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vitamin de Nr96 (Frühling 2023) Vorschau

Journal für junge Deutschlerner, Lesetexte für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

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Deutschland aktuell • Lesetexte für Deutsch als Fremdsprache • Nr. 96 • <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong><br />

Junge Leute heute<br />

› Engagiert, umweltbewusst und sozial vernetzt<br />

Deutsche Erfin<strong>de</strong>r<br />

› Wilhelm Conrad Röntgen<br />

Traditionen zu Ostern<br />

› Alte und neue Bräuche


Fotos: Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (O<strong>de</strong>rbruch), senivpetro/freepik.com (Ostern), Stefan Müller/wikimedia.org (Klimaaktivist), Jackie Niam/iStock-950371886 (Illustration Röntgen)<br />

Editorial<br />

Die Deutschen jubeln, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

Winter ist bald vorbei. Und damit<br />

auch ihre Sorgen wegen <strong>de</strong>r hohen<br />

Heiz- und Energiekosten. Doch die<br />

Sorgen um unser Klima bleiben.<br />

Wie weit Klimaaktivisten bei ihren<br />

Aktionen gehen dürfen und wie viel<br />

ziviler Ungehorsam erlaubt ist, dazu<br />

haben wir in diesem Heft eine Sozialwissenschaftlerin<br />

befragt. Demonstrationen<br />

sind eine Möglichkeit,<br />

sich politisch zu äußern. Eine<br />

an<strong>de</strong>re ist es, beruflich in die Politik<br />

zu gehen, dahin, wo die wichtigen<br />

Entscheidungen gefällt wer<strong>de</strong>n. In<br />

dieser Ausgabe stellen wir euch<br />

dazu eine Berufspolitikerin näher<br />

vor. Wenn ihr vorher noch unseren<br />

Psychotest macht, fin<strong>de</strong>t ihr heraus,<br />

welcher politischen Richtung ihr nahesteht.<br />

Was die Deutschen beson<strong>de</strong>rs lieben,<br />

sind Kriminalfilme. Je<strong>de</strong>n<br />

Sonntagabend sitzen Millionen vor<br />

<strong>de</strong>m Fernseher und schauen eine<br />

neue Folge <strong>de</strong>r Kultkrimiserie „Tatort“.<br />

Eines <strong>de</strong>r beliebtesten Kriminalteams<br />

stellen wir euch im neuen<br />

Heft ausführlich vor. Noch einen<br />

weiteren, aktuellen Filmtipp haben<br />

wir für euch: <strong>de</strong>n beeindrucken<strong>de</strong>n<br />

Antikriegsfilm „Im Westen nichts<br />

Neues“, <strong>de</strong>r sogar für 9 Oscars nominiert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Röntgenbil<strong>de</strong>r sind heute keine große<br />

Sache mehr. Doch 1895, als<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Physiker Wilhelm Conrad<br />

Röntgen (1845 – 1923) bei Experimenten<br />

zufällig genau diese<br />

Röntgenstrahlen ent<strong>de</strong>ckte, war das<br />

eine echte Sensation. Dafür bekam<br />

er wenig später <strong>de</strong>n Nobelpreis für<br />

Physik. In <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erfahrt ihr<br />

mehr über ihn. Eine technische<br />

Meisterleistung gelang auch Preußens<br />

König Friedrich II. (1712 –<br />

1786) im O<strong>de</strong>rbruch, im Nordosten<br />

Deutschlands. Er machte aus <strong>de</strong>m<br />

Sumpfland fruchtbares Ackerland,<br />

in<strong>de</strong>m er Kanäle und Dämme bauen<br />

ließ. Heute kann man hier einen<br />

schönen Osterspaziergang am Fluss<br />

O<strong>de</strong>r machen, mit <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Hand. Viel Spaß beim Lesen!<br />

<br />

Die Redaktion<br />

Inhalt<br />

Neues aus Deutschland 4<br />

Der an<strong>de</strong>re Blick 6<br />

Leserbriefe 7<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>: Das O<strong>de</strong>rbruch 8<br />

Tradition: Kirchliche Osterrituale 12<br />

Tradition: Alte Osterbräuche 13<br />

Leben: Immer online 14<br />

Rezept: Gründonnerstagssuppe 15<br />

Ausbildung: Integration 16<br />

Porträt: „Tatort“-Kommissare 18<br />

In & Out: Trends aus Deutschland 20<br />

Bibliothek: Junge Literatur 21<br />

Geschichte: Inflation 22<br />

Sprache: Verstärkungswörter 24<br />

Übungen: Verstärkungswörter 25<br />

Konsum: Ziviler Ungehorsam 26<br />

Erfin<strong>de</strong>r: Wilhelm C. Röntgen 28<br />

Dialog: Zuzannas Studienstart 30<br />

Kino: Im Westen nichts Neues 31<br />

Film: Kino in <strong>de</strong>r DDR 32<br />

Psychotest: Politik 34<br />

Beruf: Berufspolitikerin 35<br />

Horoskop: <strong>Frühling</strong>shoroskop 36<br />

Fotoquiz: Deutsche Unternehmen 37<br />

Jetzt bewerben!, Impressum 38<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />

für <strong>de</strong>n Deutschunterricht<br />

Alle Texte sind nach <strong>de</strong>n Niveaustufen<br />

<strong>de</strong>s Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens<br />

für Sprachen gekennzeichnet:<br />

*<br />

* *<br />

* **<br />

Leichte Texte (A2)<br />

Mittelschwere Texte (B1)<br />

Schwere Texte (B2 – C1)<br />

Diese Texte unterhalb <strong>de</strong>s B2-<br />

Niveaus sind für Lerngruppen zu<br />

empfehlen, die anstreben, das<br />

Deutsche Sprachdiplom zweiter<br />

Stufe (DSD II) zu erwerben.<br />

Diese Texte auf B2/C1-Niveau<br />

sind für Lerngruppen zu empfehlen,<br />

die anstreben, das Deutsche<br />

Sprachdiplom zweiter Stufe<br />

(DSD II) zu erwerben.<br />

Arbeitsblätter, Audios und<br />

interaktive Übungen<br />

Unter <strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong> gibt es zu<br />

Texten <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Ausgabe<br />

Arbeitsblätter und Hörtexte zum<br />

Lese- und Hörverstehen sowie<br />

interaktive Übungen.<br />

» www.<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Partner von <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>:<br />

Seite 8<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong><br />

» Das O<strong>de</strong>rbruch<br />

Seite 13<br />

Tradition<br />

» Alte Osterbräuche<br />

Seite 26<br />

Konsum<br />

» Ziviler<br />

Ungehorsam<br />

Seite 28<br />

Erfin<strong>de</strong>r<br />

» Wilhelm Conrad Röntgen<br />

* *<br />

* * * **<br />

Goethe-Institut Russland, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa),<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ)<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 3


Neues aus Deutschland<br />

››<br />

Politik, Gesellschaft, Leben<br />

Insekten als Nahrung<br />

Bereits 2021 erlaubte die Europäische Union<br />

(EU) die Verwendung von Insekten wie<br />

Heuschrecken als Lebensmittel. Das gilt nun<br />

auch für Hausgrillen und Getrei<strong>de</strong>käfer. Die<br />

proteinreichen Insekten dürfen zum Beispiel<br />

getrocknet in Brot, Nu<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r Chips angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n. Man kann sie auch als Paste<br />

essen.<br />

*<br />

Deutschlandticket ab Mai<br />

Ab 1. Mai dieses Jahres kann man für 49 Euro im Monat<br />

mit <strong>de</strong>m Deutschlandticket durch ganz Deutschland reisen.<br />

Dieser günstige Preis gilt in allen Bussen, U-Bahnen,<br />

S-Bahnen, Straßenbahnen sowie Regionalzügen <strong>de</strong>r<br />

2. Klasse. Nur Fernzüge wie ICE, EC o<strong>de</strong>r IC dürfen nicht<br />

benutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Reparieren statt wegschmeißen<br />

Die Reparatur von Mobiltelefonen und Tablets soll in<br />

<strong>de</strong>r EU bald einfacher wer<strong>de</strong>n. Die EU-Staaten<br />

und die EU-Kommission wollen<br />

Elektronikhersteller verpflichten,<br />

Ersatzteile wie Akkus und Displays<br />

sieben Jahre lang Kun<strong>de</strong>n zur Verfügung<br />

zu stellen. Ziel ist es, Elektroschrott<br />

zu reduzieren.<br />

Krebsrisiken Rauchen und Alkohol<br />

In Deutschland erkranken jährlich 500 000 Menschen an<br />

Krebs. 25 bis 30 Prozent aller To<strong>de</strong>sfälle durch Krebs<br />

sind auf das Rauchen zurückzuführen, teilt die Bun<strong>de</strong>szentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit.<br />

Kommt zu Zigaretten auch noch viel Alkohol hinzu, erhöht<br />

sich das Krebsrisiko noch einmal <strong>de</strong>utlich.<br />

Telefonzelle a<strong>de</strong><br />

Bis Anfang 2025 wer<strong>de</strong>n in Deutschland<br />

Schritt für Schritt die letzten von bun<strong>de</strong>sweit<br />

12 000 Telefonzellen abgebaut. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n nicht mehr gebraucht, da heute ja<br />

fast je<strong>de</strong>r ein Mobiltelefon besitzt. In <strong>de</strong>n<br />

oft gelben Häuschen konnte man mit<br />

Münzgeld o<strong>de</strong>r Telefonkarten ein Telefon<br />

benutzen.<br />

Mehr Frauen beim MINT-Studium<br />

Frauen entschei<strong>de</strong>n sich immer noch seltener als Männer<br />

für ein Studium <strong>de</strong>r Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik (MINT). Jedoch ist <strong>de</strong>r Frauenanteil<br />

im MINT-Bereich von 2001 bis 2021 wie<strong>de</strong>r<br />

etwas gestiegen, und zwar von 30,8 auf 34,5 Prozent.<br />

Reform <strong>de</strong>r Sozialleistungen<br />

Hartz IV geht, Bürgergeld kommt<br />

Menschen mit wenig Geld, die finanzielle Hilfe vom Staat<br />

brauchen, bekamen bisher das Arbeitslosengeld II, auch<br />

Hartz IV genannt. Doch Hartz IV hatte keinen guten Ruf: es<br />

sei zu ungerecht, zu bürokratisch und nicht effektiv. Deshalb<br />

hat die neue Bun<strong>de</strong>sregierung zum 1. Januar <strong>2023</strong><br />

das Bürgergeld eingeführt. So wird finanziell besser und sozial<br />

gerechter als bei Hartz IV geholfen. Wer Bürgergeld bekommt,<br />

darf zum Beispiel im ersten Jahr Erspartes bis zu<br />

40 000 Euro besitzen, muss aber auch weiterhin mit Sanktionen<br />

rechnen, wenn er/sie sich nicht an die Regeln hält.<br />

Wer bekommt wie viel Bürgergeld? Alleinstehen<strong>de</strong> Personen:<br />

502 Euro, Paare je Partner: 451 Euro und Kin<strong>de</strong>r bis<br />

17 Jahren, je nach Alter: zwischen 318 und 420 Euro.<br />

84,3 Millionen Einwohner<br />

Immer mehr leben in Deutschland<br />

Deutschland hat jetzt 84,3 Millionen Einwohner. Das ergab<br />

eine Schätzung <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes in Wiesba<strong>de</strong>n<br />

für 2022. Obwohl im<br />

letzten Jahr im Vergleich<br />

zum Vorjahr weniger Menschen<br />

geboren wur<strong>de</strong>n<br />

und mehr Menschen<br />

starben, ist die Bevölkerungszahl<br />

um 1,1<br />

Millionen auf eine<br />

neue Rekordhöhe<br />

angewachsen. Der<br />

Grund dafür war die<br />

<strong>de</strong>utlich gestiegene<br />

Zuwan<strong>de</strong>rung, vor allem<br />

durch Geflüchtete<br />

aus <strong>de</strong>r Ukra ine,<br />

aber auch aus Syrien<br />

und Afghanistan.<br />

Fotos: d​r​a​b​b​i​t​o​d​/p​i​x​a​b​a​y.com (Grille digital, Münztelefon, Bürgergeld), Bru-nO/pixabay.com (Smartphonereparatur), GDJ/​pixabay.com (Deutschlandkarte)<br />

4 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Fotos: ​A​r​c​a​i​o​n/pixabay.com (Porzellanengel), ​c​o​n​g​e​r​d​e​s​i​g​n/pixabay.com (Haus mit Solaranlage), p​r​e​s​s​f​o​t​o/freepik.com (Handwerkerin)<br />

Emma, Lotte o<strong>de</strong>r Emil<br />

Alt<strong>de</strong>utsche Vornamen<br />

Lange galten typisch <strong>de</strong>utsche Vornamen für Kin<strong>de</strong>r als unmo<strong>de</strong>rn.<br />

Doch inzwischen sind sie wie<strong>de</strong>r sehr beliebt, beson<strong>de</strong>rs<br />

alt<strong>de</strong>utsche Namen wie Emma, Lotte o<strong>de</strong>r Emil.<br />

Sehr kurze und universelle Kin<strong>de</strong>rnamen wie Finn, Lea o<strong>de</strong>r<br />

Ben fin<strong>de</strong>n sich im Geburtsregister <strong>de</strong>utlich seltener. Traditionsbewusste<br />

junge Eltern wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Suche nach Vornamen<br />

meistens durch ältere Familienmitglie<strong>de</strong>r inspiriert. Natürlich<br />

gibt es regionale Unterschie<strong>de</strong>. So ist <strong>de</strong>r Vorname<br />

Kurt beson<strong>de</strong>rs in Sachsen populär. Junge Eltern mit Migrationshintergrund,<br />

zum Beispiel aus <strong>de</strong>r Türkei, wählen traditionelle<br />

Namen. So war 2022 in Berlin <strong>de</strong>r beliebteste Vorname<br />

Mohammed. Die Auswertung wird je<strong>de</strong>s Jahr von <strong>de</strong>m Vornamen-Experten<br />

