vitamin de Nr96 (Frühling 2023) Vorschau
Journal für junge Deutschlerner, Lesetexte für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
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Deutschland aktuell • Lesetexte für Deutsch als Fremdsprache • Nr. 96 • <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong><br />
Junge Leute heute<br />
› Engagiert, umweltbewusst und sozial vernetzt<br />
Deutsche Erfin<strong>de</strong>r<br />
› Wilhelm Conrad Röntgen<br />
Traditionen zu Ostern<br />
› Alte und neue Bräuche
Fotos: Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (O<strong>de</strong>rbruch), senivpetro/freepik.com (Ostern), Stefan Müller/wikimedia.org (Klimaaktivist), Jackie Niam/iStock-950371886 (Illustration Röntgen)<br />
Editorial<br />
Die Deutschen jubeln, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />
Winter ist bald vorbei. Und damit<br />
auch ihre Sorgen wegen <strong>de</strong>r hohen<br />
Heiz- und Energiekosten. Doch die<br />
Sorgen um unser Klima bleiben.<br />
Wie weit Klimaaktivisten bei ihren<br />
Aktionen gehen dürfen und wie viel<br />
ziviler Ungehorsam erlaubt ist, dazu<br />
haben wir in diesem Heft eine Sozialwissenschaftlerin<br />
befragt. Demonstrationen<br />
sind eine Möglichkeit,<br />
sich politisch zu äußern. Eine<br />
an<strong>de</strong>re ist es, beruflich in die Politik<br />
zu gehen, dahin, wo die wichtigen<br />
Entscheidungen gefällt wer<strong>de</strong>n. In<br />
dieser Ausgabe stellen wir euch<br />
dazu eine Berufspolitikerin näher<br />
vor. Wenn ihr vorher noch unseren<br />
Psychotest macht, fin<strong>de</strong>t ihr heraus,<br />
welcher politischen Richtung ihr nahesteht.<br />
Was die Deutschen beson<strong>de</strong>rs lieben,<br />
sind Kriminalfilme. Je<strong>de</strong>n<br />
Sonntagabend sitzen Millionen vor<br />
<strong>de</strong>m Fernseher und schauen eine<br />
neue Folge <strong>de</strong>r Kultkrimiserie „Tatort“.<br />
Eines <strong>de</strong>r beliebtesten Kriminalteams<br />
stellen wir euch im neuen<br />
Heft ausführlich vor. Noch einen<br />
weiteren, aktuellen Filmtipp haben<br />
wir für euch: <strong>de</strong>n beeindrucken<strong>de</strong>n<br />
Antikriegsfilm „Im Westen nichts<br />
Neues“, <strong>de</strong>r sogar für 9 Oscars nominiert<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Röntgenbil<strong>de</strong>r sind heute keine große<br />
Sache mehr. Doch 1895, als<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Physiker Wilhelm Conrad<br />
Röntgen (1845 – 1923) bei Experimenten<br />
zufällig genau diese<br />
Röntgenstrahlen ent<strong>de</strong>ckte, war das<br />
eine echte Sensation. Dafür bekam<br />
er wenig später <strong>de</strong>n Nobelpreis für<br />
Physik. In <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erfahrt ihr<br />
mehr über ihn. Eine technische<br />
Meisterleistung gelang auch Preußens<br />
König Friedrich II. (1712 –<br />
1786) im O<strong>de</strong>rbruch, im Nordosten<br />
Deutschlands. Er machte aus <strong>de</strong>m<br />
Sumpfland fruchtbares Ackerland,<br />
in<strong>de</strong>m er Kanäle und Dämme bauen<br />
ließ. Heute kann man hier einen<br />
schönen Osterspaziergang am Fluss<br />
O<strong>de</strong>r machen, mit <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Hand. Viel Spaß beim Lesen!<br />
<br />
Die Redaktion<br />
Inhalt<br />
Neues aus Deutschland 4<br />
Der an<strong>de</strong>re Blick 6<br />
Leserbriefe 7<br />
Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>: Das O<strong>de</strong>rbruch 8<br />
Tradition: Kirchliche Osterrituale 12<br />
Tradition: Alte Osterbräuche 13<br />
Leben: Immer online 14<br />
Rezept: Gründonnerstagssuppe 15<br />
Ausbildung: Integration 16<br />
Porträt: „Tatort“-Kommissare 18<br />
In & Out: Trends aus Deutschland 20<br />
Bibliothek: Junge Literatur 21<br />
Geschichte: Inflation 22<br />
Sprache: Verstärkungswörter 24<br />
Übungen: Verstärkungswörter 25<br />
Konsum: Ziviler Ungehorsam 26<br />
Erfin<strong>de</strong>r: Wilhelm C. Röntgen 28<br />
Dialog: Zuzannas Studienstart 30<br />
Kino: Im Westen nichts Neues 31<br />
Film: Kino in <strong>de</strong>r DDR 32<br />
Psychotest: Politik 34<br />
Beruf: Berufspolitikerin 35<br />
Horoskop: <strong>Frühling</strong>shoroskop 36<br />
Fotoquiz: Deutsche Unternehmen 37<br />
Jetzt bewerben!, Impressum 38<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />
für <strong>de</strong>n Deutschunterricht<br />
Alle Texte sind nach <strong>de</strong>n Niveaustufen<br />
<strong>de</strong>s Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens<br />
für Sprachen gekennzeichnet:<br />
*<br />
* *<br />
* **<br />
Leichte Texte (A2)<br />
Mittelschwere Texte (B1)<br />
Schwere Texte (B2 – C1)<br />
Diese Texte unterhalb <strong>de</strong>s B2-<br />
Niveaus sind für Lerngruppen zu<br />
empfehlen, die anstreben, das<br />
Deutsche Sprachdiplom zweiter<br />
Stufe (DSD II) zu erwerben.<br />
Diese Texte auf B2/C1-Niveau<br />
sind für Lerngruppen zu empfehlen,<br />
die anstreben, das Deutsche<br />
Sprachdiplom zweiter Stufe<br />
(DSD II) zu erwerben.<br />
Arbeitsblätter, Audios und<br />
interaktive Übungen<br />
Unter <strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong> gibt es zu<br />
Texten <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Ausgabe<br />
Arbeitsblätter und Hörtexte zum<br />
Lese- und Hörverstehen sowie<br />
interaktive Übungen.<br />
» www.<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Partner von <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>:<br />
Seite 8<br />
Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong><br />
» Das O<strong>de</strong>rbruch<br />
Seite 13<br />
Tradition<br />
» Alte Osterbräuche<br />
Seite 26<br />
Konsum<br />
» Ziviler<br />
Ungehorsam<br />
Seite 28<br />
Erfin<strong>de</strong>r<br />
» Wilhelm Conrad Röntgen<br />
* *<br />
* * * **<br />
Goethe-Institut Russland, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa),<br />
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ)<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 3
Neues aus Deutschland<br />
››<br />
Politik, Gesellschaft, Leben<br />
Insekten als Nahrung<br />
Bereits 2021 erlaubte die Europäische Union<br />
(EU) die Verwendung von Insekten wie<br />
Heuschrecken als Lebensmittel. Das gilt nun<br />
auch für Hausgrillen und Getrei<strong>de</strong>käfer. Die<br />
proteinreichen Insekten dürfen zum Beispiel<br />
getrocknet in Brot, Nu<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r Chips angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n. Man kann sie auch als Paste<br />
essen.<br />
*<br />
Deutschlandticket ab Mai<br />
Ab 1. Mai dieses Jahres kann man für 49 Euro im Monat<br />
mit <strong>de</strong>m Deutschlandticket durch ganz Deutschland reisen.<br />
Dieser günstige Preis gilt in allen Bussen, U-Bahnen,<br />
S-Bahnen, Straßenbahnen sowie Regionalzügen <strong>de</strong>r<br />
2. Klasse. Nur Fernzüge wie ICE, EC o<strong>de</strong>r IC dürfen nicht<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Reparieren statt wegschmeißen<br />
Die Reparatur von Mobiltelefonen und Tablets soll in<br />
<strong>de</strong>r EU bald einfacher wer<strong>de</strong>n. Die EU-Staaten<br />
und die EU-Kommission wollen<br />
Elektronikhersteller verpflichten,<br />
Ersatzteile wie Akkus und Displays<br />
sieben Jahre lang Kun<strong>de</strong>n zur Verfügung<br />
zu stellen. Ziel ist es, Elektroschrott<br />
zu reduzieren.<br />
Krebsrisiken Rauchen und Alkohol<br />
In Deutschland erkranken jährlich 500 000 Menschen an<br />
Krebs. 25 bis 30 Prozent aller To<strong>de</strong>sfälle durch Krebs<br />
sind auf das Rauchen zurückzuführen, teilt die Bun<strong>de</strong>szentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit.<br />
Kommt zu Zigaretten auch noch viel Alkohol hinzu, erhöht<br />
sich das Krebsrisiko noch einmal <strong>de</strong>utlich.<br />
Telefonzelle a<strong>de</strong><br />
Bis Anfang 2025 wer<strong>de</strong>n in Deutschland<br />
Schritt für Schritt die letzten von bun<strong>de</strong>sweit<br />
12 000 Telefonzellen abgebaut. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n nicht mehr gebraucht, da heute ja<br />
fast je<strong>de</strong>r ein Mobiltelefon besitzt. In <strong>de</strong>n<br />
oft gelben Häuschen konnte man mit<br />
Münzgeld o<strong>de</strong>r Telefonkarten ein Telefon<br />
benutzen.<br />
Mehr Frauen beim MINT-Studium<br />
Frauen entschei<strong>de</strong>n sich immer noch seltener als Männer<br />
für ein Studium <strong>de</strong>r Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik (MINT). Jedoch ist <strong>de</strong>r Frauenanteil<br />
im MINT-Bereich von 2001 bis 2021 wie<strong>de</strong>r<br />
etwas gestiegen, und zwar von 30,8 auf 34,5 Prozent.<br />
Reform <strong>de</strong>r Sozialleistungen<br />
Hartz IV geht, Bürgergeld kommt<br />
Menschen mit wenig Geld, die finanzielle Hilfe vom Staat<br />
brauchen, bekamen bisher das Arbeitslosengeld II, auch<br />
Hartz IV genannt. Doch Hartz IV hatte keinen guten Ruf: es<br />
sei zu ungerecht, zu bürokratisch und nicht effektiv. Deshalb<br />
hat die neue Bun<strong>de</strong>sregierung zum 1. Januar <strong>2023</strong><br />
das Bürgergeld eingeführt. So wird finanziell besser und sozial<br />
gerechter als bei Hartz IV geholfen. Wer Bürgergeld bekommt,<br />
darf zum Beispiel im ersten Jahr Erspartes bis zu<br />
40 000 Euro besitzen, muss aber auch weiterhin mit Sanktionen<br />
rechnen, wenn er/sie sich nicht an die Regeln hält.<br />
Wer bekommt wie viel Bürgergeld? Alleinstehen<strong>de</strong> Personen:<br />
502 Euro, Paare je Partner: 451 Euro und Kin<strong>de</strong>r bis<br />
17 Jahren, je nach Alter: zwischen 318 und 420 Euro.<br />
84,3 Millionen Einwohner<br />
Immer mehr leben in Deutschland<br />
Deutschland hat jetzt 84,3 Millionen Einwohner. Das ergab<br />
eine Schätzung <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes in Wiesba<strong>de</strong>n<br />
für 2022. Obwohl im<br />
letzten Jahr im Vergleich<br />
zum Vorjahr weniger Menschen<br />
geboren wur<strong>de</strong>n<br />
und mehr Menschen<br />
starben, ist die Bevölkerungszahl<br />
um 1,1<br />
Millionen auf eine<br />
neue Rekordhöhe<br />
angewachsen. Der<br />
Grund dafür war die<br />
<strong>de</strong>utlich gestiegene<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung, vor allem<br />
durch Geflüchtete<br />
aus <strong>de</strong>r Ukra ine,<br />
aber auch aus Syrien<br />
und Afghanistan.<br />
Fotos: drabbitod/pixabay.com (Grille digital, Münztelefon, Bürgergeld), Bru-nO/pixabay.com (Smartphonereparatur), GDJ/pixabay.com (Deutschlandkarte)<br />
4 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Fotos: Arcaion/pixabay.com (Porzellanengel), congerdesign/pixabay.com (Haus mit Solaranlage), pressfoto/freepik.com (Handwerkerin)<br />
Emma, Lotte o<strong>de</strong>r Emil<br />
Alt<strong>de</strong>utsche Vornamen<br />
Lange galten typisch <strong>de</strong>utsche Vornamen für Kin<strong>de</strong>r als unmo<strong>de</strong>rn.<br />
Doch inzwischen sind sie wie<strong>de</strong>r sehr beliebt, beson<strong>de</strong>rs<br />
alt<strong>de</strong>utsche Namen wie Emma, Lotte o<strong>de</strong>r Emil.<br />
Sehr kurze und universelle Kin<strong>de</strong>rnamen wie Finn, Lea o<strong>de</strong>r<br />
Ben fin<strong>de</strong>n sich im Geburtsregister <strong>de</strong>utlich seltener. Traditionsbewusste<br />
junge Eltern wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Suche nach Vornamen<br />
meistens durch ältere Familienmitglie<strong>de</strong>r inspiriert. Natürlich<br />
gibt es regionale Unterschie<strong>de</strong>. So ist <strong>de</strong>r Vorname<br />
Kurt beson<strong>de</strong>rs in Sachsen populär. Junge Eltern mit Migrationshintergrund,<br />
zum Beispiel aus <strong>de</strong>r Türkei, wählen traditionelle<br />
Namen. So war 2022 in Berlin <strong>de</strong>r beliebteste Vorname<br />
Mohammed. Die Auswertung wird je<strong>de</strong>s Jahr von <strong>de</strong>m Vornamen-Experten<br />
Knud Bielefeld erstellt.<br />
an die Regeln halten, sich Regeln/Bestimmungen/Vorschriften befolgen<br />
Auswertung, -en, die Analyse, Ergebnis, Resultat<br />
besitzen haben<br />
einführen hier: anfangen, etw. offiziell zu nutzen<br />
Elektroschrott, <strong>de</strong>r Müll/Abfall aus elektronischen Geräten<br />
ergeben hier: wissenschaftlich dokumentieren<br />
Ersparte, das Geld, das jmd. gespart/aufgehoben/beiseitegelegt hat<br />
Fachkräftemangel beheben, <strong>de</strong>n Defizit an Spezialisten/Experten reduzieren<br />
gelten, als jmd./etw. (Nom.) angesehen/betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />
Hausgrille, -n, die Insekt, das in Gebäu<strong>de</strong>n lebt und nachts Töne von sich gibt<br />
Heuschrecke, -n, die Insekt, das weit springen kann und Pflanzen frisst<br />
Hochschulreife, die Abitur, höchster Schulabschluss in Deutschland<br />
inspirieren motivieren, anregen, zu etw. veranlassen<br />
langfristig für längere Zeit<br />
lohnen, sich sich bezahlt machen, Nutzen/Gewinn bringen<br />
Migrationshintergrund, -“-e, <strong>de</strong>r Eltern/Großeltern aus einem an<strong>de</strong>ren Land haben<br />
Ruf, <strong>de</strong>r hier: Image, Reputation<br />
Schätzung, -en, die hier: Analyse/Ergebnis mit ungenauen Zahlen<br />
Stromnetz, -e, das hier: Kabel für Elektrizität, die im Haus/in <strong>de</strong>r Wohnung sind<br />
ungerecht nicht in Ordnung, unfair, diskriminierend<br />
verpflichten zwingen, obligatorisch/für alle gültig machen<br />
zur Verfügung stellen bereitstellen, anbieten<br />
zurückführen, auf etw. (Akk.) Ursache/Grund von etw. sein<br />
Robert Teschner<br />
Mein Öko-Strom<br />
Mini-Solargeräte für zu Hause<br />
Mieter o<strong>de</strong>r Besitzer einer Wohnung mit Balkon<br />
o<strong>de</strong>r Terrasse können jetzt mit einem Mini-Solargerät<br />
ihren eigenen Strom produzieren und<br />
nutzen. Die Solargeräte lassen sich einfach auf<br />
<strong>de</strong>m Balkon o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Hauswand montieren.<br />
Der mit ihnen erzeugte Strom fließt direkt über<br />
die Steckdose in das Stromnetz <strong>de</strong>r Wohnung,<br />
so wird weniger Strom aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />
Stromnetz gebraucht. Reicht <strong>de</strong>r Solarstrom<br />
vom Balkon für die elektrischen Geräte zu Hause<br />
nicht aus, fließt <strong>de</strong>r Strom aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />
Stromnetz dazu. Mini-Solargeräte sind<br />
zwar mit 600 bis 1 000 Euro ziemlich teuer,<br />
lohnen sich aber langfristig.<br />
Lehre statt Uni<br />
Mehr Abiturienten erlernen Berufe<br />
Fast die Hälfte <strong>de</strong>r Abiturienten in<br />
Deutschland lernt aktuell lieber einen<br />
Beruf, statt an <strong>de</strong>r Uni zu studieren, so<br />
das Ergebnis einer Studie <strong>de</strong>r Bertelsmann<br />
Stiftung. Der Anteil <strong>de</strong>r Schulabsolventen<br />
mit Hochschulreife, die eine<br />
Berufsausbildung beginnen, ist in zehn<br />
Jahren von 35 auf 47,4 Prozent gestiegen.<br />
Das ist gut, um <strong>de</strong>n Fachkräftemangel<br />
zu beheben. Der Nachteil ist:<br />
Wer einen Haupt- o<strong>de</strong>r Realschulabschluss<br />
hat, wird nur sehr schwer einen<br />
Ausbildungsplatz bekommen, weil Abiturienten<br />
von Arbeitgebern lieber ausgewählt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 5
*<br />
Von Brot, Müll und<br />
<strong>de</strong>r Sonntagsruhe<br />
››<br />
Ruangkao erlebt Deutschland<br />
In <strong>de</strong>r Rubrik „Der an<strong>de</strong>re Blick“ erzählen<br />
junge Menschen aus <strong>de</strong>m Ausland über ihr<br />
Leben in Deutschland. Heute ist es Ruangkao<br />
Chanasongkram aus <strong>de</strong>r thailändischen<br />
Hauptstadt Bangkok. Die 22-Jährige lebt<br />
seit drei Jahren in Deutschland, absolvierte<br />
das Studienkolleg in <strong>de</strong>r sächsischen Stadt<br />
Leipzig und studiert nun Kommunikationsund<br />
Medienwissenschaft an <strong>de</strong>r dortigen<br />
Universität.<br />
Wenn ich gefragt wer<strong>de</strong>, was für<br />
mich typisch <strong>de</strong>utsch ist, sage<br />
ich immer: „Brot!“ Bevor ich nach<br />
Deutschland kam, glaubte ich, dass die<br />
Deutschen nur eine Brotsorte essen<br />
wür<strong>de</strong>n – nämlich Weizenbrot. Als ich<br />
aber zum ersten Mal ein Brot für mein<br />
Frühstück kaufen wollte, sah ich mit eigenen<br />
Augen, wie viele an<strong>de</strong>re Brotsorten<br />
es in Deutschland gibt, zum Beispiel<br />
Vollkornbrot, Mehrkornbrot o<strong>de</strong>r<br />
Dinkelbrot. Zuerst war ich vorsichtig<br />
und kaufte nur ein Weizenbrot. Dann<br />
habe ich zufällig einmal von einem Dinkelbrot<br />
gegessen und fand es wun<strong>de</strong>rbar.<br />
Jetzt kaufe ich je<strong>de</strong>s Mal eine neue<br />
Brotsorte. Momentan ist Dinkelbrot<br />
mit Sonnenblumenkernen mein Favorit.<br />
Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong> ich die Brotschnei<strong>de</strong>maschinen<br />
in Supermärkten sehr<br />
praktisch.<br />
Universität Leipzig<br />
Die Universität Leipzig wur<strong>de</strong> 1409<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Damit ist sie eine <strong>de</strong>r ältesten<br />
Universitäten Europas und<br />
nach <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
(1386) die zweitälteste Universität<br />
im heutigen Deutschland. Im Wintersemester<br />
2021/22 waren hier<br />
31 058 Studieren<strong>de</strong> eingeschrieben.<br />
Die Thailän<strong>de</strong>rin Ruangkao<br />
Chanasongkram studiert in Leipzig<br />
Mülltrennung will gelernt sein<br />
In Deutschland haben mich die vielen<br />
verschie<strong>de</strong>nfarbigen Müllcontainer<br />
überrascht. Es gibt blaue für Papier,<br />
rote für Elektromüll, gelbe für Kunststoff,<br />
braune für Bioabfall und schwarze<br />
für Restabfall. Das musste ich erst<br />
einmal alles lernen und erkannte<br />
schnell, dass die Menschen in<br />
Deutschland die Mülltrennung sehr<br />
ernst nehmen. Am Eingang <strong>de</strong>s Müllplatzes<br />
in meinem Stu<strong>de</strong>ntenwohnheim<br />
stehen <strong>de</strong>taillierte Informationen,<br />
wie man Müll richtig trennt. Wer das<br />
nicht o<strong>de</strong>r falsch macht, kann eine<br />
Geldstrafe bekommen. Das hat mich<br />
am Anfang sehr gestresst, doch jetzt<br />
bin ich professioneller und damit gelassener<br />
bei <strong>de</strong>r Mülltrennung gewor<strong>de</strong>n.<br />
Dieses Recyclingsystem schont ja<br />
auch wirklich die Umwelt und<br />
unsere Ressourcen.<br />
Sonntag ist Ruhetag<br />
In Thailand ist <strong>de</strong>r Sonntag Familientag.<br />
Da gehen die Leute am meisten<br />
aus und kaufen für die kommen<strong>de</strong> Woche<br />
ein. In Deutschland ist das völlig<br />
an<strong>de</strong>rs. Die Einkaufszentren und Supermärkte<br />
sind geschlossen und auch<br />
die Straßenbahnen fahren seltener.<br />
Okay, dachte ich eines Sonntags, dann<br />
bleibe ich eben auch zu Hause und<br />
räume mein Zimmer auf. Ich hab mir<br />
sogar einen Putzplan gemacht. Um 10<br />
Uhr schaltete ich meinen Staubsauger<br />
ein und legte los. Zehn Minuten später<br />
klopfte mein Nachbar an die Tür. Der<br />
alte Herr erklärte mir, dass ich am<br />
Sonntag so früh keinen Lärm machen<br />
dürfe, wie auch zwischen 13 und 15<br />
Uhr nicht. In diesem Moment wur<strong>de</strong><br />
mir klar, dass <strong>de</strong>r Sonntag in Deutschland<br />
ein beson<strong>de</strong>rs ruhiger Tag ist. Geputzt<br />
hab ich dann am Montag und<br />
niemand hat sich beschwert.<br />
<br />
Ruangkao Chanasongkram<br />
beschweren, sich sich beklagen, kritisieren<br />
Bioabfall, -“-e, <strong>de</strong>r organischer Müll<br />
Dinkelbrot, das Schwarzbrot aus einem beson<strong>de</strong>ren Getrei<strong>de</strong><br />
ernst nehmen beachten, berücksichtigen<br />
gelassen ruhig, entspannt<br />
loslegen anfangen, beginnen, <strong>de</strong>n ersten Schritt tun<br />
Mülltrennung, die Sortieren von Müll (Glas, Papier, Kunststoff)<br />
Restabfall, -“-e, <strong>de</strong>r gewöhnlicher, normaler Müll<br />
schonen schützen, retten<br />
Sonnenblumenkern, -e, <strong>de</strong>r Samen/Frucht <strong>de</strong>r Sonnenblume<br />
Staubsauger, -, <strong>de</strong>r Maschine/Apparat, um einen Teppich zu reinigen/sauber zu machen<br />
vorsichtig hier: skeptisch<br />
Weizenbrot, das Weißbrot<br />
zufällig unerwartet, ohne Absicht, ohne es zu wollen<br />
Fotos: privat (Ruangkao Chanasongkram), Zscout370/wikimedia.org (Flagge Thailands), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands), Universität Leipzig (Logo)<br />
6 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Leserbriefe<br />
››<br />
Ostertraditionen in eurer Region<br />
Wir von <strong>de</strong>r „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“-Redaktion hatten<br />
dazu aufgerufen, uns zu schreiben, welche<br />
Ostertraditionen es in euren Heimatlän<strong>de</strong>rn<br />
gibt. Drei Leserbriefe haben wir hier für euch<br />
herausgesucht.<br />
Foto: jannoon028/freepik.com (Osterhase mit Eiern)<br />
Ritual <strong>de</strong>r gefüllten Körbe<br />
Bei uns in Nordrumänien (Bukowina)<br />
wird <strong>de</strong>r Ostergottesdienst die ganze<br />
Nacht zelebriert, unter an<strong>de</strong>rem mit<br />
<strong>de</strong>m Ritual <strong>de</strong>r gefüllten Körbe: Die<br />
Gläubigen bringen Körbe mit, die sie<br />
vorher mit Speisen wie gekochten Eiern,<br />
Brot-, Schinken-, Käse- o<strong>de</strong>r Striezelscheiben<br />
gefüllt haben. Der Priester<br />
segnet dann symbolisch das Festmahl.<br />
Auf <strong>de</strong>m Heimweg grüßen die Menschen<br />
einan<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Worten „Christus<br />
ist auferstan<strong>de</strong>n!“, worauf geantwortet<br />
wird: „Er ist wahrhaftig auferstan<strong>de</strong>n!“<br />
Cosmin Ţugui, Radautz, Rumänien<br />
Ostereier<br />
verstecken und<br />
suchen<br />
In Deutschland ist<br />
es Brauch, Ostereier<br />
