall erheblichen Aufwand erforderte. Zunächst gab es auch keine Zugangs- undBenutzungsbeschränkungen irgendwelcher Art.13 Die N<strong>is</strong>che wurde gefördert durch eine günstige personelle und institutionelle Konstellationen: Der Leiter - obwohl oft andererMeinung - bewahrte große Toleranz und ließ die Dinge sich entwickeln. Er schritt nur ein, wenn die Ex<strong>is</strong>tenz des GewiLabsgefährdet schien. In den me<strong>is</strong>ten Fällen überließ er die Führung der <strong>Einrichtung</strong> seinem Mitarbeiter, der selbst wiederum frei voninstitutionellen Zwängen handeln konnte.14 Hin und wieder sieht man in den Räumen des Lab noch jemanden mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „More Bandwidth“.15 Vgl.der Ted Nelson zuschriebene Aufruf: „<strong>Computer</strong> Power to the People! Down with Cybercrud“,http://www.hackerethic.org/writings/hackerh<strong>is</strong>tory.shtml [1.11.2003]16 „I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone.“ John PerryBarlow (EFF): A Declaration of the Independence of Cyberspace, http://www.eff.org/~barlow/Declaration-Final.html[3.11.2003]17 Martin Schitter: Connected. Eine Einführung in Internetworking am Be<strong>is</strong>piel des WWW-Servers gewi.kfunigraz.ac.at. (04.1995)18 Hilzensauer/Ramsenthaler/Weikmann: Ludeamus igitur… Von Sinn und Unsinn von <strong>Computer</strong>spielen (30.4.96)19 Userinnen taten sich die ganze Nacht in MUDs herum, neben sich einen (handgeschriebenen) Zettel mit Aufzeichnungen undSkizzen über Räume einer anderen Welt.20 Charakter<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Titel: Informationen suchen - Informationen finden im Internet (1995), Mit dem Modem ins Internet (1994),Stat<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Deklinationen. Ein Einstieg in SPSS anhand von Datenmaterial aus dem GEWI-LAB (1995), Linux I (1996),Typographie.Layout, <strong>Computer</strong>unterstützte Textanalyse, Schriftenerkennung mit OmniPage, Konkordanzarbeit- FromInspiration to Transpiration, Photoshop, Internet für H<strong>is</strong>torikerInnen, Happy Mailing. Mit PINE. Grundbedienung - Attachments– Adressbuch, Literatur im Internet, TCP-IP, das Protokoll des Internet, Zeitungs- und Zeitschriftenarchive im Internet, Latex -Einstieg in die andere Art der Textverarbeitung, PHP - Interaktives HTML usw.


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 3Fest“ 21 wird aus der Taufe gehoben und jährlich im Sommer gegeben. 22 Und: der neue Name entsteht, in Anlehnung zumehr oder weniger berühmten Vorbildern, beschreibt er doch besser, was passiert – schließlich fühlt man sich nichtmehr „sub“. 23 Einer blieb me<strong>is</strong>t im Hintergrund, tolerierte diese neue Netzkultur, war jedoch zur Stelle, wenn es galt,offene Probleme zu d<strong>is</strong>kutieren, zu verteidigen, Streit zu schlichten: der Leiter des GewiLab, Prof. Klaus Lichem.Neue Technologien, neue IdeenAlles kann gemacht werden, und wir machen es schneller, intelligenter, unbürokrat<strong>is</strong>cher. 1993 beginnt Martin Schitter,ein am GewiLab vorläufig Angekommener, mit der Installation von Linux. Daraus entsteht der gewi.kfunigraz.ac.at, einselbstverwalteter Server im Rahmen des GewiLab. Er wird schnell bekannt, als man beginnt, darauf Dienste wie Mailund Einwahl über Modem zu implementieren. „E-Mail für alle“ <strong>is</strong>t das Schlagwort zu einer Zeit, wo E-Mail-Accountsan der KFUG nur unter Absolvieren bürokrat<strong>is</strong>cher Schikanen für den Staff zu bekommen waren und große Mainframesbeschäftigten, dazu NEWS, IRC und TALK – auf einem PC mit durchschnittlicher Hardware. Der Webserver folgt1994 – vielleicht der erste an der KFUG, von vielen noch unbemerkt. Ein funktionierender, liberal geführterBenutzerbetrieb auf Netware mit intelligenten Image-Techniken ergänzen das Programm. Das damalige EDV-Zentrumgerät in die Defensive 24 , am GewiLab entstehen neue Perspektiven betreffend „Services für die Fakultät“, anknüpfendan der Idee der „EDV-Selbstversorgung“.Das GewiLab zieht in diesen Jahren Interessierte aus Kunst und Kultur 25 an. Manche sammeln hier ihre erstenErfahrungen mit den neuen Technologien, versuchen deren Möglichkeiten auszuloten, mit ihnen zu spielen, Projekteentstehen, an denen sich das GewiLab beteiligt, 26 wie etwa „tax<strong>is</strong>“ 27 , die „Filmhomepage“ der Filmzeitschrift blimp 28 ,kleinere Arbeiten wie die „Übertragung“ der Veranstaltung „bilderlos“ von Willi Hengstler 29 aus dem Forum Stadtpark1995. Das Forum Stadtpark hatte seinen ersten Internetauftritt unter der Adresse forum.kfunigraz.ac.at, die Anfänge vonmur.at 30 begannen hier 1998, 31 Veranstaltungen zu (Netz-) Kunst fanden statt. 