Knud Bielefeld erstellt.<br />

an die Regeln halten, sich Regeln/Bestimmungen/Vorschriften befolgen<br />

Auswertung, -en, die Analyse, Ergebnis, Resultat<br />

besitzen haben<br />

einführen hier: anfangen, etw. offiziell zu nutzen<br />

Elektroschrott, <strong>de</strong>r Müll/Abfall aus elektronischen Geräten<br />

ergeben hier: wissenschaftlich dokumentieren<br />

Ersparte, das Geld, das jmd. gespart/aufgehoben/beiseitegelegt hat<br />

Fachkräftemangel beheben, <strong>de</strong>n Defizit an Spezialisten/Experten reduzieren<br />

gelten, als jmd./etw. (Nom.) angesehen/betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />

Hausgrille, -n, die Insekt, das in Gebäu<strong>de</strong>n lebt und nachts Töne von sich gibt<br />

Heuschrecke, -n, die Insekt, das weit springen kann und Pflanzen frisst<br />

Hochschulreife, die Abitur, höchster Schulabschluss in Deutschland<br />

inspirieren motivieren, anregen, zu etw. veranlassen<br />

langfristig für längere Zeit<br />

lohnen, sich sich bezahlt machen, Nutzen/Gewinn bringen<br />

Migrationshintergrund, -“-e, <strong>de</strong>r Eltern/Großeltern aus einem an<strong>de</strong>ren Land haben<br />

Ruf, <strong>de</strong>r hier: Image, Reputation<br />

Schätzung, -en, die hier: Analyse/Ergebnis mit ungenauen Zahlen<br />

Stromnetz, -e, das hier: Kabel für Elektrizität, die im Haus/in <strong>de</strong>r Wohnung sind<br />

ungerecht nicht in Ordnung, unfair, diskriminierend<br />

verpflichten zwingen, obligatorisch/für alle gültig machen<br />

zur Verfügung stellen bereitstellen, anbieten<br />

zurückführen, auf etw. (Akk.) Ursache/Grund von etw. sein<br />

Robert Teschner<br />

Mein Öko-Strom<br />

Mini-Solargeräte für zu Hause<br />

Mieter o<strong>de</strong>r Besitzer einer Wohnung mit Balkon<br />

o<strong>de</strong>r Terrasse können jetzt mit einem Mini-Solargerät<br />

ihren eigenen Strom produzieren und<br />

nutzen. Die Solargeräte lassen sich einfach auf<br />

<strong>de</strong>m Balkon o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Hauswand montieren.<br />

Der mit ihnen erzeugte Strom fließt direkt über<br />

die Steckdose in das Stromnetz <strong>de</strong>r Wohnung,<br />

so wird weniger Strom aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />

Stromnetz gebraucht. Reicht <strong>de</strong>r Solarstrom<br />

vom Balkon für die elektrischen Geräte zu Hause<br />

nicht aus, fließt <strong>de</strong>r Strom aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />

Stromnetz dazu. Mini-Solargeräte sind<br />

zwar mit 600 bis 1 000 Euro ziemlich teuer,<br />

lohnen sich aber langfristig.<br />

Lehre statt Uni<br />

Mehr Abiturienten erlernen Berufe<br />

Fast die Hälfte <strong>de</strong>r Abiturienten in<br />

Deutschland lernt aktuell lieber einen<br />

Beruf, statt an <strong>de</strong>r Uni zu studieren, so<br />

das Ergebnis einer Studie <strong>de</strong>r Bertelsmann<br />

Stiftung. Der Anteil <strong>de</strong>r Schulabsolventen<br />

mit Hochschulreife, die eine<br />

Berufsausbildung beginnen, ist in zehn<br />

Jahren von 35 auf 47,4 Prozent gestiegen.<br />

Das ist gut, um <strong>de</strong>n Fachkräftemangel<br />

zu beheben. Der Nachteil ist:<br />

Wer einen Haupt- o<strong>de</strong>r Realschulabschluss<br />

hat, wird nur sehr schwer einen<br />

Ausbildungsplatz bekommen, weil Abiturienten<br />

von Arbeitgebern lieber ausgewählt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 5


*<br />

Von Brot, Müll und<br />

<strong>de</strong>r Sonntagsruhe<br />

››<br />

Ruangkao erlebt Deutschland<br />

In <strong>de</strong>r Rubrik „Der an<strong>de</strong>re Blick“ erzählen<br />

junge Menschen aus <strong>de</strong>m Ausland über ihr<br />

Leben in Deutschland. Heute ist es Ruangkao<br />

Chanasongkram aus <strong>de</strong>r thailändischen<br />

Hauptstadt Bangkok. Die 22-Jährige lebt<br />

seit drei Jahren in Deutschland, absolvierte<br />

das Studienkolleg in <strong>de</strong>r sächsischen Stadt<br />

Leipzig und studiert nun Kommunikationsund<br />

Medienwissenschaft an <strong>de</strong>r dortigen<br />

Universität.<br />

Wenn ich gefragt wer<strong>de</strong>, was für<br />

mich typisch <strong>de</strong>utsch ist, sage<br />

ich immer: „Brot!“ Bevor ich nach<br />

Deutschland kam, glaubte ich, dass die<br />

Deutschen nur eine Brotsorte essen<br />

wür<strong>de</strong>n – nämlich Weizenbrot. Als ich<br />

aber zum ersten Mal ein Brot für mein<br />

Frühstück kaufen wollte, sah ich mit eigenen<br />

Augen, wie viele an<strong>de</strong>re Brotsorten<br />

es in Deutschland gibt, zum Beispiel<br />

Vollkornbrot, Mehrkornbrot o<strong>de</strong>r<br />

Dinkelbrot. Zuerst war ich vorsichtig<br />

und kaufte nur ein Weizenbrot. Dann<br />

habe ich zufällig einmal von einem Dinkelbrot<br />

gegessen und fand es wun<strong>de</strong>rbar.<br />

Jetzt kaufe ich je<strong>de</strong>s Mal eine neue<br />

Brotsorte. Momentan ist Dinkelbrot<br />

mit Sonnenblumenkernen mein Favorit.<br />

Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong> ich die Brotschnei<strong>de</strong>maschinen<br />

in Supermärkten sehr<br />

praktisch.<br />

Universität Leipzig<br />

Die Universität Leipzig wur<strong>de</strong> 1409<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Damit ist sie eine <strong>de</strong>r ältesten<br />

Universitäten Europas und<br />

nach <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

(1386) die zweitälteste Universität<br />

im heutigen Deutschland. Im Wintersemester<br />

2021/22 waren hier<br />

31 058 Studieren<strong>de</strong> eingeschrieben.<br />

Die Thailän<strong>de</strong>rin Ruangkao<br />

Chanasongkram studiert in Leipzig<br />

Mülltrennung will gelernt sein<br />

In Deutschland haben mich die vielen<br />

verschie<strong>de</strong>nfarbigen Müllcontainer<br />

überrascht. Es gibt blaue für Papier,<br />

rote für Elektromüll, gelbe für Kunststoff,<br />

braune für Bioabfall und schwarze<br />

für Restabfall. Das musste ich erst<br />

einmal alles lernen und erkannte<br />

schnell, dass die Menschen in<br />

Deutschland die Mülltrennung sehr<br />

ernst nehmen. Am Eingang <strong>de</strong>s Müllplatzes<br />

in meinem Stu<strong>de</strong>ntenwohnheim<br />

stehen <strong>de</strong>taillierte Informationen,<br />

wie man Müll richtig trennt. Wer das<br />

nicht o<strong>de</strong>r falsch macht, kann eine<br />

Geldstrafe bekommen. Das hat mich<br />

am Anfang sehr gestresst, doch jetzt<br />

bin ich professioneller und damit gelassener<br />

bei <strong>de</strong>r Mülltrennung gewor<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Recyclingsystem schont ja<br />

auch wirklich die Umwelt und<br />

unsere Ressourcen.<br />

Sonntag ist Ruhetag<br />

In Thailand ist <strong>de</strong>r Sonntag Familientag.<br />

Da gehen die Leute am meisten<br />

aus und kaufen für die kommen<strong>de</strong> Woche<br />

ein. In Deutschland ist das völlig<br />

an<strong>de</strong>rs. Die Einkaufszentren und Supermärkte<br />

sind geschlossen und auch<br />

die Straßenbahnen fahren seltener.<br />

Okay, dachte ich eines Sonntags, dann<br />

bleibe ich eben auch zu Hause und<br />

räume mein Zimmer auf. Ich hab mir<br />

sogar einen Putzplan gemacht. Um 10<br />

Uhr schaltete ich meinen Staubsauger<br />

ein und legte los. Zehn Minuten später<br />

klopfte mein Nachbar an die Tür. Der<br />

alte Herr erklärte mir, dass ich am<br />

Sonntag so früh keinen Lärm machen<br />

dürfe, wie auch zwischen 13 und 15<br />

Uhr nicht. In diesem Moment wur<strong>de</strong><br />

mir klar, dass <strong>de</strong>r Sonntag in Deutschland<br />

ein beson<strong>de</strong>rs ruhiger Tag ist. Geputzt<br />

hab ich dann am Montag und<br />

niemand hat sich beschwert.<br />

<br />

Ruangkao Chanasongkram<br />

beschweren, sich sich beklagen, kritisieren<br />

Bioabfall, -“-e, <strong>de</strong>r organischer Müll<br />

Dinkelbrot, das Schwarzbrot aus einem beson<strong>de</strong>ren Getrei<strong>de</strong><br />

ernst nehmen beachten, berücksichtigen<br />

gelassen ruhig, entspannt<br />

loslegen anfangen, beginnen, <strong>de</strong>n ersten Schritt tun<br />

Mülltrennung, die Sortieren von Müll (Glas, Papier, Kunststoff)<br />

Restabfall, -“-e, <strong>de</strong>r gewöhnlicher, normaler Müll<br />

schonen schützen, retten<br />

Sonnenblumenkern, -e, <strong>de</strong>r Samen/Frucht <strong>de</strong>r Sonnenblume<br />

Staubsauger, -, <strong>de</strong>r Maschine/Apparat, um einen Teppich zu reinigen/sauber zu machen<br />

vorsichtig hier: skeptisch<br />

Weizenbrot, das Weißbrot<br />

zufällig unerwartet, ohne Absicht, ohne es zu wollen<br />

Fotos: privat (Ruangkao Chanasongkram), Zscout370/wikimedia.org (Flagge Thailands), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands), Universität Leipzig (Logo)<br />

6 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Leserbriefe<br />

››<br />

Ostertraditionen in eurer Region<br />

Wir von <strong>de</strong>r „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“-Redaktion hatten<br />

dazu aufgerufen, uns zu schreiben, welche<br />

Ostertraditionen es in euren Heimatlän<strong>de</strong>rn<br />

gibt. Drei Leserbriefe haben wir hier für euch<br />

herausgesucht.<br />

Foto: ​j​a​n​n​o​o​n​0​2​8​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Osterhase mit Eiern)<br />

Ritual <strong>de</strong>r gefüllten Körbe<br />

Bei uns in Nordrumänien (Bukowina)<br />

wird <strong>de</strong>r Ostergottesdienst die ganze<br />

Nacht zelebriert, unter an<strong>de</strong>rem mit<br />

<strong>de</strong>m Ritual <strong>de</strong>r gefüllten Körbe: Die<br />

Gläubigen bringen Körbe mit, die sie<br />

vorher mit Speisen wie gekochten Eiern,<br />

Brot-, Schinken-, Käse- o<strong>de</strong>r Striezelscheiben<br />

gefüllt haben. Der Priester<br />

segnet dann symbolisch das Festmahl.<br />

Auf <strong>de</strong>m Heimweg grüßen die Menschen<br />

einan<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Worten „Christus<br />

ist auferstan<strong>de</strong>n!“, worauf geantwortet<br />

wird: „Er ist wahrhaftig auferstan<strong>de</strong>n!“<br />

Cosmin Ţugui, Radautz, Rumänien<br />

Ostereier<br />

verstecken und<br />

suchen<br />

In Deutschland ist<br />

es Brauch, Ostereier<br />

zu verstecken, so auch in meiner Familie.<br />

Wir bemalen gekochte Eier, verstecken<br />

sie dann am Ostersonntag im<br />

Haus o<strong>de</strong>r im Garten und die Kin<strong>de</strong>r<br />

müssen sie dann suchen. Bei einem<br />

gemeinsamen Osterbrunch verspeisen<br />

wir alle gefun<strong>de</strong>nen Eier und hoffen,<br />

dass wir keine vergessen haben.<br />

Marieke Weiß, Dessau-Roßlau,<br />

Deutschland<br />

Gesund, sauber und reich<br />

Am Ostermorgen, nach<strong>de</strong>m die Christen<br />

in <strong>de</strong>r Republik Moldau von <strong>de</strong>r Kirche<br />

nach Hause gekommen sind, waschen<br />

sie ihre Gesichter mit Wasser, in<br />

das sie ein rotes Ei, ein weißes Ei und<br />

eine Silbermünze gelegt haben. Dieses<br />

Ritual soll für Gesundheit, Sauberkeit<br />

und Reichtum sorgen.<br />

Cristina Ganibani, Ungheni,<br />

Republik Moldau


Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong><br />

*<br />

Wo aus<br />

Sümpfen Ackerland wur<strong>de</strong><br />

››<br />

Die Region O<strong>de</strong>rbruch<br />

Bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war das O<strong>de</strong>rbruch bis auf wenige höher gelegene Dörfer nur Sumpfland, das<br />

regelmäßig vom Fluss O<strong>de</strong>r überflutet wur<strong>de</strong>. Doch dann hatte Preußens König Friedrich II. (1712 –<br />

1786) die geniale I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bau von Kanälen und Deichen zu<br />

än<strong>de</strong>rn. So konnte gutes Ackerland gewonnen und neue Dörfer gebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

Das prägt die Region bis heute.<br />

Region O<strong>de</strong>rbruch<br />

Das<br />

Berlin<br />

O<strong>de</strong>rbruch<br />

ist<br />

ein knapp<br />

60 Kilometer<br />

(km) langes<br />

und 12 bis<br />

20 km breites<br />

Gebiet<br />

im Nordosten<br />

Deutschlands,<br />

im Bun<strong>de</strong>sland<br />

Bran<strong>de</strong>nburg, direkt an <strong>de</strong>r<br />

Grenze zu Polen, durch das die O<strong>de</strong>r<br />

fließt. Die Region entstand in <strong>de</strong>r letzten<br />

Eiszeit vor über 15 000 Jahren.<br />

Landgewinn durch Deichbau<br />

„Graben und Wall / haben bezwungen<br />

das Element / und nun blüht es von<br />

End zu End / all überall“, so beschrieb<br />

1863 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Schriftsteller Theodor<br />