zu verstecken, so auch in meiner Familie.<br />
Wir bemalen gekochte Eier, verstecken<br />
sie dann am Ostersonntag im<br />
Haus o<strong>de</strong>r im Garten und die Kin<strong>de</strong>r<br />
müssen sie dann suchen. Bei einem<br />
gemeinsamen Osterbrunch verspeisen<br />
wir alle gefun<strong>de</strong>nen Eier und hoffen,<br />
dass wir keine vergessen haben.<br />
Marieke Weiß, Dessau-Roßlau,<br />
Deutschland<br />
Gesund, sauber und reich<br />
Am Ostermorgen, nach<strong>de</strong>m die Christen<br />
in <strong>de</strong>r Republik Moldau von <strong>de</strong>r Kirche<br />
nach Hause gekommen sind, waschen<br />
sie ihre Gesichter mit Wasser, in<br />
das sie ein rotes Ei, ein weißes Ei und<br />
eine Silbermünze gelegt haben. Dieses<br />
Ritual soll für Gesundheit, Sauberkeit<br />
und Reichtum sorgen.<br />
Cristina Ganibani, Ungheni,<br />
Republik Moldau
Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong><br />
*<br />
Wo aus<br />
Sümpfen Ackerland wur<strong>de</strong><br />
››<br />
Die Region O<strong>de</strong>rbruch<br />
Bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war das O<strong>de</strong>rbruch bis auf wenige höher gelegene Dörfer nur Sumpfland, das<br />
regelmäßig vom Fluss O<strong>de</strong>r überflutet wur<strong>de</strong>. Doch dann hatte Preußens König Friedrich II. (1712 –<br />
1786) die geniale I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bau von Kanälen und Deichen zu<br />
än<strong>de</strong>rn. So konnte gutes Ackerland gewonnen und neue Dörfer gebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
Das prägt die Region bis heute.<br />
Region O<strong>de</strong>rbruch<br />
Das<br />
Berlin<br />
O<strong>de</strong>rbruch<br />
ist<br />
ein knapp<br />
60 Kilometer<br />
(km) langes<br />
und 12 bis<br />
20 km breites<br />
Gebiet<br />
im Nordosten<br />
Deutschlands,<br />
im Bun<strong>de</strong>sland<br />
Bran<strong>de</strong>nburg, direkt an <strong>de</strong>r<br />
Grenze zu Polen, durch das die O<strong>de</strong>r<br />
fließt. Die Region entstand in <strong>de</strong>r letzten<br />
Eiszeit vor über 15 000 Jahren.<br />
Landgewinn durch Deichbau<br />
„Graben und Wall / haben bezwungen<br />
das Element / und nun blüht es von<br />
End zu End / all überall“, so beschrieb<br />
1863 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Schriftsteller Theodor<br />
Fontane (1819 – 1898) in seinem<br />
berühmten Werk „Wan<strong>de</strong>rungen durch<br />
die Mark Bran<strong>de</strong>nburg“ das Beson<strong>de</strong>re<br />
an <strong>de</strong>r Region O<strong>de</strong>rbruch – die Trockenlegung<br />
<strong>de</strong>s Sumpflan<strong>de</strong>s durch<br />
<strong>de</strong>n Bau von Kanälen und Deichen und<br />
die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Verlaufs <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r.<br />
Das geschah zwischen 1747 und<br />
1753 auf Befehl Friedrichs II. So wur<strong>de</strong><br />
aus Sumpfland fruchtbares Ackerland.<br />
I<strong>de</strong>al für Natur- und Radfreun<strong>de</strong>:<br />
<strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Radweg<br />
Wirtschaft im O<strong>de</strong>rbruch<br />
Damit begann die Neubesiedlung <strong>de</strong>s<br />
O<strong>de</strong>rbruchs, die heute noch im Namenszusatz<br />
„Neu“ vieler Dörfer zu erkennen<br />
ist, wie zum Beispiel Neulietzegöricke,<br />
<strong>de</strong>m ältesten Neusiedlerdorf.<br />
Die neuen Siedler kamen aus entfernten<br />
Regionen Deutschlands und betrieben<br />
jetzt nicht mehr nur Fischerei, son<strong>de</strong>rn<br />
Ackerbau und Viehzucht, bauten<br />
Gemüse und Kartoffeln an. Wichtig<br />
wur<strong>de</strong> auch die Produktion von Zucker<br />
aus Zuckerrüben, so entstand 1838 in<br />
Kienitz die erste Zuckerfabrik. Der Start<br />
einer direkten Eisenbahnverbindung<br />
von Berlin bis nach Küstrin im Jahr<br />
1867 verstärkte die wirtschaftliche<br />
Entwicklung. Heute ist die landwirtschaftliche<br />
Produktion immer noch<br />
wichtig, jedoch die größte Zukunft hat<br />
hier die erneuerbare Energie.<br />
Energie durch Windkraft<br />
Seine weiten, unbebauten Flächen und<br />
die dünne Besiedlung haben das O<strong>de</strong>rbruch<br />
zum i<strong>de</strong>alen Standort für die Gewinnung<br />
von Strom aus erneuerbaren<br />
Energien, vor allem <strong>de</strong>r Windkraft,<br />
gemacht. Aktuell ist Bran<strong>de</strong>nburg<br />
das zweitstärkste Win<strong>de</strong>nergieland<br />
Deutschlands. Auch mit Solarzellen<br />
und Biomasse wird hier Strom produziert.<br />
Dabei wird in <strong>de</strong>r Region 3,5-mal<br />
so viel Strom erzeugt, wie tatsächlich<br />
verbraucht wird.<br />
Tradition und Neues<br />
So wie überall in Bran<strong>de</strong>nburg sind<br />
auch die Menschen im O<strong>de</strong>rbruch ihrer<br />
Heimat sehr verbun<strong>de</strong>n, alte Traditionen<br />
wer<strong>de</strong>n hier noch gepflegt. So wird<br />
je<strong>de</strong>s Jahr mit großen Osterfeuern das<br />
Fotos: Marcus Cyron/wikimedia.org (Denkmal Friedrichs II. in Letschin), TMB-Fotoarchiv/Carsten Rasmus (O<strong>de</strong>r-Neiße-Radweg),<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> (Deutschlandkarte), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands)<br />
Zu Ehren Friedrichs II. wur<strong>de</strong> 1905<br />
in Letschin ein Denkmal errichtet<br />
8 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Fotos: Ralf Roletschek/wikimedia.org (Nationalpark Unteres O<strong>de</strong>rtal), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Altes Rathaus Fürstenwal<strong>de</strong>),<br />
Eat Smarter (Quark mit Pellkartoffeln und Leinöl)<br />
Winteren<strong>de</strong> gefeiert. Traditionen bestimmen<br />
auch die Speisekarte, hier<br />
gibt es viel Fisch aus <strong>de</strong>r Region, wie<br />
Zan<strong>de</strong>r, Hecht und Karpfen, <strong>de</strong>ftige<br />
Eintöpfe o<strong>de</strong>r Quark mit Leinöl und<br />
Kartoffeln. Ein großes Problem seit<br />
Jahren: Junge Leute ziehen aus beruflichen<br />
Grün<strong>de</strong>n eher in die Stadt, so<br />
wächst die Bevölkerung nur schwach.<br />
Bran<strong>de</strong>nburg ist das Bun<strong>de</strong>sland mit<br />
<strong>de</strong>r zweitgeringsten Bevölkerungsdichte.<br />
Zu<strong>de</strong>m sind viele neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
zu meistern, wie <strong>de</strong>r Ausbau<br />
<strong>de</strong>r Windkraftanlagen und <strong>de</strong>r starke<br />
Zuzug von Menschen aus Großstädten<br />
wie Berlin, die hier ihr ländliches Sommerhaus<br />
mit Gemüsegarten gekauft<br />
haben und eine neue Lebensart mitbringen.<br />
Doch da liegt ja auch eine<br />
Chance, Stadt und Land einan<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r<br />
näherzubringen.<br />
Einfach, gesund und lecker:<br />
Pellkartoffeln mit Leinölquark<br />
Friedrich II., sein Vater und Küstrin<br />
Bevor er im O<strong>de</strong>rbruch Großes leistete,<br />
verband Friedrich II. bereits eine traurige<br />
Geschichte mit <strong>de</strong>r dortigen Stadt<br />
Küstrin (heute: Kostrzyn nad Odrą).<br />
Sein Vater Friedrich Wilhelm I. (1688 –<br />
1740) erzog ihn streng militärisch,<br />
lieblos, ohne Interesse an <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />
seines Sohnes, <strong>de</strong>r die Musik,<br />
Literatur und Philosophie liebte. So<br />
plante <strong>de</strong>r verzweifelte 18-jährige<br />
Friedrich mit seinem älteren Freund<br />
Leutnant von Katte die Flucht nach<br />
Frankreich, die lei<strong>de</strong>r misslang. Katte<br />
wur<strong>de</strong> in Berlin eingesperrt und Friedrich<br />
kam für zehn Wochen in Einzelhaft<br />
in die Festung Küstrin. „Soldatenkönig“<br />
Friedrich Wilhelm I. wollte bei<strong>de</strong> wegen<br />
Fahnenflucht zum To<strong>de</strong> verurteilen, ließ<br />
schließlich aber nur Katte am 6.<br />
Nationalpark Unteres O<strong>de</strong>rtal<br />
November 1730 in Küstrin enthaupten,<br />
und zwar vor <strong>de</strong>n Augen seines<br />
Sohns. Vater und Sohn fan<strong>de</strong>n nie wie<strong>de</strong>r<br />
zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Flutkatastrophen<br />
Das Leben an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r kann gefährlich<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn sich zum Beispiel im<br />
Winter viel Schnee und Eis in <strong>de</strong>n Bergen<br />
sammelt und im Frühjahr zu<br />
schmelzen beginnt. Dann führt <strong>de</strong>r<br />
Fluss extrem viel Wasser mit sich und<br />
droht über das Ufer zu steigen. Im<br />
März 1947 gab es die schwersten<br />
Überschwemmungen, als nach einem<br />
eisigen Winter Eisschollen die O<strong>de</strong>r<br />
blockierten, ein Deich brach und<br />
60 000 Hektar (ha) Land überschwemmt<br />
wur<strong>de</strong>n. Innerhalb von vier<br />
Tagen lief das O<strong>de</strong>rbruch voll. Auch<br />
Der einzige Flussauennationalpark Deutschlands liegt nördlich vom O<strong>de</strong>rbruch.<br />
Er wur<strong>de</strong> 1995 gegrün<strong>de</strong>t. Auf über 60 km Länge bietet <strong>de</strong>r Nationalpark<br />
Lebensraum für seltene Wasservögel wie <strong>de</strong>n Eisvogel, aber auch für<br />
Seeadler, Fischotter und viele Fischarten. Auf Wan<strong>de</strong>rwegen, per Rad an <strong>de</strong>r<br />
O<strong>de</strong>r entlang o<strong>de</strong>r am besten mit einem Mietkajak lässt sich die unberührte<br />
Natur wun<strong>de</strong>rbar erkun<strong>de</strong>n.<br />
Sehenswertes in Fürstenwal<strong>de</strong>: das Alte<br />
Rathaus und <strong>de</strong>r Dom St. Marien (links)<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 9
Das Fontanehaus<br />
in Schiffmühle<br />
Das Naturschutzgebiet<br />
Lietzener Mühlental<br />
1997 und 2010 stand, nach extremem<br />
Regen, das O<strong>de</strong>rbruch wie<strong>de</strong>r vor<br />
einer Flutkatastrophe, doch auch dank<br />
<strong>de</strong>r Hilfe vieler Freiwilliger konnten die<br />
Deiche gesichert wer<strong>de</strong>n. Als Schutzmaßnahme<br />
für die Zukunft wur<strong>de</strong>n Teile<br />
<strong>de</strong>r Deiche weiter ausgebaut, jedoch<br />
am effektivsten wären große Überschwemmungsgebiete<br />
(Auen) entlang<br />
<strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r. Doch dafür gutes Ackerland<br />
freizugeben, gelingt lei<strong>de</strong>r zu selten.<br />
Fischsterben in <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r<br />
Im letzten Sommer kam es zu einer<br />
neuen Katastrophe, allerdings einer<br />
von Menschen geschaffenen: hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong><br />
Fische starben in <strong>de</strong>r polnischen<br />
und <strong>de</strong>utschen O<strong>de</strong>r. Hauptursache<br />
dafür war eine zu hohe Salzmenge<br />
im Wasser, die zur Vermehrung einer<br />
für Fische giftigen Alge führte. Außer<strong>de</strong>m<br />
war es ein sehr heißer Sommer<br />
mit kaum Regen, also gab es wenig<br />
Sauerstoff im Wasser. Wie das Salz in<br />
die O<strong>de</strong>r kam, ist immer noch ungeklärt,<br />
doch sicher ist: Diese großen<br />
Mengen können nur aus einem Industriebetrieb<br />
stammen.<br />
Biber im Bruch<br />
Eine Beson<strong>de</strong>rheit im O<strong>de</strong>rbruch sind<br />
die Biber, die 1986, nach<strong>de</strong>m sie inzwischen<br />
ausgerottet waren, wie<strong>de</strong>rangesie<strong>de</strong>lt<br />
wur<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong>n 46 Biber<br />
aus <strong>de</strong>m Fluss Elbe geholt. Mit Erfolg:<br />
Die Biber vermehren sich im<br />
O<strong>de</strong>rbruch sehr gut. Doch lei<strong>de</strong>r sind<br />
auch ihre Spuren nicht zu übersehen:<br />
viele zerstörte Bäume, aus <strong>de</strong>nen die<br />
Biber Staudämme bauen, die dann<br />
die Fel<strong>de</strong>r unter Wasser setzen. Seit<br />
2009 kümmert sich ein Bibermanagement<br />
um das Gleichgewicht zwischen<br />
<strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s Tierschutzes und<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft.<br />
Elvira Metzler, Clemens Tragelehn<br />
O<strong>de</strong>rbruch-Museum<br />
Altranft<br />
Im O<strong>de</strong>rbruch-Museum Altranft erfährt<br />
man viel über Landschaft,<br />
Leute und die ländliche Kulturgeschichte<br />
<strong>de</strong>r Region. Hier kann<br />
man historische Gebäu<strong>de</strong> wie ein<br />
Herrenhaus aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
besichtigen und im Landarbeiterhaus,<br />
<strong>de</strong>m ehemaligen Fischerhaus,<br />
als Kind wie auch<br />
Erwachsener in einer Werkstatt<br />
künstlerisch aktiv wer<strong>de</strong>n.<br />
Bibern kann man im<br />
O<strong>de</strong>rbruch öfter begegnen<br />
Fotos: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann (Fontanehaus Schiffmühle), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Radweg an <strong>de</strong>n Lietzener<br />
Teichen), Alex Schirmer/reiseland-brandenburg.de (O<strong>de</strong>rbruch-Museum Altranft), Ronnie Howard/AdobeStockfoto-120019955 (Biber)<br />
10 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Kraniche auf <strong>de</strong>n<br />
Wiesen <strong>de</strong>s O<strong>de</strong>rbruchs<br />
Fotos: Rike/iStock-614648730 (Kraniche), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Festung Küstrin), Tsungam/wikimedia.org (Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg)<br />
Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg<br />
Der klassizistische Charme von<br />
Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg ist <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>utschen Architekten Karl-Friedrich<br />
Schinkel (1781 – 1841) zu<br />
verdanken, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ursprünglich<br />
barocken Bau von 1820 – 1823<br />
umgestaltet hat. Das Schloss mit<br />
seinen Nebengebäu<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Schinkel-Kirche<br />
und <strong>de</strong>m großen Park<br />
wird heute als Hotel und Restaurant,<br />
aber vor allem als Veranstaltungsort<br />
für Ausstellungen, klassische<br />
Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen<br />
und Gesprächsreihen<br />
genutzt.<br />
Die Festung Küstrin<br />
Im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt zum Schutz <strong>de</strong>r Stadt Küstrin erbaut, wur<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>n schweren Kämpfen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs (1933 –<br />
1945) große Teile <strong>de</strong>r mittelalterlichen Festungsanlagen schwer beschädigt<br />
und 90 Prozent aller Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt zerstört. Doch zwei<br />
beeindrucken<strong>de</strong> Bastionen sind heute noch in einem Museum vor Ort<br />
zu besichtigen. Die Stadt Küstrin wur<strong>de</strong> nach 1945 polnisches Gebiet<br />
und heißt heute Kostrzyn nad Odrą.<br />
Ackerland, das Land/Bo<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>m Pflanzen/Getrei<strong>de</strong> wachsen<br />
Alge, -n, die Wasserpflanze<br />
auf Befehl auf Kommando, per Dekret<br />
ausrotten vollständig vernichten/beseitigen, eliminieren<br />
betreiben hier: ausüben, sich mit etw. beschäftigen, machen<br />
bezwingen besiegen, schaffen, überwin<strong>de</strong>n<br />
blühen hier: wachsen, Erfolg haben, sich entwickeln<br />
Deich, -e, <strong>de</strong>r Damm entlang eines Flusses, Schutzwall gegen Wasser<br />
dünne Besiedlung, eine eine Region, in <strong>de</strong>r wenig Menschen wohnen<br />
einsperren ins Gefängnis bringen<br />
Einzelhaft, die allein in einer Gefängniszelle sitzen<br />
enthaupten <strong>de</strong>n Kopf abschlagen, hinrichten, töten<br />
entstehen hier: sich bil<strong>de</strong>n, aufkommen<br />
erneuerbar alternativ, regenerativ<br />
Fahnenflucht, -en, die ohne Erlaubnis die Armee/das Land verlassen<br />
gewinnen hier: bekommen, herausholen, erzeugen<br />
giftig toxisch, tödlich, lebensgefährlich<br />
Graben, -“-, <strong>de</strong>r eine Grube mit Wasser, kleiner Kanal<br />
Großes leisten etw. Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s schaffen/machen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />
misslingen schiefgehen, nicht funktionieren<br />
pflegen hier: befolgen, beachten<br />
prägen beeinflussen, wirken auf etw.<br />
Sumpfland, das Moor, Morast, kein festes Land<br />
Trockenlegung, -en, die Entwässerung<br />
überfluten unter Wasser setzen<br />
Überschwemmung, -en, die Hochwasserkatastrophe, Land steht unter Wasser<br />
Verlauf, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Richtung<br />
Vermehrung, -en, die Reproduktion, das Wachsen<br />
verurteilen bestrafen, mit einer Strafe belegen<br />
verzweifelt keine Hoffnung mehr haben<br />
Viehzucht, -en, die Halten von Nutz- und Haustieren (z. B. Rin<strong>de</strong>r, Schweine, Schafe, Ziegen)<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 11
Tradition<br />
*<br />
Das höchste<br />
Kirchenfest<br />
››<br />
Christliche Osterrituale<br />
„Urbi et Orbi“ – dieser Ostersegen, verkün<strong>de</strong>t<br />
vom aktuellen Papst Franziskus, ist<br />
auch für die <strong>de</strong>utschen Katholikinnen<br />
und Katholiken <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>s<br />
Osterfestes. Aber wie genau feiern<br />
Christinnen und Christen in Deutschland<br />
Ostern? Einige <strong>de</strong>r christlichen<br />
Osterrituale (Osterliturgie) erklärt<br />
„<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“ -Autor Max Firgau.<br />
Für christliche Gläubige in aller<br />
Welt ist Ostern das höchste kirchliche<br />
Fest. So auch in Deutschland, wo<br />
etwa 22 Millionen Katholikinnen und<br />
Katholiken sowie 20 Millionen Protestantinnen<br />
und Protestanten leben. Sie<br />
feiern, dass <strong>de</strong>r Sohn Gottes, Jesus<br />
Christus, von <strong>de</strong>n Toten auferstan<strong>de</strong>n<br />
ist. Da Jesus <strong>de</strong>n Tod besiegt hat, gilt<br />
Ostern als Fest <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>.<br />
Fußwaschung und Abendmahl<br />
Die christlichen Ostertraditionen sind je<br />
nach Konfession unterschiedlich: Am<br />
Gründonnerstag erfolgt in <strong>de</strong>r katholischen<br />
Kirche die rituelle Fußwaschung,<br />
so wie es Jesus bei seinen Aposteln<br />
tat. In <strong>de</strong>r evangelischen Kirche fin<strong>de</strong>t<br />
am Gründonnerstag ein Abendmahlgottesdienst<br />
statt, <strong>de</strong>r an das letzte<br />
Aben<strong>de</strong>ssen Jesu mit seinen Jüngern<br />
erinnert.<br />
Lei<strong>de</strong>n Jesu im Mittelpunkt<br />
Am Karfreitag steht das Lei<strong>de</strong>n Jesu im<br />
Zentrum. An diesem Tag, so steht es in<br />
<strong>de</strong>r Bibel, wur<strong>de</strong> Jesus gekreuzigt. In<br />
<strong>de</strong>r katholischen Kirche muss die Messe<br />
(Gottesdienst) am Karfreitag bis 18<br />
Uhr stattfin<strong>de</strong>n. Die liturgische Farbe<br />
ist Rot, als Zeichen für das von Jesus<br />
vergossene Blut. In <strong>de</strong>r protestantischen<br />
Kirche steht die sogenannte<br />
Passionsgeschichte im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />
also das Sterben Jesu und seine Kreuzigung.<br />
Auferstehung Jesu und „Urbi et<br />
Orbi“<br />
Der wichtigste Tag <strong>de</strong>s Osterfestes<br />
ist <strong>de</strong>r Ostersonntag. Schon vor<br />
Sonnenaufgang beginnen in bei<strong>de</strong>n<br />
Kirchen Osternachtsgottesdienste.<br />
Osterkerzen wer<strong>de</strong>n angezün<strong>de</strong>t<br />
und die Auferstehung Jesu<br />
anzün<strong>de</strong>n anbrennen, zum Brennen bringen<br />
auferstehen nach <strong>de</strong>m Tod wie<strong>de</strong>r lebendig wer<strong>de</strong>n<br />
erscheinen hier: kommen, auftauchen, eintreffen<br />
Fußwaschung, -en, die die Füße sauber machen<br />
gelten, als jmd./etw. (Nom.) angesehen/betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />
Gläubige, -n, <strong>de</strong>r/die jmd., <strong>de</strong>r religiös ist<br />
Gottesdienst, -e, <strong>de</strong>r Versammlung in <strong>de</strong>r Kirche, Andacht, Predigt<br />
Grab, -“-er, das Ort, an <strong>de</strong>m ein Toter liegt/ein Verstorbener beerdigt wird<br />
heilig göttlich, himmlisch, selig<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen an erster Stelle stehen, primär sein<br />
kreuzigen ans Kreuz schlagen, To<strong>de</strong>sstrafe am Kreuz<br />
nachlassen weniger/schwächer wer<strong>de</strong>n; zurückgehen<br />
Ostersegen, <strong>de</strong>r heilige Worte/Gottes Worte am Ostersonntag<br />
segnen Gottes Schutz geben<br />
spen<strong>de</strong>n hier: geben, schenken<br />
vergossen hier: geopfert, gegeben<br />
verkün<strong>de</strong>n proklamieren, offiziell erklären<br />
verraten hier: anzeigen, mel<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nunzieren<br />
wahrhaftig hier: tatsächlich, wirklich<br />
12 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />
Ein Teilstück <strong>de</strong>s Wurzacher<br />
Altars von 1437<br />
von <strong>de</strong>n Toten wird verkün<strong>de</strong>t. Die<br />
Gläubigen begrüßen einan<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n<br />
Worten: „Der Herr ist auferstan<strong>de</strong>n!“ –<br />
„Er ist wahrhaftig auferstan<strong>de</strong>n!“ Nach<br />
<strong>de</strong>m Verlesen <strong>de</strong>r Ostergeschichte wird<br />
gemeinsam das heilige Abendmahl gefeiert.<br />
Für katholische Gläubige ist <strong>de</strong>r<br />
Ostersegen „Urbi et Orbi“ (auf<br />
Deutsch: „<strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>m Erdkreis“),<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Papst am Ostersonntag<br />
vom Balkon <strong>de</strong>s Petersdoms in<br />
Rom spen<strong>de</strong>t, sehr wichtig, <strong>de</strong>nn mit<br />
diesen Worten segnet er das Volk.<br />
<br />
Max Firgau<br />
Der Weg Jesu an Ostern<br />
In <strong>de</strong>r Bibel wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tod und die Auferstehung<br />
