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Jagd & Natur Ausgabe Juli 2018 | Vorschau

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<strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />

<strong>Natur</strong>schutz<br />

Der <strong>Natur</strong>schutz<br />

Paul Sarasin<br />

Foto: Bibliothek<br />

ETH Zürich<br />

und der Admiral<br />

<strong>Natur</strong>schutz: der Zeit voraus<br />

In einem mitreissenden Vortrag, der seit 1910 nichts,<br />

aber auch gar nichts an Aktualität eingebüsst hat und<br />

wahrscheinlich heute noch seiner Zeit voraus ist,<br />

schlug der Basler <strong>Natur</strong>forscher und <strong>Natur</strong>schutzpionier<br />

Paul Sarasin (1856–1929) vor, eine Weltnaturschutzkommission<br />

ins Leben zu rufen. <strong>Natur</strong>schutz<br />

«von Pol zu Pol» sei das Ziel, denn nachdem der<br />

weisse Mensch die Welt erobert habe, gelte es jetzt,<br />

«die Welt zu erhalten». Es gab damals schon die gleichen<br />

Baustellen wie heute: Lebensraumzerstörung,<br />

vom Aussterben bedrohte Arten und Raubbau an der<br />

<strong>Natur</strong>, wohin man blickte. Schon damals war es fünf<br />

vor zwölf und schon damals setzte man Geld ein, um<br />

Lösungen zu finden, wie bei der Einrichtung des<br />

Schweizer Nationalparks (erster Vertrag 1909) geschehen.<br />

Sarasin regte an, den Weltnaturschutz nach<br />

dem Schweizer Modell zu entwickeln. Daher gelte<br />

es, weltweit nationale Organisationen zu gründen,<br />

die das Ziel verfolgen sollen, «totale» und «partielle»<br />

Schutzgebiete zu schaffen. Die wesentliche Aufgabe<br />

des Weltnaturschutzes sah er in der Förderung, der<br />

Kontrolle und im Austausch. Kurzum: Global denken,<br />

lokal handeln.<br />

Teil I<br />

Text: Alexander Schwab<br />

Foto: depositphotos.com<br />

<strong>Natur</strong>schutz: ein schwarzes Loch?<br />

Schwarze Löcher sind Gebilde, die alles um sich herum<br />

aufsaugen und für immer verschwinden lassen.<br />

Sie gelten als eines der grossen Geheimnisse des<br />

Weltalls. Eines der grossen Geheimnisse des irdischen<br />

Daseins ist die Beziehung zwischen Geld und<br />

<strong>Natur</strong>schutz. Die Zahlen sind beeindruckend. Allein<br />

Pro <strong>Natur</strong>a, WWF, Greenpeace und Birdlife zählen zusammen<br />

rund 620 000 Mitglieder. Nimmt man noch<br />

<strong>Jagd</strong>Schweiz, den Schweizerischen Fischerei-Verband<br />

und die Fondation Franz Weber sowie eine Reihe<br />

kleinerer Organisationen mit dazu, dann gibt es in<br />

der Schweiz sicher eine Million aktiver (das heisst<br />

zahlender) <strong>Natur</strong>schützer. Überschlägt man aufgrund<br />

der publizierten Jahresberichte (2016) die Beiträge<br />

von Mitgliedern und Gönnern, so ergeben sich astronomisch<br />

anmutende Summen. Bleibt man aber auf<br />

dem Boden und rechnet im Schnitt Fr. 100.– pro aktiven<br />

<strong>Natur</strong>schützer, dann summiert sich das immerhin<br />

schon auf 100 Millionen Franken pro Jahr. Rechnet<br />

man dazu noch die Freiwilligenarbeit aller oben<br />

genannten Organisationen sowie die Bundesbeiträge,<br />

so wird einem fast schwindlig. Folgendes mag als<br />

Hinweis dienen: Zwischen 2012 und 2015 erhielten<br />

die Kantone vom Bund 883 Millionen Franken für<br />

<strong>Natur</strong>schutzprojekte. Nicht zu vergessen: Die Administration<br />