Fontane (1819 – 1898) in seinem<br />

berühmten Werk „Wan<strong>de</strong>rungen durch<br />

die Mark Bran<strong>de</strong>nburg“ das Beson<strong>de</strong>re<br />

an <strong>de</strong>r Region O<strong>de</strong>rbruch – die Trockenlegung<br />

<strong>de</strong>s Sumpflan<strong>de</strong>s durch<br />

<strong>de</strong>n Bau von Kanälen und Deichen und<br />

die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Verlaufs <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r.<br />

Das geschah zwischen 1747 und<br />

1753 auf Befehl Friedrichs II. So wur<strong>de</strong><br />

aus Sumpfland fruchtbares Ackerland.<br />

I<strong>de</strong>al für Natur- und Radfreun<strong>de</strong>:<br />

<strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Radweg<br />

Wirtschaft im O<strong>de</strong>rbruch<br />

Damit begann die Neubesiedlung <strong>de</strong>s<br />

O<strong>de</strong>rbruchs, die heute noch im Namenszusatz<br />

„Neu“ vieler Dörfer zu erkennen<br />

ist, wie zum Beispiel Neulietzegöricke,<br />

<strong>de</strong>m ältesten Neusiedlerdorf.<br />

Die neuen Siedler kamen aus entfernten<br />

Regionen Deutschlands und betrieben<br />

jetzt nicht mehr nur Fischerei, son<strong>de</strong>rn<br />

Ackerbau und Viehzucht, bauten<br />

Gemüse und Kartoffeln an. Wichtig<br />

wur<strong>de</strong> auch die Produktion von Zucker<br />

aus Zuckerrüben, so entstand 1838 in<br />

Kienitz die erste Zuckerfabrik. Der Start<br />

einer direkten Eisenbahnverbindung<br />

von Berlin bis nach Küstrin im Jahr<br />

1867 verstärkte die wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Heute ist die landwirtschaftliche<br />

Produktion immer noch<br />

wichtig, jedoch die größte Zukunft hat<br />

hier die erneuerbare Energie.<br />

Energie durch Windkraft<br />

Seine weiten, unbebauten Flächen und<br />

die dünne Besiedlung haben das O<strong>de</strong>rbruch<br />

zum i<strong>de</strong>alen Standort für die Gewinnung<br />

von Strom aus erneuerbaren<br />

Energien, vor allem <strong>de</strong>r Windkraft,<br />

gemacht. Aktuell ist Bran<strong>de</strong>nburg<br />

das zweitstärkste Win<strong>de</strong>nergieland<br />

Deutschlands. Auch mit Solarzellen<br />

und Biomasse wird hier Strom produziert.<br />

Dabei wird in <strong>de</strong>r Region 3,5-mal<br />

so viel Strom erzeugt, wie tatsächlich<br />

verbraucht wird.<br />

Tradition und Neues<br />

So wie überall in Bran<strong>de</strong>nburg sind<br />

auch die Menschen im O<strong>de</strong>rbruch ihrer<br />

Heimat sehr verbun<strong>de</strong>n, alte Traditionen<br />

wer<strong>de</strong>n hier noch gepflegt. So wird<br />

je<strong>de</strong>s Jahr mit großen Osterfeuern das<br />

Fotos: M​a​r​c​u​s​ ​C​y​r​o​n​/​w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Denkmal Friedrichs II. in Letschin), T​M​B​-​F​o​t​o​a​r​c​h​i​v/C​a​r​s​t​e​n​ R​a​s​m​u​s​ (O<strong>de</strong>r-Neiße-Radweg),<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> (Deutschlandkarte), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands)<br />

Zu Ehren Friedrichs II. wur<strong>de</strong> 1905<br />

in Letschin ein Denkmal errichtet<br />

8 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Fotos: R​a​l​f​ ​R​o​l​e​t​s​c​h​ek/wikimedia.org (Nationalpark Unteres O<strong>de</strong>rtal), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Altes Rathaus Fürstenwal<strong>de</strong>),<br />

Eat Smarter (Quark mit Pellkartoffeln und Leinöl)<br />

Winteren<strong>de</strong> gefeiert. Traditionen bestimmen<br />

auch die Speisekarte, hier<br />

gibt es viel Fisch aus <strong>de</strong>r Region, wie<br />

Zan<strong>de</strong>r, Hecht und Karpfen, <strong>de</strong>ftige<br />

Eintöpfe o<strong>de</strong>r Quark mit Leinöl und<br />

Kartoffeln. Ein großes Problem seit<br />

Jahren: Junge Leute ziehen aus beruflichen<br />

Grün<strong>de</strong>n eher in die Stadt, so<br />

wächst die Bevölkerung nur schwach.<br />

Bran<strong>de</strong>nburg ist das Bun<strong>de</strong>sland mit<br />

<strong>de</strong>r zweitgeringsten Bevölkerungsdichte.<br />

Zu<strong>de</strong>m sind viele neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu meistern, wie <strong>de</strong>r Ausbau<br />

<strong>de</strong>r Windkraftanlagen und <strong>de</strong>r starke<br />

Zuzug von Menschen aus Großstädten<br />

wie Berlin, die hier ihr ländliches Sommerhaus<br />

mit Gemüsegarten gekauft<br />

haben und eine neue Lebensart mitbringen.<br />

Doch da liegt ja auch eine<br />

Chance, Stadt und Land einan<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r<br />

näherzubringen.<br />

Einfach, gesund und lecker:<br />

Pellkartoffeln mit Leinölquark<br />

Friedrich II., sein Vater und Küstrin<br />

Bevor er im O<strong>de</strong>rbruch Großes leistete,<br />

verband Friedrich II. bereits eine traurige<br />

Geschichte mit <strong>de</strong>r dortigen Stadt<br />

Küstrin (heute: Kostrzyn nad Odrą).<br />

Sein Vater Friedrich Wilhelm I. (1688 –<br />

1740) erzog ihn streng militärisch,<br />

lieblos, ohne Interesse an <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />

seines Sohnes, <strong>de</strong>r die Musik,<br />

Literatur und Philosophie liebte. So<br />

plante <strong>de</strong>r verzweifelte 18-jährige<br />

Friedrich mit seinem älteren Freund<br />

Leutnant von Katte die Flucht nach<br />

Frankreich, die lei<strong>de</strong>r misslang. Katte<br />

wur<strong>de</strong> in Berlin eingesperrt und Friedrich<br />

kam für zehn Wochen in Einzelhaft<br />

in die Festung Küstrin. „Soldatenkönig“<br />

Friedrich Wilhelm I. wollte bei<strong>de</strong> wegen<br />

Fahnenflucht zum To<strong>de</strong> verurteilen, ließ<br />

schließlich aber nur Katte am 6.<br />

Nationalpark Unteres O<strong>de</strong>rtal<br />

November 1730 in Küstrin enthaupten,<br />

und zwar vor <strong>de</strong>n Augen seines<br />

Sohns. Vater und Sohn fan<strong>de</strong>n nie wie<strong>de</strong>r<br />

zueinan<strong>de</strong>r.<br />

Flutkatastrophen<br />

Das Leben an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r kann gefährlich<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn sich zum Beispiel im<br />

Winter viel Schnee und Eis in <strong>de</strong>n Bergen<br />

sammelt und im Frühjahr zu<br />

schmelzen beginnt. Dann führt <strong>de</strong>r<br />

Fluss extrem viel Wasser mit sich und<br />

droht über das Ufer zu steigen. Im<br />

März 1947 gab es die schwersten<br />

Überschwemmungen, als nach einem<br />

eisigen Winter Eisschollen die O<strong>de</strong>r<br />

blockierten, ein Deich brach und<br />

60 000 Hektar (ha) Land überschwemmt<br />

wur<strong>de</strong>n. Innerhalb von vier<br />

Tagen lief das O<strong>de</strong>rbruch voll. Auch<br />

Der einzige Flussauennationalpark Deutschlands liegt nördlich vom O<strong>de</strong>rbruch.<br />

Er wur<strong>de</strong> 1995 gegrün<strong>de</strong>t. Auf über 60 km Länge bietet <strong>de</strong>r Nationalpark<br />

Lebensraum für seltene Wasservögel wie <strong>de</strong>n Eisvogel, aber auch für<br />

Seeadler, Fischotter und viele Fischarten. Auf Wan<strong>de</strong>rwegen, per Rad an <strong>de</strong>r<br />

O<strong>de</strong>r entlang o<strong>de</strong>r am besten mit einem Mietkajak lässt sich die unberührte<br />

Natur wun<strong>de</strong>rbar erkun<strong>de</strong>n.<br />

Sehenswertes in Fürstenwal<strong>de</strong>: das Alte<br />

Rathaus und <strong>de</strong>r Dom St. Marien (links)<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 9


Das Fontanehaus<br />

in Schiffmühle<br />

Das Naturschutzgebiet<br />

Lietzener Mühlental<br />

1997 und 2010 stand, nach extremem<br />

Regen, das O<strong>de</strong>rbruch wie<strong>de</strong>r vor<br />

einer Flutkatastrophe, doch auch dank<br />

<strong>de</strong>r Hilfe vieler Freiwilliger konnten die<br />

Deiche gesichert wer<strong>de</strong>n. Als Schutzmaßnahme<br />

für die Zukunft wur<strong>de</strong>n Teile<br />

<strong>de</strong>r Deiche weiter ausgebaut, jedoch<br />

am effektivsten wären große Überschwemmungsgebiete<br />

(Auen) entlang<br />

<strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r. Doch dafür gutes Ackerland<br />

freizugeben, gelingt lei<strong>de</strong>r zu selten.<br />

Fischsterben in <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r<br />

Im letzten Sommer kam es zu einer<br />

neuen Katastrophe, allerdings einer<br />

von Menschen geschaffenen: hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong><br />

Fische starben in <strong>de</strong>r polnischen<br />

und <strong>de</strong>utschen O<strong>de</strong>r. Hauptursache<br />

dafür war eine zu hohe Salzmenge<br />

im Wasser, die zur Vermehrung einer<br />

für Fische giftigen Alge führte. Außer<strong>de</strong>m<br />

war es ein sehr heißer Sommer<br />

mit kaum Regen, also gab es wenig<br />

Sauerstoff im Wasser. Wie das Salz in<br />

die O<strong>de</strong>r kam, ist immer noch ungeklärt,<br />

doch sicher ist: Diese großen<br />

Mengen können nur aus einem Industriebetrieb<br />

stammen.<br />

Biber im Bruch<br />

Eine Beson<strong>de</strong>rheit im O<strong>de</strong>rbruch sind<br />

die Biber, die 1986, nach<strong>de</strong>m sie inzwischen<br />

ausgerottet waren, wie<strong>de</strong>rangesie<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong>n 46 Biber<br />

aus <strong>de</strong>m Fluss Elbe geholt. Mit Erfolg:<br />

Die Biber vermehren sich im<br />

O<strong>de</strong>rbruch sehr gut. Doch lei<strong>de</strong>r sind<br />

auch ihre Spuren nicht zu übersehen:<br />

viele zerstörte Bäume, aus <strong>de</strong>nen die<br />

Biber Staudämme bauen, die dann<br />

die Fel<strong>de</strong>r unter Wasser setzen. Seit<br />

2009 kümmert sich ein Bibermanagement<br />

um das Gleichgewicht zwischen<br />

<strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s Tierschutzes und<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft.<br />

Elvira Metzler, Clemens Tragelehn<br />

O<strong>de</strong>rbruch-Museum<br />

Altranft<br />

Im O<strong>de</strong>rbruch-Museum Altranft erfährt<br />

man viel über Landschaft,<br />

Leute und die ländliche Kulturgeschichte<br />

<strong>de</strong>r Region. Hier kann<br />

man historische Gebäu<strong>de</strong> wie ein<br />

Herrenhaus aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

besichtigen und im Landarbeiterhaus,<br />

<strong>de</strong>m ehemaligen Fischerhaus,<br />

als Kind wie auch<br />

Erwachsener in einer Werkstatt<br />

künstlerisch aktiv wer<strong>de</strong>n.<br />

Bibern kann man im<br />

O<strong>de</strong>rbruch öfter begegnen<br />

Fotos: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann (Fontanehaus Schiffmühle), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Radweg an <strong>de</strong>n Lietzener<br />

Teichen), A​l​e​x​ S​c​h​i​r​m​e​r​/​r​e​i​s​e​l​a​n​d​-​b​r​a​n​d​e​n​b​u​r​g​.​d​e (O<strong>de</strong>rbruch-Museum Altranft), R​o​n​n​i​e​ H​o​w​a​r​d​/A​d​o​b​e​S​t​o​c​k​foto-1​2​0​0​1​9​9​5​5 (Biber)<br />

10 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Kraniche auf <strong>de</strong>n<br />

Wiesen <strong>de</strong>s O<strong>de</strong>rbruchs<br />

Fotos: Rike/iStock-614648730 (Kraniche), Seenland O<strong>de</strong>r-Spree/Florian Läufer (Festung Küstrin), ​T​s​u​n​g​a​m​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg)<br />

Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg<br />

Der klassizistische Charme von<br />

Schloss Neuhar<strong>de</strong>nberg ist <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Architekten Karl-Friedrich<br />

Schinkel (1781 – 1841) zu<br />

verdanken, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ursprünglich<br />

barocken Bau von 1820 – 1823<br />

umgestaltet hat. Das Schloss mit<br />

seinen Nebengebäu<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Schinkel-Kirche<br />

und <strong>de</strong>m großen Park<br />

wird heute als Hotel und Restaurant,<br />

aber vor allem als Veranstaltungsort<br />

für Ausstellungen, klassische<br />

Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen<br />

und Gesprächsreihen<br />

genutzt.<br />

Die Festung Küstrin<br />

Im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt zum Schutz <strong>de</strong>r Stadt Küstrin erbaut, wur<strong>de</strong>n bei<br />

<strong>de</strong>n schweren Kämpfen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs (1933 –<br />

1945) große Teile <strong>de</strong>r mittelalterlichen Festungsanlagen schwer beschädigt<br />

und 90 Prozent aller Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt zerstört. Doch zwei<br />

beeindrucken<strong>de</strong> Bastionen sind heute noch in einem Museum vor Ort<br />

zu besichtigen. Die Stadt Küstrin wur<strong>de</strong> nach 1945 polnisches Gebiet<br />

und heißt heute Kostrzyn nad Odrą.<br />

Ackerland, das Land/Bo<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>m Pflanzen/Getrei<strong>de</strong> wachsen<br />