32 Auch später noch gab es zahlreicheUnterstützungen für Kunstprojekte.Institutionelle Einbindungen, VeränderungenDas GewiLab war von Anfang an, schon in Gestalt seines Leiters, der zugleich auch EDV-Beauftragter war, in dieEntwicklungen an der Fakultät eingebunden und hat diese auch maßgeblich mitgestaltet. Über das Forum der „EDV-21 Ein Be<strong>is</strong>piel http://gewilab.kfunigraz.ac.at/otto/ [3.11.2003]22 Gemeinschaftliches Kochen im „Sozialraum“, Attemsgasse 8, stand auf der Tagesordnung, dank Chr<strong>is</strong>tine Wassermann undSolveig Haring, Username: solways. Letztere verteilte gerne an Bahnhofautomaten gedruckte V<strong>is</strong>itenkarten mit einem Flugzeugund der Aufschrift „Always fly Solways“. Die Kultur der Usernamen blühte, manche kannte man besser unter ihremelektron<strong>is</strong>chen Nickname: Wer wusste schon, wie „Nano“ in real life wirklich hieß? Man las Peter Glaser: 24 Stunden imInternet. Frankfurt am Main: Zweitausendeins 1995 oder Howard Rheingold: Virtuelle Welten. Re<strong>is</strong>en im Cyberspace. Reinbek1992.23 Die Idee dazu stammt von Martin Schitter, der Kontakte zur ArchLab unterhielt. Natürlich <strong>is</strong>t es auch erlaubt, an andere Labs zudenken. Einige Namen jener, die die Nächte bevölkerten, seien hier erwähnt: Mag. Eric Hilzensauer, Wolfgang Spekner(Username: faber), Mag. Arno Heimgartner (heim), Mag. Ursula Sillaber, Mag. Chr<strong>is</strong>ta Volleritsch (gadafi), Mag. MartinWeikmann, Dipl. Ing. Valentina Baumgartner (val), Horst Hörtner, Mag. Reinhard Puntigam.24 Denkwürdig: eine „Vorladung“ beim EDVZ im Jahr 1994. Dem Leiter des GewiLab wird unter Androhung der Netzabschaltunguntersagt, einen eigenen Webserver auf Linux-Bas<strong>is</strong> zu betreiben, bevor das EDVZ den damals als „Standard“ gefordertenHyper-G installiert habe – was ohne Wirkung blieb. Ähnliches wiederholte sich anlässlich der Einführung der Netware-Directory-Services, wo man befürchtete, das GewiLab könnte den Root-Server an sich bringen. 1993 wurde aus Unzufriedenheitmit den Services des EDVZ erwogen, zusammen mit der Naturw<strong>is</strong>senschaftlichen Fakultät ein Benutzerzentrum in derRittergasse zu errichten, was dann an der Absage der NAWI scheiterte.25 Es gibt am gewi.uni-graz.at noch immer eine „Homepage“ des Direktors des AEC, Gerfried Stocker: http://gewi.unigraz.at/~gerfried/[3.11.2003]26 „Das Gewi-Lab <strong>is</strong>t eine kleine Abteilung auf der Uni, in der schon in den letzten Jahren relativ viele Kunstprojekte nebenbeireal<strong>is</strong>iert und unterstützt worden sind [...] wir spielen mit der Technik, wir versuchen sie zu reflektieren und kreativ damitumzugehen.“ Martin Schitter im „Gespräch zu tax<strong>is</strong>“, 8.10.1995, http://www.kunstradio.at/1995B/tax<strong>is</strong>int.html [3.11.2003]27 Das Projekt gibt es noch im Netz unter http://gewi.kfunigraz.ac.at/~gerfried/tax<strong>is</strong>/homer00.html. Dazu ein Bericht in der„UniZeit“ 1995, http://www.kfunigraz.ac.at/ainst/uz/595/5-95-06.html [3.11.2003]28 http://gewi.kfunigraz.ac.at/~blimp/ [3.11.2003]29 http://www.macguffin.at/Tbgrueck.htm [3.11.2003]30 Was übrigens zu einigen Problemen mit dem EDVZ führte, das die Rechtmäßigkeit der Vergabe von Ressourcen des Aconet anKulturschaffende über das GewiLab immer wieder in Frage stellte. Forum.kfunigraz.ac.at kam nur durch ein Versehen in dieNameserver der KFUG. Wir wurden zum Rektor zitiert, mussten L<strong>is</strong>ten von Usern vorlegen, im Detail begründen undgenehmigen lassen. Die Geschichte ging darüber hinweg – heute <strong>is</strong>t http://www.mur.at eigenständiger Partner und Knoten imAconet.31 Vgl. Tätigkeitsbereicht 1999/2000 des Vereins mur.at, http://verein.mur.at/berichte/jb2000_text_aa_32.pdf, S. 17 [3.11.2003]32 Etwa die Veranstaltung: schau:prozess. KünstlerInnen und TheoretikerInnen zu Neuen Medien. Bernhard Lang / Winfried Ritsch,Thomas Feuerstein, Hubert Matt (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte, Galerie am Institut, 1.12.1995).Alexander Schulgin sprach über „Kunst im Internet. Ist das möglich?“ (24.11.1998), Olja Ljalina über Netzkunst (vgl. KleineZeitung, 20.12.1998), Vuk Čosič über „Low Tech Media“ (6.5.1999), alle auf Einladung durch den Slaw<strong>is</strong>ten Herwig Höller.