Jesu so erzählt: Am Gründonnerstag<br />
trifft er sich zum letzten Abendmahl<br />
mit seinen Jüngern. Einer von<br />
ihnen verrät ihn an die Römer und am<br />
Tag darauf, am Karfreitag, wird Jesus<br />
in Jerusalem gekreuzigt, also<br />
ans Kreuz geschlagen, und stirbt.<br />
Zwei Tage später, am Ostersonntag,<br />
ist sein Grab leer und er erscheint<br />
seinen Jüngern: Jesus ist<br />
auferstan<strong>de</strong>n.<br />
Kirche in Deutschland<br />
Historisch gesehen ist Deutschland<br />
ein christliches Land, in <strong>de</strong>m die katholische<br />
und die lutherisch-evangelische<br />
Kirche am stärksten sind. Allerdings<br />
lässt seit Jahren das Interesse<br />
an <strong>de</strong>n Kirchen nach, immer<br />
weniger Menschen besuchen die<br />
Gottesdienste und zahlen Kirchensteuer.<br />
So gaben 1990 noch 35,8<br />
Prozent <strong>de</strong>r Deutschen an, katholisch<br />
zu sein – 2021 waren es nur noch<br />
26 Prozent.<br />
Fotos: Google Art Project/wikimedia.org (Flügel-Innenseite des Wurzacher Altars von Hans Multscher), mitosue/pixabay.com (Wei<strong>de</strong>nkätzchen)
Fotos: gpointstudio/freepik.com (Kin<strong>de</strong>r bemalen Ostereier), ElsieBeeDesigns/pixabay.com (Osterhase)<br />
Ostern im Blick<br />
››<br />
Vorchristliche Bräuche <strong>de</strong>s Festes<br />
Ostern ist das wichtigste Fest <strong>de</strong>r christlichen Kirche, <strong>de</strong>nn dann wird die Auferstehung<br />
Jesu Christi gefeiert. Doch das <strong>de</strong>utsche Osterfest hat auch Bräuche und Symbole, die<br />
nicht auf christliche, son<strong>de</strong>rn heidnische Riten zurückgehen. Welche das sind und woher<br />
sie stammen, erläutert „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“-Autorin Katrin Luft.<br />
Der wohl älteste Osterbrauch ist<br />
das Bemalen von Ostereiern. Bereits<br />
in antiken Kulturen galt das Ei als<br />
Symbol <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>r Auferstehung<br />
Christi. In Deutschland entstand<br />
<strong>de</strong>r Brauch wahrscheinlich im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
Dass Ostereier bemalt wur<strong>de</strong>n,<br />
hatte damals einen praktischen Grund:<br />
Da man während <strong>de</strong>r Fastenzeit keine<br />
Eier essen durfte, kochte man sie, damit<br />
sie länger haltbar blieben. Um sie<br />
von <strong>de</strong>n frischen Eiern gut unterschei<strong>de</strong>n<br />
zu können, malte man sie an.<br />
Der Osterhase<br />
Der Kin<strong>de</strong>r liebstes Tier im <strong>Frühling</strong> ist<br />
<strong>de</strong>r Hase. Als Osterhase bringt er am<br />
Ostersonntag die Ostereier und versteckt<br />
sie zusammen mit Süßigkeiten<br />
und kleinen Geschenken in Gärten und<br />
auf Balkonen. Dieser Brauch hat sich<br />
aus <strong>de</strong>r vorchristlichen Symbolik entwickelt,<br />
wo <strong>de</strong>r Hase für Fruchtbarkeit<br />
und neues Leben steht. Auch galten<br />
Hasen früher als die Boten <strong>de</strong>r germanischen<br />
<strong>Frühling</strong>sgöttin Ostara. In<br />
Deutschland bil<strong>de</strong>n Osterhase und Ostereier<br />
seit etwas mehr als 300 Jahren<br />
ein untrennbares Team. Über die Herkunft<br />
<strong>de</strong>s Osterhasen ist man sich jedoch<br />
bis heute nicht einig. Erste Belege<br />
für seine Existenz stammen aus<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1682 und wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m<br />
Hei<strong>de</strong>lberger Medizinprofessor Georg<br />
Franck von Frankenau (1643 – 1704)<br />
überliefert. Vor <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
brachten in vielen Regionen noch an<strong>de</strong>re<br />
Tiere die Eier: <strong>de</strong>r Fuchs, <strong>de</strong>r Kuckuck<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Storch. Endgültig zum<br />
„Star“ machte <strong>de</strong>n Osterhasen aber<br />
erst die Schokola<strong>de</strong>nindustrie mit Beginn<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />
Auferstehung, die Wie<strong>de</strong>rgeburt, nach <strong>de</strong>m Tod wie<strong>de</strong>r lebendig wer<strong>de</strong>n<br />
Beleg, -e, <strong>de</strong>r Beweis, Evi<strong>de</strong>nz, Zeichen<br />
Bote, -n, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r etw. bringt; Kurier, Überbringer<br />
Brauch, -“-e, <strong>de</strong>r Ritual, Tradition<br />
erhalten bleiben weiter existieren<br />
Fastenzeit, -en, die Zeitperio<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r man kein Fleisch und keine Eier essen darf<br />
Flamme, -n, die oberer Teil eines Feuers<br />
haltbar hier: essbar<br />
heidnisch vorchristlich<br />
Hüterin, -nen, die weibliche Person, die jmdn./etw. bewacht/schützt; Wächterin, Beschützerin<br />
Ritus, Riten, <strong>de</strong>r Ritual, Zeremonie<br />
stehen, für etw. (Akk.) symbolisieren, darstellen<br />
Storch, -“-e, <strong>de</strong>r Vogel mit langen Beinen<br />
überliefern weitergeben, übermitteln<br />
Überwindung, die Bekämpfung, Eliminierung<br />
Ursprung, -“-e, <strong>de</strong>r Herkunft, Anfang<br />
vertreiben hier: wegscheuchen, fortjagen<br />
verwurzelt sein mit etw. verbun<strong>de</strong>n sein, seinen Ursprung in etw. haben<br />
Heute ein großer Spaß,<br />
damals sehr praktisch:<br />
das Bemalen von Eiern<br />
Das Osterfeuer<br />
Ein ebenso schöner Brauch ist das Osterfeuer<br />
am Abend <strong>de</strong>s Karsamstags.<br />
Da versammeln sich Nachbarn und<br />
Freun<strong>de</strong> um das meist meterhohe Feuer,<br />
wärmen sich daran und genießen<br />
das Schauspiel <strong>de</strong>r Flammen. Auch<br />
dieser Brauch hat seinen Ursprung in<br />
vorchristlicher Zeit. Im heidnisch-germanischen<br />
Glauben war das Feuer ein<br />
Symbol für die Sonne und die Ankunft<br />
<strong>de</strong>s <strong>Frühling</strong>s. Mit <strong>de</strong>m <strong>Frühling</strong>sfeuer<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Winter vertrieben und die<br />
Sonne willkommen geheißen als Hüterin<br />
<strong>de</strong>r Fruchtbarkeit. Im Christentum<br />
symbolisiert das Feuer die Überwindung<br />
<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s durch die Auferstehung<br />
Jesu.<br />
Christliche und heidnische<br />
Traditionen<br />
Osterei, Osterhase und Osterfeuer sind<br />
nur einige Beispiele für heidnisch-germanische<br />
Traditionen, die im <strong>de</strong>utschen<br />
Osterfest erhalten geblieben<br />
sind. Sie zeigen, dass Ostern nicht nur<br />
ein christliches Fest ist, son<strong>de</strong>rn auch<br />
tief in <strong>de</strong>r vorchristlichen Gedankenwelt<br />
verwurzelt ist. Diese Traditionen geben<br />
<strong>de</strong>m Osterfest eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />
und machen es zu einem wichtigen<br />
Teil <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kultur. Sie erinnern<br />
daran, dass an Ostern nicht nur<br />
die Auferstehung Jesu Christi gefeiert<br />
wird, son<strong>de</strong>rn auch ein Fest <strong>de</strong>s neuen<br />
Lebens, <strong>de</strong>r Fruchtbarkeit und <strong>de</strong>r<br />
Freu<strong>de</strong>.<br />
<br />
Katrin Luft<br />
*<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 13
Immer online<br />
››<br />
Welche sozialen Medien<br />
nutzt du?<br />
Und wie<strong>de</strong>r macht <strong>de</strong>in Smartphone „pling,<br />
pling“: neue Nachrichten sind da. Und du<br />
checkst sie sofort. So wie du nutzt die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Bevölkerung in Deutschland<br />
ab 14 Jahren wöchentlich o<strong>de</strong>r häufiger<br />
soziale Medien. Allein unter <strong>de</strong>n 14-<br />
bis 29-Jährigen sind es sogar 88<br />
Prozent. Von jungen Leuten wollte<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> wissen, welche<br />
sozialen Medien sie verwen<strong>de</strong>n<br />
und wofür.<br />
Die Auswahl an sozialen Medien ist groß<br />
Leben<br />
*<br />
Eineinhalb Stun<strong>de</strong>n am Tag<br />
Eineinhalb Stun<strong>de</strong>n am Tag<br />
nutze ich soziale Medien. Am<br />
häufigsten benutze ich WhatsApp, privat<br />
als auch beruflich, da hier Audioo<strong>de</strong>r<br />
Vi<strong>de</strong>oanrufe, SMS, Sprachnachrichten<br />
und Fotos kombiniert sind. Unterhaltung<br />
hole ich mir über Instagram<br />
und YouTube. Für Bewerbungen und<br />
<strong>de</strong>n Austausch in aka<strong>de</strong>mischen Netzwerken<br />
nutze ich LinkedIn. Soziale Medien<br />
be<strong>de</strong>uten für mich Entspannung,<br />
zum Beispiel beim Essen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m<br />
Schlafengehen. Sie sind mir aber genauso<br />
wichtig als Mittel zur Selbstdarstellung<br />
(Instagram und LinkedIn). Und<br />
lei<strong>de</strong>r allzu oft eine Ablenkung von eigentlich<br />
wichtigen Aufgaben.<br />
Elli Eilers*, 22 Jahre, Stu<strong>de</strong>ntin<br />
<strong>de</strong>r Politikwissenschaft, Jena<br />
Beruflich und privat wichtig<br />
Privat nutze ich Instagram, beruflich bin<br />
ich auf LinkedIn und Twitter unterwegs,<br />
<strong>de</strong>nn für meine Arbeit sind bei<strong>de</strong> sehr<br />
wichtig: Mehrmals täglich verfolge ich<br />
ihre Feeds. Auf LinkedIn fin<strong>de</strong> ich außer<strong>de</strong>m<br />
die neuesten Publikationen<br />
und Fachartikel, die für meine Branche<br />
relevant sind. Mit meinen Freun<strong>de</strong>n<br />
und meiner Familie tausche ich mich<br />
über Sofortnachrichtendienste wie<br />
WhatsApp, Telegram und Viber aus. Vi<strong>de</strong>o<br />
und Fotos teile ich auf Instagram.<br />
Ich verbringe täglich etwa zwei Stun<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n sozialen Medien. Sie spielen<br />
für mich beruflich und privat eine<br />
große Rolle.<br />
Olesya Osokina*, 27 Jahre, studiert<br />
Politikwissenschaft in Jena und arbeitet<br />
bei <strong>de</strong>r Jenoptik AG.<br />
Am liebsten Instagram<br />
Ich nutze oft Whats-<br />
App, Signal, BeReal<br />
und TikTok, am liebsten<br />
bin ich jedoch bei<br />
Instagram. Da ich gerne<br />
fotografiere und reise,<br />
teile ich dort meine<br />
Reiseeindrücke und<br />
sammle neue Inspiration.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist Instagram<br />
ein tolles Netzwerk,<br />
um Kontakte zu<br />
pflegen. Ich versuche,<br />
meine Onlinezeit in <strong>de</strong>n<br />
sozialen Medien sinnvoll<br />
zu verbringen. So<br />
folge ich auf Instagram<br />
Ablenkung, -en, die hier: die Aufmerksamkeit auf etw. an<strong>de</strong>res richten, Abwechslung<br />
anfühlen, sich empfun<strong>de</strong>n/wahrgenommen wer<strong>de</strong>n<br />
Bedürfnisse befriedigen Wünsche erfüllen<br />
Bewerbung, -en, die hier: Dokumente, um eine Arbeit/ein Stipendium/ein Praktikum zu bekommen<br />
Branche, -n, die Bereich, Wirtschaftszweig, Sektor<br />
Feeds verfolgen Nachrichten aus <strong>de</strong>m Internet lesen<br />
Konto, Konten, das hier: Account<br />
Netzwerk, -e, das Kontakte (zwischen Menschen)<br />
Selbstdarstellung, -en, die Präsentation <strong>de</strong>r eigenen Person<br />
sinnvoll vernünftig, klug, zweckmäßig<br />
verwen<strong>de</strong>n nutzen, einsetzen<br />
vortäuschen lügen, tricksen, manipulieren<br />
nur solchen Konten, die ich wirklich<br />
gut fin<strong>de</strong>. Bei Instagram habe ich oft<br />
das Gefühl, dass viele versuchen, ein<br />
„perfektes Leben“ vorzutäuschen. Auf<br />
TikTok o<strong>de</strong>r BeReal ist dies weitaus seltener<br />
<strong>de</strong>r Fall, da fühlt sich alles etwas<br />
ehrlicher an.<br />
Johanna Jakobs*, 24 Jahre, studiert<br />
politische Kommunikation in Jena.<br />
Zusammengestellt von Maria Zucker<br />
* ) Der Name wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Redaktion<br />
geän<strong>de</strong>rt.<br />
Nutzung sozialer Medien in<br />
Deutschland<br />
Facebook liegt in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
Deutschlands immer noch vorn, dicht gefolgt<br />
von Instagram, dahinter TikTok auf<br />
Rang 3. Bei <strong>de</strong>n 14- bis 29-Jährigen ist Instagram<br />
das meistgenutzte soziale Netzwerk.<br />
Über soziale Plattformen wer<strong>de</strong>n unterschiedlichste<br />
Bedürfnisse befriedigt, wie<br />
Information, Unterhaltung, Kontaktpflege<br />
und Austausch in privaten und beruflichen<br />
Netzwerken.<br />
Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2022<br />
Fotos: 2579894/freepik.com (Jugendliche an ihren Smartphones), Illerlok Xolms/iStock-1014481990 (Social Media Icons)<br />
14 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Rezept<br />
Fotos: 15035240/freepik.com (Kräutersuppe), macrovector/freepik.com (Abbildung Kräuter)<br />
So schmeckt <strong>de</strong>r <strong>Frühling</strong><br />
››<br />
Eine Gründonnerstagssuppe<br />
Leicht, lecker<br />
und gesund: eine<br />
Kräutersuppe<br />
Nach altem Brauch wird am Gründonnerstag (<strong>de</strong>m Donnerstag vor Ostern) vor allem Grünes gegessen.<br />
Deshalb serviert man an diesem Tag gern eine Kräutersuppe. Sie vertreibt die winterliche Müdigkeit.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> verrät dir, wie du die Suppe kochst und wie sie ihre grüne Farbe behält.<br />
Schon die Germanen bereiteten<br />
eine Kräutersuppe zum <strong>Frühling</strong>sfest<br />
Ostara zu. Die Christen übernahmen<br />
diese Tradition und gaben <strong>de</strong>n<br />
Zutaten <strong>de</strong>r Suppe aber eine neue Be<strong>de</strong>utung:<br />
Die zum Teil bitteren Kräuter<br />
sollen an das Lei<strong>de</strong>n Christi erinnern.<br />
Die Suppe besteht aus einer Gemüsebrühe<br />
(selbst gemacht o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
Glas) und frischen Kräutern, wie zum<br />
Beispiel Brunnenkresse und Schnittlauch.<br />
So bereitest du die Kräutersuppe<br />
zu:<br />
Vorbereitung:<br />
Du hast zwei Möglichkeiten, dir<br />
Kräuter zu besorgen: Du<br />
gehst in einen Supermarkt<br />
und kaufst sie dort.<br />
Besser ist es, wenn du einen<br />
Garten hast o<strong>de</strong>r in die<br />
Natur gehst und die Kräuter<br />
selbst suchst, zum<br />
Beispiel Bärlauch, Brennnessel,<br />
Löwenzahn, Sauerampfer o<strong>de</strong>r<br />
Gänseblümchen. Mit diesen Kräutern<br />
kannst du dann eine Wildkräutersuppe<br />
kochen.<br />
Zutaten:<br />
• 2 Handvoll verschie<strong>de</strong>ner Kräuter<br />
• 1 Liter kalte Gemüsebrühe<br />
• 2 Kartoffeln<br />
• 1 Zwiebel<br />
• 2 Esslöffel (EL) Öl<br />
• 1 EL Weizenmehl<br />
• Salz, Pfeffer, Muskatnuss<br />
• optional Sahne<br />
Zubereitung:<br />
Lege ein paar Gänseblümchen<br />
und schöne Kräuterblätter als<br />
Dekoration beiseite.<br />
Schnei<strong>de</strong> die geschälten<br />
Kartoffeln und die Zwiebel<br />
in Würfel. Nimm einen<br />
Topf, gib Öl hinein und erhitze<br />
ihn. Füge das Gemüse<br />
hinzu und<br />
andünsten mit wenig Wasser und Öl kochen<br />
anrichten hier: <strong>de</strong>korieren, schmücken<br />
aufgießen eine Flüssigkeit über etw. verteilen<br />
behalten bewahren, nicht än<strong>de</strong>rn<br />
besorgen holen, beschaffen, organisieren<br />
Brauch, -“-e, <strong>de</strong>r Ritual, Tradition<br />
durchziehen lassen stehen/einwirken lassen, bis das richtige Aroma erreicht ist<br />
erhitzen etw. heiß machen<br />
fein gehackt in sehr kleine Stücke zerkleinert/geschnitten<br />
Gänseblümchen, -, das Blume: eine Margerite<br />
geschält ohne Haut/Schale<br />
hinzufügen hier: dazugeben, hineintun<br />
Lei<strong>de</strong>n, -, das Schmerz, Not, Qual, Elend<br />
unverbindlich nicht obligatorisch, nicht fest, ohne Verpflichtung<br />
verraten hier: (ein Geheimnis) erzählen, sagen<br />
vertreiben hier: wegmachen, fortjagen<br />
Würfel, -, <strong>de</strong>r hier: kleines quadratisches Stück/Teil<br />
lass es kurz andünsten. Gib Mehl dazu<br />
und gieße alles mit Gemüsebrühe auf.<br />
Rühre alles gut durch und gib fein gehackte<br />
Kräuter hinzu. Dann lass alles<br />
unter leichtem Rühren etwa fünf Minuten<br />
kochen. Püriere die Suppe mit einem<br />
Pürierstab. Füge nach Geschmack<br />
Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Sahne<br />
hinzu. Lass die Suppe kurz durchziehen,<br />
richte einen tiefen Teller mit Gänseblümchenköpfen<br />
und Kräuterblättern<br />
an und serviere die Suppe mit frischem<br />
Brot.<br />
Tipps:<br />
Koche die Suppe nicht zu lange, sonst<br />
bleibt sie nicht so schön grün. Durch<br />
zu große Hitze wird das Chlorophyll<br />
zerstört. Sammle die Wildkräuter je<br />
nach Möglichkeit am Vortag o<strong>de</strong>r erst<br />
am Tag <strong>de</strong>s Kochens. Je frischer die<br />
Kräuter in die Suppe kommen, <strong>de</strong>sto<br />
besser.<br />
Guten Appetit!<br />
<br />
Ekaterina Shmeleva<br />
Speiseplan für Ostern<br />
Ostern ist das höchste kirchliche Fest in Deutschland.<br />
Deshalb gibt es noch heute unverbindliche Regeln,<br />
was an diesen Tagen gegessen wer<strong>de</strong>n sollte:<br />
Am Gründonnerstag sollte Grünes gegessen wer<strong>de</strong>n,<br />
auf keinen Fall Eier und Fleisch, weil noch Fastenzeit<br />
ist. Am Karfreitag steht Fisch auf <strong>de</strong>m Speiseplan.<br />
Der Karsamstag ist ein typischer Tag, um für das<br />
Osterfest zu backen. Am Ostersonntag darf wie<strong>de</strong>r<br />
Fleisch gegessen wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel vom Lamm.<br />
Am Ostermontag wird dann das übrig gebliebene Essen<br />
vom Vortag aufgegessen.<br />
*<br />
zerstören kaputt/unbrauchbar machen<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 15
Ausbildung<br />
*<br />
In Deutschland<br />
zurechtkommen<br />
››<br />
Integration Geflüchteter aus <strong>de</strong>r Ukraine<br />
Nataliia Fedorenko und Yana Nesteruk haben sich in Deutschland kennengelernt und sind nun<br />
befreun<strong>de</strong>t. Zusammen mit ihren Kin<strong>de</strong>rn sind sie aus <strong>de</strong>r Ukraine geflohen und leben seit März 2022<br />
in Süd<strong>de</strong>utschland, Yana in <strong>de</strong>r Kleinstadt Lauchheim und Nataliia im Dorf Westhausen. Wie es ihnen<br />
dort gefällt und wie sie ihre Zukunft sehen, erzählen sie in <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>.<br />
Wir sind sehr froh, in Deutschland<br />
leben zu können. Uns gefällt es<br />
hier. Die Menschen sind sehr nett und<br />
die Umgebung ist schön. Hier fühlen wir<br />
uns wohl“, erzählen Nataliia und Yana.<br />
Der Anfang war jedoch schwierig, vor<br />
allem für ihre Kin<strong>de</strong>r. Ihnen fiel es nicht<br />
leicht, sich an die neue Schule und<br />
die neue Sprache zu gewöhnen. Aber<br />
Schritt für Schritt wur<strong>de</strong> es besser.<br />
Bald auf Sprachniveau B1<br />
Auch für Nataliia und Yana war die<br />
<strong>de</strong>utsche Sprache eine Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Beim Besuch von Behör<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
sie zu Beginn von ehrenamtlichen<br />
Dolmetscherinnen und Dolmetschern<br />
begleitet. Auch wenn die Ukrainerinnen<br />
heute etwas nicht verstehen, wen<strong>de</strong>n<br />
sie sich an die Dolmetscherinnen und<br />
Dolmetscher. „Es hilft sehr, wenn jemand<br />
da ist, <strong>de</strong>n man um Rat fragen<br />
kann“, sagen sie. Aber die meisten<br />
Dinge, wie zum Beispiel Arztbesuche,<br />
klappen jetzt schon ganz gut. „Als ich<br />
hier ankam, habe ich gleich im Jobcenter<br />
nach einem Sprachkurs gefragt.<br />
Kurz darauf durfte ich schon einen Kurs<br />
bei <strong>de</strong>r Deutschen Angestellten-Aka<strong>de</strong>mie<br />
(DAA) in <strong>de</strong>r Stadt Bopfingen besuchen.<br />
Das war eine Art Vorkurs, bevor<br />
ich einen Platz im Integrationskurs<br />
bekam“, erklärt die 31-jährige Yana.<br />
Aktuell besuchen bei<strong>de</strong> einen Integrationskurs<br />
und sind sich sicher, bald das<br />
Sprachniveau B1 zu erreichen.<br />
Nataliia Fedorenko und Yana<br />
Nesteruk in Süd<strong>de</strong>utschland<br />
Für je<strong>de</strong>n Beruf eine Ausbildung<br />
Im Rahmen ihres Kurses stand auch<br />
<strong>de</strong>r Besuch eines großen Möbelhauses<br />
auf <strong>de</strong>m Programm. Außer<strong>de</strong>m durften<br />
Nataliia und Yana dort einen Tag ein<br />
Praktikum machen. „Das war für mich<br />
eine neue Erfahrung. So hatte ich die<br />
Möglichkeit, <strong>de</strong>n Beruf Fachlageristin<br />
genauer kennenzulernen“, erklärt Yana.<br />
Beson<strong>de</strong>rs aufgefallen ist <strong>de</strong>n Ukrainerinnen<br />
die flache Hierarchie im Möbelhaus.<br />
Der Geschäftsführer sprach mit<br />
<strong>de</strong>n Angestellten auf Augenhöhe und<br />
es herrschte eine lockere Atmosphäre.<br />
„Für mich ist es ungewöhnlich, dass es<br />
in Deutschland für je<strong>de</strong>n Beruf eine<br />
Ausbildung gibt. In <strong>de</strong>r Ukraine habe<br />
ich im Verkauf gearbeitet. Da hatte ich<br />
nur eine Schulung und durfte danach<br />
gleich arbeiten. In Deutschland müsste<br />
ich hierfür eine Ausbildung zur Einzelhan<strong>de</strong>lskauffrau<br />
machen“, berichtet<br />
Nataliia. Für die Zukunft planen die<br />
Ukrainerinnen, in Deutschland zu bleiben,<br />
weiter Deutsch zu lernen und danach<br />
eine Ausbildung zu machen o<strong>de</strong>r<br />
eine Arbeit zu fin<strong>de</strong>n. Ob <strong>de</strong>r Plan funktioniert,<br />
ist noch nicht klar, da ihre<br />
Männer die Ukraine nicht verlassen<br />
dürfen, um nach Deutschland zu kommen.<br />
„Auf Dauer möchten wir als Familie<br />
nicht getrennt leben“, erklären<br />
Nataliia und Yana.<br />
<br />
Daniela Todorovićová<br />
Foto: Daniela Todorovićová (Nataliia Fedorenko und Yana Nesteruk)<br />
16 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Zur rechtlichen Situation von Geflüchteten aus <strong>de</strong>r Ukraine<br />
Frau Dr.<br />
Lola Bulut<br />
Lola Bulut ist Referentin im Welcome Center Ostwürttemberg an <strong>de</strong>r Hochschule Aalen. Ihre<br />
Aufgabe ist es, Menschen aus <strong>de</strong>m Ausland rund um das Thema „Leben und Arbeiten in<br />