Alge, -n, die Wasserpflanze<br />

auf Befehl auf Kommando, per Dekret<br />

ausrotten vollständig vernichten/beseitigen, eliminieren<br />

betreiben hier: ausüben, sich mit etw. beschäftigen, machen<br />

bezwingen besiegen, schaffen, überwin<strong>de</strong>n<br />

blühen hier: wachsen, Erfolg haben, sich entwickeln<br />

Deich, -e, <strong>de</strong>r Damm entlang eines Flusses, Schutzwall gegen Wasser<br />

dünne Besiedlung, eine eine Region, in <strong>de</strong>r wenig Menschen wohnen<br />

einsperren ins Gefängnis bringen<br />

Einzelhaft, die allein in einer Gefängniszelle sitzen<br />

enthaupten <strong>de</strong>n Kopf abschlagen, hinrichten, töten<br />

entstehen hier: sich bil<strong>de</strong>n, aufkommen<br />

erneuerbar alternativ, regenerativ<br />

Fahnenflucht, -en, die ohne Erlaubnis die Armee/das Land verlassen<br />

gewinnen hier: bekommen, herausholen, erzeugen<br />

giftig toxisch, tödlich, lebensgefährlich<br />

Graben, -“-, <strong>de</strong>r eine Grube mit Wasser, kleiner Kanal<br />

Großes leisten etw. Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s schaffen/machen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />

misslingen schiefgehen, nicht funktionieren<br />

pflegen hier: befolgen, beachten<br />

prägen beeinflussen, wirken auf etw.<br />

Sumpfland, das Moor, Morast, kein festes Land<br />

Trockenlegung, -en, die Entwässerung<br />

überfluten unter Wasser setzen<br />

Überschwemmung, -en, die Hochwasserkatastrophe, Land steht unter Wasser<br />

Verlauf, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Richtung<br />

Vermehrung, -en, die Reproduktion, das Wachsen<br />

verurteilen bestrafen, mit einer Strafe belegen<br />

verzweifelt keine Hoffnung mehr haben<br />

Viehzucht, -en, die Halten von Nutz- und Haustieren (z. B. Rin<strong>de</strong>r, Schweine, Schafe, Ziegen)<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 11


Tradition<br />

*<br />

Das höchste<br />

Kirchenfest<br />

››<br />

Christliche Osterrituale<br />

„Urbi et Orbi“ – dieser Ostersegen, verkün<strong>de</strong>t<br />

vom aktuellen Papst Franziskus, ist<br />

auch für die <strong>de</strong>utschen Katholikinnen<br />

und Katholiken <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>s<br />

Osterfestes. Aber wie genau feiern<br />

Christinnen und Christen in Deutschland<br />

Ostern? Einige <strong>de</strong>r christlichen<br />

Osterrituale (Osterliturgie) erklärt<br />

„<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“ -Autor Max Firgau.<br />

Für christliche Gläubige in aller<br />

Welt ist Ostern das höchste kirchliche<br />

Fest. So auch in Deutschland, wo<br />

etwa 22 Millionen Katholikinnen und<br />

Katholiken sowie 20 Millionen Protestantinnen<br />

und Protestanten leben. Sie<br />

feiern, dass <strong>de</strong>r Sohn Gottes, Jesus<br />

Christus, von <strong>de</strong>n Toten auferstan<strong>de</strong>n<br />

ist. Da Jesus <strong>de</strong>n Tod besiegt hat, gilt<br />

Ostern als Fest <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>.<br />

Fußwaschung und Abendmahl<br />

Die christlichen Ostertraditionen sind je<br />

nach Konfession unterschiedlich: Am<br />

Gründonnerstag erfolgt in <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche die rituelle Fußwaschung,<br />

so wie es Jesus bei seinen Aposteln<br />

tat. In <strong>de</strong>r evangelischen Kirche fin<strong>de</strong>t<br />

am Gründonnerstag ein Abendmahlgottesdienst<br />

statt, <strong>de</strong>r an das letzte<br />

Aben<strong>de</strong>ssen Jesu mit seinen Jüngern<br />

erinnert.<br />

Lei<strong>de</strong>n Jesu im Mittelpunkt<br />

Am Karfreitag steht das Lei<strong>de</strong>n Jesu im<br />

Zentrum. An diesem Tag, so steht es in<br />

<strong>de</strong>r Bibel, wur<strong>de</strong> Jesus gekreuzigt. In<br />

<strong>de</strong>r katholischen Kirche muss die Messe<br />

(Gottesdienst) am Karfreitag bis 18<br />

Uhr stattfin<strong>de</strong>n. Die liturgische Farbe<br />

ist Rot, als Zeichen für das von Jesus<br />

vergossene Blut. In <strong>de</strong>r protestantischen<br />

Kirche steht die sogenannte<br />

Passionsgeschichte im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />

also das Sterben Jesu und seine Kreuzigung.<br />

Auferstehung Jesu und „Urbi et<br />

Orbi“<br />

Der wichtigste Tag <strong>de</strong>s Osterfestes<br />

ist <strong>de</strong>r Ostersonntag. Schon vor<br />

Sonnenaufgang beginnen in bei<strong>de</strong>n<br />

Kirchen Osternachtsgottesdienste.<br />

Osterkerzen wer<strong>de</strong>n angezün<strong>de</strong>t<br />

und die Auferstehung Jesu<br />

anzün<strong>de</strong>n anbrennen, zum Brennen bringen<br />

auferstehen nach <strong>de</strong>m Tod wie<strong>de</strong>r lebendig wer<strong>de</strong>n<br />

erscheinen hier: kommen, auftauchen, eintreffen<br />

Fußwaschung, -en, die die Füße sauber machen<br />

gelten, als jmd./etw. (Nom.) angesehen/betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />

Gläubige, -n, <strong>de</strong>r/die jmd., <strong>de</strong>r religiös ist<br />

Gottesdienst, -e, <strong>de</strong>r Versammlung in <strong>de</strong>r Kirche, Andacht, Predigt<br />

Grab, -“-er, das Ort, an <strong>de</strong>m ein Toter liegt/ein Verstorbener beerdigt wird<br />

heilig göttlich, himmlisch, selig<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen an erster Stelle stehen, primär sein<br />

kreuzigen ans Kreuz schlagen, To<strong>de</strong>sstrafe am Kreuz<br />

nachlassen weniger/schwächer wer<strong>de</strong>n; zurückgehen<br />

Ostersegen, <strong>de</strong>r heilige Worte/Gottes Worte am Ostersonntag<br />

segnen Gottes Schutz geben<br />

spen<strong>de</strong>n hier: geben, schenken<br />

vergossen hier: geopfert, gegeben<br />

verkün<strong>de</strong>n proklamieren, offiziell erklären<br />

verraten hier: anzeigen, mel<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nunzieren<br />

wahrhaftig hier: tatsächlich, wirklich<br />

12 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />

Ein Teilstück <strong>de</strong>s Wurzacher<br />

Altars von 1437<br />

von <strong>de</strong>n Toten wird verkün<strong>de</strong>t. Die<br />

Gläubigen begrüßen einan<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n<br />

Worten: „Der Herr ist auferstan<strong>de</strong>n!“ –<br />

„Er ist wahrhaftig auferstan<strong>de</strong>n!“ Nach<br />

<strong>de</strong>m Verlesen <strong>de</strong>r Ostergeschichte wird<br />

gemeinsam das heilige Abendmahl gefeiert.<br />

Für katholische Gläubige ist <strong>de</strong>r<br />

Ostersegen „Urbi et Orbi“ (auf<br />

Deutsch: „<strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>m Erdkreis“),<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Papst am Ostersonntag<br />

vom Balkon <strong>de</strong>s Petersdoms in<br />

Rom spen<strong>de</strong>t, sehr wichtig, <strong>de</strong>nn mit<br />

diesen Worten segnet er das Volk.<br />

<br />

Max Firgau<br />

Der Weg Jesu an Ostern<br />

In <strong>de</strong>r Bibel wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tod und die Auferstehung<br />

Jesu so erzählt: Am Gründonnerstag<br />

trifft er sich zum letzten Abendmahl<br />

mit seinen Jüngern. Einer von<br />

ihnen verrät ihn an die Römer und am<br />

Tag darauf, am Karfreitag, wird Jesus<br />

in Jerusalem gekreuzigt, also<br />

ans Kreuz geschlagen, und stirbt.<br />

Zwei Tage später, am Ostersonntag,<br />

ist sein Grab leer und er erscheint<br />

seinen Jüngern: Jesus ist<br />

auferstan<strong>de</strong>n.<br />

Kirche in Deutschland<br />

Historisch gesehen ist Deutschland<br />

ein christliches Land, in <strong>de</strong>m die katholische<br />

und die lutherisch-evangelische<br />

Kirche am stärksten sind. Allerdings<br />

lässt seit Jahren das Interesse<br />

an <strong>de</strong>n Kirchen nach, immer<br />

weniger Menschen besuchen die<br />

Gottesdienste und zahlen Kirchensteuer.<br />

So gaben 1990 noch 35,8<br />

Prozent <strong>de</strong>r Deutschen an, katholisch<br />

zu sein – 2021 waren es nur noch<br />

26 Prozent.<br />

Fotos: G​o​o​g​l​e​ ​A​r​t​ P​r​o​j​e​c​t​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (F​l​ü​g​e​l​-​I​n​n​e​n​s​e​i​t​e​ d​e​s​ W​u​r​z​acher ​A​l​t​a​r​s​ von Hans ​M​u​l​t​s​c​h​e​r​), mitosue/pixabay.com (Wei<strong>de</strong>nkätzchen)


Fotos: gpointstudio/freepik.com (Kin<strong>de</strong>r bemalen Ostereier), ElsieBeeDesigns/pixabay.com (Osterhase)<br />

Ostern im Blick<br />

››<br />

Vorchristliche Bräuche <strong>de</strong>s Festes<br />

Ostern ist das wichtigste Fest <strong>de</strong>r christlichen Kirche, <strong>de</strong>nn dann wird die Auferstehung<br />

Jesu Christi gefeiert. Doch das <strong>de</strong>utsche Osterfest hat auch Bräuche und Symbole, die<br />

nicht auf christliche, son<strong>de</strong>rn heidnische Riten zurückgehen. Welche das sind und woher<br />

sie stammen, erläutert „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“-Autorin Katrin Luft.<br />

Der wohl älteste Osterbrauch ist<br />

das Bemalen von Ostereiern. Bereits<br />

in antiken Kulturen galt das Ei als<br />

Symbol <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>r Auferstehung<br />

Christi. In Deutschland entstand<br />

<strong>de</strong>r Brauch wahrscheinlich im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Dass Ostereier bemalt wur<strong>de</strong>n,<br />

hatte damals einen praktischen Grund:<br />

Da man während <strong>de</strong>r Fastenzeit keine<br />

Eier essen durfte, kochte man sie, damit<br />

sie länger haltbar blieben. Um sie<br />

von <strong>de</strong>n frischen Eiern gut unterschei<strong>de</strong>n<br />

zu können, malte man sie an.<br />

Der Osterhase<br />

Der Kin<strong>de</strong>r liebstes Tier im <strong>Frühling</strong> ist<br />

<strong>de</strong>r Hase. Als Osterhase bringt er am<br />

Ostersonntag die Ostereier und versteckt<br />

sie zusammen mit Süßigkeiten<br />

und kleinen Geschenken in Gärten und<br />

auf Balkonen. Dieser Brauch hat sich<br />

aus <strong>de</strong>r vorchristlichen Symbolik entwickelt,<br />

wo <strong>de</strong>r Hase für Fruchtbarkeit<br />

und neues Leben steht. Auch galten<br />

Hasen früher als die Boten <strong>de</strong>r germanischen<br />

<strong>Frühling</strong>sgöttin Ostara. In<br />

Deutschland bil<strong>de</strong>n Osterhase und Ostereier<br />

seit etwas mehr als 300 Jahren<br />

ein untrennbares Team. Über die Herkunft<br />

<strong>de</strong>s Osterhasen ist man sich jedoch<br />

bis heute nicht einig. Erste Belege<br />

für seine Existenz stammen aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1682 und wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m<br />

Hei<strong>de</strong>lberger Medizinprofessor Georg<br />

Franck von Frankenau (1643 – 1704)<br />

überliefert. Vor <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

brachten in vielen Regionen noch an<strong>de</strong>re<br />

Tiere die Eier: <strong>de</strong>r Fuchs, <strong>de</strong>r Kuckuck<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Storch. Endgültig zum<br />

„Star“ machte <strong>de</strong>n Osterhasen aber<br />

erst die Schokola<strong>de</strong>nindustrie mit Beginn<br />

<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Auferstehung, die Wie<strong>de</strong>rgeburt, nach <strong>de</strong>m Tod wie<strong>de</strong>r lebendig wer<strong>de</strong>n<br />

Beleg, -e, <strong>de</strong>r Beweis, Evi<strong>de</strong>nz, Zeichen<br />

Bote, -n, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r etw. bringt; Kurier, Überbringer<br />

Brauch, -“-e, <strong>de</strong>r Ritual, Tradition<br />

erhalten bleiben weiter existieren<br />

Fastenzeit, -en, die Zeitperio<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r man kein Fleisch und keine Eier essen darf<br />

Flamme, -n, die oberer Teil eines Feuers<br />

haltbar hier: essbar<br />

heidnisch vorchristlich<br />

Hüterin, -nen, die weibliche Person, die jmdn./etw. bewacht/schützt; Wächterin, Beschützerin<br />

Ritus, Riten, <strong>de</strong>r Ritual, Zeremonie<br />

stehen, für etw. (Akk.) symbolisieren, darstellen<br />

Storch, -“-e, <strong>de</strong>r Vogel mit langen Beinen<br />

überliefern weitergeben, übermitteln<br />

Überwindung, die Bekämpfung, Eliminierung<br />

Ursprung, -“-e, <strong>de</strong>r Herkunft, Anfang<br />

vertreiben hier: wegscheuchen, fortjagen<br />

verwurzelt sein mit etw. verbun<strong>de</strong>n sein, seinen Ursprung in etw. haben<br />