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 4KoordinatorInnen“, das es schon seit Beginn der 90er Jahre gab, wurde die EDV-Anschaffungspolitik an der gesamtenFakultät abgestimmt, die weiteren Entwicklungen d<strong>is</strong>kutiert und unter der erfahrenen Leitung Prof. Lichems, der überdas Budget weitgehend autonom verfügen konnte, konsensuale Beschlüsse gefasst, die von allen mitgetragen wurden.Diese „Community“ bestimmte solidar<strong>is</strong>ch über ein Jahrzehnt – jenseits rein technokrat<strong>is</strong>cher Überlegungen, wie ananderen Fakultäten – den Ausbau der IT-Strukturen an der Fakultät und trug maßgeblich zur wachsenden Akzeptanz derLe<strong>is</strong>tungen auch des GewiLab bei. In deren Auftrag führte das GewiLab führte zwei Mal (1994 und 1995) eigeneAusschreibungen für Sammelbestellungen durch, da das EDV-Zentrum sich von dieser Aufgabe zurückgezogen hatte.Die „EDV-unterstützte“ Lehre an der Fakultät wurde weitgehend über die Schulungskapazitäten des GewiLababgewickelt. Man sah es als Aufgabe an, fachspezif<strong>is</strong>chen Erfordern<strong>is</strong>sen optimal gerecht zu werden. Pro Semester gabes eigene „Bulletins“ mit Lehrveranstaltungen, die seit 1996 auch im Netz publiziert wurden. 33 Aus Studierendenbestimmter, fortgeschrittener und anspruchsvoller Lehrveranstaltungen „rekrutierte“ das GewiLab seinen Nachwuchs anehrenamtlichen MitarbeiterInnen. 34Dem GewiLab wird es zu eng in den Räumen der Attemsgasse 8. Der einzige Userraum <strong>is</strong>t überbelegt, das GewiLabplatzt aus den Nähten. Und das direkt unterm Dach, zwar mit Schloßbergblick, aber Raumtemperaturen über 35° C imSommer, in Lehrveranstaltungen mit zwei UserInnen pro PC. Die Protestaktionen, Unterschriftenl<strong>is</strong>ten, Plakate zeitigenErfolg, Rektor Prof. Helmut Konrad, requiriert neue Räume im Universitätszentrum Wall. 35 Die neuen Räume rückendas GewiLab mehr in die Öffentlichkeit und sorgen für neue Dynamik vor allem in Richtung der Fakultät. DasGewiLab, noch immer keine „<strong>Einrichtung</strong>“, wohl aber unübersehbar ex<strong>is</strong>tent, beginnt im Service- und Support-Vakuum, das durch die Untätigkeit des EDV-Zentrums entstanden war, weiter Fuß zu fassen.1997 wird auf Anregung von EDV-KoordinatorInnen durch Beschluss der Fakultät, die mit der mangelnden Vorort-Unterstützung und der Aufkündigung des Supports für Apple-<strong>Computer</strong> durch das EDVZ unzufrieden sind, die„Hotline“ eingerichtet. 36 Um eine „Kontaktstelle“ erweitert wird sie zur Drehscheibe der Institutsunterstützung, demheutigen IT-Kompetenzzentrum der Fakultät (ITK). 37 Es ex<strong>is</strong>tiert seit 1996 ein Novell-Netzwerk mit NDS, in dasmehrere Institute eingebunden sind. 38 1998, als Einsparungsmaßnahmen (schon damals...) die Ex<strong>is</strong>tenz des GewiLab inFrage stellen, startet eine groß angelegte „Survive“-Aktion mit bewegenden Unterstützungserklärungen, die nocheinmal deutlich machen, wie sehr die <strong>Einrichtung</strong> geschätzt und gebraucht wird. 391998 beschließt die Fakultät in einer Art Torschlusspanik kurz vor dem Auslaufen des alten Gesetzes die <strong>Einrichtung</strong>des GewiLab nach UOG 1975; 40 die Genehmigung des Min<strong>is</strong>teriums erfolgt am 24. August 1998. 41 Der Statusnascendi wurde nie überschritten: 1999 wurde das UOG 1993 in Kraft gesetzt – es sah keine derartigen <strong>Einrichtung</strong>enmehr vor, und das GewiLab wurde nicht in einen neuen Rechtszustand „übergeleitet“. 