<strong>de</strong>r Region“ zu beraten. Im letzten Jahr haben viele Menschen aus <strong>de</strong>r Ukraine ihre Hilfe<br />
gesucht.<br />
Frau Doktor<br />
Bulut, welche<br />
Rechte haben<br />
ukrainische Geflüchtete<br />
in Deutschland?<br />
An<strong>de</strong>rs als Menschen aus Län<strong>de</strong>rn<br />
wie Syrien o<strong>de</strong>r Afghanistan haben<br />
Geflüchtete aus <strong>de</strong>r Ukraine mehr<br />
Rechte. Sie dürfen ohne Visum einreisen<br />
und können eine Arbeit aufnehmen.<br />
Sie haben Zugang zu Integrationskursen<br />
und ihre Kin<strong>de</strong>r<br />
können hier zur Schule gehen.<br />
Wenn die ukrainischen Geflüchteten<br />
eine Hochschulzugangsberechtigung<br />
haben, können sie studieren<br />
und auch BAföG bekommen.<br />
Sie müssen allerdings in <strong>de</strong>n ersten<br />
90 Tagen in Deutschland einen<br />
Aufenthaltstitel beantragen.<br />
Aber bestimmt ist die <strong>de</strong>utsche<br />
Sprache eine Herausfor<strong>de</strong>rung?<br />
Natürlich! So wie alle Migrantinnen<br />
und Migranten müssen sie die<br />
<strong>de</strong>utsche Sprache lernen. Je nach<br />
Beruf sind gute bis sehr gute<br />
Deutschkenntnisse wichtig. Oft<br />
müssen Geflüchtete erst ihren<br />
ukrainischen Berufsabschluss in<br />
Deutschland anerkennen lassen,<br />
um in ihrem Beruf arbeiten zu können.<br />
Wo brauchen viele Ukrainerinnen<br />
und Ukrainer noch Unterstützung?<br />
Vor allem bei rechtlichen Fragen wie<br />
etwa „Wie bekomme ich eine Hochschulzugangsberechtigung?“.<br />
Ich<br />
habe aber festgestellt, dass persönliche<br />
Gespräche ebenso wichtig<br />
sind. Als Geflüchtete mit unsicherer<br />
Zukunft in einem frem<strong>de</strong>n Land helfen<br />
Mut machen<strong>de</strong> Gespräche weit<br />
mehr, als so mancher glaubt.<br />
Haben Sie noch ein paar Tipps<br />
zum Deutschlernen?<br />
Ein Sprachkurs ist natürlich wichtig,<br />
aber die „lebendige“ Sprache lernt<br />
man außerhalb <strong>de</strong>s Sprachkurses.<br />
Deswegen ist es gut, wenn man viel<br />
mit Menschen re<strong>de</strong>t und versucht,<br />
Freun<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Das Interview führte<br />
Daniela Todorovićová.<br />
Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wollen bleiben<br />
Eine aktuelle Studie belegt, dass mehr als je<strong>de</strong>r/je<strong>de</strong> dritte Geflüchtete<br />
aus <strong>de</strong>r Ukraine in Deutschland bleiben möchte – entwe<strong>de</strong>r für immer<br />
o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st für ein paar Jahre. 17 Prozent <strong>de</strong>r Befragten arbeiten bereits<br />
in Deutschland. Seit Beginn <strong>de</strong>s Konflikts sind bisher über eine Million<br />
Menschen aus <strong>de</strong>r Ukraine nach Deutschland gekommen. Auf die Frage,<br />
ob und wie lange sie in Deutschland bleiben wollen, antworteten die<br />
Befragten (Angaben in Prozent):<br />
für immer 26<br />
für einige Jahre 11<br />
bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Konflikts 34<br />
höchstens ein Jahr 2<br />
noch unsicher, wie lange 27<br />
Quelle: Studie „Geflüchtete aus <strong>de</strong>r Ukraine in Deutschland“;<br />
Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Bun<strong>de</strong>sinstitut<br />
für Bevölkerungsforschung (BiB), Bun<strong>de</strong>samt für Migration<br />
und Flüchtlinge (BAMF), Sozioökonomisches Panel (SOEP)<br />
Fotos: Thomas Zehnder (Lola Bulut), 1363432/freepik.com (Integrationskurs)<br />
anerkennen lassen bestätigen/legitimieren lassen<br />
auf Augenhöhe gleichberechtigt; <strong>de</strong>n gleichen Rang haben<br />
auf Dauer für längere Zeit<br />
Aufenthaltstitel beantragen, einen um Erlaubnis bitten, in einem Land bleiben zu können<br />
BAföG, das hier: Stipendium für Studieren<strong>de</strong>, das zur Hälfte zurückgezahlt wer<strong>de</strong>n muss<br />
Behör<strong>de</strong>, -n, die Administration, Verwaltung, Dienststelle<br />
ehrenamtlich freiwillig, ohne Bezahlung, umsonst<br />
Fachlageristin, -nen, die Frau, die in einem Warenlager/Produkt<strong>de</strong>pot arbeitet<br />
flache Hierarchie, eine beson<strong>de</strong>re Arbeitsorganisation mit viel Teamarbeit<br />
fliehen weglaufen, wegrennen<br />
Geflüchtete, -n, <strong>de</strong>r/die Immigrant<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />
Hochschulzugangsberechtigung, -en, die Recht/Erlaubnis, an einer Universität zu studieren<br />
Integrationskurs, -e, <strong>de</strong>r Sprachkurs bis Niveau B1 und Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>kurs<br />
Jobcenter, -, das Agentur für jmdn., <strong>de</strong>r Arbeit sucht o<strong>de</strong>r finanzielle Hilfe vom Staat braucht<br />
Sprachkurse för<strong>de</strong>rn<br />
die Integration<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 17
Porträt<br />
*<br />
Ein schräges Team<br />
››<br />
Die „Tatort“-Kommissare Thiel und Boerne<br />
Je<strong>de</strong>n Sonntag 20.15 Uhr ist „Tatort“-Zeit. Dann schauen sich Millionen Deutsche eine neue Folge <strong>de</strong>r<br />
gleichnamigen TV-Krimireihe an. Das Beson<strong>de</strong>re sind neben <strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong>n Geschichten vor allem die<br />
22 festen, mit je<strong>de</strong>r Folge wechseln<strong>de</strong>n Ermittlerteams aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Regionen. Zu <strong>de</strong>n<br />
populärsten gehört das Duo Thiel und Boerne aus <strong>de</strong>r Stadt Münster. <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> folgt ihrer Spur.<br />
Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne ist<br />
Leiter <strong>de</strong>r Rechtsmedizin am Universitätsklinikum<br />
Münster. Er ist hochkompetent,<br />
liebt klassische Musik,<br />
gutes Essen und elegante Kleidung. Außer<strong>de</strong>m<br />
ist er selbstverliebt, arrogant<br />
und muss immer das letzte Wort haben.<br />
Sein Partner, Kriminalhauptkommissar<br />
Frank Thiel, ist das genaue Gegenteil.<br />
Der gebürtige Hamburger, ein<br />
ruhiger und besonnener Polizist, ist<br />
gern allein und liebt Fußball, Bier und<br />
Fast Food. Die Gegensätzlichkeit <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Hauptfiguren ist das Reizvolle<br />
am Münsteraner „Tatort“ und garantiert<br />
immer einen Krimi mit beson<strong>de</strong>rs viel<br />
Humor und Ironie – und das nun schon<br />
seit 2002.<br />
Die Anfänge in <strong>de</strong>r DDR<br />
Den Rechtsmediziner Boerne spielt <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utsche Schauspieler, Musiker, Regisseur<br />
und Produzent Jan Josef Liefers.<br />
Geboren wird er am 8. August 1964 in<br />
Dres<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR (Deutsche<br />
Demokratische Republik) als<br />
Sohn eines Regisseurs und einer<br />
Schauspielerin. Nach <strong>de</strong>r 10. Klasse<br />
geht er ans Staatsschauspiel Dres<strong>de</strong>n<br />
– jedoch erst einmal, um Tischler zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei lernt er das Theater zu<br />
lieben und entschei<strong>de</strong>t sich, zum Studium<br />
nach Berlin an die Hochschule<br />
für Schauspielkunst Ernst Busch zu gehen.<br />
Danach spielt er bis zum En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r DDR erfolgreich am Deutschen<br />
Theater in Berlin und hat 1989 auch<br />
Seit 2002 im Einsatz: die „Tatort“-<br />
Kommissare Thiel (rechts) und Boerne<br />
im Kino seinen ersten großen Auftritt:<br />
als junger Forscher Alexan<strong>de</strong>r von<br />
Humboldt (1769 – 1859) in „Die Besteigung<br />
<strong>de</strong>s Chimborazo“.<br />
Ein echtes Multitalent<br />
Nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> wechselt Liefers ans<br />
Thalia Theater in Hamburg. Doch es<br />
zieht ihn zum Film, also kündigt er. Der<br />
große filmische Durchbruch in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik gelingt ihm 1997, und<br />
zwar in <strong>de</strong>n zwei erfolgreichsten <strong>de</strong>utschen<br />
Produktionen <strong>de</strong>s Jahres: <strong>de</strong>m<br />
Roadmovie „Knocking on Heavens<br />
Door“ und <strong>de</strong>r Komödie „Rossini“.<br />
Liefers ist ein echtes Multitalent. Er<br />
schreibt auch Drehbücher, grün<strong>de</strong>te<br />
seine eigene Filmproduktionsfirma und<br />
abbrechen hier: aufgeben, vorzeitig been<strong>de</strong>n, aufhören<br />
arrogant alles besser wissen wollen, hochnäsig, überheblich<br />
Auftritt, -e, <strong>de</strong>r hier: eine Rolle im Film<br />
ausstrahlen hier: (im Fernsehen) zeigen<br />
besetzen hier: eine Rolle in einem Film/im Theater vergeben<br />
besonnen ruhig, gelassen, vernünftig<br />
Drehbuch, -“-er, das Skript für einen Film, Filmszenarium<br />
Durchbruch, -“-e, <strong>de</strong>r Erfolg, positives Ergebnis<br />
entschei<strong>de</strong>n, sich wählen, aussuchen<br />
Ermittler, -, <strong>de</strong>r Detektiv, Kommissar<br />
Folge, -n, die hier: Episo<strong>de</strong>, Teil einer Serie<br />
Gastgeber, -, <strong>de</strong>r hier: Organisator<br />
Gegensätzlichkeit, -en, die Unterschied, Kontrast, Antagonismus<br />
gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />
kündigen hier: eine Arbeitsstelle aufgeben<br />
reizvoll attraktiv, interessant<br />
Spur folgen, jmds. (Gen.) hier: jmds. Vergangenheit erkun<strong>de</strong>n<br />
Tischler, -, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r Möbel aus Holz herstellt/baut<br />
touren auf Konzertreise gehen<br />
Vorspann, -e o. -“-e, <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r, die vor einem Film gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />
Wen<strong>de</strong>, die hier: Wie<strong>de</strong>rvereinigung Deutschlands<br />
Der Tatort<br />
Der „Tatort“ ist die älteste und populärste Krimireihe<br />
im <strong>de</strong>utschen Fernsehen. Ausgestrahlt wird<br />
er immer sonntags 20.15 Uhr in <strong>de</strong>r ARD, <strong>de</strong>m<br />
größten staatlichen TV-Sen<strong>de</strong>r. Daran hat sich<br />
seit <strong>de</strong>r ersten Folge 1970 nichts geän<strong>de</strong>rt, so<br />
wie übrigens auch nicht die Länge (90 Minuten),<br />
<strong>de</strong>r Vorspann o<strong>de</strong>r die Titelmusik. Die Ermittlerteams<br />
haben über die Jahre gewechselt, aktuell<br />
sind es 22 bei insgesamt knapp 40 Filmen im<br />
Jahr. So sind bis heute über 1 200 Folgen entstan<strong>de</strong>n,<br />
die zu<strong>de</strong>m regelmäßig im Fernsehen<br />
wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n. In Deutschland wird ein neuer<br />
„Tatort“ gern gemeinsam mit Freun<strong>de</strong>n gesehen,<br />
in sogenannten „Tatort“-Kneipen. Ein Sonntag<br />
ohne „Tatort“ ist für viele wie Weihnachten ohne<br />
Geschenke.<br />
Foto: WDR/Thomas Kost (Tatort Münster „Ein Freund, ein guter Freund“)<br />
18 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Deutsch üben jetzt!<br />
Das legendäre<br />
„Tatort“-Logo<br />
Übungen<br />
zum Artikel<br />
auf Seite<br />
18/19<br />
Tierischer Spaß auch<br />
in <strong>de</strong>n Drehpausen<br />
Fotos: WDR/Martin Menke (Tatort Münster „Rhythm and Love“), ARD (Tatort-Logo)<br />
ist als Synchron- und Hörbuchsprecher<br />
sehr gefragt. Wie sein „Tatort“-Partner<br />
Axel Prahl liebt er die Musik und tourt regelmäßig<br />
mit seiner Band „Radio Doria“.<br />
Zwei große Lieben: Schauspiel und<br />
Musik<br />
Frank Thiel wird von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Schauspieler, Synchronsprecher und<br />
Musiker Axel Prahl gespielt. Am 26.<br />
März 1960 in Eutin im Bun<strong>de</strong>sland<br />
Schleswig-Holstein geboren, bricht Prahl<br />
im fünften Semester sein Lehramtsstudium<br />
für Mathematik und Musik ab, arbeitet<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Minijobs, bis er<br />
sich 1982 für ein dreijähriges Schauspielstudium<br />
in Kiel entschei<strong>de</strong>t. Nach<br />
seinem Abschluss arbeitet er an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Theatern, nach seinem Umzug<br />
Richtung Berlin 1992 vor allem am<br />
Grips-Theater und <strong>de</strong>m Renaissance-<br />
Theater.<br />
Zusammenarbeit mit Regisseur<br />
Andreas Dresen<br />
Ab 1994 ist er auch im Fernsehen zu<br />
sehen und 1999 gelingt ihm in seiner<br />
Rolle als Polizist in „Nachtgestalten“<br />
schließlich <strong>de</strong>r Durchbruch im Kino. Hier<br />
beginnt auch seine bis heute andauern<strong>de</strong><br />
Zusammenarbeit und Freundschaft<br />
mit Regisseur Andreas Dresen. Dieser<br />
besetzt ihn in vielen seiner Kinofilme, so<br />
auch in „Halbe Treppe“ (2002), „Willenbrock“<br />
(2004) sowie <strong>de</strong>m Fernsehfilm<br />
„Die Polizistin“ (2000), und verhilft ihm<br />
so zu einem Adolf-Grimme-Preis und<br />
<strong>de</strong>m Bayrischen Filmpreis. Seine zweite<br />
große Liebe, die Musik, pflegt Prahl als<br />
Gastgeber <strong>de</strong>s jährlichen Open-Air-Festivals<br />
Inselleuchten in Marienwer<strong>de</strong>r, auf<br />
Solokonzerten sowie als Gitarrist und<br />
Sänger einer <strong>de</strong>utschsprachigen Cover-Band<br />
an <strong>de</strong>r Seite von, na wem<br />
wohl: Andreas Dresen!<br />
<br />
Elvira Metzler<br />
Frage 1: Wen spielt Jan Josef Liefers in <strong>de</strong>r Krimreihe „Tatort“?<br />
a) <strong>de</strong>n Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne<br />
b) <strong>de</strong>n Kriminalhauptkommissar Frank Thiel<br />
c) <strong>de</strong>n Polizisten Andreas Dresen<br />
Frage 2: Wann und wo wur<strong>de</strong> Jan Josef Liefers geboren?<br />
a) am 8. März 1961 in Hamburg<br />
b) am 8. August 1964 in Dres<strong>de</strong>n<br />
c) am 8. April 1966 in Köln<br />
Frage 3: Was war die allererste Ausbildung, die Jan Josef Liefers<br />
absolvierte?<br />
a) als Schauspieler<br />
b) als Tischler<br />
c) als Mechaniker<br />
Frage 4: Wen spielte Jan Josef Liefers 1989 in „Die Besteigung<br />
<strong>de</strong>s Chimborazo“?<br />
a) Paul Ehrlich<br />
b) Alexan<strong>de</strong>r von Humboldt<br />
c) Albert Einstein<br />
Frage 5: Wen spielt Axel Prahl in <strong>de</strong>r Krimireihe „Tatort”?<br />
a) <strong>de</strong>n Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne<br />
b) <strong>de</strong>n Kriminalhauptkommissar Frank Thiel<br />
c) <strong>de</strong>n Polizisten Andreas Dresen<br />
Frage 6: Wann und wo wur<strong>de</strong> Axel Prahl geboren?<br />
a) am 26. März 1960 in Eutin in Schleswig-Holstein<br />
b) am 8. August 1964 in Dres<strong>de</strong>n<br />
c) am 29. Januar 1962 in Berlin<br />
Frage 7: Welches Studium hat Axel Prahl begonnen und dann<br />
abgebrochen?<br />
a) Philosophie<br />
b) Schauspielkunst<br />
c) Mathematik und Musik<br />
Frage 8: Axel Prahl ist Gastgeber welches Open-Air-Festivals?<br />
a) Willenbrock<br />
b) Inselleuchten<br />
c) Rhein in Flammen<br />
Die Lösungen fin<strong>de</strong>t ihr auf Seite 38 in diesem Heft.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 19
*<br />
Aktuelle Trends<br />
aus Deutschland<br />
Was liegt im <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> in Deutschland im Trend? Und welche Dinge sind nicht<br />
so angesagt? Daria Savenkova, Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r<br />
Lieferdienste für Lebensmittel<br />
Immer mehr Menschen in Deutschland<br />
nutzen Lieferdienste auch für ihre Einkäufe<br />
von Lebensmitteln. Im Jahr 2022 ließen<br />
sich 20 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung<br />
ihre Einkäufe nach Hause bringen. Im Jahr<br />
zuvor waren es nur 14 Prozent. Über die<br />
Hälfte (53 Prozent) <strong>de</strong>r über 45-Jährigen<br />
nutzt die Lieferdienste.<br />
Bundfaltenhose<br />
Elegante und bequeme Hosen ersetzen immer<br />
mehr die Jeans. Vor allem die Bundfaltenhose<br />
gehört <strong>2023</strong> zur Gar<strong>de</strong>robe junger<br />
Leute. Sie ist an <strong>de</strong>r Hüfte weiter geschnitten<br />
und hat an <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite zwei bis vier<br />
Bügelfalten. Eine Bundfaltenhose lässt sich<br />
gut mit an<strong>de</strong>ren Kleidungsstücken<br />
kombinieren.<br />
Ökologische<br />
Mehrwegbehälter<br />
Ab <strong>de</strong>m 1. Januar <strong>2023</strong> müssen gastronomische<br />
Betriebe in Deutschland Essen und<br />
Trinken zum Mitnehmen auch in Mehrwegbehältern<br />
anbieten, die <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> später<br />
wie<strong>de</strong>r zurückbringt. So soll Plastikmüll in<br />
Deutschland reduziert wer<strong>de</strong>n. Die Wahl,<br />
ob Mehrwegbehälter o<strong>de</strong>r Plastikverpackung,<br />
liegt beim Kun<strong>de</strong>n.<br />
Darts-Weltmeisterschaft<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr fin<strong>de</strong>t in London die Weltmeisterschaft<br />
(WM) im Darts statt, bisher ohne<br />
große <strong>de</strong>utsche Erfolge. Nun erreichte im<br />
Januar Gabriel Clemens als erster Deutscher<br />
ein WM-Halbfinale. Zwar verlor er gegen<br />
<strong>de</strong>n späteren englischen Weltmeister<br />
Michael Smith, doch die Popularität von<br />
Darts stieg in Deutschland sehr.<br />
angesagt mo<strong>de</strong>rn, in Mo<strong>de</strong>, aktuell<br />
anknüpfen, an etw. (Akk.) hier: fortsetzen, wie<strong>de</strong>r erreichen<br />
Arbeitsbedingung, -en, die Situation, in <strong>de</strong>r etw. produziert wird<br />
ausschei<strong>de</strong>n hier: nicht weiterspielen dürfen<br />
Bügelfalte, -n, die mit einem heißen Bügeleisen gemachte Linie im Stoff einer Hose<br />
entsorgen wegwerfen, wegmachen, loswer<strong>de</strong>n<br />
ersetzen auswechseln, erneuern<br />
Führung übernehmen, die Eigentümer/Besitzer wer<strong>de</strong>n<br />
geschnitten hier: bearbeitet, <strong>de</strong>signt<br />
Hüfte, -n, die Körperpartie unterhalb <strong>de</strong>r Taille<br />
Lieferdienst, -e, <strong>de</strong>r Firma, die Essen o<strong>de</strong>r Produkte bringt<br />
Mehrwegbehälter, -, <strong>de</strong>r Plastikbox für Essen, die mehrmals benutzt wer<strong>de</strong>n kann<br />
Panne, -n, die Fehler, Störung<br />
steigen größer wer<strong>de</strong>n<br />
Vorrun<strong>de</strong>, -n, die erste Etappe/Phase in einem Wettkampf/Wettbewerb<br />
Kunstgeschichte an <strong>de</strong>r Philipps-Universität in<br />
Marburg, hat Antworten auf diese Fragen.<br />
Fast Fashion<br />
Je<strong>de</strong> Saison viel Kleidung von schlechter<br />
Qualität zu günstigen Preisen zu<br />
kaufen ist uncool. Solche Kleidungsstücke<br />
wer<strong>de</strong>n oft nur wenige Male getragen<br />
und dann entsorgt. Das ist<br />
nicht gut für die Umwelt. Außer<strong>de</strong>m<br />
wer<strong>de</strong>n diese Sachen oft in Fabriken<br />
mit schlechten Arbeitsbedingungen<br />
produziert.<br />
Deutsches<br />
Fußballnationalteam<br />
Wie schon bei <strong>de</strong>r Weltmeisterschaft<br />
(WM) 2018 in Russland ist die <strong>de</strong>utsche<br />
Fußballnationalmannschaft bei<br />
<strong>de</strong>r WM 2022 in Katar in <strong>de</strong>r Vorrun<strong>de</strong><br />
ausgeschie<strong>de</strong>n. Es wird schwer<br />
wer<strong>de</strong>n für das Team und Trainer Hansi<br />
Flick, an vergangene Erfolge anzuknüpfen<br />
und die Sympathien <strong>de</strong>r<br />
Fans zurückzugewinnen.<br />
Wahl<strong>de</strong>saster in Berlin<br />
Bei <strong>de</strong>r Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,<br />
<strong>de</strong>m Parlament <strong>de</strong>r Stadt,<br />
war es am 26. September 2021 zu<br />
vielen Pannen gekommen, zum Beispiel<br />
gab es falsche o<strong>de</strong>r zu wenige<br />
Wahlzettel. Das höchste Gericht Berlins<br />
entschied: Die Wahl muss wie<strong>de</strong>rholt<br />
wer<strong>de</strong>n. Am 12. Februar fand<br />
die Wahl statt. Nun wird es in Berlin<br />
eine neue Lan<strong>de</strong>sregierung geben.<br />
Twitter<br />
Twitter, das bekannteste soziale<br />
Medium für Mikroblogs,<br />
ist in Deutschland nie sehr<br />
populär gewesen. Nur 17<br />
Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung<br />
nutzten Twitter<br />
2021 regelmäßig. Seit Elon Musk die Führung<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens übernommen hat, gibt es<br />
noch weniger Nutzer.<br />
Daria Savenkova<br />
In & Out<br />
Fotos: benzoix/freepik.com (Lieferdienst), 5490698/freepik.com (Bundfaltenhose), Jelena Filipinski/reCup GmbH (Mehrweggeschirr), maximovael94/pixabay.com (Darts), wayhomestudio/freepik.com (Frau am Klei<strong>de</strong>rschrank), Hossein Zohrevand/wikimedia.org (Fußball),<br />
5866110/freepik.com (Wahlurne), 2579834/freepik.com (Twitter)
Fotos: Aufbau Taschenbuch (Buchcover „Sieben Nächte“), Blumenbar (Buchcover „Ministerium <strong>de</strong>r Träume“)<br />
Bibliothek<br />
Vom Tod und<br />
<strong>de</strong>n Todsün<strong>de</strong>n<br />
››<br />
Junge <strong>de</strong>utsche Literatur<br />
In <strong>de</strong>n Berliner Aufbau Verlagen sind zwei Romane erschienen,<br />
die eindringlich das Leben junger Menschen in Deutschland<br />
beschreiben. Simon Strauß reflektiert in seinem literarischen<br />
Debüt „Sieben Nächte“ (2018) über sein zukünftiges Leben als<br />
Erwachsener. Von iranischen Jugendlichen in Deutschland erzählt<br />
„Ministerium <strong>de</strong>r Träume“ (2021), <strong>de</strong>r Debütroman von Hengameh<br />
Yaghoobifarah.<br />
„Sieben Nächte“ von Simon Strauß<br />
Kurz vor seinem 30. Geburtstag überkommt<br />
einen Mann die Angst vor <strong>de</strong>m<br />
Leben. Er hat Angst, sich für eine Frau,<br />
einen Beruf, einen Freun<strong>de</strong>skreis zu<br />
entschei<strong>de</strong>n. Bisher sah sein Leben so<br />
aus: „Alle Abschlüsse gemacht, alle<br />
Termine eingehalten, viel gelächelt, wenig<br />
geweint, ein bisschen geweint, aber<br />
vor allem gelächelt.“ Doch dann<br />
schreibt er in sieben Nächten seine<br />
Gedanken nie<strong>de</strong>r über das, was war,<br />
und das, was sein wird. Es sind Reflexionen<br />
über die sieben Todsün<strong>de</strong>n: Habgier,<br />
Hochmut, Trägheit, Neid, Zorn,<br />