selbst (also die Arbeit der Behörden) ist<br />

auch nicht gratis. Und der Bund engagiert sich zudem<br />

in globaler Forschung und in <strong>Natur</strong>schutzprojekten.<br />

Seit Jahrzehnten fliessen Geld und Herzblut<br />

in nie dagewesener Menge, aber die Rote Liste wird<br />

trotzdem immer röter und länger, und kein Tag vergeht<br />

ohne irgendeine Hiobsbotschaft. Dessen ungeachtet<br />

heisst das Allheilmittel seit Jahrzehnten:<br />

Spenden, mehr spenden und noch mehr spenden.<br />

Geld, mehr Geld, noch mehr Geld.<br />

<strong>Natur</strong>schutz: Was bewirken Milliarden?<br />

In den letzten 30 Jahren sind Milliardenbeträge für<br />

den <strong>Natur</strong>schutz in der Schweiz investiert bzw. umgesetzt<br />

worden. Trotzdem präsentiert sich ein eher<br />

düsteres Bild:<br />

• In der Schweiz gibt es seit 1998 keine natürliche<br />

Dunkelheit mehr. Die Lichtverschmutzung ist<br />

nicht nur eine ästhetische Zumutung, sondern<br />

auch für die Tierwelt, speziell für die Vögel, problematisch.<br />

• Die Arealstatistik Schweiz (Bundesamt für Statistik)<br />

belegt, was jeder, der es sehen will, auch sehen<br />

kann: Die Schweiz ist hoffnungslos zersiedelt,<br />

was noch an bebaubarem Raum bleibt, wird bald<br />

zubetoniert werden.<br />

• Die Alpen sind eine mit Bahnen und Bähnli erschlossene<br />

Party- und Sportzone.<br />

• Die wenigen Freiflächen, die es noch gibt, sind touristisch<br />

genutzt oder bilden eine «Freizeitkulisse».<br />

• Der Biodiversitätsbericht 2014 des «Forums Biodiversität»<br />

und der Biodiversitätsbericht 2017 des<br />

BAFU belegen: Die Rote Liste wird immer länger,<br />

und der Zustand der Schweiz ist aus Sicht des <strong>Natur</strong>schutzes<br />

so katastrophal wie nie.<br />

Je mehr Geld für die Rettung der Schweizer <strong>Natur</strong><br />

zur Verfügung steht, desto schlechter scheint es ihr<br />

zu gehen und desto mehr Geld benötigt sie. Die Frage<br />

war: Was bewirken Milliarden? Die Antwort: …<br />

<strong>Natur</strong>schutz: Ja, aber …<br />

Ja, aber es gibt doch Ramsar- und Smaragd-Gebiete,<br />

Waldreservate, Wasser- und Zugvogelreservate, Biotope<br />

von nationaler Bedeutung, den Nationalpark<br />

und <strong>Natur</strong>parks, <strong>Jagd</strong>banngebiete sowie Unesco-<br />

Welterbe- und viele <strong>Natur</strong>schutz-Gebiete. Und es<br />

gibt Luchse, Bären, Wölfe, Biber, Otter, Goldschakale<br />

und vielleicht bald auch Wisente. Das stimmt, ist<br />

aber offenbar nur ein Tropfen auf den heissen Stein.<br />

Die Experten des Biodiversitätsberichtes sehen in<br />

den Bemühungen der letzten Jahrzehnte<br />

«punktuelle Verbesserungen», auf denen<br />

man aufbauen könne. Dazu<br />

braucht es natürlich was? Richtig:<br />

Geld. Pro <strong>Natur</strong>a stellt<br />

nüchtern fest, dass die<br />

Schweiz das europäische<br />

Schlusslicht in Sachen<br />

Schutzgebiete sei, und<br />

weist gleichzeitig auf die<br />

dringend notwendige Unterstützung<br />

hin. Ja, aber<br />

es gibt doch mehr Wald in<br />

der Schweiz als je zuvor<br />

(Waldsterben?). Kann sein,<br />

aber das ist «nur» Wirtschaftswald,<br />

was es bräuchte,<br />

wären «<strong>Natur</strong>wälder», und auch<br />

in diesem Bereich werden Spenden<br />

gesammelt … Ja, aber so schlimm kann<br />

es doch nicht sein, wenn Bär, Luchs und Wolf<br />

zu uns kommen bzw. gekommen worden sind. Ihre<br />

Rückkehr ist in Wirklichkeit ein im wahrsten Sinne<br />

blendender Erfolg, denn vor lauter Pelzträgern sieht<br />

man nicht mehr, dass dies keine Aussage über die<br />

Leistungsfähigkeit bzw. Gesundheit eines Ökosystems<br />

liefert. Wölfe, Bären und Luchse gibt es auch in<br />

Tschernobyl. Doch zurück zu uns: Damit sich Bär,<br />

Foto: depositphotos.com<br />

Foto: Markus P. Stähli<br />

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JAGD & NATUR<br />

JAGD & NATUR<br />

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