42 Und so blieb es vorerst auch,wenngleich der „neue“ (und einzige) UOG93-Dekan, Prof. Walter Höflechner, immer mehr auf die Le<strong>is</strong>tungen desLabors setzte und es vollends in die Fakultätsstrukturen integrierte. Es wurde als innovativer und dynam<strong>is</strong>cher, aberidentitätsstiftender Bereich der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften wahrgenommen, wenn auch in erster Linie in „dienender“Funktion. Diese Einbindung hatte zur Folge, dass ab Ende 1998 die ursprünglich freiwilligen Dienstle<strong>is</strong>tungen insteigendem Ausmaß honoriert und ein Stamm von MitarbeiterInnen aufgebaut werden konnte. Dahinter standen die vonGe<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften vertretene Idee der „Subsidiarität“ und ein „Schichtenmodell“ der IT-Infrastruktur, die auch indie Satzungen des UOG93 Eingang gefunden hat. 43Als Prof. Lichem mit dem Wintersemester 2001 in Pension 44 ging, folgte ein kurzes „Interregnum“ unter derGeschäftsführung von Dr. Peter Langmann, b<strong>is</strong> schließlich aus dem Labor und dem „fachinformat<strong>is</strong>chen“ Teil des33 http://gewilab.kfunigraz.ac.at/edvlv/ [3.11.2003]34 Besonders wichtig in dieser Hinsicht waren Lehrveranstaltungen aus H<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>cher Fachinformatik und German<strong>is</strong>tik.35 Die räumlichen Veränderungen wurden nicht von allen Mitarbeitenden gleichermaßen begrüßt. Es gab heftige D<strong>is</strong>kussion überdie Frage, ob das GewiLab damit nicht seinen Charakter einbüßen würde. Bas<strong>is</strong>demokratie wurde eingefordert.36 Die fordernde Hotline-Tätigkeit hat eine Reihe von Personen „verbraucht“: Peter Mayr, DI Heribert P<strong>is</strong>totnig, Robert Herzig,Mag. Petra Steinkellner, Andreas Hänsel, Mag. Andreas Pfuff, Walter Scholger, Markus Arras, Franz Gossleth, Martin Brugger.37 http://www.inig.at/itk [3.11.2003]38Das Netzwerk, das erste Directory Service an der KFUG, gibt es immer noch; es verbindet die Institute für Roman<strong>is</strong>tik,Translationsw<strong>is</strong>senschaften, Erziehungsw<strong>is</strong>senschaft, Musikw<strong>is</strong>senschaft, das GewiLab und das Dekanat. Seitens des ZID setztman hingegen seit einiger Zeit auf Microsofts ADS und MS-Exchange.39 Vgl. http://gewilab.kfunigraz.ac.at/interna/survive/survive.htm [3.11.2003]40 Beschluss des Fakultätskollegiums vom 22.1.1998, http://gewilab.kfunigraz.ac.at/interna/h<strong>is</strong>tory/beschluss.htm [3.11.2003]41 URL: http://gewilab.kfunigraz.ac.at/info/bmwv.html [3.11.2003]42 Man war am GewiLab gewohnt, mit derartigen Zuständen zu leben, zumal man ohnedies mehr an vernünftigen Lösungen dennan institutionellen Fragen interessiert war.43 „Für die Zuordnung der Verantwortlichkeit innerhalb der IT-Infrastruktur der Karl-Franzens-Universität Graz und ihrerallfälligen Untergliederung gelten das Subsidiaritätsprinzip und das Schichtenmodell. [...] Nach dem Schichtenmodell (siehe 5.3)können spezif<strong>is</strong>che Lösungen vollständig von Organ<strong>is</strong>ationseinheiten in deren Verantwortung übernommen werden.“ Satzung derKFUG, § 5.1 bzw. § 5.3. URL: http://www.uni-graz.at/zvwww/gesetze/satz17.html44 ... und unter dem vielsagenden Motto „Adieu plancher des vaches!“ in einem großen Fest „verabschiedet“.