Völlerei und Wollust, aus <strong>de</strong>nen sich<br />
allmählich die Konturen einer besseren<br />
Welt, eines erfüllteren Lebens abzuzeichnen<br />
beginnen. Simon Strauß ist<br />
hier ein inspirieren<strong>de</strong>r Entwicklungsroman<br />
gelungen,<br />
eine<br />
Reifeprüfung<br />
nicht<br />
nur <strong>de</strong>r Romanfigur,<br />
son<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>s Autors<br />
selbst.<br />
„Ministerium <strong>de</strong>r Träume“ von Hengameh<br />
Yaghoobifarah<br />
Die Schwestern Nas und Nushin sind<br />
Kin<strong>de</strong>r iranischer Einwan<strong>de</strong>rer, die in<br />
<strong>de</strong>n 1980er-Jahren nach Deutschland<br />
geflüchtet sind. Eines Tages erfährt<br />
Nas von <strong>de</strong>r Polizei, dass Nushin bei<br />
einem Autounfall ums Leben gekommen<br />
ist. Nas hat aber das Gefühl, dass<br />
<strong>de</strong>r Unfall ein Suizid ihrer Schwester<br />
war. Die bei<strong>de</strong>n hatten so viel gemeinsam<br />
durchgestan<strong>de</strong>n: die Migration<br />
nach Deutschland, <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Vaters<br />
– er wur<strong>de</strong> im Iran hingerichtet –, die<br />
emotionale Abwesenheit <strong>de</strong>r trauern<strong>de</strong>n<br />
Mutter und die ungeplante Mutterschaft<br />
Nushins. Nas nimmt nun ihre<br />
Nichte bei sich auf und stößt bei ihren<br />
Nachforschungen auf immer mehr Geheimnisse<br />
ihrer Schwester. Hengameh<br />
Yaghoobifarahs Roman<br />
ist eine mitreißen<strong>de</strong><br />
Einwan<strong>de</strong>rergeschichte,<br />
eine Reise<br />
durch Deutschland<br />
aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />
einer Frau mit Migrationshintergrund.<br />
Anna Gaidukevich<br />
und Peter Schnei<strong>de</strong>r<br />
abzeichnen, sich zu sehen sein, sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />
aufnehmen, jmdn. (Akk.) bei sich bei sich wohnen/leben lassen<br />
durchstehen verkraften, aushalten<br />
eindringlich <strong>de</strong>utlich, ausdrücklich<br />
hinrichten <strong>de</strong>n Kopf abschlagen, töten<br />
Hochmut, <strong>de</strong>r Stolz, Überheblichkeit, Hybris<br />
mitreißend faszinierend, spannend, begeisternd<br />
Nachforschung, -en, die Untersuchung, Analyse, Recherche<br />
Reifeprüfung, -en, die hier: mentaler Prozess, ein Erwachsener zu wer<strong>de</strong>n<br />
stoßen, auf etw. (Akk.) vorfin<strong>de</strong>n, treffen auf etw., begegnen<br />
Todsün<strong>de</strong>, -n, die eine böse Tat, schwerer Verstoß gegen die religiöse Moral<br />
Trägheit, die Faulheit<br />
überkommen plötzlich haben/bekommen<br />
Völlerei, -en, die zu viel essen<br />
Wollust, -“-e, die zu viel Sex wollen<br />
*<br />
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Geschichte<br />
Geldscheine aus <strong>de</strong>r Zeit vor und während<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hyperinflation von 1923<br />
*<br />
Geld ohne Wert<br />
››<br />
Trauma <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Inflation von 1914 – 1923<br />
„Alles wird teurer“, sagen die Menschen. Damit meinen sie die Inflation. Sie<br />
be<strong>de</strong>utet, dass zum Beispiel eine Tafel Schokola<strong>de</strong> vor einem Jahr noch einen Euro<br />
gekostet hat und heute schon einen Euro und zehn Cent. Vor hun<strong>de</strong>rt Jahren, nach<br />
<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg (1914 – 1918), war Deutschland sehr stark von <strong>de</strong>r Inflation<br />
betroffen. Sebastian Teupe, Professor für Wirtschaftsgeschichte an <strong>de</strong>r Universität Bayreuth, hat<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erklärt, warum es zwischen 1914 und 1923 diese große Inflation gab.<br />
Das waren astronomische Zahlen:<br />
48 Millionen Mark kostete ein Liter<br />
Milch im Oktober 1923 in Berlin, 110<br />
Millionen ein Brot. Die Inflation hatte<br />
1923 ihren Höhepunkt erreicht und war<br />
zu einer Hyperinflation gewor<strong>de</strong>n. Das<br />
Geld verlor sehr schnell an Wert. Man<br />
bezahlte mit Geldscheinen, die man in<br />
Körben trug. Für die Menschen war das<br />
Stress. Sie versuchten, mit ihrem Geld<br />
schnell noch viel einzukaufen, doch vieles<br />
gab es schon nicht mehr. So wur<strong>de</strong><br />
gekauft, was da war. „Eine Ärztin, die<br />
selbst nicht rauchte, hatte je<strong>de</strong> Menge<br />
Zigarren gekauft, um ihr Geld loszuwer<strong>de</strong>n,<br />
und konnte später die Zigarren<br />
auch nicht gegen an<strong>de</strong>re Waren eintauschen“,<br />
beschreibt Historiker Teupe<br />
die Situation. Die heutige Inflation<br />
in Deutschland und Europa sei aber mit<br />
<strong>de</strong>r damaligen nicht vergleichbar, we<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>r Höhe noch in <strong>de</strong>n Ursachen,<br />
so Teupe.<br />
Hauptursache <strong>de</strong>r Inflation<br />
Die Inflation von 1914 bis 1923 fällt in<br />
eine Zeit großer Verän<strong>de</strong>rungen. Das<br />
<strong>de</strong>utsche Kaiserreich (1871 – 1918)<br />
verliert <strong>de</strong>n Ersten Weltkrieg, Kaiser<br />
Wilhelm II. (1859 – 1941) muss abdanken<br />
und es entsteht ein neuer<br />
<strong>de</strong>utscher Staat – die Weimarer Republik<br />
als parlamentarische Demokratie.<br />
Für Professor Teupe liegt die Hauptursache<br />
<strong>de</strong>r damaligen Inflation im Krieg.<br />
„Er hat ein hoch verschul<strong>de</strong>tes, verarmtes<br />
und schwer zerstrittenes Europa<br />
hinterlassen.“ So hatten sich Frankreich,<br />
Belgien und England stark bei<br />
<strong>de</strong>n USA verschul<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>n Krieg zu<br />
finanzieren. Das Kaiserreich hatte <strong>de</strong>n<br />
Krieg durch Staatsanleihen finanziert,<br />
die an die Bürger verkauft wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
war von <strong>de</strong>r Reichsbank mehr<br />
Geld gedruckt wor<strong>de</strong>n.<br />
Versailles und Reparationszahlungen<br />
Im Frie<strong>de</strong>nsvertrag von Versailles 1919<br />
musste Deutschland ein Siebtel seines<br />
Territoriums an die Siegermächte, zum<br />
Beispiel Frankreich, abtreten. Hinzu kamen<br />
sehr hohe Reparationszahlungen<br />
an Frankreich, Belgien und England.<br />
Aber diese allein seien für die Inflation<br />
nicht verantwortlich, erklärt Teupe. Aus<br />
seiner Sicht wur<strong>de</strong>n die Reparationszahlungen<br />
von Deutschland als Vorwand<br />
benutzt, um <strong>de</strong>m Ausland die<br />
Schuld an <strong>de</strong>r Inflation zu geben. Größere<br />
Auswirkungen auf die Inflation<br />
hätten die Finanz- und Steuerpolitik<br />
<strong>de</strong>r Weimarer Republik gehabt und <strong>de</strong>ren<br />
Weigerung, eine diplomatische Lösung<br />
für die Reparationszahlungen zu<br />
fin<strong>de</strong>n, wie auch weitere innenpolitische<br />
Konflikte.<br />
Fotos: clu/iStock-170927779 (Banknoten aus <strong>de</strong>n 1920er-Jahren), privat (200-Mark-Münze)<br />
22 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Verlierer und Gewinner <strong>de</strong>r Inflation 1914 – 1923<br />
Bei <strong>de</strong>r damaligen Inflation waren diejenigen, die Geld besaßen o<strong>de</strong>r Geld<br />
als Lohn erhielten, die Verlierer, <strong>de</strong>nn sie bekamen für dasselbe Geld weniger<br />
Produkte als früher. Dazu gehörten Beschäftigte, Angestellte, aber<br />
auch jene, die festverzinsliche Wertpapiere gekauft hatten (Kleinanleger).<br />
Sie bekamen ihr Geld nicht zurück. Gewinner waren diejenigen, die Sachwerte<br />
(Haus, Auto) besaßen o<strong>de</strong>r Sachwerte (Waren) produzierten. Dazu<br />
gehörten Hausbesitzer, Unternehmer o<strong>de</strong>r Landwirte. Der größte Profiteur<br />
<strong>de</strong>r Inflation 1914 bis 1923 war die Weimarer Republik. Ihre Kriegsschul<strong>de</strong>n<br />
von 154 Milliar<strong>de</strong>n Mark reduzierten sich, als am 15. November die<br />
neue Währung Rentenmark eingeführt wur<strong>de</strong>, auf gera<strong>de</strong> mal 15,4<br />
Pfennige.<br />
Wirtschaftliche und politische<br />
Ursachen<br />
Bereits während <strong>de</strong>s Krieges wur<strong>de</strong>n<br />
im <strong>de</strong>utschen Kaiserreich ökonomische<br />
Entscheidungen getroffen, die zur Inflation<br />
führten: Als Erstes erhöhte die<br />
Reichsbank die Geldmenge. Das heißt,<br />
es wur<strong>de</strong> mehr Geld gedruckt, um zum<br />
Beispiel die Beamten <strong>de</strong>s Staates zu<br />
bezahlen. So verschlechterte sich <strong>de</strong>r<br />
Wechselkurs <strong>de</strong>r Reichsmark zum<br />
US-Dollar und Deutschland musste ab<br />
1918 immer höhere Preise für Importe<br />
von Rohstoffen und Lebensmitteln zahlen.<br />
Das führte schließlich zu einem<br />
Haushalts<strong>de</strong>fizit <strong>de</strong>s Staates. Einfach<br />
ausgedrückt, hatte die Weimarer Republik<br />
kein Geld mehr. Die Hyperinflation<br />
(mehr als 50 Prozent monatlich) begann<br />
mit <strong>de</strong>r Ermordung <strong>de</strong>s damaligen<br />
<strong>de</strong>utschen Außenministers Walther<br />
Rathenau (1867 – 1922) im Juni<br />
1922. „Nach <strong>de</strong>m Mord an Rathenau<br />
und <strong>de</strong>n politischen Unruhen verloren<br />
internationale Anleger das Vertrauen in<br />
die Mark“, sagt Teupe. Die Inflation<br />
verschärfte sich, als die Franzosen im<br />
Jahr 1923 wegen verspäteter Reparationszahlungen<br />
das Ruhrgebiet besetzten.<br />
Die <strong>de</strong>utsche Regierung rief zum<br />
Streik gegen die Besatzer auf und zahlte<br />
<strong>de</strong>n Streiken<strong>de</strong>n weiter Löhne, wodurch<br />
die Inflation stieg. So wur<strong>de</strong> eine<br />
Währungsreform notwendig.<br />
Rentenmark und internationale<br />
Kredite<br />
Um die Preise zu stabilisieren, führte<br />
die Regierung unter Reichskanzler<br />
Gustav Stresemann (1878 – 1929) im<br />
November 1923 die Rentenmark ein.<br />
Dieses neue Geld war an realen Besitz<br />
gebun<strong>de</strong>n, das heißt, hätte jemand die<br />
Rentenmark eintauschen wollen, hätte<br />
er einen Teil einer Immobilie bekommen.<br />
Diese Möglichkeit hat die Bevölkerung<br />
nicht wahrgenommen. Sie vertraute<br />
lieber <strong>de</strong>m Geld und begann zu<br />
sparen. So stabilisierten sich die Preise.<br />
Die Hyperinflation war vorbei. „Man<br />
hat dann im Oktober 1924 noch eine<br />
richtige Währungsreform durchgeführt<br />
und die Reichsmark eingeführt. Das<br />
hat funktioniert, weil die USA <strong>de</strong>r Weimarer<br />
Republik auf <strong>de</strong>r Londoner Konferenz<br />
1924 einen langfristigen Kredit<br />
gegeben haben“, erklärt Historiker Teupe.<br />
Nach <strong>de</strong>r Währungsreform kostete<br />
in Berlin ein Brot nicht mehr 110<br />
Millionen Reichsmark, son<strong>de</strong>rn 40<br />
Pfennige.<br />
Maria Zucker und Wilhelm Siemers<br />
Foto: Library of Congress LCCN2014716642/wikimedia.org (in einer Berliner Bank)<br />
In einer Berliner Bank stapeln<br />
sich 1923 die Geldscheine<br />
Beispiele für <strong>de</strong>n Preisverfall<br />
Am 9. Juni 1923 kostete in Berlin:<br />
• 1 Kilo Kartoffeln – 5 000 Mark<br />
• 1 Straßenbahnfahrt – 600 Mark<br />
• 1 Dollar entsprach 100 000 Mark.<br />
Am 2. Dezember 1923 kostete in Berlin:<br />
• 1 Kilo Kartoffeln – 90 Milliar<strong>de</strong>n Mark<br />
• 1 Straßenbahnfahrt – 50 Milliar<strong>de</strong>n Mark<br />
• 1 Dollar entsprach 4,21 Billionen Mark.<br />
Ursachen <strong>de</strong>r Inflation heute<br />
Im Jahr 2022 lag die Inflationsrate in Deutschland bei<br />
durchschnittlich 7,9 Prozent. Die Ursachen dafür sind vielfältig:<br />
Nach <strong>de</strong>r Coronapan<strong>de</strong>mie wollten die Menschen<br />
wie<strong>de</strong>r mehr kaufen. So stieg die Nachfrage nach Produkten<br />
und Dienstleistungen, doch <strong>de</strong>ren Angebot sank, weil<br />
während <strong>de</strong>r Coronakrise weniger produziert wur<strong>de</strong> und die<br />
Lieferketten nicht mehr gut funktionierten. Aktuell kommt<br />
<strong>de</strong>r Ukrainekonflikt hinzu, <strong>de</strong>r Öl, Gas und Getrei<strong>de</strong> sehr<br />
teuer macht. Um die Inflation in Europa zu bekämpfen,<br />
hat die Europäische Zentralbank (EZB) <strong>de</strong>n Leitzins angehoben.<br />
Sich Geld zu leihen, um es auszugeben, wird damit<br />
teurer. Deshalb verzichten die Leute lieber darauf. So sinkt<br />
die Nachfrage und damit die Inflation.<br />
abdanken zurücktreten; hier: nicht mehr Kaiser sein<br />
Anleger, -, <strong>de</strong>r hier: Investor<br />
betroffen sein, von etw. (Dat.) hier: lei<strong>de</strong>n unter, geschädigt sein von<br />
festverzinslich für lange Zeit <strong>de</strong>n gleichen Geldbetrag für eigenes Kapital bekommen<br />
Immobilie, -n, die Besitz/Eigentum, z. B. ein Stück Land, ein Haus, eine Fabrik<br />
loswer<strong>de</strong>n hier: sich von einer Sache befreien<br />
Profiteur, -e, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r aus etw. einen Vorteil gewinnt; Nutznießer, Benefiziant<br />
Staatsanleihe, -n, die Aktie/Wertpapier eines Staates<br />
verschul<strong>de</strong>t ein Finanz<strong>de</strong>fizit haben<br />
Vorwand, -“-e, <strong>de</strong>r Ausre<strong>de</strong>, Trick<br />
wahrnehmen hier: benutzen, gebrauchen<br />
Weigerung, -en, die Absage, Ablehnung, Zurückweisung<br />
zerstritten im Konflikt stehen, feindlich eingestellt sein<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 23
Sprache<br />
*<br />
Von „Affentanz“<br />
bis „zuckersüß“<br />
››<br />
Verstärkungswörter im Deutschen<br />
In <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Umgangssprache scheint es nur noch zusammengesetzte Wörter (Komposita) mit<br />
„mega“ („Megahits“), „ultra“ („ultrascharf“) und „super“ („superweich“) zu geben, um die Be<strong>de</strong>utung<br />
eines Wortes zu verstärken. Dabei bietet die <strong>de</strong>utsche Sprache so viele bildstarke Alternativen, von<br />
„Affentanz“ (viel Lärm um nichts) bis „zuckersüß“ (so süß wie Zucker).<br />
Ganz typisch für das Deutsche sind<br />
seine Komposita, also zusammengesetzte<br />
Nomen o<strong>de</strong>r Adjektive.<br />
Schlechte Beispiele kennt je<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r<br />
Behör<strong>de</strong>nsprache: lange Ausdrücke aus<br />
mehr als zwei Wörtern, wie zum Beispiel<br />
das „Bun<strong>de</strong>sausbildungsför<strong>de</strong>rungsgesetz“.<br />
Wer<strong>de</strong>n aber bestimmte<br />
Verstärkungswörter einem Nomen o<strong>de</strong>r<br />
Adjektiv vorangestellt, entstehen neue<br />
bildstarke, direkte und emotionale Wörter.<br />
Eine echte Bereicherung vor allem<br />
für die mündliche <strong>de</strong>utsche Sprache.<br />
Reich, reicher, stinkreich<br />
Meist sind es sehr klare, kraftvolle Nomen,<br />
Verben o<strong>de</strong>r Adjektive, die das<br />
Bestimmungswort, vor <strong>de</strong>m sie stehen,<br />
emotional o<strong>de</strong>r inhaltlich verstärken.<br />
Nicht immer ist die Herkunft eines so<br />
verstärkten Wortes klar, aber richtig<br />
verwen<strong>de</strong>t, trifft es genau – o<strong>de</strong>r besser<br />
„haargenau“ (sehr genau; Haar:<br />
Nomen + genau: Adjektiv) sein sprachliches<br />
Ziel. Aber nicht vergessen, man<br />
kann ein Ziel auch um „Haaresbreite“<br />
(um ganz klein wenig; Haar: Nomen +<br />
Nomen: Breite) verfehlen! Aber jetzt<br />
genug vom Verstärkerwort Haar und direkt<br />
zu einem Satz, vollgepackt mit<br />
Verstärkungskomposita: Egal, ob du<br />
„stinkreich“ (sehr reich; Herkunft nicht<br />
klar) o<strong>de</strong>r „bettelarm“ (so arm, dass du<br />
betteln musst) bist, bei „Hun<strong>de</strong>wetter“<br />
(schlechtes Wetter) wird je<strong>de</strong>r „blitzschnell“<br />
(schnell wie ein Blitz) „pu<strong>de</strong>lnass“<br />
(nass wie ein Pu<strong>de</strong>l).<br />
Mit tierischer Verstärkung<br />
Tiernamen wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs gern in<br />
Komposita <strong>de</strong>r Umgangssprache benutzt,<br />
um so bestimmte Eigenschaften<br />
zu verstärken. Affe, Bär, Hund, Sau,<br />
Schwein stehen<br />
dabei sehr oft für<br />
etwas Negatives.<br />
Nur weil früher<br />
Menschen glaubten,<br />
dass eine<br />
Sau ein dreckiges<br />
Tier sei, entstan<strong>de</strong>n<br />
auf diese<br />
Weise Wörter<br />
wie „saukalt,<br />
-dumm, -teuer“.<br />
Und da<br />
soll sich eine<br />
Sau trotz<strong>de</strong>m<br />
„sauwohl“<br />
(beson<strong>de</strong>rs<br />
gut) fühlen?<br />
„Saukomisch“<br />
(sehr komisch)<br />
ist<br />
Sprachquiz<br />
das! Dem Hund geht’s auch nicht gut,<br />
son<strong>de</strong>rn meist „hun<strong>de</strong>elend“ (sehr<br />
schlecht). Nur <strong>de</strong>r Bär kann sich freuen,<br />
<strong>de</strong>nn „Bärenkräfte“ (sehr stark<br />
sein) o<strong>de</strong>r einen „Bärenhunger“ (großer<br />
Hunger) zu haben, ist ja keine<br />
schlimme Sache. Und im „Affentempo“<br />
(flink wie ein Affe) haben wir schon das<br />
En<strong>de</strong> unserer kleinen Sprachreise erreicht.<br />
<br />
Clemens Tragelehn<br />
Fin<strong>de</strong> die fünf gesuchten Komposita (Nomen + Adjektiv).<br />
Ergänze dazu alle noch fehlen<strong>de</strong>n Buchstaben. Die<br />
Lösungen fin<strong>de</strong>st du im Heft auf Seite 38.<br />
1. sehr schnell/flink _ i _ _ _ _ _ _ i _ k<br />
2. sehr schwer t _ _ _ _ _ _ c _ _ _ _<br />
3. sehr glatt _ _ l g l _ _ _<br />
4. sehr weich _ u _ _ _ _ w _ _ _ _<br />
5. sehr gera<strong>de</strong> k _ _ _ _ _ g _ _ _ _ _<br />
Behör<strong>de</strong>nsprache, -n, die Sprache <strong>de</strong>r Administration/Verwaltung/Dienststelle<br />
Bereicherung, -en, die hier: Verbesserung, Ergänzung, Pluspunkt<br />
betteln um Geld/Essen bitten<br />
Eigenschaft, -en, die Beson<strong>de</strong>rheit, Merkmal, Charakteristikum<br />
entstehen hier: sich bil<strong>de</strong>n, aufkommen<br />
flink schnell, rasch<br />
inhaltlich thematisch<br />
verfehlen nicht erreichen, verpassen<br />
verstärken hier: <strong>de</strong>utlicher machen<br />
Abbildungen: pch.vector/freepik.com (Illustration Sprechblasen), appleuzr/iStock-1085356050 (Illustration Megafon)<br />
24 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Deutsch üben jetzt!<br />
Übungen<br />
zum Artikel<br />
auf Seite<br />
24<br />
Urlaub in Deutschland<br />
››<br />
Wohin geht’s?<br />
Anna und Sabine<br />
freuen sich auf ihren<br />
gemeinsamen Urlaub<br />
(Symbolbild)<br />
Anna und Sabine arbeiten als Lehrerinnen an einem Gymnasium. Sie sind auch gute Freundinnen<br />
und fahren oft zusammen in <strong>de</strong>n Urlaub.<br />
1. Aufgabe:<br />
Lies <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Dialog und beantworte die Frage:<br />
„Wohin fahren Anna und Sabine diesen Sommer?“<br />
a) nach Trier<br />
b) nach Bayern<br />
c) nach Berlin<br />
2. Aufgabe:<br />
Lies <strong>de</strong>n Dialog noch einmal. Welche sechs verstärkten<br />
Wörter fin<strong>de</strong>st du? Schreibe sie in genau <strong>de</strong>r Reihenfolge<br />
auf, in <strong>de</strong>r sie im Text auftauchen. Ein Hinweis: Es sind<br />
sechs Adjektive.<br />
a) _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
b) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
c) _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
d) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
e) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
f) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
*<br />
Fotos: wirestock/freepik.com (Schloss Neuschwanstein), pixabay.com (zwei lachen<strong>de</strong> Frauen)<br />
Schloss<br />
Neuschwanstein<br />
Anna: Hast du schon eine I<strong>de</strong>e, wohin wir in <strong>de</strong>n Urlaub<br />
fahren wollen?<br />
Sabine: Vielleicht nach Trier? Es ist eine steinalte Stadt,<br />
die älteste in Deutschland. Da gibt es viel zu sehen.<br />
Anna: Stimmt, aber in Trier war ich schon mal. Wollen<br />
wir nicht lieber nach Bayern fahren? Schloss Neuschwanstein<br />
interessiert mich wirklich sehr. Das muss riesengroß<br />
sein und hat eine echt spannen<strong>de</strong> Geschichte.<br />
Sabine: Ja, das klingt super! Und wenn wir schon in Bayern<br />
sind, können wir doch auch im Bayerischen Wald<br />
wan<strong>de</strong>rn gehen. Die grasgrüne Landschaft wird uns guttun!<br />
Anna: Aber Moment! Der Bayerische Wald und Schloss<br />
Neuschwanstein sind ja meilenweit voneinan<strong>de</strong>r entfernt.<br />
Wie schaffen wir das?<br />
Sabine: Das ist doch kin<strong>de</strong>rleicht – wir mieten uns ein<br />
Auto! So können wir auch unterwegs die wun<strong>de</strong>rschöne<br />
Natur genießen.<br />
Anna: Das ist eine gute I<strong>de</strong>e! So machen wir’s. Ich freue<br />
mich schon sehr auf unseren kleinen Urlaub.<br />
3. Aufgabe:<br />
Was be<strong>de</strong>uten diese verstärkten Wörter? Lies die Erklärungen<br />
und ordne ihnen die passen<strong>de</strong>n Adjektive aus<br />
Aufgabe 2 zu.<br />
a) bezaubernd, sehr hübsch =<br />
_______________________<br />
b) sehr, sehr einfach =<br />
_______________________<br />
c) eine große Strecke, sehr lang =<br />
_______________________<br />
d) gewaltig, gigantisch =<br />
_______________________<br />
e) wie die Farbe einer Wiese =<br />
_______________________<br />
f) schon sehr, sehr lange existierend =<br />
_______________________<br />
<br />
Zusammengestellt von Elvira Metzler<br />
Die Lösungen fin<strong>de</strong>st du im Heft auf Seite 38.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 25
Konsum<br />
*<br />
Straßenblocka<strong>de</strong>n und<br />
Angriffe auf Kunstwerke<br />
››<br />
Die Aktionen <strong>de</strong>r Letzten Generation<br />
Straßen blockieren o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r in Museen mit Kartoffelbrei bewerfen – die Aktionen <strong>de</strong>r<br />
Umweltaktivistinnen und -aktivisten <strong>de</strong>r sogenannten Letzten Generation sind spektakulär. Mit dieser<br />