Heute ein großer Spaß,<br />

damals sehr praktisch:<br />

das Bemalen von Eiern<br />

Das Osterfeuer<br />

Ein ebenso schöner Brauch ist das Osterfeuer<br />

am Abend <strong>de</strong>s Karsamstags.<br />

Da versammeln sich Nachbarn und<br />

Freun<strong>de</strong> um das meist meterhohe Feuer,<br />

wärmen sich daran und genießen<br />

das Schauspiel <strong>de</strong>r Flammen. Auch<br />

dieser Brauch hat seinen Ursprung in<br />

vorchristlicher Zeit. Im heidnisch-germanischen<br />

Glauben war das Feuer ein<br />

Symbol für die Sonne und die Ankunft<br />

<strong>de</strong>s <strong>Frühling</strong>s. Mit <strong>de</strong>m <strong>Frühling</strong>sfeuer<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Winter vertrieben und die<br />

Sonne willkommen geheißen als Hüterin<br />

<strong>de</strong>r Fruchtbarkeit. Im Christentum<br />

symbolisiert das Feuer die Überwindung<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s durch die Auferstehung<br />

Jesu.<br />

Christliche und heidnische<br />

Traditionen<br />

Osterei, Osterhase und Osterfeuer sind<br />

nur einige Beispiele für heidnisch-germanische<br />

Traditionen, die im <strong>de</strong>utschen<br />

Osterfest erhalten geblieben<br />

sind. Sie zeigen, dass Ostern nicht nur<br />

ein christliches Fest ist, son<strong>de</strong>rn auch<br />

tief in <strong>de</strong>r vorchristlichen Gedankenwelt<br />

verwurzelt ist. Diese Traditionen geben<br />

<strong>de</strong>m Osterfest eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />

und machen es zu einem wichtigen<br />

Teil <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kultur. Sie erinnern<br />

daran, dass an Ostern nicht nur<br />

die Auferstehung Jesu Christi gefeiert<br />

wird, son<strong>de</strong>rn auch ein Fest <strong>de</strong>s neuen<br />

Lebens, <strong>de</strong>r Fruchtbarkeit und <strong>de</strong>r<br />

Freu<strong>de</strong>.<br />

<br />

Katrin Luft<br />

*<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 13


Immer online<br />

››<br />

Welche sozialen Medien<br />

nutzt du?<br />

Und wie<strong>de</strong>r macht <strong>de</strong>in Smartphone „pling,<br />

pling“: neue Nachrichten sind da. Und du<br />

checkst sie sofort. So wie du nutzt die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Bevölkerung in Deutschland<br />

ab 14 Jahren wöchentlich o<strong>de</strong>r häufiger<br />

soziale Medien. Allein unter <strong>de</strong>n 14-<br />

bis 29-Jährigen sind es sogar 88<br />

Prozent. Von jungen Leuten wollte<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> wissen, welche<br />

sozialen Medien sie verwen<strong>de</strong>n<br />

und wofür.<br />

Die Auswahl an sozialen Medien ist groß<br />

Leben<br />

*<br />

Eineinhalb Stun<strong>de</strong>n am Tag<br />

Eineinhalb Stun<strong>de</strong>n am Tag<br />

nutze ich soziale Medien. Am<br />

häufigsten benutze ich WhatsApp, privat<br />

als auch beruflich, da hier Audioo<strong>de</strong>r<br />

Vi<strong>de</strong>oanrufe, SMS, Sprachnachrichten<br />

und Fotos kombiniert sind. Unterhaltung<br />

hole ich mir über Instagram<br />

und YouTube. Für Bewerbungen und<br />

<strong>de</strong>n Austausch in aka<strong>de</strong>mischen Netzwerken<br />

nutze ich LinkedIn. Soziale Medien<br />

be<strong>de</strong>uten für mich Entspannung,<br />

zum Beispiel beim Essen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m<br />

Schlafengehen. Sie sind mir aber genauso<br />

wichtig als Mittel zur Selbstdarstellung<br />

(Instagram und LinkedIn). Und<br />

lei<strong>de</strong>r allzu oft eine Ablenkung von eigentlich<br />

wichtigen Aufgaben.<br />

Elli Eilers*, 22 Jahre, Stu<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>r Politikwissenschaft, Jena<br />

Beruflich und privat wichtig<br />

Privat nutze ich Instagram, beruflich bin<br />

ich auf LinkedIn und Twitter unterwegs,<br />

<strong>de</strong>nn für meine Arbeit sind bei<strong>de</strong> sehr<br />

wichtig: Mehrmals täglich verfolge ich<br />

ihre Feeds. Auf LinkedIn fin<strong>de</strong> ich außer<strong>de</strong>m<br />

die neuesten Publikationen<br />

und Fachartikel, die für meine Branche<br />

relevant sind. Mit meinen Freun<strong>de</strong>n<br />

und meiner Familie tausche ich mich<br />

über Sofortnachrichtendienste wie<br />

WhatsApp, Telegram und Viber aus. Vi<strong>de</strong>o<br />

und Fotos teile ich auf Instagram.<br />

Ich verbringe täglich etwa zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n sozialen Medien. Sie spielen<br />

für mich beruflich und privat eine<br />

große Rolle.<br />

Olesya Osokina*, 27 Jahre, studiert<br />

Politikwissenschaft in Jena und arbeitet<br />

bei <strong>de</strong>r Jenoptik AG.<br />

Am liebsten Instagram<br />

Ich nutze oft Whats-<br />

App, Signal, BeReal<br />

und TikTok, am liebsten<br />

bin ich jedoch bei<br />

Instagram. Da ich gerne<br />

fotografiere und reise,<br />

teile ich dort meine<br />

Reiseeindrücke und<br />

sammle neue Inspiration.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist Instagram<br />

ein tolles Netzwerk,<br />

um Kontakte zu<br />

pflegen. Ich versuche,<br />

meine Onlinezeit in <strong>de</strong>n<br />

sozialen Medien sinnvoll<br />

zu verbringen. So<br />

folge ich auf Instagram<br />

Ablenkung, -en, die hier: die Aufmerksamkeit auf etw. an<strong>de</strong>res richten, Abwechslung<br />

anfühlen, sich empfun<strong>de</strong>n/wahrgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

Bedürfnisse befriedigen Wünsche erfüllen<br />

Bewerbung, -en, die hier: Dokumente, um eine Arbeit/ein Stipendium/ein Praktikum zu bekommen<br />

Branche, -n, die Bereich, Wirtschaftszweig, Sektor<br />

Feeds verfolgen Nachrichten aus <strong>de</strong>m Internet lesen<br />

Konto, Konten, das hier: Account<br />

Netzwerk, -e, das Kontakte (zwischen Menschen)<br />

Selbstdarstellung, -en, die Präsentation <strong>de</strong>r eigenen Person<br />

sinnvoll vernünftig, klug, zweckmäßig<br />

verwen<strong>de</strong>n nutzen, einsetzen<br />

vortäuschen lügen, tricksen, manipulieren<br />

nur solchen Konten, die ich wirklich<br />

gut fin<strong>de</strong>. Bei Instagram habe ich oft<br />

das Gefühl, dass viele versuchen, ein<br />

„perfektes Leben“ vorzutäuschen. Auf<br />

TikTok o<strong>de</strong>r BeReal ist dies weitaus seltener<br />

<strong>de</strong>r Fall, da fühlt sich alles etwas<br />

ehrlicher an.<br />

Johanna Jakobs*, 24 Jahre, studiert<br />

politische Kommunikation in Jena.<br />

Zusammengestellt von Maria Zucker<br />

* ) Der Name wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Redaktion<br />

geän<strong>de</strong>rt.<br />

Nutzung sozialer Medien in<br />

Deutschland<br />

Facebook liegt in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

Deutschlands immer noch vorn, dicht gefolgt<br />

von Instagram, dahinter TikTok auf<br />

Rang 3. Bei <strong>de</strong>n 14- bis 29-Jährigen ist Instagram<br />

das meistgenutzte soziale Netzwerk.<br />

Über soziale Plattformen wer<strong>de</strong>n unterschiedlichste<br />

Bedürfnisse befriedigt, wie<br />

Information, Unterhaltung, Kontaktpflege<br />

und Austausch in privaten und beruflichen<br />

Netzwerken.<br />

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2022<br />

Fotos: 2​5​7​9​8​9​4​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Jugendliche an ihren Smartphones), Illerlok Xolms/iStock-1014481990 (Social Media Icons)<br />

14 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Rezept<br />

Fotos: 1​5​0​3​5​2​4​0​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Kräutersuppe), m​a​c​r​o​v​e​c​t​o​r​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Abbildung Kräuter)<br />

So schmeckt <strong>de</strong>r <strong>Frühling</strong><br />

››<br />

Eine Gründonnerstagssuppe<br />

Leicht, lecker<br />

und gesund: eine<br />

Kräutersuppe<br />

Nach altem Brauch wird am Gründonnerstag (<strong>de</strong>m Donnerstag vor Ostern) vor allem Grünes gegessen.<br />

Deshalb serviert man an diesem Tag gern eine Kräutersuppe. Sie vertreibt die winterliche Müdigkeit.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> verrät dir, wie du die Suppe kochst und wie sie ihre grüne Farbe behält.<br />

Schon die Germanen bereiteten<br />

eine Kräutersuppe zum <strong>Frühling</strong>sfest<br />

Ostara zu. Die Christen übernahmen<br />

diese Tradition und gaben <strong>de</strong>n<br />

Zutaten <strong>de</strong>r Suppe aber eine neue Be<strong>de</strong>utung:<br />

Die zum Teil bitteren Kräuter<br />

sollen an das Lei<strong>de</strong>n Christi erinnern.<br />

Die Suppe besteht aus einer Gemüsebrühe<br />

(selbst gemacht o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Glas) und frischen Kräutern, wie zum<br />

Beispiel Brunnenkresse und Schnittlauch.<br />

So bereitest du die Kräutersuppe<br />

zu:<br />

Vorbereitung:<br />

Du hast zwei Möglichkeiten, dir<br />

Kräuter zu besorgen: Du<br />

gehst in einen Supermarkt<br />

und kaufst sie dort.<br />

Besser ist es, wenn du einen<br />

Garten hast o<strong>de</strong>r in die<br />

Natur gehst und die Kräuter<br />

selbst suchst, zum<br />

Beispiel Bärlauch, Brennnessel,<br />

Löwenzahn, Sauerampfer o<strong>de</strong>r<br />

Gänseblümchen. Mit diesen Kräutern<br />

kannst du dann eine Wildkräutersuppe<br />

kochen.<br />

Zutaten:<br />

• 2 Handvoll verschie<strong>de</strong>ner Kräuter<br />

• 1 Liter kalte Gemüsebrühe<br />

• 2 Kartoffeln<br />

• 1 Zwiebel<br />

• 2 Esslöffel (EL) Öl<br />

• 1 EL Weizenmehl<br />

• Salz, Pfeffer, Muskatnuss<br />

• optional Sahne<br />

Zubereitung:<br />

Lege ein paar Gänseblümchen<br />

und schöne Kräuterblätter als<br />

Dekoration beiseite.<br />

Schnei<strong>de</strong> die geschälten<br />

Kartoffeln und die Zwiebel<br />

in Würfel. Nimm einen<br />

Topf, gib Öl hinein und erhitze<br />

ihn. Füge das Gemüse<br />

hinzu und<br />

andünsten mit wenig Wasser und Öl kochen<br />

anrichten hier: <strong>de</strong>korieren, schmücken<br />

aufgießen eine Flüssigkeit über etw. verteilen<br />

behalten bewahren, nicht än<strong>de</strong>rn<br />

besorgen holen, beschaffen, organisieren<br />

Brauch, -“-e, <strong>de</strong>r Ritual, Tradition<br />

durchziehen lassen stehen/einwirken lassen, bis das richtige Aroma erreicht ist<br />

erhitzen etw. heiß machen<br />

fein gehackt in sehr kleine Stücke zerkleinert/geschnitten<br />

Gänseblümchen, -, das Blume: eine Margerite<br />

geschält ohne Haut/Schale<br />

hinzufügen hier: dazugeben, hineintun<br />

Lei<strong>de</strong>n, -, das Schmerz, Not, Qual, Elend<br />

unverbindlich nicht obligatorisch, nicht fest, ohne Verpflichtung<br />

verraten hier: (ein Geheimnis) erzählen, sagen<br />

vertreiben hier: wegmachen, fortjagen<br />

Würfel, -, <strong>de</strong>r hier: kleines quadratisches Stück/Teil<br />

lass es kurz andünsten. Gib Mehl dazu<br />

und gieße alles mit Gemüsebrühe auf.<br />

Rühre alles gut durch und gib fein gehackte<br />

Kräuter hinzu. Dann lass alles<br />

unter leichtem Rühren etwa fünf Minuten<br />

kochen. Püriere die Suppe mit einem<br />

Pürierstab. Füge nach Geschmack<br />

Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Sahne<br />

hinzu. Lass die Suppe kurz durchziehen,<br />

richte einen tiefen Teller mit Gänseblümchenköpfen<br />

und Kräuterblättern<br />

an und serviere die Suppe mit frischem<br />

Brot.<br />

Tipps:<br />

Koche die Suppe nicht zu lange, sonst<br />

bleibt sie nicht so schön grün. Durch<br />

zu große Hitze wird das Chlorophyll<br />

zerstört. Sammle die Wildkräuter je<br />

nach Möglichkeit am Vortag o<strong>de</strong>r erst<br />

am Tag <strong>de</strong>s Kochens. Je frischer die<br />

Kräuter in die Suppe kommen, <strong>de</strong>sto<br />

besser.<br />

Guten Appetit!<br />

<br />

Ekaterina Shmeleva<br />

Speiseplan für Ostern<br />

Ostern ist das höchste kirchliche Fest in Deutschland.<br />

Deshalb gibt es noch heute unverbindliche Regeln,<br />

was an diesen Tagen gegessen wer<strong>de</strong>n sollte:<br />

Am Gründonnerstag sollte Grünes gegessen wer<strong>de</strong>n,<br />

auf keinen Fall Eier und Fleisch, weil noch Fastenzeit<br />

ist. Am Karfreitag steht Fisch auf <strong>de</strong>m Speiseplan.<br />

Der Karsamstag ist ein typischer Tag, um für das<br />

Osterfest zu backen. Am Ostersonntag darf wie<strong>de</strong>r<br />

Fleisch gegessen wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel vom Lamm.<br />