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 5„Forschungsinstituts für H<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>che Grundw<strong>is</strong>senschaften“ das INIG geboren wurde. 45Von GIS, KOMEL, EMIL, GNU, LAMM, anderen Tieren und (zu) vielen HochzeitenAb 1997/1998 entstehen die Informationsservices der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlichen Fakultät. Erich Stamberger hatte nachdem (temporären) Ausscheiden von Martin Schitter dem Labor aus der Patsche geholfen, übernahm 1996 unentgeltlichdie Admin<strong>is</strong>tration des Mailservers gewi.kfunigraz.ac.at und richtete Anfang 1998 den Webserver wwwgewi.kfunigraz.ac.atein. Er betreute die beiden Server b<strong>is</strong> Ende 2002 autonom und ehrenamtlich. Mit ihm hielt DebianEinzug am Labor, das er mit großer Konsequenz zum Aufbau ausfallssicherer und stabiler Dienste nutzte. 46Aus der intensiver werdenden Zusammenarbeit mit Prof. Hubert Stigler entstand das „Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlicheInformationssystem“ (GIS), zunächst auf der Bas<strong>is</strong> einer Publikationsdatenbank der Fakultät, die Prof. Erich Prunčdigital<strong>is</strong>ieren ließ, und Benutzerstammdaten aus der zentralen Verwaltung der KFUG, die beide in „EMILE“ 47 integriertwurden. Von Chr<strong>is</strong>tine Wassermann und Petra Steinkellner wurde ein Designkonzept für ein Webportal erarbeitet unddem Dekan Prof. Arno Heller vorgelegt. Nach dessen Annahme wurden sukzessive alle Websites der Institute auf denwww-gewi.kfunigraz.ac.at transferiert und in das System eingepasst. Die Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftliche Fakultät war damitdie erste an der KFUG, die über ein modernes Informationssystem verfügte, das Funktionen wie „elektron<strong>is</strong>cheV<strong>is</strong>itenkarten“, MitarbeiterInnen-L<strong>is</strong>ten der Institute, ein weit zurückreichendes Online-Publikationsverzeichn<strong>is</strong> usw.zusammen mit Online-Editierfunktionen bot. 48Die <strong>Einrichtung</strong> des Informationssystems war von Anfang geprägt von der Idee, den Angehörigen derGe<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlichen Fakultät ein niederschwelliges und auf die Bedürfn<strong>is</strong>se des Alltags perfekt zugeschnittenesWerkzeug in die Hand zu geben. Jede(r) konnte seine oder ihre Publikationen, die persönlichen Daten auf der„V<strong>is</strong>itenkarte“ eigenverantwortlich selbst modifizieren, Forschungsschwerpunkte definieren oder persönlicheSprechstunden eintragen. Ein D<strong>is</strong>kussionsforum wurde programmiert, ein datenbankgestütztes Messagingsystementlang der organ<strong>is</strong>ator<strong>is</strong>chen Strukturen der Fakultät eingerichtet. 49 Das System zur Erfassung und Beschreibung vonLehrveranstaltungen (KOMEL 50 ) wurde im Jahr 2000 konzipiert, jedoch auf Drängen des EDV-Zentrumszurückgestellt, das das System OLPA zu entwickeln begann und es als Standard für die gesamte Universitätbeanspruchte. KOMEL startete daher um ein Jahr verspätet im Wintersemester 2001 und war immer noch das ersteStudieninformationssystem an der KFUG, das sich heute nach wie vor allem wegen seiner „Usability“ großerBeliebtheit erfreut, inzw<strong>is</strong>chen über Schnittstellen mit OLPA kommuniziert und die Daten wechselseitig abgleicht.Rund um KOMEL wurden weitere Funktionalitäten angelagert, welche Management und Workflow vonLehrveranstaltungen unterstützen und Services für Studierende bietet. 51 Mit dem Datenbankmanagementsystem EMILEverfügt die Fakultät über Kerndaten aus dem Bereich Lehre, Personal und Publikationen mit h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>cher Tiefe. 52Wartung und Support wurden vom ITK übernommen. 53Dann geriet E-Learning ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Wieder war das GewiLab vorne mit dabei und wollte denStandpunkt der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften vertreten. Den Anstoß gab eine Veranstaltung mit Jeff McLaughlin (University45 Das INIG, gegründet im März 2002 unter der Institutsleitung des H<strong>is</strong>torikers Prof. Ingo Kropač, <strong>is</strong>t maßgeblich ein Kind desDekans. Nach dem Rücktritt von Prof. Kropač Ende 2002 wird das Institut interim<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch vom Vorstand des Instituts fürSprachw<strong>is</strong>senschaft, Prof. Bernhard Hurch, geleitet. Als „Geburtstagsgeschenk“ erhielt das Institut neben zwei Stellen aus demForschungsinstitut auch Prof. Hubert Stigler vom Institut für Erziehungsw<strong>is</strong>senschaften, der sich im Lauf der Jahre immer weiterin Richtung Informationsverarbeitung