Form <strong>de</strong>s zivilen Ungehorsams wollen sie die Regierung zwingen, mehr für <strong>de</strong>n Klimaschutz zu tun.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> fragte zwei junge Leute aus Potsdam, was sie darüber <strong>de</strong>nken.<br />
Nicht zu rechtfertigen<br />
Solche Protestaktionen sind nicht zu<br />
rechtfertigen, auch nicht durch gute<br />
Absichten. Für mich be<strong>de</strong>utet diese Art<br />
von zivilem Ungehorsam einen Angriff<br />
auf alle Bürgerinnen und Bürger. Ich<br />
<strong>de</strong>nke, dass sich die Letzte Generation<br />
nicht hinter <strong>de</strong>r Meinungsfreiheit verstecken<br />
darf. Durch Angriffe auf Kunstwerke<br />
begehen sie Sachbeschädigung,<br />
durch Straßenblocka<strong>de</strong>n behin<strong>de</strong>rn sie<br />
<strong>de</strong>n Verkehr. Das sind Straftaten und<br />
das geht zu weit. Die Demonstrationen<br />
von Fridays for Future zeigen, wie friedlich<br />
protestiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Hans Amper*, 17 Jahre, Schüler aus<br />
Potsdam<br />
Mit <strong>de</strong>m richtigen<br />
Ziel<br />
Ich <strong>de</strong>nke, dass die<br />
Letzte Generation es<br />
mit ihrem zivilen Ungehorsam<br />
geschafft<br />
hat, eine neue Diskussion<br />
über <strong>de</strong>n unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Klimaschutz<br />
auszulösen.<br />
Sitzblocka<strong>de</strong> für Klimaschutz<br />
im August 2021 am<br />
Bran<strong>de</strong>nburger Tor in Berlin Nicht angemessen<br />
Unwort <strong>de</strong>s Jahres: Klimaterroristen<br />
„Klimaterroristen“ ist das Unwort <strong>de</strong>s Jahres 2022.<br />
Das gab die Jury <strong>de</strong>r Philipps-Universität Marburg im<br />
Januar bekannt. Sie kritisierte die Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs<br />
in <strong>de</strong>n Medien, weil so „Aktivistinnen und Aktivisten<br />
mit Terroristen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert<br />
und diffamiert wer<strong>de</strong>n“. Gewaltlose Protestformen<br />
<strong>de</strong>s zivilen Ungehorsams wür<strong>de</strong>n so in <strong>de</strong>n Kontext von<br />
Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, so die Jury.<br />
26 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />
Blocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Schienenwegs<br />
zum Lausitzer<br />
Braunkohlegebiet<br />
im Mai 2016<br />
Ihre Straßenblocka<strong>de</strong>n und die Aktionen<br />
in Museen waren gewaltfrei. Eine<br />
Radikalisierung dieser Aktivistinnen<br />
und Aktivisten kann ich nicht erkennen.<br />
Viele empören sich über die Form<br />
<strong>de</strong>r Proteste, vergessen aber <strong>de</strong>ren eigentliches<br />
Ziel: Es geht ja um die Einhaltung<br />
eines von <strong>de</strong>r Regierung selbst<br />
gesteckten Ziels – die Begrenzung <strong>de</strong>r<br />
Er<strong>de</strong>rwärmung auf maximal 1,5 Grad.<br />
Ich fin<strong>de</strong>, dass die Protestieren<strong>de</strong>n das<br />
richtige Ziel verfolgen.<br />
Petra Schmidt*, 18 Jahre, Schülerin<br />
aus Potsdam<br />
* ) Die Namen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Redaktion<br />
geän<strong>de</strong>rt.<br />
Im Januar <strong>2023</strong> wollte <strong>de</strong>r Nord<strong>de</strong>utsche Rundfunk (NDR)<br />
wissen, ob die Menschen in Deutschland die Aktionen <strong>de</strong>r<br />
Letzten Generation für angemessen halten. Hier die Antworten<br />
in Prozent.<br />
überhaupt nicht angemessen 52<br />
eher nicht angemessen 21<br />
eher angemessen 15<br />
voll und ganz angemessen 11<br />
Keine Angabe 1<br />
Quelle: NDR; Befragungszeitraum: 12.01. – 16.01.<strong>2023</strong>,<br />
12 815 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
Fotos: Ende Gelände 2016/wikimedia.org (Schienenblocka<strong>de</strong>), Stefan Müller/wikimedia.org (1. Blockade <strong>de</strong>s Brandenburger Tors durch Extinction Rebellion am 16.08.2021)
Der Erfolg muss sich zeigen<br />
Ziviler Ungehorsam in <strong>de</strong>r Klimabewegung<br />
Sophia Hunger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum<br />
für Sozialforschung in Berlin. Mit ihr sprach <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> über die Proteste <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Letzten Generation und über zivilen Ungehorsam.<br />
Frau Dr.<br />
Sophia Hunger<br />
Frau Doktor Hunger, Sitzblocka<strong>de</strong>n auf Straßen, Angriffe auf Kunstwerke – ist diese Art <strong>de</strong>s<br />
zivilen Ungehorsams mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Grundgesetz vereinbar?<br />
Die Proteste bewegten sich größtenteils im Rahmen <strong>de</strong>s im Grundgesetz eingeräumten Rechts zur<br />
politischen Partizipation. Auch wenn eine Protestaktion unbeteiligte Menschen stört o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rt,<br />
kann sie <strong>de</strong>nnoch gewaltlos und legitim sein. Die Grenze zur Gewalt wird überschritten, wenn unbeteiligte<br />
Menschen verletzt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch Infrastruktur absichtlich zerstört wird.<br />
Warum kommt es gera<strong>de</strong> jetzt zu solch drastischen Aktionen?<br />
Ich <strong>de</strong>nke, das sind Anzeichen von Resignation innerhalb <strong>de</strong>r Klimabewegung. 2019 konnte Fridays for Future noch Millionen<br />
Menschen mobilisieren. Dann kamen die Coronapan<strong>de</strong>mie und <strong>de</strong>r Ukrainekonflikt. Es wur<strong>de</strong> schwieriger, Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen und Menschen für <strong>de</strong>n Klimaschutz zu mobilisieren. Auch die neue Regierung hat bisher nur wenige<br />
Fortschritte im Klimaschutz gemacht. Daher brauchte die Klimabewegung wie<strong>de</strong>r große Demonstrationen o<strong>de</strong>r Aktionen,<br />
die Aufsehen erregen. Letzteres ist die aktuelle Strategie <strong>de</strong>r Letzten Generation.<br />
Welche Ziele haben die Umweltaktivistinnen und -aktivisten?<br />
Tatsächlich sind ihre Ziele ziemlich mo<strong>de</strong>rat und sehr konkret. Gefor<strong>de</strong>rt wird ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stun<strong>de</strong><br />
auf Autobahnen, ein bun<strong>de</strong>sweites 9-Euro-Ticket für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr o<strong>de</strong>r auch ein Gesetz, das Supermärkten<br />
verbietet, noch genießbare Lebensmittel wegzuwerfen.<br />
Wie reagiert die Politik auf die Proteste?<br />
Medien und Regierung reagieren bisher vor allem negativ. Hauptsächlich wird über die Formen <strong>de</strong>s Protests gere<strong>de</strong>t und<br />
sehr wenig über die konkreten For<strong>de</strong>rungen. Auch die <strong>de</strong>utsche Bevölkerung lehnt die radikalen Proteste eher ab.<br />
Hat solch ziviler Ungehorsam Aussicht auf Erfolg?<br />
Das wird sich zeigen. Auch wenn viele genervt von <strong>de</strong>n Straßenblocka<strong>de</strong>n sind, muss das nicht heißen, dass diese Strategie<br />
nicht erfolgreich sein kann. Entschei<strong>de</strong>nd wird das Zusammenspiel <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Kräfte in <strong>de</strong>r Klimabewegung<br />
sein, also <strong>de</strong>r mehrheitlich mo<strong>de</strong>raten und <strong>de</strong>r radikaleren, zu <strong>de</strong>nen auch die Letzte Generation gehört. Deren umstrittene<br />
Aktionen könnten dafür sorgen, dass die Politik die mo<strong>de</strong>rate Klimabewegung ernster nimmt. An<strong>de</strong>rerseits könnten<br />
Menschen auch davon abgeschreckt wer<strong>de</strong>n, sich <strong>de</strong>n Protesten anzuschließen. Bei<strong>de</strong> Szenarien sind möglich.<br />
Das Interview führte Wilhelm Siemers.<br />
*<br />
Foto: WZB (Sophia Hunger)<br />
angemessen adäquat, passend, or<strong>de</strong>ntlich<br />
Aufsehen erregen Aufmerksamkeit bekommen<br />
beseitigen liquidieren, been<strong>de</strong>n, annullieren<br />
diffamieren schlecht über jmdn./etw. re<strong>de</strong>n; herabsetzen, diskreditieren<br />
drastisch heftig, extrem, radikal<br />
eingeräumt hier: zugestan<strong>de</strong>n, gewährt, garantiert<br />
Eingriff, -e, <strong>de</strong>r hier: unerlaubte Einmischung/Intervention<br />
empören, sich sich ärgern/aufregen<br />
gesteckt hier: angestrebt, <strong>de</strong>finiert, erwünscht<br />
mo<strong>de</strong>rat maßvoll, adäquat<br />
rechtfertigen entschuldigen, verteidigen<br />
Rechtsverletzung, -en, die Nichtbeachtung eines Gesetzes<br />
Resignation, die Unzufrie<strong>de</strong>nheit, Verzweiflung, Pessimismus<br />
Sachbeschädigung begehen etw. kaputt/unbrauchbar machen<br />
Staatsfeindlichkeit, die gegen <strong>de</strong>n Staat sein, das System ablehnen<br />
umstritten problematisch, kontrovers<br />
Ungehorsam, <strong>de</strong>r Weigerung, Wi<strong>de</strong>rstand, Rebellion<br />
vereinbar sein, mit etw. (Dat.) kompatibel sein/übereinstimmen mit etw.<br />
Zivilgesellschaftsforschung, die Analyse politischer Akteure wie Vereine und Bürgerinitiativen<br />
Zusammengestellt von Lisa Zinnäcker<br />
Was ist ziviler Ungehorsam?<br />
Ziviler Ungehorsam ist ein legitimes Mittel,<br />
um sich politisch auszudrücken. Klimaaktivistinnen<br />
und -aktivisten wollen<br />
zum Beispiel mit ihren Aktionen auf die<br />
wachsen<strong>de</strong> Verschmutzung <strong>de</strong>r Umwelt<br />
hinweisen und die Regierung zwingen,<br />
diese zu beseitigen. Ziviler Ungehorsam<br />
ist im <strong>de</strong>utschen Recht keine Straftat.<br />
Aber die Aktion darf bestimmte juristische<br />
Grenzen nicht überschreiten. Wer zum<br />
Beispiel eine Straße blockiert, kann wegen<br />
gefährlichen Eingriffs in <strong>de</strong>n Straßenverkehr<br />
bestraft wer<strong>de</strong>n. Wie hoch dann<br />
die Strafe ist, entschei<strong>de</strong>n die Gerichte.<br />
So gesehen, wird nicht <strong>de</strong>r zivile Ungehorsam<br />
sanktioniert (bestraft), son<strong>de</strong>rn die<br />
konkrete Rechtsverletzung.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 27
Erfin<strong>de</strong>r<br />
*<br />
So sehen radiologische<br />
Untersuchungen heute aus<br />
Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>r Röntgenstrahlen<br />
››<br />
Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen<br />
Röntgengeräte gehören heutzutage zur Standardausstattung in Krankenhäusern. Durch<br />
Röntgenstrahlen lassen sich Bil<strong>de</strong>r vom menschlichen Körper herstellen, die für die mo<strong>de</strong>rne<br />
medizinische Diagnostik wichtig sind, zum Beispiel die Computertomografie (CT). Diese<br />
elektromagnetischen Strahlen hat 1895 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845 – 1923)<br />
ent<strong>de</strong>ckt.<br />
Ein kleiner Junge will sein erstes<br />
Fahrrad sofort auf <strong>de</strong>r Straße testen,<br />
fährt zu schnell, muss bremsen,<br />
stürzt und verletzt sich dabei an <strong>de</strong>r<br />
Schulter. Im Krankenhaus wird sofort<br />
eine Röntgenaufnahme gemacht, auf<br />
<strong>de</strong>r ein Bruch <strong>de</strong>s Schlüsselbeins zu erkennen<br />
ist. Diese schnelle und sichere<br />
Art <strong>de</strong>r medizinischen Diagnose verdanken<br />
wir einer Ent<strong>de</strong>ckung Wilhelm Conrad<br />
Röntgens. Der Physiker und Professor<br />
ent<strong>de</strong>ckte am 8. November 1895<br />
elektromagnetische Strahlen, die er wegen<br />
ihrer geheimnisvollen Kraft X-Strahlen<br />
nannte. Ihm zu Ehren bekamen sie<br />
später <strong>de</strong>n Namen Röntgenstrahlen.<br />
Studieren ohne Abitur<br />
Röntgen, <strong>de</strong>ssen To<strong>de</strong>stag sich am 10.<br />
Februar <strong>2023</strong> zum 100. Mal jährte,<br />
wur<strong>de</strong> 1845 im Rheinland geboren und<br />
verbrachte seine Schulzeit in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n.<br />
Das Gymnasium in Utrecht<br />
musste er ohne Abschluss (Abitur) verlassen,<br />
weil er irrtümlich beschuldigt<br />
wor<strong>de</strong>n war, eine Karikatur <strong>de</strong>s Klassenlehrers<br />
gezeichnet zu haben. Ohne<br />
Abitur war in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n aber<br />
kein Universitätsstudium möglich, also<br />
ging <strong>de</strong>r junge Röntgen zum Maschinenbau-<br />
und Physikstudium in die<br />
Schweiz, an die Eidgenössische Technische<br />
Hochschule in Zürich, da hier nur<br />
eine Aufnahmeprüfung zu bestehen<br />
war. Sein fehlen<strong>de</strong>s Abitur sollte allerdings<br />
seine wissenschaftliche Karriere<br />
noch bis ins Jahr 1879 behin<strong>de</strong>rn, als<br />
er schließlich doch noch or<strong>de</strong>ntlicher<br />
Professor an <strong>de</strong>r Universität Gießen<br />
und ab 1888 an <strong>de</strong>r Universität Würzburg<br />
wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Experimentieren mit Erfolg<br />
Hier ent<strong>de</strong>ckte er beim Experimentieren<br />
mit einer Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre zufällig<br />
eine neue Art von Strahlung. Röntgen<br />
beobachtete, wie eine Fotoplatte in <strong>de</strong>r<br />
Nähe einer solchen Röhre hell zu<br />
leuchten begann, obwohl die Röhre mit<br />
schwarzer Pappe abge<strong>de</strong>ckt war. Außer<strong>de</strong>m<br />
bemerkte er, dass auf einer Fotoplatte<br />
eine Fotografie mit sichtbaren<br />
Knochen entstand, wenn er die Hand<br />
zwischen Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre und Fotoplatte<br />
hielt. Das Röntgenbild von <strong>de</strong>r<br />
Hand seiner Ehefrau (inklusive Ehering)<br />
ging En<strong>de</strong> 1895 um die Welt und<br />
machte Röntgen über Nacht berühmt,<br />
sogar <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Kaiser Wilhelm II.<br />
(1859 – 1941) lud ihn nach Berlin ein,<br />
um sich seine Ent<strong>de</strong>ckung erklären zu<br />
lassen. 1901 erhielt Röntgen schließlich<br />
als erster Wissenschaftler überhaupt<br />
<strong>de</strong>n Nobelpreis für Physik.<br />
Licht und Schatten<br />
Da Röntgen darauf verzichtete, seine<br />
Erfindung als Patent anzumel<strong>de</strong>n, verbreiteten<br />
sich die auf Grundlage seiner<br />
wissenschaftlichen Ent<strong>de</strong>ckung entwickelten<br />
Röntgenapparate sehr schnell.<br />
Ärzte in aller Welt setzten die neue<br />
Technik so exzessiv ein, dass sich<br />
1923 <strong>de</strong>r bekannte <strong>de</strong>utsche Chirurg<br />
Ferdinand Sauerbruch (1875 – 1951)<br />
bei Röntgen darüber beschwerte. Seine<br />
Ent<strong>de</strong>ckung wür<strong>de</strong> die Ärzte dazu verleiten,<br />
ihre Patienten nicht mehr genau<br />
zu untersuchen. Statt<strong>de</strong>ssen wür<strong>de</strong>n<br />
sie sich einfach auf das Röntgenbild<br />
verlassen. Röntgen soll darauf zu Sauerbruch<br />
gesagt haben: „Wo viel Röntgenlicht<br />
ist, muss auch Röntgenschatten<br />
sein.“ Zu diesen Schattenseiten<br />
gehören auch die schweren gesundheitlichen<br />
Schä<strong>de</strong>n, die viele Mediziner<br />
und Patienten durch <strong>de</strong>n sorglosen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n energiereichen Strahlen<br />
erlitten. Erst durch die Entwicklung<br />
von Strahlenmessgeräten und neue Erkenntnisse<br />
über die richtige Dosierung<br />
konnte die Röntgentechnik so sicher<br />
und zuverlässig wer<strong>de</strong>n, wie wir sie<br />
heute kennen.<br />
<br />
Wilhelm Drews<br />
Foto: Drazen Zigic/freepik.com (radiologische Untersuchung)<br />
28 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Röntgenbild eines<br />
gebrochenen Zeigefingers<br />
Fotos: LIFE Fotoarchiv (Wilhelm C. Röntgen), rawpixel.com/freepik.com (Röntgenbild)<br />
Wilhelm Conrad<br />
Röntgen im Jahr 1900<br />
Röntgenstrahlen – vielseitig<br />
einsetzbar<br />
In <strong>de</strong>r Medizin ist die Ent<strong>de</strong>ckung Röntgens<br />
heute noch unersetzlich. Neben Röntgenbil<strong>de</strong>rn<br />
von Knochen lassen sich heute auch<br />
Bil<strong>de</strong>r von Organen <strong>de</strong>s menschlichen Körpers<br />
herstellen, beispielsweise durch die<br />
Computertomografie (CT). Dabei errechnet<br />
ein Computer anhand von mehreren Röntgenbil<strong>de</strong>rn<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Richtungen<br />
ein <strong>de</strong>tailliertes Gesamtbild. Zum Standard<br />
bei <strong>de</strong>r Behandlung von Krebs gehört<br />
die Strahlentherapie, bei <strong>de</strong>r<br />
Röntgenstrahlen das Gewebe von<br />
Tumoren zerstören. Doch Röntgens<br />
Erfindung ist auch in vielen an<strong>de</strong>ren<br />
Bereichen von großem Nutzen.<br />
So wer<strong>de</strong>n Röntgengeräte in<br />
<strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie eingesetzt,<br />
um Produkte auf Verunreinigungen<br />
zu untersuchen. Ebenso<br />
kann damit die Qualität von Metallerzeugnissen<br />
getestet wer<strong>de</strong>n.<br />
Sogar Archäologen nutzen Röntgengeräte,<br />
um ihre Fun<strong>de</strong> zu untersuchen,<br />
ohne diese zu beschädigen,<br />
und Biologen<br />
verwen<strong>de</strong>n sie, um die Keimfähigkeit<br />
von Pflanzensamen zu<br />
analysieren.<br />
Funktionsweise eines Röntgengeräts<br />
Seit Röntgens Ent<strong>de</strong>ckung 1895 ist das Prinzip nahezu unverän<strong>de</strong>rt<br />
geblieben: In einer Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre wer<strong>de</strong>n zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Elektro<strong>de</strong>n (Katho<strong>de</strong> und Ano<strong>de</strong>) mit Hilfe einer sehr<br />
hohen elektrischen Spannung Elektronen beschleunigt. Die aus<br />
<strong>de</strong>r Katho<strong>de</strong> ausgetretenen Elektronen wer<strong>de</strong>n beim Aufprall auf<br />
<strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Ano<strong>de</strong> abgebremst. Dabei wird eine sehr<br />
energiereiche elektromagnetische Strahlung erzeugt, die sogenannte<br />
Röntgenstrahlung. Die Strahlen durchdringen einen Körper,<br />
auf <strong>de</strong>n sie in nächster Nähe treffen, je nach Dichte <strong>de</strong>s Materials<br />
unterschiedlich stark. Auf einem Schirm o<strong>de</strong>r einer<br />
fotografischen Platte hinter <strong>de</strong>m bestrahlten Körper kann diese<br />
unterschiedliche Intensität als Bild sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Heute erfolgt dies meist durch eine digitale Speicherung, so wie<br />
in mo<strong>de</strong>rnen Fotoapparaten. Aufgrund ihrer hohen Energie können<br />
Röntgenstrahlen Schä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>s Körpers verursachen.<br />
Deshalb wer<strong>de</strong>n heute nur noch Röntgengeräte mit möglichst<br />
geringer Strahlung eingesetzt und nur dann, wenn es<br />
medizinisch notwendig ist.<br />
Aufnahme, -n, die hier: Bild, Foto<br />
Aufprall, <strong>de</strong>r Zusammenstoß, Schlag, Karambolage<br />
behin<strong>de</strong>rn blockieren, aufhalten<br />
beschleunigen sehr schnell fliegen lassen, eine sehr hohe Geschwindigkeit erreichen<br />
Bruch, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Verletzung, Fraktur<br />
durchdringen hier: durchgehen, durchschießen<br />
Gewebe, -, das Haut, Fleisch<br />
irrtümlich aus Versehen, aus einem Fehler heraus, fälschlicherweise<br />
jähren, sich ein Jubiläum haben<br />
Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre, -n, die ein Zylin<strong>de</strong>r aus Glas, in <strong>de</strong>m Elektronen (elektrische Teilchen) fliegen<br />
Keimfähigkeit, die die Eigenschaft einer Pflanze, wachsen zu können<br />
Knochen, -, <strong>de</strong>r Teil eines Skeletts<br />
or<strong>de</strong>ntlich hier: rechtmäßiger Inhaber eines Lehrstuhls an einer Uni<br />
Schä<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>n Probleme bekommen<br />
Schattenseite, -n, die das Schlechte/Negative an einer Sache<br />
Schlüsselbein, -e, das kleines Teil <strong>de</strong>s Skeletts oben an <strong>de</strong>r Schulter<br />
Strahl, -en, <strong>de</strong>r hier: fliegen<strong>de</strong> elektromagnetische Teilchen (Elektronen)<br />
Strahlenmessgerät, -e, das Apparat, <strong>de</strong>r die Stärke <strong>de</strong>r Radioaktivität erkennt<br />
Tumor, -en o. -e, <strong>de</strong>r sehr stark erkrankte Stelle im Körper, Wucherung<br />
unersetzlich sehr wichtig, nicht austauschbar<br />
verleiten verführen, bringen<br />
Verunreinigung, -en, die Verschmutzung, Unsauberkeit<br />
Zelle, -n, die kleinstes Teilchen eines Lebewesens<br />
zu Ehren, jmdm. (Dat.) um jmdn. zu feiern/zelebrieren<br />
zuverlässig glaubwürdig, or<strong>de</strong>ntlich<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 29
Dialog<br />
Studieren<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r<br />
Berner Universität<br />
*<br />
Studieren in <strong>de</strong>r Schweiz<br />
››<br />
Zuzannas Erlebnisse in Bern<br />
Zuzanna Kaminski ist vor wenigen Tagen in Bern angekommen, um hier zwei Auslandssemester<br />
Germanistik zu studieren. Die junge Polin muss sich erst zurechtfin<strong>de</strong>n und zu tun gibt es auch noch<br />
viel. Um ein paar neue Leute kennenzulernen, besucht sie eine Veranstaltung für Studieren<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />
Ausland. Lei<strong>de</strong>r kommt Zuzanna zu spät. Die Veranstaltung hat schon begonnen.<br />
Professor: … und so wünsche ich Ihnen<br />
allen einen guten Start in das<br />
neue Semester. Ich freue mich, Sie<br />
bald in einer meiner Vorlesungen wie<strong>de</strong>rzusehen.<br />
Vielen Dank!<br />
Zuzanna: Entschuldigung, darf ich<br />
mich zu dir stellen? An <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Tischen<br />
ist es so voll.<br />
Alina: Gerne, komm nur her. Du hattest<br />
wohl keine Lust auf die langweilige<br />
Re<strong>de</strong> von Professor Raimann?<br />
Zuzanna: Nein, nein! Ich habe nur<br />
nicht gleich <strong>de</strong>n Weg in die Aula gefun<strong>de</strong>n.<br />
Ich bin nämlich das erste Mal hier<br />
am Institut.<br />
Alina: Scha<strong>de</strong>, dass du so spät gekommen<br />
bist, die Snacks waren heute<br />
nämlich richtig klasse. Nun sind sie<br />
schon alle. Ich glaube, viele sind nur<br />
