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Medikamentendosierung: Fehler um den Faktor 10
Medikamentendosierung: Fehler um den Faktor 10
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Kommentar<br />
In der Tabelle sind die 10-fachen Dosierungs- Fehler der Jahre 1998 bis 2008 zusammengestellt. Sie<br />
stellen Spezialfälle der Fehldosierungen dar und betreffen gesamthaft rund 4% der Fehler in der<br />
Pharmakotherapie, aber wegen der massiven Über- oder Unterschreitung der richtigen Dosierung ist<br />
diese Kategorie besonders wichtig. Es ist deshalb auch wichtig, den Gründen für das Zustandekommen<br />
solcher Dosierungsfehler nachzugehen. Die Angaben stammen wie immer von den Komplikationen-Erfassungsblättern;<br />
in einzelnen Fällen wurden zusätzliche Informationen durch Rückfrage in der<br />
Klinik erhalten. Die Tabelle zeigt die 21 Patienten.<br />
Bei 7 Personen war ein Opioid involviert, 6 x handelte es sich um Überdosierung und 1 x um Unterdosierung.<br />
In den Fällen 3 bis 5 konnte die Pflegeperson die Verordnung nicht richtig umsetzen. Dies<br />
wegen auf unter-schiedliche Art irreführender Verordnungen und Bezeichnungen im Klinikinformationssystem<br />
oder auf den Medikamentenbehältern. Die Umrechnung von mg in ml machte Schwierigkeiten,<br />
die komplizierte Verordnung im Fall 4 führte vermutlich gerade deshalb zu einem Fehler, weil<br />
man mit der Angabe im KIS eigentlich jede Unklarheit beseitigen wollte; das Gegenteil aber wurde<br />
erreicht. Im Fall 5 bestand ein anders gelagertes Problem, aber auch hier war es nicht möglich, von<br />
der mg-Menge zum richtigen Volumen der Trinklösung zu gelangen.<br />
Eine Methadonbereitstellung auf der Bettenstation erfordert obligatorisch eine Zweitkontrolle, die auch<br />
visiert werden muss.<br />
Methadon ist nicht als Fertigarzneimittel in Form einer Trinklösung verfügbar. Deshalb existiert dazu<br />
kein offizieller Kompendiumstext.<br />
Der zuständige Apotheker sollte im Sinne der Sicherheit deshalb für eine interne Produkteinformation<br />
mit Applikationsempfehlungen sorgen. Bei der Beschriftung der Methadonlösung sollte auf %-Angaben<br />
verzichtet werden. Die Angabe Menge/Volumen, also mg/ml genügt.<br />
Eine Umrechnungsproblematik ergab sich auch im Fall 13, in welchem wegen der Angabe der %-<br />
Stärke der Seropram-Lösung die Umrechnung in die mg-Menge misslang.<br />
Der Fall 7 demonstriert auf eindrückliche Art, was passieren kann, wenn man in der elektronischen<br />
Verordnungsliste um eine Zeile verrutscht. Solche Listen sind offenbar noch nicht intelligent genug<br />
gestaltet, dass sie in jeder Beziehung als Fehler-verhindernd betrachtet werden könnten. Hier wurde<br />
dadurch ein Fehler begünstigt.<br />
Als Folgerung ergibt sich aus den Problemen mit der Umrechnung zwischen mg und ml oder %:<br />
• Die Pflegepersonen haben Probleme, eine mg-Menge in ein Lösungsvolumen umzurechnen.<br />
• Die Ärzte müssen neben der Menge (g, mg) immer auch das Volumen der Lösung angeben,<br />
v.a. bei Methadon.<br />
• Widersprüchliches wird damit eher entdeckt, als wenn man der Pflege allein die Umrechnungen<br />
zwischen mg, ml und % zumutet.<br />
• Leider funktioniert in unseren Spitälern das 4-Augen-Prinzip oft nicht richtig oder gar nicht, gerade<br />
in dringenden Situationen oder bei der Applikation von Schmerzreserven zu Randzeiten.<br />
• Die Pflege muss informiert werden, welches Präparat zu verwenden ist: d.h. genau die Marke,<br />
die im Hause vorhanden ist, auch wenn es sich um eine hausinterne Zubereitung handelt, wie<br />
das beim Methadon immer der Fall ist.<br />
• Computer-Medikamentenlisten können Fehler nicht nur verhindern, sondern auch provozieren,<br />
weil manche Listen unintelligent angelegt sind.<br />
Bei den Fällen 6, 7, 14, 16, 18, 19, 20 fällt auf, dass bei den Tabletten jeweils auch die 10-fache Dosierung<br />
als Einzeldosierung existiert. Allerdings lautet der Markenname der höheren Dosierung beim<br />
Torasemid z.B. Torem 200® oder Torasemid Sandoz® eco 200, ist also verschieden vom Markennamen<br />
Torem® oder Torasemid Sandoz®, unter welchen Bezeichnungen es Tabletten à 2,5, 5 bzw. 10<br />
oder 20 mg gibt. Bei Haldol® hingegen figurieren Tabletten zu 1 und 10 mg unter dem gleichen Markennamen.<br />
Die Medikamentenschachteln für Haldol 1mg und Haldol 10 mg weisen dazu noch eine<br />
verblüffende Ähnlichkeit auf (look alikes).<br />
Auch unter dem gleichen Markennamen gibt es bei bei Arava® die Tabletten zu 10 und 100 mg, beim<br />
Spiricort® 5 und 50 mg, sowie bei MST®Continus® Tabletten zu 10, 30, 60, 100 und 200 mg.<br />
Folgerungen:<br />
• Die präzise Markenbezeichnung ist auch hier wichtig.<br />
• Besondere Aufmerksamkeit erfordert es, wenn auch die 10-fache Tablettendosierung der zu<br />
verordnenden Dosis existiert, und dies sogar unter dem gleichen Markennamen. Denn hier<br />
können einfache Übertragungsfehler oder unklare Handschriften oder das Anklicken der falschen<br />
Zeile die 10-fache Über- oder Unterdosierung begünstigen.<br />
• Von 10-facher Fehldosierung weniger betroffen sind vermutlich Medikamente, die in 10-facher<br />
Dosierungsstärke nicht existieren, sondern z.B. in nur 8-facher oder 5-facher. Aufgrund eines