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KOMM HEREIN … IST OFFEN..

KOMM HEREIN, … IST OFFEN... - St. Stephanus Leverkusen

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Sie kennen die Geschichte: Zachäus, unsympathischer<br />

und kleinwüchsiger Zeitgenosse<br />

Jesu mit guten Chancen auf den<br />

Titel des bestgehassten Mannes weit und<br />

breit, ist neugierig - und weil er, da wo er<br />

steht, nichts sehen kann und die anderen<br />

ihn auch nicht ließen, sucht er sich „seinen<br />

Baum“ . So hat er seine Perspektive gefunden.<br />

Von dort aus sieht er seine Welt. Da<br />

Komm<br />

herunter<br />

von Deinem<br />

Baum!<br />

wäre er noch lange geblieben, wäre er nicht gerufen worden und hätte sich Jesus<br />

nicht bei ihm eingeladen, weil er Teil von Zachäus´ Welt sein wollte. Mir gefällt<br />

dieses Bild sehr gut: Vom Baum runterkommen dürfen heißt nicht irgendwo am<br />

Rückzugsort sein Ding machen zu müssen in dieser fatalen Mischung aus Kränkung<br />

und Selbstgerechtigkeit. Da wird Zachäus nicht belehrt, dass er sich gefälligst<br />

ändern solle und nicht so tun müsse, als ob die anderen an allem Schuld seien,<br />

dass er gefälligst bei sich selbst anzufangen habe und jetzt bloß nicht die beleidigte<br />

Leberwurst spielen solle. Dieser Zachäus - wie er in diesem Moment ist - darf<br />

sich von Jesus, auf den er irgendwie neugierig war, einfach ernstgenommen, akzeptiert<br />

fühlen - ohne sich vorher die spirituellen Hände gewaschen zu haben.<br />

Mehr noch: Er wird gedrängt, Gastgeber zu sein - Jesus will nicht nur mit ich zu tun<br />

haben, er gibt sich in seine Hände. So macht er das bis heute: An unseren Rückzugsbäumen<br />

stehen, vor unseren kleinen Welten, wie wir sie uns zurecht machen,<br />

und uns zu bitten, ihn einzuladen und uns die Welt zu zeigen, so wie sie aus Gottes<br />

Augen ist. Er ruft uns, mit ihm zu kommen und uns in neuer Form versöhnen zu<br />

lassen mit Gott, bevor wir ihn verstanden haben und etwas Verdienstvolles vor ihm<br />

getan hätten, und den Menschen, noch bevor sie alle und wir selber gerecht,<br />

freundlich und sympathisch geworden sind. Aber genau darin werden wir einander<br />

„sympathisch“. Sympathie ist ein griechisches Wort und heißt eigentlich „Mitleid“,<br />

aber eben hier nicht im Sinne des „Bedauerns von oben herab“, sondern vielmehr<br />

als „sich den anderen angelegen sein lassen“: Der geht mich was an, und ich ihn.<br />

Jesus, der den Zachäus vom Baum herunterholt, ist die heilsam konträre Gegenfigur<br />

zu Abel und seiner katastrophalen Frage „Bin ich der Hüter meines Bruders?“<br />

Keiner von uns lebt sich selber - sagt er Apostel Paulus, hoffentlich ist das so. Mir<br />

macht das Evangelium Hoffnung, dass dies stimmt, aber auch Lust darauf, es immer<br />

wieder auszuprobieren, wie das ist, die Einladung auszusprechen und auch<br />

selber anzunehmen, vom Baum herunterzukommen, Leben neu zu verstehen aus<br />

dem Miteinander und Füreinander der Menschen, die einander „sympathisch“ werden.<br />

Die ausgestreckte Hand Jesu ist da, wo Menschen aufhören, einander gleichgültig<br />

zu sein und verbunden, verbindlich leben - auch bei uns? Ralf Hirsch

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