wegen <strong>de</strong>r Snacks hergekommen. Aber<br />
bitte erzähl das nicht <strong>de</strong>m Professor!<br />
Ach ja, ich heiße übrigens Alina, und<br />
wer bist du?<br />
Zuzanna: Ich bin Zuzanna und komme<br />
aus Polen. Keine Angst, ich erzähl <strong>de</strong>m<br />
Professor nichts. Aber sag mal, was<br />
machst du <strong>de</strong>nn auf einer Veranstaltung<br />
für Studieren<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Ausland?<br />
Bist du nicht Schweizerin?<br />
Alina: Hört man das so <strong>de</strong>utlich? Ja,<br />
ich komme aus <strong>de</strong>r Schweiz. Im Moment<br />
bin ich Assistentin am Institut für<br />
Germanistik. Meistens arbeite ich in<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek. Heute muss ich aber<br />
Professor Raimann bei seinen Auftritten<br />
unterstützen. Aber genug von mir.<br />
Wie lange bist du schon in Bern?<br />
Zuzanna: Erst seit einer Woche. Davor<br />
habe ich in Gdansk studiert. Ich liebe<br />
Bern, es ist eine wun<strong>de</strong>rschöne Stadt.<br />
Lei<strong>de</strong>r ist mein Zimmer im Stu<strong>de</strong>ntenheim<br />
sehr, sehr klein und ich verstehe<br />
die Menschen hier noch nicht so gut.<br />
Außer<strong>de</strong>m fällt es mir schwer, neue<br />
Leute kennenzulernen. Du bist die erste<br />
Schweizerin, mit <strong>de</strong>r ich mich bisher<br />
länger unterhalten habe.<br />
Alina: Das alles hier muss dir ziemlich<br />
fremd vorkommen, o<strong>de</strong>r? Und unser<br />
Bärndütsch ist sicher nicht leicht zu<br />
verstehen. Wenn du willst, kann ich dir<br />
ein paar Tipps ...<br />
Professor: Frau Keller, äxgüsi, wie<br />
schalte ich das Mikrofon aus? Bitte<br />
helfen Sie mir!<br />
Alina: Ja, ich bin in einer Minute bei<br />
Ihnen!<br />
Professor: Kommen Sie bitte sofort,<br />
Frau Keller! Sie wissen doch, wie viel<br />
Stress ich heute habe. Wir müssen<br />
auch gleich weiter.<br />
Alina: Natürlich, Herr Professor, ich<br />
komme! Also, Zuzanna, ich muss lei<strong>de</strong>r<br />
los. Besuch mich doch in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Tagen in <strong>de</strong>r Bibliothek, dann<br />
kann ich dir hier alles zeigen. A<strong>de</strong>!<br />
Zuzanna: Auf Wie<strong>de</strong>rsehen! Bis bald!<br />
<br />
Barbara Hanko<br />
Auftritt, -e, <strong>de</strong>r hier: Unterricht, Seminar<br />
ausschalten ausmachen, ausstellen, außer Betrieb setzen<br />
Re<strong>de</strong>, -n, die vor Publikum sprechen<br />
schwerfallen, jmdm. (Dat.) schwierig sein, Mühe machen, Probleme bereiten<br />
unterhalten, sich miteinan<strong>de</strong>r sprechen/re<strong>de</strong>n/diskutieren<br />
unterstützen hier: helfen<br />
Veranstaltung, -en, die beson<strong>de</strong>res Ereignis; hier: Unterricht, Seminar<br />
vorkommen hier: scheinen, von jmdm. so wahrgenommen/empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
zurechtfin<strong>de</strong>n, sich sich orientieren/auskennen<br />
Foto: Universität Bern (Hauptgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Uni Bern)<br />
30 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Kino<br />
Fotos: Netfl ix/Reiner Bajo (Szenenfoto aus „Im Westen nichts Neues“ von 2022), Kiepenheuer & Witsch (Buchcover „Im Westen nichts Neues“)<br />
Vom<br />
Schrecken <strong>de</strong>s Krieges<br />
››<br />
Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“<br />
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Schriftstellers Erich Maria Remarque (1898 –<br />
1970) gilt als Klassiker <strong>de</strong>r Weltliteratur und be<strong>de</strong>utendster Antikriegsroman. Im letzten Jahr wur<strong>de</strong> er<br />
erstmals auf Deutsch verfilmt, im Auftrag <strong>de</strong>s Streamingdienstes Netflix. Regisseur Edward Berger<br />
gelang eine beeindrucken<strong>de</strong> mo<strong>de</strong>rne filmische Adaption <strong>de</strong>s Buches.<br />
Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918)<br />
war <strong>de</strong>r erste hoch technisierte<br />
Krieg, hier wur<strong>de</strong>n erstmals Panzer,<br />
Flugzeuge, U-Boote, Maschinengewehre<br />
und Giftgas eingesetzt. Über 17 Millionen<br />
Menschen starben, die meisten<br />
als „Kanonenfutter“ auf <strong>de</strong>m Schlachtfeld<br />
und in <strong>de</strong>n Schützengräben.<br />
Remarque und<br />
sein Antikriegsroman<br />
Der Schriftsteller Erich<br />
Maria Remarque verarbeitete<br />
in seinem Roman<br />
„Im Westen nichts<br />
Neues“ auch eigene<br />
Kriegserfahrungen: Mit<br />
19 an <strong>de</strong>r Front, von einer<br />
Granate verletzt,<br />
überlebte er und schwor<br />
sich seit<strong>de</strong>m: „Nie wie<strong>de</strong>r Krieg!“ Seine präzise,<br />
schonungslose Beschreibung <strong>de</strong>r Schrecken<br />
<strong>de</strong>s Krieges wird 1929 ein sensationeller<br />
Verkaufserfolg in Deutschland. Auch die<br />
erste Verfilmung, 1930 in <strong>de</strong>n USA, wird<br />
weltweit gefeiert und mit zwei Oscars prämiert,<br />
jedoch unter <strong>de</strong>n Nationalsozialisten<br />
(1933 – 1945) verboten, weil sie „das Ansehen<br />
Deutschlands gefähr<strong>de</strong>“. Remarques<br />
Bücher wer<strong>de</strong>n verboten und 1933 sogar öffentlich<br />
verbrannt, fünf Jahre später wird ihm<br />
die <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit aberkannt.<br />
Er emigriert erst in die USA, lebt dann als<br />
erfolgreicher Autor in <strong>de</strong>r Schweiz. An Wirkung<br />
hat sein Antikriegsroman bis heute<br />
nicht verloren, weltweit wur<strong>de</strong> er 20 Millionen<br />
Mal verkauft und in über 50 Sprachen<br />
übersetzt.<br />
Die Realität an <strong>de</strong>r Front<br />
Der junge Gymnasiast Paul Bäumer<br />
mel<strong>de</strong>t sich freiwillig mit drei Klassenkamera<strong>de</strong>n<br />
an die Front, angesteckt<br />
von <strong>de</strong>r Kriegsbegeisterung seiner Lehrer.<br />
Doch was er dort erlebt, ist <strong>de</strong>r Tod<br />
durch feindliche Granatenangriffe o<strong>de</strong>r<br />
durch Hunger, Dreck und Kälte in <strong>de</strong>n<br />
Schützengräben. Aus Bäumers Perspektive<br />
ist <strong>de</strong>r Horror<br />
und die Sinnlosigkeit<br />
<strong>de</strong>s Ersten Weltkriegs<br />
zu sehen, wie <strong>de</strong>r Tod<br />
seiner Kamera<strong>de</strong>n und<br />
die Hoffnungslosigkeit<br />
<strong>de</strong>r jungen Soldaten.<br />
Parallel dazu erzählt<br />
<strong>de</strong>r Film auch von <strong>de</strong>n<br />
schwierigen Frie<strong>de</strong>nsverhandlungen<br />
zwischen<br />
Deutschland<br />
und Frankreich.<br />
Gezeichnet vom<br />
Krieg: die Hauptfigur<br />
Soldat Paul Bäumer<br />
Die kleinen großen Momente<br />
Eindrucksvoll zeichnet die Kamera zu<br />
Beginn <strong>de</strong>n Alltag einer Uniform nach,<br />
die – einem toten, <strong>de</strong>utschen Soldaten<br />
ausgezogen – eingesammelt, gewaschen<br />
und geflickt wie<strong>de</strong>r zu einer neuen<br />
Uniform vernäht wird, mit <strong>de</strong>r dann<br />
Paul Bäumer als Nächster in <strong>de</strong>n Krieg<br />
ziehen und am En<strong>de</strong> auch sterben<br />
wird. Beson<strong>de</strong>rs die kleinen, stillen Momente<br />
machen <strong>de</strong>n Film so groß, wie<br />
die Szene mit Bäumer, weinend im<br />
Bombentrichter, neben sich ein französischer<br />
Soldat, <strong>de</strong>r quälend langsam,<br />
leise stirbt. Atmosphärisch dicht, mit<br />
düster-grauen Bil<strong>de</strong>rn, einem ungewöhnlichen,<br />
minimalen Soundtrack<br />
und glänzen<strong>de</strong>n Schauspielern (vor allem<br />
Felix Kammerer als Paul) wirkt dieser<br />
Film noch lange nach – als überzeugen<strong>de</strong>r<br />
Appell für Frie<strong>de</strong>n und<br />
Menschlichkeit.<br />
<br />
Clemens Tragelehn<br />
aberkennen annullieren, wegnehmen, für ungültig erklären<br />
anstecken infizieren, übertragen, weitergeben<br />
Appell, -e, <strong>de</strong>r hier: Aufruf, For<strong>de</strong>rung<br />
Bombentrichter, -, <strong>de</strong>r großes Loch in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, das durch eine Bombenexplosion entsteht<br />
einsetzen benutzen, anwen<strong>de</strong>n<br />
flicken reparieren, wie<strong>de</strong>r neu zusammensetzen<br />
Frie<strong>de</strong>nsverhandlung, -en, die sich über das En<strong>de</strong> eines Krieges einigen<br />
gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />
im Auftrag von jmdm. eine Arbeit/Aufgabe bekommen<br />
Kanonenfutter, das im Krieg sinnlos sterben<strong>de</strong> Soldaten<br />
nachwirken einen großen Eindruck/nach<strong>de</strong>nklich machen<br />
quälend mit vielen Schmerzen<br />
Schlachtfeld, -er, das Ort, an <strong>de</strong>m im Krieg die Kämpfe stattfin<strong>de</strong>n<br />
schonungslos ohne Rücksicht, brutal, gefühllos<br />
Schützengraben, -“-, <strong>de</strong>r Loch/Schacht in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zum Schutz <strong>de</strong>r Frontsoldaten<br />
schwören, sich sich selbst versprechen, etw. zu tun<br />
überzeugend glaubhaft, souverän<br />
vernähen Teile von Textilien (mit Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n) zusammenfügen<br />
*<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 31
Film<br />
*<br />
Geschichte <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Films<br />
››<br />
Kino in <strong>de</strong>r DDR<br />
Am 3. Oktober 1990 wur<strong>de</strong> die Deutsche Demokratische Republik (DDR) auf <strong>de</strong>mokratischem Wege Teil<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland (BRD). So verschwand nach über 40 Jahren <strong>de</strong>r sozialistische Staat<br />
DDR. Erhalten geblieben sind all seine staatlich produzierten Filme, die heute in einer Stiftung<br />
verwaltet wer<strong>de</strong>n. Sie erzählen uns Geschichten aus einer spannen<strong>de</strong>n, vergangenen Welt.<br />
8<br />
. Mai 1945. Hitler<strong>de</strong>utschland hat<br />
kapituliert und wird von <strong>de</strong>n vier<br />
Siegermächten besetzt. Deren politische<br />
Differenzen führen 1949 zur Teilung<br />
Deutschlands in zwei i<strong>de</strong>ologisch<br />
gegensätzliche <strong>de</strong>utsche Staaten. Auf<br />
<strong>de</strong>m sowjetisch verwalteten Gebiet entsteht<br />
die DDR unter Führung <strong>de</strong>r Sozialistischen<br />
Einheitspartei Deutschlands<br />
(SED), im restlichen Deutschland die<br />
bürgerlich-<strong>de</strong>mokratische BRD.<br />
Filmplakat von „Solo Sunny“<br />
aus <strong>de</strong>m Jahre 1980<br />
Filmkunst und Politik<br />
Aus <strong>de</strong>n Trümmern Hitler<strong>de</strong>utschlands<br />
sollte ein neues, friedliches, <strong>de</strong>mokratisches<br />
und antifaschistisches<br />
Deutschland – die DDR – entstehen,<br />
so das erklärte Ziel <strong>de</strong>r kommunistischen<br />
SED. Viele fortschrittliche Deutsche<br />
teilten diese I<strong>de</strong>ale, so kurz nach<br />
<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg, <strong>de</strong>n Konzentrationslagern.<br />
Während sich die BRD mit<br />
<strong>de</strong>n Vereinigten Staaten (USA) und<br />
Westeuropa verbün<strong>de</strong>te, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
DDR wichtige außenpolitische Entscheidungen<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r sowjetischen<br />
Regierung getroffen. In <strong>de</strong>r<br />
zentral organisierten DDR-Kulturpolitik<br />
spielte <strong>de</strong>r Film als populärste Kunstform<br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />
Reich an Filmthemen<br />
Noch unter sowjetischer Verwaltung<br />
entstand 1946 die Deutsche Film Aktiengesellschaft<br />
(DEFA), die ab 1949 die<br />
einzige Filmproduktionsfirma <strong>de</strong>r DDR<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. Die <strong>de</strong>utschen Verbrechen<br />
wie auch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche antifaschistische<br />
Wi<strong>de</strong>rstand im Zweiten<br />
Weltkrieg waren bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR<br />
zentrale Filmthemen. Künstlerisch eindrucksvolle<br />
Beispiele dafür sind <strong>de</strong>r allererste<br />
DEFA-Film von 1946 „Die Mör<strong>de</strong>r<br />
sind unter uns“, „Ich war 19“<br />
(1968) und „Jakob <strong>de</strong>r Lügner“ (1974)<br />
– <strong>de</strong>r sogar für <strong>de</strong>n Oscar nominiert<br />
wur<strong>de</strong>. Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1950er-Jahre entstan<strong>de</strong>n<br />
zahlreiche sehenswerte Gegenwartsfilme,<br />
wie „Berlin – Ecke<br />
Schönhauser …“ (1957), und mit „Der<br />
Untertan“ (1951) eine überzeugen<strong>de</strong><br />
Studie über <strong>de</strong>utschen Gehorsam.<br />
Nicht zu vergessen sind Märchenfilm-Klassiker<br />
wie „Das kalte Herz“<br />
(1950) und „Die Geschichte vom kleinen<br />
Muck“ (1953).<br />
Der DDR-Kinohit „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und<br />
Paula“ (1973) machte Angelica Domröse<br />
und Winfried Glatze<strong>de</strong>r zu Filmstars<br />
Autoritär statt <strong>de</strong>mokratisch<br />
Doch ab 1954 hatte nicht mehr die<br />
DEFA, son<strong>de</strong>rn vor allem das SED-geführte<br />
DDR-Kulturministerium das letzte<br />
Wort in allen Filmfragen. Von nun an<br />
sollte <strong>de</strong>r „neue sozialistische Mensch“<br />
im Zentrum <strong>de</strong>r Filme stehen, also positive<br />
Hel<strong>de</strong>n, ganz ohne Fehler. Den<br />
sozialistischen Alltag mit all seinen Problemen<br />
zu beschreiben, und zwar frei<br />
in Form und Inhalt, war so kaum noch<br />
möglich. Negativer Höhepunkt war das<br />
11. Plenum <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r<br />
SED 1965, auf <strong>de</strong>m 12 Filme aus<br />
i<strong>de</strong>ologischen Grün<strong>de</strong>n sogar verboten<br />
wur<strong>de</strong>n, zum Beispiel „Spur <strong>de</strong>r Steine“<br />
(1966). Ironie <strong>de</strong>r Geschichte:<br />
Knapp 25 Jahre später, kurz vor <strong>de</strong>m<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR, erlebten einige von ihnen<br />
ihre DDR-Kinopremiere.<br />
„Tauwetter“ und „Eiszeit“<br />
Schwierige Zeiten für Filmemacher, sogenannte<br />
filmische „Eiszeiten“, wechselten<br />
sich mit „Tauwetter“-Zeiten ab,<br />
wo freieres künstlerisches Arbeiten<br />
möglich war. Welches „Wetter“ gera<strong>de</strong><br />
herrschte, hing sehr von <strong>de</strong>r politischen<br />
Lage im eigenen Land und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Sowjetunion ab. Nach <strong>de</strong>r Teilung<br />
Deutschlands durch <strong>de</strong>n Mauerbau<br />
1961 hatten einige DDR-Filmkünstler<br />
auf „Tauwetter“ gehofft. Sie glaubten,<br />
nun frei von westlicher Beeinflussung<br />
an einer offenen, selbstkritischen Gesellschaft<br />
mitarbeiten zu können. Doch<br />
sie irrten sich. Enttäuscht passten sich<br />
Fotos: DEFA-Stiftung/Manfred Damm, Herbert Kroiss (Szenenfoto aus „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und Paula“), DEFA-Stiftung/Gerda Dassing (Filmplakat von „Solo Sunny“, 1980)<br />
32 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
viele Filmkünstler <strong>de</strong>r Parteilinie an,<br />
an<strong>de</strong>re resignierten, viele verließen das<br />
Land, darunter DDR-Schauspielstars<br />
wie Manfred Krug (1937 – 2016) und<br />
Winfried Glatze<strong>de</strong>r. Einige wenige blieben<br />
sich auch in „Eiszeiten“ treu, drehten<br />
weiterhin anspruchsvolle Filme, so<br />
wie Regisseur Konrad Wolf (1925 –<br />
1982) und Drehbuchautor Wolfgang<br />
Kohlhaase (1931 – 2022) mit „Solo<br />
Sunny“ (1980), einem sensiblen Frauenporträt,<br />
das in <strong>de</strong>n Hinterhöfen Ostberlins<br />
spielte.<br />
DDR-Kultfilm<br />
Mit „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und Paula“<br />
gelang <strong>de</strong>r DEFA 1973 mit knapp 3,3<br />
Millionen Besuchern einer ihrer größten<br />
Kinoerfolge. Bis heute ist er ein<br />
DDR-Kultfilm, mit toller Filmmusik <strong>de</strong>r<br />
DDR-Rockband „Puhdys“. Kraftvoll und<br />
poetisch erzählt er von <strong>de</strong>r Suche nach<br />
<strong>de</strong>m kleinen Glück, von Hoffnungen,<br />
aber auch Problemen in <strong>de</strong>r DDR. In<br />
<strong>de</strong>n 1980er-Jahren unter Staats- und<br />
Parteichef Erich Honecker (1912 –<br />
1994) verschlechterte sich die wirtschaftliche<br />
Lage <strong>de</strong>r DDR: Die zentrale<br />
Planung und Organisation <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
war ineffektiv und es fehlten Devisen<br />
für notwendige Investitionen. Viele<br />
Menschen waren unzufrie<strong>de</strong>n und<br />
begannen zu protestieren. Während<br />
am Abend <strong>de</strong>s 9.11.1989 im Ostberliner<br />
Kino International einer <strong>de</strong>r letzten<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n DDR-Filme – „Coming<br />
Out“ – seine Premiere feierte, fiel<br />
nur fünf Kilometer entfernt davon die<br />
Berliner Mauer. Mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />
Deutschlands en<strong>de</strong>te zwar die<br />
Geschichte <strong>de</strong>s DDR-Films, doch es<br />
lohnt sich auch heute noch, die vielen<br />
DDR-Filmschätze wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken.<br />
<br />
Clemens Tragelehn<br />
Fotos: DEFA-Stiftung/Klaus D. Schwarz (Szenenfoto aus „Spur <strong>de</strong>r Steine“), DEFA-Stiftung/Eugen Klagemann (Szenenfoto aus „Die Mör<strong>de</strong>r sind unter uns“), DEFA-Stiftung (Logo)<br />
Berlin in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> Null: „Die<br />
Mör<strong>de</strong>r sind unter uns“ (1946)<br />
DEFA<br />
Seit ihrer Gründung 1946 entstan<strong>de</strong>n<br />
bei <strong>de</strong>r DEFA, <strong>de</strong>m<br />
einzigen, staatlichen Filmproduzenten<br />
<strong>de</strong>r DDR, über 700 Spielfilme – darunter<br />
150 Kin<strong>de</strong>r- und Märchenfilme –, 750 Zeichentrickfilme<br />
und 2 250 Dokumentarfilme. Nach <strong>de</strong>m<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR waren DEFA-Produktionen nicht<br />
mehr gefragt, die filmhungrigen Ost<strong>de</strong>utschen<br />
wollten nun lieber Filme aus <strong>de</strong>m Westen sehen.<br />
So wird 1992 die DEFA privatisiert. Ihre berühmten<br />
Studios in Potsdam-Babelsberg, in <strong>de</strong>nen<br />
einst Stummfilmklassiker wie „Metropolis“ (1927)<br />
entstan<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n verkauft. Heute ist die Studio<br />
Babelsberg AG einer <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnsten europäischen<br />
Standorte für Filmproduktionen. Alle DEFA-<br />
Filme wer<strong>de</strong>n seit 1998 von <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>seigenen<br />
DEFA-Stiftung verwaltet.<br />
Manfred Krug in <strong>de</strong>r Rolle<br />
<strong>de</strong>s Zimmermanns Balla in<br />
„Spur <strong>de</strong>r Steine“ (1966)<br />
abwechseln, sich etw. kommt nacheinan<strong>de</strong>r; mal das eine, mal das an<strong>de</strong>re<br />
anspruchsvoll ambitioniert, von hoher Qualität<br />
Beeinflussung, die Einwirkung auf etw., Manipulation<br />
Devise, -n die hier: ausländische Währung/Geld<br />
entstehen hier: gemacht/geschaffen/gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
enttäuscht unzufrie<strong>de</strong>n, frustriert<br />
erhalten bleiben weiter existieren<br />
fortschrittlich progressiv, avantgardistisch<br />
gegensätzlich unvereinbar, konträr<br />
Gehorsam, <strong>de</strong>r Unterordnung, Folgsamkeit<br />
gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />
herrschen hier: sein, vorhan<strong>de</strong>n sein<br />
künstlerisch eindrucksvoll ästhetisch/intellektuell ambitioniert<br />
resignieren aufgeben, sich abfin<strong>de</strong>n mit etw.<br />
Siegermacht, -“-e, die Land, das einen Krieg gewinnt<br />
Stiftung, -en, die hier: Organisation, die ein Archiv anlegt und betreut<br />
treu bleiben, sich seine Werte/Grundsätze nicht verraten/verleugnen<br />
Trümmer, die Überreste, Bruchstücke; etw., das kaputtgegangen ist<br />
Verbrechen, -, das Unrecht, schwere Straftat, Gewalttat<br />
verbün<strong>de</strong>n, sich sich zusammentun/vereinigen<br />
verwalten führen, leiten, lenken<br />
Wi<strong>de</strong>rstand, <strong>de</strong>r hier: oppositionelle Bewegung<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 33
Psychotest<br />
*<br />
Tradition, Sozialkritik<br />
o<strong>de</strong>r Neuorientierung?<br />
››<br />
Welche Politik liegt dir?<br />
Demonstration von Fridays<br />
for Future 2019 in Berlin<br />
Immer mehr junge Menschen interessieren sich für Politik und wollen in gesellschaftlichen Fragen<br />
mitre<strong>de</strong>n. Welche politische Einstellung hast du? Möchtest du Altes bewahren (Traditionalist), soziale<br />
Bedingungen verbessern (Sozialkritiker) o<strong>de</strong>r völlig neue Wege<br />
gehen (Neuorientierer)? Mache unseren Test und fin<strong>de</strong> heraus,<br />
mit welcher politischen Richtung in Deutschland du<br />
sympathisierst.<br />
Fragen<br />
Was ist dir bei Diskussionen am<br />
wichtigsten?<br />
A zu gewinnen<br />
B sich kritisch mit einem Thema<br />
auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />
C zu neuen Lösungen zu kommen<br />
Für welche Bücher und Filme interessierst<br />
du dich?<br />
A Romane, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
spielen<br />
B Sachbücher und Dokumentationen<br />
mit vielen Informationen<br />
C Szenarien <strong>de</strong>r ökologischen Zukunft<br />
<strong>de</strong>r Welt<br />
Was ist für dich am wichtigsten:<br />
A, B o<strong>de</strong>r C?<br />
A Traditionen<br />
B Gerechtigkeit<br />
C Kapitalismuskritik<br />
Was machst du am liebsten in<br />
<strong>de</strong>iner Freizeit?<br />
A Zeit mit <strong>de</strong>r Familie verbringen<br />
B gemeinsam mit Freun<strong>de</strong>n aktiv<br />
sein<br />
C die Natur genießen<br />
Was, glaubst du, ist das größte<br />
gesellschaftliche Problem<br />
heutzutage?<br />
A <strong>de</strong>r Werteverlust <strong>de</strong>r Menschen<br />