Am Ostermontag wird dann das übrig gebliebene Essen<br />

vom Vortag aufgegessen.<br />

*<br />

zerstören kaputt/unbrauchbar machen<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 15


Ausbildung<br />

*<br />

In Deutschland<br />

zurechtkommen<br />

››<br />

Integration Geflüchteter aus <strong>de</strong>r Ukraine<br />

Nataliia Fedorenko und Yana Nesteruk haben sich in Deutschland kennengelernt und sind nun<br />

befreun<strong>de</strong>t. Zusammen mit ihren Kin<strong>de</strong>rn sind sie aus <strong>de</strong>r Ukraine geflohen und leben seit März 2022<br />

in Süd<strong>de</strong>utschland, Yana in <strong>de</strong>r Kleinstadt Lauchheim und Nataliia im Dorf Westhausen. Wie es ihnen<br />

dort gefällt und wie sie ihre Zukunft sehen, erzählen sie in <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>.<br />

Wir sind sehr froh, in Deutschland<br />

leben zu können. Uns gefällt es<br />

hier. Die Menschen sind sehr nett und<br />

die Umgebung ist schön. Hier fühlen wir<br />

uns wohl“, erzählen Nataliia und Yana.<br />

Der Anfang war jedoch schwierig, vor<br />

allem für ihre Kin<strong>de</strong>r. Ihnen fiel es nicht<br />

leicht, sich an die neue Schule und<br />

die neue Sprache zu gewöhnen. Aber<br />

Schritt für Schritt wur<strong>de</strong> es besser.<br />

Bald auf Sprachniveau B1<br />

Auch für Nataliia und Yana war die<br />

<strong>de</strong>utsche Sprache eine Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Beim Besuch von Behör<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />

sie zu Beginn von ehrenamtlichen<br />

Dolmetscherinnen und Dolmetschern<br />

begleitet. Auch wenn die Ukrainerinnen<br />

heute etwas nicht verstehen, wen<strong>de</strong>n<br />

sie sich an die Dolmetscherinnen und<br />

Dolmetscher. „Es hilft sehr, wenn jemand<br />

da ist, <strong>de</strong>n man um Rat fragen<br />

kann“, sagen sie. Aber die meisten<br />

Dinge, wie zum Beispiel Arztbesuche,<br />

klappen jetzt schon ganz gut. „Als ich<br />

hier ankam, habe ich gleich im Jobcenter<br />

nach einem Sprachkurs gefragt.<br />

Kurz darauf durfte ich schon einen Kurs<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Angestellten-Aka<strong>de</strong>mie<br />

(DAA) in <strong>de</strong>r Stadt Bopfingen besuchen.<br />

Das war eine Art Vorkurs, bevor<br />

ich einen Platz im Integrationskurs<br />

bekam“, erklärt die 31-jährige Yana.<br />

Aktuell besuchen bei<strong>de</strong> einen Integrationskurs<br />

und sind sich sicher, bald das<br />

Sprachniveau B1 zu erreichen.<br />

Nataliia Fedorenko und Yana<br />

Nesteruk in Süd<strong>de</strong>utschland<br />

Für je<strong>de</strong>n Beruf eine Ausbildung<br />

Im Rahmen ihres Kurses stand auch<br />

<strong>de</strong>r Besuch eines großen Möbelhauses<br />

auf <strong>de</strong>m Programm. Außer<strong>de</strong>m durften<br />

Nataliia und Yana dort einen Tag ein<br />

Praktikum machen. „Das war für mich<br />

eine neue Erfahrung. So hatte ich die<br />

Möglichkeit, <strong>de</strong>n Beruf Fachlageristin<br />

genauer kennenzulernen“, erklärt Yana.<br />

Beson<strong>de</strong>rs aufgefallen ist <strong>de</strong>n Ukrainerinnen<br />

die flache Hierarchie im Möbelhaus.<br />

Der Geschäftsführer sprach mit<br />

<strong>de</strong>n Angestellten auf Augenhöhe und<br />

es herrschte eine lockere Atmosphäre.<br />

„Für mich ist es ungewöhnlich, dass es<br />

in Deutschland für je<strong>de</strong>n Beruf eine<br />

Ausbildung gibt. In <strong>de</strong>r Ukraine habe<br />

ich im Verkauf gearbeitet. Da hatte ich<br />

nur eine Schulung und durfte danach<br />

gleich arbeiten. In Deutschland müsste<br />

ich hierfür eine Ausbildung zur Einzelhan<strong>de</strong>lskauffrau<br />

machen“, berichtet<br />

Nataliia. Für die Zukunft planen die<br />

Ukrainerinnen, in Deutschland zu bleiben,<br />

weiter Deutsch zu lernen und danach<br />

eine Ausbildung zu machen o<strong>de</strong>r<br />

eine Arbeit zu fin<strong>de</strong>n. Ob <strong>de</strong>r Plan funktioniert,<br />

ist noch nicht klar, da ihre<br />

Männer die Ukraine nicht verlassen<br />

dürfen, um nach Deutschland zu kommen.<br />

„Auf Dauer möchten wir als Familie<br />

nicht getrennt leben“, erklären<br />

Nataliia und Yana.<br />

<br />

Daniela Todorovićová<br />

Foto: ​Daniela Todorovićová (Nataliia Fedorenko und Yana Nesteruk)<br />

16 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Zur rechtlichen Situation von Geflüchteten aus <strong>de</strong>r Ukraine<br />

Frau Dr.<br />

Lola Bulut<br />

Lola Bulut ist Referentin im Welcome Center Ostwürttemberg an <strong>de</strong>r Hochschule Aalen. Ihre<br />

Aufgabe ist es, Menschen aus <strong>de</strong>m Ausland rund um das Thema „Leben und Arbeiten in<br />

<strong>de</strong>r Region“ zu beraten. Im letzten Jahr haben viele Menschen aus <strong>de</strong>r Ukraine ihre Hilfe<br />

gesucht.<br />

Frau Doktor<br />

Bulut, welche<br />

Rechte haben<br />

ukrainische Geflüchtete<br />

in Deutschland?<br />

An<strong>de</strong>rs als Menschen aus Län<strong>de</strong>rn<br />

wie Syrien o<strong>de</strong>r Afghanistan haben<br />

Geflüchtete aus <strong>de</strong>r Ukraine mehr<br />

Rechte. Sie dürfen ohne Visum einreisen<br />

und können eine Arbeit aufnehmen.<br />

Sie haben Zugang zu Integrationskursen<br />

und ihre Kin<strong>de</strong>r<br />

können hier zur Schule gehen.<br />

Wenn die ukrainischen Geflüchteten<br />

eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

haben, können sie studieren<br />

und auch BAföG bekommen.<br />

Sie müssen allerdings in <strong>de</strong>n ersten<br />

90 Tagen in Deutschland einen<br />

Aufenthaltstitel beantragen.<br />

Aber bestimmt ist die <strong>de</strong>utsche<br />

Sprache eine Herausfor<strong>de</strong>rung?<br />

Natürlich! So wie alle Migrantinnen<br />

und Migranten müssen sie die<br />

<strong>de</strong>utsche Sprache lernen. Je nach<br />

Beruf sind gute bis sehr gute<br />

Deutschkenntnisse wichtig. Oft<br />

müssen Geflüchtete erst ihren<br />

ukrainischen Berufsabschluss in<br />

Deutschland anerkennen lassen,<br />

um in ihrem Beruf arbeiten zu können.<br />

Wo brauchen viele Ukrainerinnen<br />

und Ukrainer noch Unterstützung?<br />

Vor allem bei rechtlichen Fragen wie<br />

etwa „Wie bekomme ich eine Hochschulzugangsberechtigung?“.<br />

Ich<br />

habe aber festgestellt, dass persönliche<br />

Gespräche ebenso wichtig<br />

sind. Als Geflüchtete mit unsicherer<br />

Zukunft in einem frem<strong>de</strong>n Land helfen<br />

Mut machen<strong>de</strong> Gespräche weit<br />

mehr, als so mancher glaubt.<br />

Haben Sie noch ein paar Tipps<br />

zum Deutschlernen?<br />

Ein Sprachkurs ist natürlich wichtig,<br />

aber die „lebendige“ Sprache lernt<br />

man außerhalb <strong>de</strong>s Sprachkurses.<br />

Deswegen ist es gut, wenn man viel<br />

mit Menschen re<strong>de</strong>t und versucht,<br />

Freun<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Das Interview führte<br />

Daniela Todorovićová.<br />

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wollen bleiben<br />

Eine aktuelle Studie belegt, dass mehr als je<strong>de</strong>r/je<strong>de</strong> dritte Geflüchtete<br />

aus <strong>de</strong>r Ukraine in Deutschland bleiben möchte – entwe<strong>de</strong>r für immer<br />

o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st für ein paar Jahre. 17 Prozent <strong>de</strong>r Befragten arbeiten bereits<br />

in Deutschland. Seit Beginn <strong>de</strong>s Konflikts sind bisher über eine Million<br />

Menschen aus <strong>de</strong>r Ukraine nach Deutschland gekommen. Auf die Frage,<br />

ob und wie lange sie in Deutschland bleiben wollen, antworteten die<br />

Befragten (Angaben in Prozent):<br />

für immer 26<br />

für einige Jahre 11<br />

bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Konflikts 34<br />

höchstens ein Jahr 2<br />

noch unsicher, wie lange 27<br />

Quelle: Studie „Geflüchtete aus <strong>de</strong>r Ukraine in Deutschland“;<br />

Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Bun<strong>de</strong>sinstitut<br />

für Bevölkerungsforschung (BiB), Bun<strong>de</strong>samt für Migration<br />

und Flüchtlinge (BAMF), Sozioökonomisches Panel (SOEP)<br />

Fotos: ​T​h​o​m​a​s​ ​Z​e​h​n​d​e​r​ (Lola Bulut), ​1​3​6​3​4​3​2​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Integrationskurs)<br />

anerkennen lassen bestätigen/legitimieren lassen<br />

auf Augenhöhe gleichberechtigt; <strong>de</strong>n gleichen Rang haben<br />

auf Dauer für längere Zeit<br />

Aufenthaltstitel beantragen, einen um Erlaubnis bitten, in einem Land bleiben zu können<br />

BAföG, das hier: Stipendium für Studieren<strong>de</strong>, das zur Hälfte zurückgezahlt wer<strong>de</strong>n muss<br />

Behör<strong>de</strong>, -n, die Administration, Verwaltung, Dienststelle<br />

ehrenamtlich freiwillig, ohne Bezahlung, umsonst<br />

Fachlageristin, -nen, die Frau, die in einem Warenlager/Produkt<strong>de</strong>pot arbeitet<br />

flache Hierarchie, eine beson<strong>de</strong>re Arbeitsorganisation mit viel Teamarbeit<br />

fliehen weglaufen, wegrennen<br />

Geflüchtete, -n, <strong>de</strong>r/die Immigrant<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />

Hochschulzugangsberechtigung, -en, die Recht/Erlaubnis, an einer Universität zu studieren<br />

Integrationskurs, -e, <strong>de</strong>r Sprachkurs bis Niveau B1 und Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>kurs<br />

Jobcenter, -, das Agentur für jmdn., <strong>de</strong>r Arbeit sucht o<strong>de</strong>r finanzielle Hilfe vom Staat braucht<br />

Sprachkurse för<strong>de</strong>rn<br />

die Integration<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 17


Porträt<br />

*<br />

Ein schräges Team<br />

››<br />

Die „Tatort“-Kommissare Thiel und Boerne<br />

Je<strong>de</strong>n Sonntag 20.15 Uhr ist „Tatort“-Zeit. Dann schauen sich Millionen Deutsche eine neue Folge <strong>de</strong>r<br />

gleichnamigen TV-Krimireihe an. Das Beson<strong>de</strong>re sind neben <strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong>n Geschichten vor allem die<br />

22 festen, mit je<strong>de</strong>r Folge wechseln<strong>de</strong>n Ermittlerteams aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Regionen. Zu <strong>de</strong>n<br />

populärsten gehört das Duo Thiel und Boerne aus <strong>de</strong>r Stadt Münster. <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> folgt ihrer Spur.<br />

Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne ist<br />

Leiter <strong>de</strong>r Rechtsmedizin am Universitätsklinikum<br />

Münster. Er ist hochkompetent,<br />

liebt klassische Musik,<br />

gutes Essen und elegante Kleidung. Außer<strong>de</strong>m<br />

ist er selbstverliebt, arrogant<br />

und muss immer das letzte Wort haben.<br />

Sein Partner, Kriminalhauptkommissar<br />

Frank Thiel, ist das genaue Gegenteil.<br />

Der gebürtige Hamburger, ein<br />

ruhiger und besonnener Polizist, ist<br />

gern allein und liebt Fußball, Bier und<br />

Fast Food. Die Gegensätzlichkeit <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Hauptfiguren ist das Reizvolle<br />

am Münsteraner „Tatort“ und garantiert<br />

immer einen Krimi mit beson<strong>de</strong>rs viel<br />

Humor und Ironie – und das nun schon<br />

seit 2002.<br />

Die Anfänge in <strong>de</strong>r DDR<br />

Den Rechtsmediziner Boerne spielt <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utsche Schauspieler, Musiker, Regisseur<br />

und Produzent Jan Josef Liefers.<br />

Geboren wird er am 8. August 1964 in<br />

Dres<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR (Deutsche<br />

Demokratische Republik) als<br />

Sohn eines Regisseurs und einer<br />

Schauspielerin. Nach <strong>de</strong>r 10. Klasse<br />

geht er ans Staatsschauspiel Dres<strong>de</strong>n<br />

– jedoch erst einmal, um Tischler zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei lernt er das Theater zu<br />

lieben und entschei<strong>de</strong>t sich, zum Studium<br />

nach Berlin an die Hochschule<br />

für Schauspielkunst Ernst Busch zu gehen.<br />

Danach spielt er bis zum En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r DDR erfolgreich am Deutschen<br />

Theater in Berlin und hat 1989 auch<br />

Seit 2002 im Einsatz: die „Tatort“-<br />

Kommissare Thiel (rechts) und Boerne<br />

im Kino seinen ersten großen Auftritt:<br />

als junger Forscher Alexan<strong>de</strong>r von<br />

Humboldt (1769 – 1859) in „Die Besteigung<br />

<strong>de</strong>s Chimborazo“.<br />

Ein echtes Multitalent<br />

Nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> wechselt Liefers ans<br />