entwickelt hatte und damit die „Fronten“ wechselte; die Abstellung von Dr. Langmann beider German<strong>is</strong>tik wurde nach 10 Jahren beendet.46 Seine Arbeit als Programmierer im Rahmen der „Romani-Projekte“ von Prof. Dieter Halwachs am Institut fürSprachw<strong>is</strong>senschaft und als Admin<strong>is</strong>trator am GewiLab brachte er zahlreiche neue Ideen aus dem Umkre<strong>is</strong> der Free SoftwareFoundation, der Text-Encoding-Initiative und Open-Source-Projekten ein, die nicht immer (oder viel zu langsam) denfruchtbaren Boden fanden, den sie verdient hätten.47 EMILE war ursprünglich eine Literaturdatenbank von Hubert Stigler, die sukzessive an die neuen Ansprüche adaptiert wurde.48 Für die Publikationsdatenbank gibt es ein Lektorat, das Mag. Dr. Herbert Maierhofer in der Nachfolge von Mag. Eva Tropperbetreut. Einen besonderer Broken stellt das Webportal dar; hier fallen laufend zeitaufwändige Aufträge an, denen sich neuerdingsMartina Semlak, das jüngste Mitglied der Runde, annimmt. An diesem Job haben sich ebenfalls schon einige Personen (übrigensausschließlich weiblichen Geschlechts) abgearbeitet: Mag. Petra Steinkellner und Chr<strong>is</strong>tine Wassermann und Mag. MariaNinaus.49 Alle diese Dinge finden Sie unter der Adresse http://www-gewi.uni-graz.at [3.11.2003]50 KOMEL <strong>is</strong>t ein Akronym für „Kommentiertes elektron<strong>is</strong>ches Lehrveranstaltungesverzeichn<strong>is</strong>“.51 Etwa: LV-bezogene Mailingl<strong>is</strong>ten mit Subskription, ein Anmeldesystem für LVs, ein „Studienrichtungsnavigator“ mit denrelevantesten Informationen rund um ein Studium, neuerdings Möglichkeiten, Zeugn<strong>is</strong>formulare und Anwesenheitsl<strong>is</strong>ten zugenerieren, um damit die LV-LeiterInnen von Bürden organ<strong>is</strong>ator<strong>is</strong>cher Arbeit zu entlasten.52 Das Publikationsverzeichn<strong>is</strong> reicht z.T. zurück in die 70er-Jahre, die Lehrveranstaltungen sind von 1996/97 archiviert.53 Es <strong>is</strong>t, nebenbei bemerkt, immer wieder erstaunlich, wie lange Zeit Dinge brauchen, b<strong>is</strong> sie in den Lebens- und Arbeitsalltag alsselbstverständlich integriert werden. Das GewiLab verfolgte immer die Ansicht, dass Systeme erst dann „fertig“ sind, wenn sievon den „Kunden“ angenommen sind und in deren Alltag Verwendung finden – vielleicht auch eine ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlicheSichtwe<strong>is</strong>e von Informationsmanagement ...


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 6of the Cariboo, Canada) Ende 1999. 54 Das GewiLab wurde Partner im „Server:Projekt“, dessen Website 55 es betreutund dessen „Content-Pool“ 56 es entwickelt hat und hostet. Eine Zeitlang glaubte man, eine Lernplattform betreiben zumüssen. 57 Das Projekt EMIL 58 und weitere Projekte 59 mit „Neuen Medien“ wurden durchgeführt, manche Ansätze sindbereits in Curricula übernommen. Im Sommer 2002 erblickte LAMM, gebaut aus Java und XML, das Licht der Welt. 60Damit wurde techn<strong>is</strong>ches Neuland betreten.En passant gab es für Chr<strong>is</strong>tine Wassermann noch einen „Zeitgeschichte-Tag“ 1999 auszurichten, dessen hervorragendeWebsite, engagierte Online-Tagungszeitung und Publikation vielen im Gedächtn<strong>is</strong> <strong>is</strong>t. Oder sich krit<strong>is</strong>ch Gedanken überdie Zeitläuften zu machen: auf der vom GewiLab tragend mitorgan<strong>is</strong>ierten Tagung „Rechtspopul<strong>is</strong>mus in Europa“(2001). 61 Es galt, die Science-Week 2000 zu gestalten, um den Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften Öffentlichkeit zu verschaffen, 62den „Tag der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften“ zu designen und für „Public Awareness“ der vermeintlichen Orchideenfächer zusorgen, 63 von den Tagen der „Neuen Medien“ abgesehen. 64Zu viele Hochzeiten? Noch nicht genug. Das GewiLab wurde als Vertreter der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften im IT-Bereich,als das es auch an der Uni zunehmend Gehör fand, in (hochschul-) polit<strong>is</strong>che Gremien und Händel einbezogen. Einefakultätsübergreifende Arbeitsgruppe IT-Strategie unter Leitung von Prof. Kropač unterzog die IT-Strukturen an derKFUG einer krit<strong>is</strong>chen Rev<strong>is</strong>ion, wurde in die Evaluation der Dienstle<strong>is</strong>tungseinrichtungen im IT-Bereich einbezogen 65und erreichte schließlich die Neuausschreibung der Stelle des Direktors / der Direktorin des ZentralenInformatikdienstes. Kein Ende der Projektgruppen: VertreterInnen des GewiLab saßen – nicht immer sehr produktiv –in der Arbeitsgruppe FODOK 66 , in der „Projektgruppe Neue Medien“ 67 , von OLPA 68 und sonstwo.Ausflüge in die W<strong>is</strong>senschaft: Im Jahr 2000 wurde das Fakultätsprojekt „Language Server“ ins Leben gerufen, an demunter w<strong>is</strong>senschaftlicher Leitung des Instituts für Sprachw<strong>is</strong>senschaft auch das GewiLab beteiligt <strong>is</strong>t. Dort entstandenneben der Datenbank LLOW 69 einige interessante Projektzusammenarbeiten, etwa mit dem Projekt BADIP. 