B <strong>de</strong>r Unterschied zwischen Arm<br />
und Reich<br />
C <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l<br />
auseinan<strong>de</strong>rsetzen, sich, mit etw. (Dat.) sich mit etw. beschäftigen/befassen<br />
Bedingung, -en, die Grundlage, Voraussetzung, Basis<br />
bewahren schützen, sichern<br />
Einstellung, -en, die hier: Meinung, Ansicht, Position<br />
Frie<strong>de</strong>n/Frie<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Gegenteil von Krieg<br />
genießen sich an etw. erfreuen, Spaß haben<br />
Gerechtigkeit, -en, die gleiche Rechte und Pflichten für alle<br />
gesellschaftlich sozial, die Leute betreffend<br />
Klimawan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Klimas (durch <strong>de</strong>n Menschen)<br />
Lösung, -en, die Antwort, Erklärung<br />
Maßnahme, -n, die Aktion, Tat, Handlung<br />
Richtung, -en, die hier: Orientierung, Partei<br />
Sachbuch, -“-er, das populärwissenschaftliches Buch<br />
Unterschied, -e, <strong>de</strong>r Differenz, Kontrast, Gegensatz<br />
Werteverlust, <strong>de</strong>r kein Gefühl für Moral und Ethik mehr haben<br />
Zukunft, die das Kommen<strong>de</strong>, das Morgen<br />
Auswertung<br />
Welchen Buchstaben hast du am<br />
häufigsten angekreuzt? A, B o<strong>de</strong>r<br />
C?<br />
A) Traditionalist<br />
Dir sind Werte und Traditionen wichtig.<br />
Du möchtest eine Familie haben,<br />
einen gut bezahlten Job, ein großes<br />
Haus und ein Auto. Eine christlich-konservative<br />
(CDU) o<strong>de</strong>r eine<br />
wirtschaftsliberale Partei (FDP) passt<br />
zu dir.<br />
B) Sozialkritiker<br />
Du willst das Leben <strong>de</strong>r Menschen<br />
verbessern und sozialer Frie<strong>de</strong>n ist<br />
dir wichtig. Dein Wunsch nach sozialer<br />
Gerechtigkeit und Solidarität<br />
könnte zu <strong>de</strong>n Sozial<strong>de</strong>mokraten<br />
(SPD) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Linken führen.<br />
C) Neuorientierer<br />
Dein Blick ist auf die Zukunft gerichtet<br />
und du glaubst, dass echte Verän<strong>de</strong>rungen<br />
nur durch radikale Maßnahmen<br />
möglich sind. Ökologie,<br />
Konsumkritik und die Zukunft <strong>de</strong>r<br />
Welt sind <strong>de</strong>ine Themen. Du sympathisierst<br />
mit <strong>de</strong>n Grünen und <strong>de</strong>n<br />
jungen Leuten von „Fridays for Future“.<br />
Zusammengestellt von<br />
Tim Warnecke<br />
Foto: Leonhard Lenz/wikimedia.org (Demo von Fridays for Future 2019 in Berlin)<br />
34 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Beruf<br />
Fotos: Nicole Gorski (Gy<strong>de</strong> Jensen), Deutscher Bun<strong>de</strong>stag (Logo)<br />
Ein Leben als<br />
Berufspolitikerin<br />
››<br />
Bun<strong>de</strong>stagsabgeordnete Gy<strong>de</strong> Jensen<br />
Gy<strong>de</strong> Jensen aus Kiel im Bun<strong>de</strong>sland Schleswig-Holstein ist 2017 in <strong>de</strong>n Deutschen Bun<strong>de</strong>stag, das<br />
Parlament Deutschlands, gewählt wor<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> sie schon mit 28 Jahren Berufspolitikerin. Heute<br />
ist sie stellvertreten<strong>de</strong> Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freien Demokraten (FDP). Im Interview mit <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />
erzählt sie von ihren ersten Erfahrungen im Beruf.<br />
Frau Jensen, warum wollten Sie Berufspolitikerin<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
Tatsächlich hatte ich nie <strong>de</strong>n Wunsch,<br />
Politik zu meinem Beruf zu machen. Eigentlich<br />
wollte ich Dolmetscherin wer<strong>de</strong>n.<br />
Als ich jedoch beim Nord<strong>de</strong>utschen<br />
Rundfunk arbeitete, war ich fasziniert<br />
von <strong>de</strong>r Berichterstattung über<br />
Politik. Dann wur<strong>de</strong> ich Mitglied <strong>de</strong>r<br />
FDP und 2017 Parlamentarierin im<br />
Bun<strong>de</strong>stag. Dort erkannte ich, dass es<br />
eine meiner Stärken ist, politische Zusammenhänge<br />
zu erklären und parlamentarische<br />
Entscheidungen zu erläutern.<br />
Wie kamen Sie ins <strong>de</strong>utsche Parlament?<br />
Unter an<strong>de</strong>rem durch ein bisschen<br />
Glück. 2017 hatte mich die FDP in<br />
Schleswig-Holstein für die Bun<strong>de</strong>stagswahl<br />
im September auf Platz vier <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sliste gewählt. Im selben Jahr<br />
fand im Mai in Schleswig-Holstein auch<br />
die Wahl zum neuen Landtag (fö<strong>de</strong>rales<br />
Parlament) statt. Mein Kollege<br />
Bernd Buchholz nahm sein Bun<strong>de</strong>stagsmandat<br />
im September aber nicht<br />
wahr, son<strong>de</strong>rn übernahm statt<strong>de</strong>ssen<br />
von 2017 bis 2022 das Amt <strong>de</strong>s Wirtschaftsministers<br />
in Schleswig-Holstein.<br />
So rückte ich auf Platz drei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sliste<br />
vor und konnte in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stag<br />
einziehen.<br />
In welchen Politikfel<strong>de</strong>rn engagieren<br />
Sie sich beson<strong>de</strong>rs?<br />
In meiner ersten Legislaturperio<strong>de</strong> von<br />
2017 bis 2021 war ich Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Ausschusses für Menschenrechte,<br />
<strong>de</strong>nn das Völkerrecht und <strong>de</strong>r Schutz<br />
<strong>de</strong>r Menschenrechte haben mich immer<br />
schon interessiert. Aktuell kümmere<br />
ich mich verstärkt um Bildungs- und<br />
Familienpolitik.<br />
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag während<br />
<strong>de</strong>r parlamentarischen Sitzungswochen<br />
aus?<br />
Mein Arbeitstag beginnt früh und en<strong>de</strong>t<br />
spät. Bevor im Bun<strong>de</strong>stag in öffentlichen<br />
Debatten über Gesetze diskutiert<br />
und abgestimmt wird, wer<strong>de</strong>n diese in<br />
<strong>de</strong>n Fachausschüssen vorbereitet, formuliert<br />
und verbessert. Von 9 bis 21<br />
Uhr stehen viele Termine mit Gesprächspartnern,<br />
in <strong>de</strong>n Ausschüssen<br />
und in meiner FDP-Fraktion auf<br />
Ausschuss, -“-e, <strong>de</strong>r Kommission<br />
Berichterstattung, -en, die Reportage, Meldung, Nachricht<br />
bewerten beurteilen; sagen, ob etw. gut o<strong>de</strong>r schlecht ist<br />
erläutern erklären, ver<strong>de</strong>utlichen<br />
fasziniert begeistert/sehr erfreut<br />
Gewaltenteilung, die Trennung <strong>de</strong>r Macht im Staat<br />
stellvertreten<strong>de</strong> Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r/die Rang zwei innerhalb einer Partei im Parlament<br />
vorrücken vorankommen, einen besseren Platz bekommen<br />
Wahlkreisabgeordnete, -n, <strong>de</strong>r/die Parlamentarier/-in, Deputierte/-r in einem bestimmten Gebiet<br />
wahrnehmen hier: benutzen, gebrauchen<br />
Zusammenhang, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Kontext, Thema<br />
Mit 28 Jahren schon<br />
im Bun<strong>de</strong>stag:<br />
Gy<strong>de</strong> Jensen<br />
<strong>de</strong>m Programm. In <strong>de</strong>r sitzungsfreien<br />
Zeit kann ich dann meinen Wahlkreis<br />
in Nordfriesland/Dithmarschen Nord<br />
besuchen.<br />
Wie bewerten Sie <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r<br />
parlamentarischen Demokratie in<br />
Deutschland?<br />
Wir haben in Deutschland eine gesun<strong>de</strong><br />
Demokratie, <strong>de</strong>nn die Gewaltenteilung<br />
von Legislative, Exekutive und Judikative<br />
funktioniert sehr gut. Sie<br />
schützt uns vor Nationalismus, Autokratie<br />
und Desinformation. Aber wir<br />
müssen unsere Demokratie gegen die<br />
Fein<strong>de</strong> einer offenen Gesellschaft verteidigen,<br />
auch im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag.<br />
Die Debatten im Plenarsaal sind<br />
dafür extrem wichtig.<br />
Das Interview führte Wilhelm Siemers.<br />
Zwei Stimmen bei <strong>de</strong>r Wahl<br />
Bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagswahl haben die Wählerinnen<br />
und Wähler zwei Stimmen, die<br />
Erst- und die Zweitstimme. Mit <strong>de</strong>r Erststimme<br />
wird <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Wahlkreisabgeordnete<br />
direkt gewählt. Mit <strong>de</strong>r Zweitstimme<br />
wählt man die Lan<strong>de</strong>sliste einer<br />
Partei. Sie entschei<strong>de</strong>t darüber, wie viele<br />
Sitze im Bun<strong>de</strong>stag einer Partei zustehen.<br />
Die Wahlkreisabgeordneten und die<br />
Abgeordneten <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>slisten wer<strong>de</strong>n<br />
parteiintern bestimmt.<br />
*<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 35
Horoskop<br />
Fremdsprachen lernen<br />
››<br />
Das <strong>Frühling</strong>shoroskop<br />
Es ist zwar schon <strong>Frühling</strong>, aber ein weiterer guter Vorsatz für das neue Jahr kann nicht scha<strong>de</strong>n. Das<br />
Jahr <strong>2023</strong> ist perfekt, um eine neue Sprache zu lernen. <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> verrät dir, welche Fremdsprache am<br />
besten zu dir passt.<br />
Fische<br />
19.02. – 20.03.<br />
Du träumst von einer Reise nach Südamerika.<br />
In diesem Jahr könnte <strong>de</strong>in<br />
Traum wahr wer<strong>de</strong>n. Deshalb solltest<br />
du einen Spanischkurs belegen, um<br />
die Grundkenntnisse dieser romanischen<br />
Sprache zu beherrschen.<br />
Krebs<br />
22.06. – 22.07.<br />
Auf Deutschkurse hast du keine Lust<br />
mehr, aber du möchtest gern etwas<br />
Ähnliches lernen. Deshalb solltest du<br />
Nie<strong>de</strong>rländisch probieren. Das wird dir<br />
sehr leichtfallen und viel Spaß machen.<br />
Skorpion<br />
23.10. – 22.11.<br />
Als Kind hast du von einer Reise nach<br />
Skandinavien geträumt. Du kannst anfangen,<br />
<strong>de</strong>inen Traum zu verwirklichen,<br />
und eine skandinavische Sprache lernen.<br />
Schwedisch passt am besten zu<br />
dir.<br />
Wid<strong>de</strong>r<br />
21.03. – 20.04.<br />
Am liebsten isst du italienische Gerichte<br />
und kannst sie auch ganz gut nachkochen.<br />
Wie wäre es also mit einem<br />
Italienischkurs? Dann kannst du endlich<br />
auch original italienische Rezepte<br />
verstehen.<br />
Löwe<br />
23.07. – 22.08.<br />
Du bist ein Sprachtalent, aber an Arabisch<br />
hast du dich bisher noch nicht<br />
herangetraut. Das solltest du <strong>2023</strong> unbedingt<br />
än<strong>de</strong>rn. Du wirst sehen, dass<br />
sich eine ganz neue Welt für dich öffnet.<br />
Schütze<br />
23.11. – 20.12.<br />
Du hattest in <strong>de</strong>r Schule Latein und<br />
wolltest auch Griechisch lernen. Altgriechisch<br />
wird ja nicht mehr gesprochen,<br />
aber Neugriechisch wäre gut. Du<br />
wolltest sowieso Urlaub in Griechenland<br />
machen.<br />
*<br />
Stier<br />
21.04. – 21.05.<br />
Im letzten Jahr hast du viel Sport getrieben.<br />
Jetzt suchst du eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Da du Kampfsport<br />
magst, wäre Japanisch etwas für dich.<br />
Dann kannst du Sport und Sprache<br />
kombinieren.<br />
Jungfrau<br />
23.08. – 22.09.<br />
Du hast eine Sprachlern-App auf <strong>de</strong>inem<br />
Handy. Die musst du <strong>2023</strong> häufiger<br />
benutzen. I<strong>de</strong>al wäre Ungarisch,<br />
weil du finno-ugrische Sprachen magst<br />
und dich damit schon etwas auskennst.<br />
Steinbock<br />
21.12. – 19.01.<br />
Du könntest <strong>de</strong>in Englisch perfektionieren<br />
vor <strong>de</strong>iner Dienstreise nach London<br />
in diesem Jahr. Dafür sieh dir am besten<br />
<strong>de</strong>ine Lieblingsserien mal auf Englisch<br />
o<strong>de</strong>r mit englischen Untertiteln<br />
an.<br />
Zwillinge<br />
22.05. – 21.06.<br />
In <strong>de</strong>r Schule fan<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>n Sprachunterricht<br />
langweilig. Aber mittlerweile<br />
gibt es gute Sprachlern-Apps, mit <strong>de</strong>nen<br />
du <strong>de</strong>in Schulfranzösisch reaktivieren<br />
kannst. Es lohnt sich!<br />
Waage<br />
23.09. – 22.10.<br />
Im letzten Jahr warst du zweimal in <strong>de</strong>r<br />
Türkei und willst auch kommen<strong>de</strong>n<br />
Sommer wie<strong>de</strong>r dorthin. Einige türkische<br />
Sätze kannst du schon, aber vielleicht<br />
könntest du noch etwas mehr<br />
lernen.<br />
än<strong>de</strong>rn an<strong>de</strong>rs machen, wechseln<br />
auskennen, sich, mit etw. (Dat.) über etw. viel wissen, informiert sein<br />
belegen hier: (einen Kurs) nehmen/auswählen<br />
Es lohnt sich! Es wird gut/nützlich für dich sein!<br />
Grundkenntnisse beherrschen, die Basiswissen von etw. haben<br />
herantrauen, sich, an etw. (Akk.) <strong>de</strong>n Mut haben, wagen, riskieren<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />
leichtfallen, jmdm. (Dat.) keine Probleme bereiten, leicht/nicht schwierig sein<br />
mittlerweile inzwischen; hier: jetzt, heute<br />
scha<strong>de</strong>n schlecht/gefährlich sein<br />
Schriftzeichen, -, das beson<strong>de</strong>rer Buchstabe, z. B. in asiatischen Sprachen; Hieroglyphe<br />
unbedingt ohne Zweifel, natürlich, auf je<strong>de</strong>n Fall<br />
verraten hier: (ein Geheimnis) erzählen/sagen<br />
verwirklichen realisieren<br />
Vorsatz, -“-e, <strong>de</strong>r Absicht, Entschluss, Plan<br />
wahr wer<strong>de</strong>n realisiert wer<strong>de</strong>n, sich erfüllen<br />
Wassermann<br />
20.01. – 18.02.<br />
Sprachen magst du nicht so, aber du<br />
liebst Kunst und zeichnest gern. Warum<br />
also nicht Chinesisch lernen? Es<br />
macht dir bestimmt Spaß, die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Schriftzeichen auf Papier<br />
zu schreiben.<br />
<br />
Evelin Eichler<br />
Abbildung: macrovector/freepik.com (Illustration zum Spracherwerb)<br />
36 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96
Rätsel<br />
Fotos: Vanellus/wikimedia.org (Bild 1), Telekom/Norbert Ittermann (Bild 2), BMW/Myrzik und Jarisch (Bild 3), Siemens/Eberhard Franke (Bild 4), Simsalabimbam/wikimedia.org (Bild 5), Wiki05/wikimedia.org (Bild 6)<br />
Fotoquiz<br />
››<br />
Deutsche Unternehmen<br />
Volkswagen, Siemens und BMW – <strong>de</strong>utsche Unternehmen sind auf<br />
<strong>de</strong>r ganzen Welt bekannt und stehen für Qualität „Ma<strong>de</strong> in Germany“.<br />
Aber erkennst du das Unternehmen am Gebäu<strong>de</strong> seiner Zentrale?<br />
Dann schreibe <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Unternehmens in die abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Kästchen und schicke das Lösungswort bis zum 30. April <strong>2023</strong> an<br />
unsere E-Mail-Adresse quiz@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>. Die Gewinnerinnen und<br />
Gewinner bekommen jeweils einen Roman von jungen Autorinnen und<br />
Autoren aus Deutschland.<br />
3<br />
5<br />
1<br />
1<br />
3<br />
5<br />
Lösungswort: 1 2 3 4 5 6<br />
Auflösung <strong>de</strong>s Quiz <strong>de</strong>r Winterausgabe 2022<br />
Das richtige Lösungswort war: TANZEN<br />
Die Gewinner sind:<br />
• Vincent Brückner, New York, USA<br />
• Liudmila Vlasenko, Klaipeda, Litauen<br />
Die Gewinner wer<strong>de</strong>n per E-Mail von <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> benachrichtigt und bekommen<br />
jeweils ein Fußballbuch.<br />
2<br />
4<br />
6<br />
2<br />
4<br />
6
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />
abonnieren!<br />
Die Zeitschrift erscheint<br />
als Print-Ausgabe und<br />
wird im Abonnement<br />
verkauft.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erscheint<br />
vier Mal im Jahr<br />
(März, Mai,<br />
September, November).<br />
Jahresabonnement für alle<br />
Län<strong>de</strong>r (außer Russland) mit<br />
4 Ausgaben: 22 Euro,<br />
inklusive Porto.<br />
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in Russland mit<br />
4 Ausgaben: 660 Rubel,<br />
inklusive Porto<br />
(weitere Informationen<br />
im Regionalteil).<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> wird in alle Län<strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>r Post geliefert.<br />
Anfragen<br />
und Bestellungen<br />
in Deutschland:<br />
Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“<br />
Danziger Straße 6<br />
10435 Berlin<br />
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Tel.: +49 (0)157-7287-4308<br />
in Russland:<br />
Redaktion <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />
ul. Puschkina 67<br />
644010 Omsk<br />
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38 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />
Jetzt bewerben!<br />
Für Schülerinnen und Schüler<br />
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Universität studieren möchtest? Dann ist die „Studienbrücke“<br />
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Naturwissenschaft und Technik haben.<br />
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Bewerbungsfrist: 31. Mai <strong>2023</strong><br />
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www.kas.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/web/begabtenfoer<strong>de</strong>rung-und-kultur/<br />
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Die Lösungen zu <strong>de</strong>n Aufgaben auf<br />
Seite 19:<br />
1. A, 2. B, 3. B, 4. B, 5. B, 6. A, 7. C, 8. B<br />
Seite 24:<br />
1. wieselflink, 2. tonnenschwer, 3. aalglatt, 4. butterweich,<br />
5. kerzengera<strong>de</strong><br />
Seite 25:<br />
1. nach Bayern; 2. a) steinalte, b) riesengroß, c) grasgrüne,<br />
d) meilenweit, e) kin<strong>de</strong>rleicht, f) wun<strong>de</strong>rschöne; 3. a)<br />
wun<strong>de</strong>rschön, b) kin<strong>de</strong>rleicht, c) meilenweit, d) riesengroß,<br />
e) grasgrün, f) steinalt<br />
<strong>Vorschau</strong> » <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> Nr. 97<br />
Wald <strong>de</strong>r Sagen<br />
» Mittelgebirge O<strong>de</strong>nwald<br />
Verliebt, verlobt,<br />
verheiratet<br />
» Hochzeit in Deutschland<br />
Impressum<br />
Herausgeber/Verlag:<br />
Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“, Berlin (D)<br />
Gegrün<strong>de</strong>t von Tillmann Heß<br />
und Robert Teschner.<br />
ISSN: 1818-877X<br />
Chefredaktion: Robert Teschner<br />
Redaktion: Elvira Metzler, Wilhelm Siemers,<br />
Clemens Tragelehn<br />
Grafik: Stefan Zettler<br />
Autorinnen und Autoren: Ruangkao<br />
Chanasongkram, Wilhelm Drews, Evelin<br />
Eichler, Max Firgau, Anna Gaidukevich,<br />
Barbara Hanko, Katrin Luft, Daria<br />
Savenkova, Peter Schnei<strong>de</strong>r, Ekaterina<br />
Shmeleva, Daniela Todorovićová, Tim<br />
Warnecke, Lisa Zinnäcker, Maria Zucker<br />
Fachberatung durch:<br />
Goethe-Institut Moskau,<br />
Institut für Auslandsbeziehungen<br />
Korrektur/Redaktion DaF:<br />
Clemens Tragelehn, Marina Lopatina<br />
Titelfotos: golero/iStock-1203591404 (Paar<br />
am Bran<strong>de</strong>nburger Tor), Wavebreakmedia/<br />
iStock-653842030 (Röntgenärztin), Vuk<br />
Saric/ iStock-1308661849 (Schale mit Ostereiern),<br />
Illerlok Xolms/iStock-1014481990<br />
(Social Media Icons)<br />
Abonnement:<br />
Weltweit:<br />
(abo-welt@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>),<br />
Tel.: +49 (0)157-7287-4308<br />
Russland:<br />
(abo@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>),<br />
Tel.: +7 3812-390951<br />
Regional-Redaktionen:<br />
Russland: Marina Lopatina<br />
Zentralasien: Wilhelm Siemers<br />
Adresse:<br />
Verlag / Redaktion: Verein <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.,<br />
Danziger Straße 6, D-10435 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)157-7287-4308<br />
verein@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>,<br />
www.<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Druck: OmskBlankisdat, Rügendruck GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Copyright © <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erscheint als Print-Ausgabe.<br />
Die in dieser Zeitschrift „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“<br />
veröffentlichten Beiträge und Texte sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Vervielfältigung<br />
und Verbreitung <strong>de</strong>r Zeitschrift o<strong>de</strong>r<br />
einzelner Inhalte als Kopien sowie über<br />
das Internet sind untersagt. Von einzelnen<br />
Beiträgen dürfen Kopien für <strong>de</strong>n privaten<br />
Gebrauch gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Anfragen an: Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“<br />
(verein@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>).<br />
Gerichtsstand: Berlin-Charlottenburg (D)<br />
17. Bun<strong>de</strong>sland<br />
» Mythos Mallorca<br />
Erscheint im Mai <strong>2023</strong><br />
Fotos: Marco Tischler/wikimedia.org (Burg Breuberg im<br />
O<strong>de</strong>nwald), senivpetro/freepik.com (Hochzeit),<br />
rawpixel.com/freepik.com (Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong> in Mallorca)
Deutsch lesen<br />
Deutsch lernen<br />
Deutschland kennenlernen<br />
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Abos fu .. r Schulen und Sprachkurse<br />
Deutschland aktuell – Lesetexte für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />
Journal für junge Deutschlerner<br />
Arbeitsblätter, Audios und Übungen zu Texten je<strong>de</strong>r Ausgabe<br />
<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erscheint mit<br />
4 Ausgaben im Jahr.<br />
Bestellung und Abonnement unter: www.<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Kennzeichnung <strong>de</strong>r Texte nach GER-Sprachniveaus: Leichte Texte (A2) Mittelschwere Texte (B1) Schwere Texte (B2 – C1)
U4, ISBN und Rücken<br />
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Deutsch für Jugendliche<br />
Kursbuch mit Audios und Vi<strong>de</strong>os<br />
Klett Augmented:<br />
Alle Audios und Vi<strong>de</strong>os<br />
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Kursbuch mit Audios und Vi<strong>de</strong>os<br />
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