Thalia Theater in Hamburg. Doch es<br />

zieht ihn zum Film, also kündigt er. Der<br />

große filmische Durchbruch in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>srepublik gelingt ihm 1997, und<br />

zwar in <strong>de</strong>n zwei erfolgreichsten <strong>de</strong>utschen<br />

Produktionen <strong>de</strong>s Jahres: <strong>de</strong>m<br />

Roadmovie „Knocking on Heavens<br />

Door“ und <strong>de</strong>r Komödie „Rossini“.<br />

Liefers ist ein echtes Multitalent. Er<br />

schreibt auch Drehbücher, grün<strong>de</strong>te<br />

seine eigene Filmproduktionsfirma und<br />

abbrechen hier: aufgeben, vorzeitig been<strong>de</strong>n, aufhören<br />

arrogant alles besser wissen wollen, hochnäsig, überheblich<br />

Auftritt, -e, <strong>de</strong>r hier: eine Rolle im Film<br />

ausstrahlen hier: (im Fernsehen) zeigen<br />

besetzen hier: eine Rolle in einem Film/im Theater vergeben<br />

besonnen ruhig, gelassen, vernünftig<br />

Drehbuch, -“-er, das Skript für einen Film, Filmszenarium<br />

Durchbruch, -“-e, <strong>de</strong>r Erfolg, positives Ergebnis<br />

entschei<strong>de</strong>n, sich wählen, aussuchen<br />

Ermittler, -, <strong>de</strong>r Detektiv, Kommissar<br />

Folge, -n, die hier: Episo<strong>de</strong>, Teil einer Serie<br />

Gastgeber, -, <strong>de</strong>r hier: Organisator<br />

Gegensätzlichkeit, -en, die Unterschied, Kontrast, Antagonismus<br />

gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />

kündigen hier: eine Arbeitsstelle aufgeben<br />

reizvoll attraktiv, interessant<br />

Spur folgen, jmds. (Gen.) hier: jmds. Vergangenheit erkun<strong>de</strong>n<br />

Tischler, -, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r Möbel aus Holz herstellt/baut<br />

touren auf Konzertreise gehen<br />

Vorspann, -e o. -“-e, <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r, die vor einem Film gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />

Wen<strong>de</strong>, die hier: Wie<strong>de</strong>rvereinigung Deutschlands<br />

Der Tatort<br />

Der „Tatort“ ist die älteste und populärste Krimireihe<br />

im <strong>de</strong>utschen Fernsehen. Ausgestrahlt wird<br />

er immer sonntags 20.15 Uhr in <strong>de</strong>r ARD, <strong>de</strong>m<br />

größten staatlichen TV-Sen<strong>de</strong>r. Daran hat sich<br />

seit <strong>de</strong>r ersten Folge 1970 nichts geän<strong>de</strong>rt, so<br />

wie übrigens auch nicht die Länge (90 Minuten),<br />

<strong>de</strong>r Vorspann o<strong>de</strong>r die Titelmusik. Die Ermittlerteams<br />

haben über die Jahre gewechselt, aktuell<br />

sind es 22 bei insgesamt knapp 40 Filmen im<br />

Jahr. So sind bis heute über 1 200 Folgen entstan<strong>de</strong>n,<br />

die zu<strong>de</strong>m regelmäßig im Fernsehen<br />

wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n. In Deutschland wird ein neuer<br />

„Tatort“ gern gemeinsam mit Freun<strong>de</strong>n gesehen,<br />

in sogenannten „Tatort“-Kneipen. Ein Sonntag<br />

ohne „Tatort“ ist für viele wie Weihnachten ohne<br />

Geschenke.<br />

Foto: WDR/Thomas Kost (Tatort Münster „Ein Freund, ein guter Freund“)<br />

18 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Deutsch üben jetzt!<br />

Das legendäre<br />

„Tatort“-Logo<br />

Übungen<br />

zum Artikel<br />

auf Seite<br />

18/19<br />

Tierischer Spaß auch<br />

in <strong>de</strong>n Drehpausen<br />

Fotos: WDR/Martin Menke (T​a​t​o​r​t​ ​M​ünster​ ​„Rhythm and Love“), ARD (Tatort-Logo)<br />

ist als Synchron- und Hörbuchsprecher<br />

sehr gefragt. Wie sein „Tatort“-Partner<br />

Axel Prahl liebt er die Musik und tourt regelmäßig<br />

mit seiner Band „Radio Doria“.<br />

Zwei große Lieben: Schauspiel und<br />

Musik<br />

Frank Thiel wird von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Schauspieler, Synchronsprecher und<br />

Musiker Axel Prahl gespielt. Am 26.<br />

März 1960 in Eutin im Bun<strong>de</strong>sland<br />

Schleswig-Holstein geboren, bricht Prahl<br />

im fünften Semester sein Lehramtsstudium<br />

für Mathematik und Musik ab, arbeitet<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Minijobs, bis er<br />

sich 1982 für ein dreijähriges Schauspielstudium<br />

in Kiel entschei<strong>de</strong>t. Nach<br />

seinem Abschluss arbeitet er an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Theatern, nach seinem Umzug<br />

Richtung Berlin 1992 vor allem am<br />

Grips-Theater und <strong>de</strong>m Renaissance-<br />

Theater.<br />

Zusammenarbeit mit Regisseur<br />

Andreas Dresen<br />

Ab 1994 ist er auch im Fernsehen zu<br />

sehen und 1999 gelingt ihm in seiner<br />

Rolle als Polizist in „Nachtgestalten“<br />

schließlich <strong>de</strong>r Durchbruch im Kino. Hier<br />

beginnt auch seine bis heute andauern<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit und Freundschaft<br />

mit Regisseur Andreas Dresen. Dieser<br />

besetzt ihn in vielen seiner Kinofilme, so<br />

auch in „Halbe Treppe“ (2002), „Willenbrock“<br />

(2004) sowie <strong>de</strong>m Fernsehfilm<br />

„Die Polizistin“ (2000), und verhilft ihm<br />

so zu einem Adolf-Grimme-Preis und<br />

<strong>de</strong>m Bayrischen Filmpreis. Seine zweite<br />

große Liebe, die Musik, pflegt Prahl als<br />

Gastgeber <strong>de</strong>s jährlichen Open-Air-Festivals<br />

Inselleuchten in Marienwer<strong>de</strong>r, auf<br />

Solokonzerten sowie als Gitarrist und<br />

Sänger einer <strong>de</strong>utschsprachigen Cover-Band<br />

an <strong>de</strong>r Seite von, na wem<br />

wohl: Andreas Dresen!<br />

<br />

Elvira Metzler<br />

Frage 1: Wen spielt Jan Josef Liefers in <strong>de</strong>r Krimreihe „Tatort“?<br />

a) <strong>de</strong>n Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne<br />

b) <strong>de</strong>n Kriminalhauptkommissar Frank Thiel<br />

c) <strong>de</strong>n Polizisten Andreas Dresen<br />

Frage 2: Wann und wo wur<strong>de</strong> Jan Josef Liefers geboren?<br />

a) am 8. März 1961 in Hamburg<br />

b) am 8. August 1964 in Dres<strong>de</strong>n<br />

c) am 8. April 1966 in Köln<br />

Frage 3: Was war die allererste Ausbildung, die Jan Josef Liefers<br />

absolvierte?<br />

a) als Schauspieler<br />

b) als Tischler<br />

c) als Mechaniker<br />

Frage 4: Wen spielte Jan Josef Liefers 1989 in „Die Besteigung<br />

<strong>de</strong>s Chimborazo“?<br />

a) Paul Ehrlich<br />

b) Alexan<strong>de</strong>r von Humboldt<br />

c) Albert Einstein<br />

Frage 5: Wen spielt Axel Prahl in <strong>de</strong>r Krimireihe „Tatort”?<br />

a) <strong>de</strong>n Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne<br />

b) <strong>de</strong>n Kriminalhauptkommissar Frank Thiel<br />

c) <strong>de</strong>n Polizisten Andreas Dresen<br />

Frage 6: Wann und wo wur<strong>de</strong> Axel Prahl geboren?<br />

a) am 26. März 1960 in Eutin in Schleswig-Holstein<br />

b) am 8. August 1964 in Dres<strong>de</strong>n<br />

c) am 29. Januar 1962 in Berlin<br />

Frage 7: Welches Studium hat Axel Prahl begonnen und dann<br />

abgebrochen?<br />

a) Philosophie<br />

b) Schauspielkunst<br />

c) Mathematik und Musik<br />

Frage 8: Axel Prahl ist Gastgeber welches Open-Air-Festivals?<br />

a) Willenbrock<br />

b) Inselleuchten<br />

c) Rhein in Flammen<br />

Die Lösungen fin<strong>de</strong>t ihr auf Seite 38 in diesem Heft.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 19


*<br />

Aktuelle Trends<br />

aus Deutschland<br />

Was liegt im <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> in Deutschland im Trend? Und welche Dinge sind nicht<br />

so angesagt? Daria Savenkova, Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r<br />

Lieferdienste für Lebensmittel<br />

Immer mehr Menschen in Deutschland<br />

nutzen Lieferdienste auch für ihre Einkäufe<br />

von Lebensmitteln. Im Jahr 2022 ließen<br />

sich 20 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung<br />

ihre Einkäufe nach Hause bringen. Im Jahr<br />

zuvor waren es nur 14 Prozent. Über die<br />

Hälfte (53 Prozent) <strong>de</strong>r über 45-Jährigen<br />

nutzt die Lieferdienste.<br />

Bundfaltenhose<br />

Elegante und bequeme Hosen ersetzen immer<br />

mehr die Jeans. Vor allem die Bundfaltenhose<br />

gehört <strong>2023</strong> zur Gar<strong>de</strong>robe junger<br />

Leute. Sie ist an <strong>de</strong>r Hüfte weiter geschnitten<br />

und hat an <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite zwei bis vier<br />

Bügelfalten. Eine Bundfaltenhose lässt sich<br />

gut mit an<strong>de</strong>ren Kleidungsstücken<br />

kombinieren.<br />

Ökologische<br />

Mehrwegbehälter<br />

Ab <strong>de</strong>m 1. Januar <strong>2023</strong> müssen gastronomische<br />

Betriebe in Deutschland Essen und<br />

Trinken zum Mitnehmen auch in Mehrwegbehältern<br />

anbieten, die <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> später<br />

wie<strong>de</strong>r zurückbringt. So soll Plastikmüll in<br />

Deutschland reduziert wer<strong>de</strong>n. Die Wahl,<br />

ob Mehrwegbehälter o<strong>de</strong>r Plastikverpackung,<br />

liegt beim Kun<strong>de</strong>n.<br />

Darts-Weltmeisterschaft<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr fin<strong>de</strong>t in London die Weltmeisterschaft<br />

(WM) im Darts statt, bisher ohne<br />

große <strong>de</strong>utsche Erfolge. Nun erreichte im<br />

Januar Gabriel Clemens als erster Deutscher<br />

ein WM-Halbfinale. Zwar verlor er gegen<br />

<strong>de</strong>n späteren englischen Weltmeister<br />

Michael Smith, doch die Popularität von<br />

Darts stieg in Deutschland sehr.<br />

angesagt mo<strong>de</strong>rn, in Mo<strong>de</strong>, aktuell<br />

anknüpfen, an etw. (Akk.) hier: fortsetzen, wie<strong>de</strong>r erreichen<br />

Arbeitsbedingung, -en, die Situation, in <strong>de</strong>r etw. produziert wird<br />

ausschei<strong>de</strong>n hier: nicht weiterspielen dürfen<br />

Bügelfalte, -n, die mit einem heißen Bügeleisen gemachte Linie im Stoff einer Hose<br />

entsorgen wegwerfen, wegmachen, loswer<strong>de</strong>n<br />

ersetzen auswechseln, erneuern<br />

Führung übernehmen, die Eigentümer/Besitzer wer<strong>de</strong>n<br />

geschnitten hier: bearbeitet, <strong>de</strong>signt<br />

Hüfte, -n, die Körperpartie unterhalb <strong>de</strong>r Taille<br />

Lieferdienst, -e, <strong>de</strong>r Firma, die Essen o<strong>de</strong>r Produkte bringt<br />

Mehrwegbehälter, -, <strong>de</strong>r Plastikbox für Essen, die mehrmals benutzt wer<strong>de</strong>n kann<br />

Panne, -n, die Fehler, Störung<br />

steigen größer wer<strong>de</strong>n<br />

Vorrun<strong>de</strong>, -n, die erste Etappe/Phase in einem Wettkampf/Wettbewerb<br />

Kunstgeschichte an <strong>de</strong>r Philipps-Universität in<br />

Marburg, hat Antworten auf diese Fragen.<br />

Fast Fashion<br />

Je<strong>de</strong> Saison viel Kleidung von schlechter<br />

Qualität zu günstigen Preisen zu<br />

kaufen ist uncool. Solche Kleidungsstücke<br />

wer<strong>de</strong>n oft nur wenige Male getragen<br />

und dann entsorgt. Das ist<br />

nicht gut für die Umwelt. Außer<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong>n diese Sachen oft in Fabriken<br />

mit schlechten Arbeitsbedingungen<br />

produziert.<br />

Deutsches<br />

Fußballnationalteam<br />

Wie schon bei <strong>de</strong>r Weltmeisterschaft<br />

(WM) 2018 in Russland ist die <strong>de</strong>utsche<br />

Fußballnationalmannschaft bei<br />

<strong>de</strong>r WM 2022 in Katar in <strong>de</strong>r Vorrun<strong>de</strong><br />

ausgeschie<strong>de</strong>n. Es wird schwer<br />

wer<strong>de</strong>n für das Team und Trainer Hansi<br />

Flick, an vergangene Erfolge anzuknüpfen<br />

und die Sympathien <strong>de</strong>r<br />

Fans zurückzugewinnen.<br />

Wahl<strong>de</strong>saster in Berlin<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,<br />