70Das D-Wort und andere Möglichkeiten, sein Auskommen zu findenDem GewiLab wurde und wird oft der Vorwurf gemacht, es verheize das kreative Potential seiner MitarbeiterInnendurch mediokre Servicedienstle<strong>is</strong>tungen und verhindere die Chance einer akadem<strong>is</strong>chen Karriere. Tatsächlich:MitarbeiterInnen, nicht die schlechtesten, kämpfen mit ihrem akadem<strong>is</strong>chen Abschluss, nicht zuletzt, weil sie in ihrer54 Vgl.http://gewilab.kfunigraz.ac.at/weitbild/events/odl/index.html [3.11.2003]55 Vgl. URL:http://serverprojekt.fh-joanneum.at/sp/index.php [3.11.2003], betreut von Marcus Veit, der dafür eindatenbankgestütztes Redaktionssystem entwickelte.56 Be<strong>is</strong>pielhaft gebaut von Dieter Schicker, Institut für Sprachw<strong>is</strong>senschaft und Admin<strong>is</strong>trator des Datenbankservers buti.uni-graz.atmit Postgres: http://enm.uni-graz.at [3.11.2003]57 ... fiel damit durch die unglückliche Auswahl von Hyperwave auf die Nase.58 EMIL steht für „Elektron<strong>is</strong>che Medien in der Lehre der Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften“, vgl. http://grips.uni-graz.at. Ein Projektziel <strong>is</strong>tdie Erstellung eines Handbuchs für E-Learning in den Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaften, das zur Zeit von der Projektleiterin Ir<strong>is</strong> Hipfl fertiggestellt wird.59 Besonders interessant das Projekt „LELEO“ (Online-Lehrgang Webliteracy) von Ir<strong>is</strong> Hipfl, das sich erstmalig mit dem Problemdes Erwerbs von Internet- und Medienkompetenz bei Studierenden beschäftigte.60 Die Väterwidder waren Hubert Stigler und Dieter Schicker, die sich die notwendigen Kenntn<strong>is</strong>se in Java und XML erwarben, dieMutterschafe Dr.Isabel Landsiedler vom Treffpunkt Sprachen der KFUG, die zusammen mit einer Herde vonÜbungserstellerInnen für die Inhaltsstoffe sorgte (Sprachübungen und Klassifikationen nach internationalen Standards) sowieIr<strong>is</strong> Hipfl, die das LAMM mit XML-codierter Nahrung großzog. Das Tier hat sein Zuhause unter der Adressehttp://languageserver.uni-graz.at/lamm. Es freut sich auf Ihren Besuch.61 Tagungsleitung und Herausgeber des Tagungsbandes: Prof. Wolfgang E<strong>is</strong>mann, Institut für Slaw<strong>is</strong>tik. Vgl: http://wwwgewi.kfunigraz.ac.at/rpop/[3.11.2003]. Der Tagungsband: Wolfgang E<strong>is</strong>mann (Hg.): Rechtspopul<strong>is</strong>mus: österreich<strong>is</strong>cheKrankheit oder europä<strong>is</strong>che Normalität? Wien: Czernin-Verlag 2002. Von Seiten des GewiLab im Einsatz rund um die UhrKatharina Prexl und Mag. Natascha Luconnajak<strong>is</strong>, eine Zeitlang am GewiLab als Sekretärin tätig.62 Vgl.: http://www-gewi.uni-graz.at/faculty/scienceweek/index.html [3.11.2003]. Maßgeblich gestaltet von Mag. Marcus Wiesnerund Chr<strong>is</strong>tine Wassermann.63 Vgl.: http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/tdg/, Gesellenstück von Martina Semlak.64 Vgl.: http://grips.uni-graz.at/index.php?show=1025 [3.11.2003].65 Vgl. den Abschlussbericht der Fa. Infora:http://www.kfunigraz.ac.at/senat/allgemeines/beschluesse/word/bericht%20_dle_abschlussbericht.doc [3.11.2003].66 Vgl.: http://www.kfunigraz.ac.at/fodok/team/ [3.11.2003].67 Vgl.: http://www.kfunigraz.ac.at/iuk_lehre/pg.html [3.11.2003].68 Das etwas unglückliche Projekt („Organ<strong>is</strong>ation der Lehr- und Prüfungsadmin<strong>is</strong>tration“) verbrauchte unzählige Sitzungsstunden,gab zu allerlei Wortspielen Anlass (Hopla, Stolpa), forderte schließlich Köpfe und heißt jetzt neudeutsch ISIS.69 Vgl. http://languageserver.uni-graz.at/llow, inhaltlich verantwortlich: Prof. Dieter Halwachs, Datenbankpflege Mag. BernhardScheucher, techn<strong>is</strong>che Umsetzung Dieter Schicker [3.11.2003].70 Vgl. http://languageserver.uni-graz.at/badip. Spiritus rector dieser Zusammenarbeit, auch mit anderen Projekten im Rahmen desLanguage Servers <strong>is</strong>t der Datenbankadmin<strong>is</strong>trator, techn<strong>is</strong>che Koordinator und passionierte Träger von Linux-T-Shirts („Bowbefor me, for I am root“) Dieter Schicker. Einkaufstipp: http://www.thinkgeek.com/tshirts/frustrations/58f5/ [3.11.2003].


