MALTA
Malta Broschüre - Matthias Weinzierl
Malta Broschüre - Matthias Weinzierl
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q ANKUNFT | NACH DER ENTLASSUNG | LEBENSBEDINGUNGEN<br />
10<br />
richtungen – die zur Unterbringung hunderter<br />
ausländischer Staatsangehöriger genutzt<br />
werden können – niemals zu diesem<br />
Zweck konstruiert.“<br />
Eine zwischenzeitliche Verbesserung<br />
der Haftbedingungen resultierte im Wesentlichen<br />
schlichtweg aus der Tatsache,<br />
dass sich aufgrund der stark abgenommenen<br />
Anlandungen auf Malta – insbesondere<br />
im Jahr 2010 – kaum noch Personen<br />
in Haft befanden. So waren etwa<br />
zum Zeitpunkt des Besuchs von Thomas<br />
Hammarberg Ende März 2011 „lediglich“<br />
49 MigrantInnen inhaftiert. 44 Bereits<br />
Anfang April 2011 stieg deren Zahl nach<br />
dem Eintreffen mehrerer großer Flüchtlingsschiffe<br />
wieder drastisch an. So waren,<br />
nach Angaben der maltesischen Regierung,<br />
am 8. April 2011 1.040 Personen<br />
inhaftiert. 45 Die stark variierende Gesamtzahl<br />
der Inhaftierten führt dazu,<br />
dass komplette Detention Centres bzw.<br />
Abteilungen („Blocks“) zeitweise überhaupt<br />
nicht genutzt werden und bei „Bedarf“<br />
erneut belegt werden. 46<br />
Die maltesische Regierung nennt zwei<br />
Gründe für die ausnahmslose Inhaftierung<br />
aller „prohibited immigrants“ 47 :<br />
Zum einem sei diese notwendig, um die<br />
Identität der MigrantInnen zu klären<br />
und um in Kontakt mit den jeweiligen<br />
Herkunftsstaaten treten zu können, was<br />
die Voraussetzung für ihre Rückführung<br />
sei. Zum anderem wird darauf verwiesen,<br />
dass „einige Migranten besondere medizinische<br />
Aufmerksamkeit und Betreuung<br />
benötigen“. Dies sei essentiell „auf<br />
einer kleinen, dicht besiedelten Insel“.<br />
Hiermit wird offensichtlich auf die Gefahr<br />
der Ausbreitung von Epidemien aufgrund<br />
der Anwesenheit von MigrantInnen auf<br />
Malta verwiesenen. Nach Ansicht der<br />
Autoren sind diese Argumente nicht<br />
haltbar. Denn erstens ist festzustellen,<br />
dass es de facto so gut wie keine Abschiebungen<br />
aus Malta gibt. Zweitens<br />
ist das Argument der befürchteten Ausbreitung<br />
von übertragbaren Krankheiten<br />
und Epidemien unter der einheimischen<br />
Bevölkerung nach medizinischen Kriterien<br />
nicht stimmig. Wenn dem so wäre,<br />
müssten andere europäische Staaten<br />
ähnlich handeln, was de facto nicht der<br />
Fall ist. Vor allem scheint, wie u.a. die<br />
Ärzte ohne Grenzen feststellen, die Inhaftierung<br />
die Ausbreitung infektiöser<br />
Krankheiten (vor allem auch aufgrund<br />
deren Nichtbehandlung) eher zu befördern<br />
als einzudämmen.<br />
Es ist somit offensichtlich, dass die<br />
lückenlose Inhaftierung aller neuankommenden<br />
MigrantInnen anderen Zwecken<br />
dient. Einerseits soll anscheinend die<br />
Attraktivität Maltas für Migrierende<br />
möglichst gering gehalten werden, ausgehend<br />
von der These, dass das Wissen<br />
um die langfristige und ausnahmslose<br />
Inhaftierung in den migrantischen Communities<br />
sowie bei den AkteurInnen des<br />
„trafficking“ zirkuliert. Andererseits geht<br />
es sicherlich darum, mit der „Ausrufung<br />
eines migrationspolitischen Notstands“<br />
den Druck auf die anderen EU-Staaten<br />
bzw. die Europäische Kommission zu erhöhen,<br />
um zu erreichen, dass Malta unterstützt<br />
wird, sei es mittels Geld oder<br />
etwa Relocation-Programmen.<br />
Im Rahmen unserer Untersuchung<br />
gab eine Person an, länger als 18 Monate<br />
inhaftiert gewesen zu sein. Die durchschnittliche<br />
Haftdauer der von uns befragten<br />
Personen beträgt 7,1 Monate.<br />
Inhaftierungsdauer<br />
der von uns befragten Personen<br />
1-2 Tage<br />
2 Wochen<br />
1 Monat<br />
2 Monate<br />
3 Monate<br />
4 Monate<br />
6 Monate<br />
7 Monate<br />
8 Monate<br />
9 Monate<br />
10 Monate<br />
12 Monate<br />
14 Monate<br />
18 Monate<br />
24 Monate<br />
keine Angabe