Peter Langmann: GewiLab – Zur Geschichte einer nicht ex<strong>is</strong>tenten universitären <strong>Einrichtung</strong> 7Tätigkeit am GewiLab (manchmal nicht unwillkommene 71 ) Selbstausbeutung betreiben. Das Engagement <strong>is</strong>t hoch, vieleArbeitsstunden werden nach wie vor ohne Abgeltung gele<strong>is</strong>tet. Und das ohne Chancen auf eine dauerhafte Anstellung.Das mittlere Alter liegt um die Dreißig. Viele sehen ehemalige StudienkollegInnen an sich vorüber ziehen, das D-Wort<strong>is</strong>t Thema und Tabu im Einem: Wie steht's um Deine Diplomarbeit?Einige haben es geschafft, Firmen gegründet 72 , sind im Kulturbetrieb vorläufig sesshaft geworden 73 , sind selbständigoder haben Arbeit mit oder ohne akadem<strong>is</strong>chen Würden, an der Universität oder anderswo.Backstage: Vieles hätte nicht passieren können, ohne das manchmal an den Rand der Selbstaufopferung gehendeEngagement seiner MitarbeiterInnen und sein spezif<strong>is</strong>ches Klima der Zusammenarbeit, des Umgehens mit denStudierenden, des „anything goes“. 74 Das war zugleich auch sein Problem: informelle Entscheidungsstrukturen, unklarePerspektiven, Dominanz der Tagesanforderungen, mangelnde Abnabelung. Wie immer bei der Betrachtung vonOrgan<strong>is</strong>ationseinheiten: Das, wozu sich kein Link angeben lässt, keine Publikationsl<strong>is</strong>te, bleibt gern – unbedankt – imDunklen. Etwa die vorbildlich flexible und weitgehend digital<strong>is</strong>iert-papierlose Büroorgan<strong>is</strong>ation (in GewiLab-Deutsch:„Ressourcenmanagement“), die Einebnung des Wegs durch die Widrigkeiten des Alltags, die unzähligen Stunden amTelefon des ITK, das Brüten über den Fehler uralter Hardware, die noch immer gebraucht wird, weil das Geld fürNeuanschaffungen fehlt, die Hilfestellungen der TutorInnen für geschockte User, die Beschaffung des gemeinsamenFrühstücks. 75Das GewiLab, oder besser das INIG, sollte neue Chancen bieten, sich im angestammten Bereich auszubilden und einenAbschluss zu machen, in dem es das, was derzeit in der Prax<strong>is</strong> betrieben wird, in ein neues, w<strong>is</strong>senschaftliches Umfeldeinbindet und so neue Perspektiven eröffnet. Der Weg <strong>is</strong>t schwierig und noch nicht geebnet. Wir arbeiten daran. Undwollen nicht vergessen, woher wir kommen und welchen Werten wir verbunden sind, noch blind vorwärts gehen, ohnezu reflektieren, was wir erreichen wollen.Peter Langmann, GewiLab / INIG71 Ge<strong>is</strong>tesw<strong>is</strong>senschaftlerInnen aus bestimmten Generationen sind ja immer noch der altmod<strong>is</strong>chen Ansicht, dass „Karriereplanung“eine Sache für BWL-Studenten <strong>is</strong>t und man seinen Sinn – abseits der Jobs – in anderen Dingen des Lebens finden sollte.72 Prominent, weil vielfach ausgezeichnet: http://www.wukonig.com (Jörg Wukonig, Mag. Reinhard Posch), die Mavas(http//:www.mava.at)73 Wie Chr<strong>is</strong>tine Wassermann, http://www.celerys.org und http://www.midihy.org.74 Auf Parallelen zur Kultur der Start-Ups wurde bereits hingewiesen. Einen krit<strong>is</strong>chen Blick bietet Alexander Meschnig:www.revolution.de. Hamburg: Rotbuch 2001. Sehr lesenswert, was die Veränderung der Arbeitsformen durch die Open-Source-Bewegungen angeht, <strong>is</strong>t angeht, <strong>is</strong>t Gundolf S. Freyermuth: Die neue Hackordnung. Aus der Open-Source-Geschichte lernen. c’t21(2001), S. 270, online unter http://www.he<strong>is</strong>e.de/ct/01/21/270/default.shtml [4.11. 2003]75 Walter Scholger, Herr der Ressourcen im Life-Rollenspiel des GewiLab, Markus Arras mit stets einem guten Wort an der ITK-Strippe, Franz Gossleth, schweigender Laokoon im Kampf mit der Hardware, Martina Semlak, an den (HTML-)Unkenntn<strong>is</strong>sender InstitutmitarbeiterInnen verzweifelnd, Herwig L<strong>is</strong>ec, Katharina Prexl und Heli Hierzegger als Chr<strong>is</strong>tophoren in digitalenNöten, Martin Schitter mit der auf Userbedürfn<strong>is</strong>se maßgeschneiderten CD-Brennerstation Prometheus und Ansprechpartner fürEinfaches und Schwieriges.

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