<strong>de</strong>m Parlament <strong>de</strong>r Stadt,<br />

war es am 26. September 2021 zu<br />

vielen Pannen gekommen, zum Beispiel<br />

gab es falsche o<strong>de</strong>r zu wenige<br />

Wahlzettel. Das höchste Gericht Berlins<br />

entschied: Die Wahl muss wie<strong>de</strong>rholt<br />

wer<strong>de</strong>n. Am 12. Februar fand<br />

die Wahl statt. Nun wird es in Berlin<br />

eine neue Lan<strong>de</strong>sregierung geben.<br />

Twitter<br />

Twitter, das bekannteste soziale<br />

Medium für Mikroblogs,<br />

ist in Deutschland nie sehr<br />

populär gewesen. Nur 17<br />

Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung<br />

nutzten Twitter<br />

2021 regelmäßig. Seit Elon Musk die Führung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens übernommen hat, gibt es<br />

noch weniger Nutzer.<br />

Daria Savenkova<br />

In & Out<br />

Fotos: b​e​n​z​o​i​x​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Lieferdienst), 5​4​9​0​6​9​8​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Bundfaltenhose), ​J​elena​ ​Filipinski/reCup GmbH (Mehrweggeschirr), maximovael94/pixabay.com (Darts), w​a​y​h​o​m​e​s​t​u​d​i​o​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Frau am Klei<strong>de</strong>rschrank), H​o​s​s​e​i​n​ Z​o​h​r​e​v​a​n​d​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Fußball)​,<br />

5​8​6​6​1​1​0​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Wahlurne), ​2​5​7​9​8​3​4​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Twitter)


Fotos: Aufbau Taschenbuch (Buchcover „Sieben Nächte“), Blumenbar (Buchcover „Ministerium <strong>de</strong>r Träume“)<br />

Bibliothek<br />

Vom Tod und<br />

<strong>de</strong>n Todsün<strong>de</strong>n<br />

››<br />

Junge <strong>de</strong>utsche Literatur<br />

In <strong>de</strong>n Berliner Aufbau Verlagen sind zwei Romane erschienen,<br />

die eindringlich das Leben junger Menschen in Deutschland<br />

beschreiben. Simon Strauß reflektiert in seinem literarischen<br />

Debüt „Sieben Nächte“ (2018) über sein zukünftiges Leben als<br />

Erwachsener. Von iranischen Jugendlichen in Deutschland erzählt<br />

„Ministerium <strong>de</strong>r Träume“ (2021), <strong>de</strong>r Debütroman von Hengameh<br />

Yaghoobifarah.<br />

„Sieben Nächte“ von Simon Strauß<br />

Kurz vor seinem 30. Geburtstag überkommt<br />

einen Mann die Angst vor <strong>de</strong>m<br />

Leben. Er hat Angst, sich für eine Frau,<br />

einen Beruf, einen Freun<strong>de</strong>skreis zu<br />

entschei<strong>de</strong>n. Bisher sah sein Leben so<br />

aus: „Alle Abschlüsse gemacht, alle<br />

Termine eingehalten, viel gelächelt, wenig<br />

geweint, ein bisschen geweint, aber<br />

vor allem gelächelt.“ Doch dann<br />

schreibt er in sieben Nächten seine<br />

Gedanken nie<strong>de</strong>r über das, was war,<br />

und das, was sein wird. Es sind Reflexionen<br />

über die sieben Todsün<strong>de</strong>n: Habgier,<br />

Hochmut, Trägheit, Neid, Zorn,<br />

Völlerei und Wollust, aus <strong>de</strong>nen sich<br />

allmählich die Konturen einer besseren<br />

Welt, eines erfüllteren Lebens abzuzeichnen<br />

beginnen. Simon Strauß ist<br />

hier ein inspirieren<strong>de</strong>r Entwicklungsroman<br />

gelungen,<br />

eine<br />

Reifeprüfung<br />

nicht<br />

nur <strong>de</strong>r Romanfigur,<br />

son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Autors<br />

selbst.<br />

„Ministerium <strong>de</strong>r Träume“ von Hengameh<br />

Yaghoobifarah<br />

Die Schwestern Nas und Nushin sind<br />

Kin<strong>de</strong>r iranischer Einwan<strong>de</strong>rer, die in<br />

<strong>de</strong>n 1980er-Jahren nach Deutschland<br />

geflüchtet sind. Eines Tages erfährt<br />

Nas von <strong>de</strong>r Polizei, dass Nushin bei<br />

einem Autounfall ums Leben gekommen<br />

ist. Nas hat aber das Gefühl, dass<br />

<strong>de</strong>r Unfall ein Suizid ihrer Schwester<br />

war. Die bei<strong>de</strong>n hatten so viel gemeinsam<br />

durchgestan<strong>de</strong>n: die Migration<br />

nach Deutschland, <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Vaters<br />

– er wur<strong>de</strong> im Iran hingerichtet –, die<br />

emotionale Abwesenheit <strong>de</strong>r trauern<strong>de</strong>n<br />

Mutter und die ungeplante Mutterschaft<br />

Nushins. Nas nimmt nun ihre<br />

Nichte bei sich auf und stößt bei ihren<br />

Nachforschungen auf immer mehr Geheimnisse<br />

ihrer Schwester. Hengameh<br />

Yaghoobifarahs Roman<br />

ist eine mitreißen<strong>de</strong><br />

Einwan<strong>de</strong>rergeschichte,<br />

eine Reise<br />

durch Deutschland<br />

aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />

einer Frau mit Migrationshintergrund.<br />

Anna Gaidukevich<br />

und Peter Schnei<strong>de</strong>r<br />

abzeichnen, sich zu sehen sein, sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />

aufnehmen, jmdn. (Akk.) bei sich bei sich wohnen/leben lassen<br />

durchstehen verkraften, aushalten<br />

eindringlich <strong>de</strong>utlich, ausdrücklich<br />

hinrichten <strong>de</strong>n Kopf abschlagen, töten<br />

Hochmut, <strong>de</strong>r Stolz, Überheblichkeit, Hybris<br />

mitreißend faszinierend, spannend, begeisternd<br />

Nachforschung, -en, die Untersuchung, Analyse, Recherche<br />

Reifeprüfung, -en, die hier: mentaler Prozess, ein Erwachsener zu wer<strong>de</strong>n<br />

stoßen, auf etw. (Akk.) vorfin<strong>de</strong>n, treffen auf etw., begegnen<br />

Todsün<strong>de</strong>, -n, die eine böse Tat, schwerer Verstoß gegen die religiöse Moral<br />

Trägheit, die Faulheit<br />

überkommen plötzlich haben/bekommen<br />

Völlerei, -en, die zu viel essen<br />

Wollust, -“-e, die zu viel Sex wollen<br />

*<br />

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Geschichte<br />

Geldscheine aus <strong>de</strong>r Zeit vor und während<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hyperinflation von 1923<br />

*<br />

Geld ohne Wert<br />

››<br />

Trauma <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Inflation von 1914 – 1923<br />

„Alles wird teurer“, sagen die Menschen. Damit meinen sie die Inflation. Sie<br />

be<strong>de</strong>utet, dass zum Beispiel eine Tafel Schokola<strong>de</strong> vor einem Jahr noch einen Euro<br />

gekostet hat und heute schon einen Euro und zehn Cent. Vor hun<strong>de</strong>rt Jahren, nach<br />

<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg (1914 – 1918), war Deutschland sehr stark von <strong>de</strong>r Inflation<br />

betroffen. Sebastian Teupe, Professor für Wirtschaftsgeschichte an <strong>de</strong>r Universität Bayreuth, hat<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erklärt, warum es zwischen 1914 und 1923 diese große Inflation gab.<br />

Das waren astronomische Zahlen:<br />

48 Millionen Mark kostete ein Liter<br />

Milch im Oktober 1923 in Berlin, 110<br />

Millionen ein Brot. Die Inflation hatte<br />

1923 ihren Höhepunkt erreicht und war<br />

zu einer Hyperinflation gewor<strong>de</strong>n. Das<br />

Geld verlor sehr schnell an Wert. Man<br />

bezahlte mit Geldscheinen, die man in<br />

Körben trug. Für die Menschen war das<br />

Stress. Sie versuchten, mit ihrem Geld<br />

schnell noch viel einzukaufen, doch vieles<br />

gab es schon nicht mehr. So wur<strong>de</strong><br />

gekauft, was da war. „Eine Ärztin, die<br />

selbst nicht rauchte, hatte je<strong>de</strong> Menge<br />

Zigarren gekauft, um ihr Geld loszuwer<strong>de</strong>n,<br />

und konnte später die Zigarren<br />

auch nicht gegen an<strong>de</strong>re Waren eintauschen“,<br />

beschreibt Historiker Teupe<br />

die Situation. Die heutige Inflation<br />

in Deutschland und Europa sei aber mit<br />

<strong>de</strong>r damaligen nicht vergleichbar, we<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Höhe noch in <strong>de</strong>n Ursachen,<br />

so Teupe.<br />

Hauptursache <strong>de</strong>r Inflation<br />

Die Inflation von 1914 bis 1923 fällt in<br />

eine Zeit großer Verän<strong>de</strong>rungen. Das<br />

<strong>de</strong>utsche Kaiserreich (1871 – 1918)<br />

verliert <strong>de</strong>n Ersten Weltkrieg, Kaiser<br />

Wilhelm II. (1859 – 1941) muss abdanken<br />

und es entsteht ein neuer<br />

<strong>de</strong>utscher Staat – die Weimarer Republik<br />

als parlamentarische Demokratie.<br />

Für Professor Teupe liegt die Hauptursache<br />

<strong>de</strong>r damaligen Inflation im Krieg.<br />

„Er hat ein hoch verschul<strong>de</strong>tes, verarmtes<br />

und schwer zerstrittenes Europa<br />

hinterlassen.“ So hatten sich Frankreich,<br />

Belgien und England stark bei<br />

<strong>de</strong>n USA verschul<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>n Krieg zu<br />

finanzieren. Das Kaiserreich hatte <strong>de</strong>n<br />

Krieg durch Staatsanleihen finanziert,<br />

die an die Bürger verkauft wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

war von <strong>de</strong>r Reichsbank mehr<br />

Geld gedruckt wor<strong>de</strong>n.<br />

Versailles und Reparationszahlungen<br />

Im Frie<strong>de</strong>nsvertrag von Versailles 1919<br />

musste Deutschland ein Siebtel seines<br />

Territoriums an die Siegermächte, zum<br />

Beispiel Frankreich, abtreten. Hinzu kamen<br />

sehr hohe Reparationszahlungen<br />

an Frankreich, Belgien und England.<br />

Aber diese allein seien für die Inflation<br />

nicht verantwortlich, erklärt Teupe. Aus<br />

seiner Sicht wur<strong>de</strong>n die Reparationszahlungen<br />

von Deutschland als Vorwand<br />

benutzt, um <strong>de</strong>m Ausland die<br />

Schuld an <strong>de</strong>r Inflation zu geben. Größere<br />

Auswirkungen auf die Inflation<br />

hätten die Finanz- und Steuerpolitik<br />

<strong>de</strong>r Weimarer Republik gehabt und <strong>de</strong>ren<br />

Weigerung, eine diplomatische Lösung<br />

für die Reparationszahlungen zu<br />

fin<strong>de</strong>n, wie auch weitere innenpolitische<br />

Konflikte.<br />

Fotos: clu/iStock-170927779 (Banknoten aus <strong>de</strong>n 1920er-Jahren), privat (200-Mark-Münze)<br />

22 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Verlierer und Gewinner <strong>de</strong>r Inflation 1914 – 1923<br />

Bei <strong>de</strong>r damaligen Inflation waren diejenigen, die Geld besaßen o<strong>de</strong>r Geld<br />

als Lohn erhielten, die Verlierer, <strong>de</strong>nn sie bekamen für dasselbe Geld weniger<br />

Produkte als früher. Dazu gehörten Beschäftigte, Angestellte, aber<br />

auch jene, die festverzinsliche Wertpapiere gekauft hatten (Kleinanleger).<br />

Sie bekamen ihr Geld nicht zurück. Gewinner waren diejenigen, die Sachwerte<br />

(Haus, Auto) besaßen o<strong>de</strong>r Sachwerte (Waren) produzierten. Dazu<br />

gehörten Hausbesitzer, Unternehmer o<strong>de</strong>r Landwirte. Der größte Profiteur<br />

<strong>de</strong>r Inflation 1914 bis 1923 war die Weimarer Republik. Ihre Kriegsschul<strong>de</strong>n<br />

von 154 Milliar<strong>de</strong>n Mark reduzierten sich, als am 15. November die<br />

neue Währung Rentenmark eingeführt wur<strong>de</strong>, auf gera<strong>de</strong> mal 15,4<br />

Pfennige.<br />

Wirtschaftliche und politische<br />

Ursachen<br />

Bereits während <strong>de</strong>s Krieges wur<strong>de</strong>n<br />

im <strong>de</strong>utschen Kaiserreich ökonomische<br />

Entscheidungen getroffen, die zur Inflation<br />

führten: Als Erstes erhöhte die<br />

Reichsbank die Geldmenge. Das heißt,<br />

es wur<strong>de</strong> mehr Geld gedruckt, um zum<br />

Beispiel die Beamten <strong>de</strong>s Staates zu<br />

bezahlen. So verschlechterte sich <strong>de</strong>r<br />

Wechselkurs <strong>de</strong>r Reichsmark zum<br />

US-Dollar und Deutschland musste ab<br />

1918 immer höhere Preise für Importe<br />

von Rohstoffen und Lebensmitteln zahlen.<br />

Das führte schließlich zu einem<br />

Haushalts<strong>de</strong>fizit <strong>de</strong>s Staates. Einfach<br />

ausgedrückt, hatte die Weimarer Republik<br />

kein Geld mehr. Die Hyperinflation<br />

(mehr als 50 Prozent monatlich) begann<br />

mit <strong>de</strong>r Ermordung <strong>de</strong>s damaligen<br />

<strong>de</strong>utschen Außenministers Walther<br />

Rathenau (1867 – 1922) im Juni<br />

1922. „Nach <strong>de</strong>m Mord an Rathenau<br />

und <strong>de</strong>n politischen Unruhen verloren<br />

internationale Anleger das Vertrauen in<br />

die Mark“, sagt Teupe. Die Inflation<br />

verschärfte sich, als die Franzosen im<br />

Jahr 1923 wegen verspäteter Reparationszahlungen<br />

das Ruhrgebiet besetzten.<br />

Die <strong>de</strong>utsche Regierung rief zum<br />

Streik gegen die Besatzer auf und zahlte<br />

<strong>de</strong>n Streiken<strong>de</strong>n weiter Löhne, wodurch<br />

die Inflation stieg. So wur<strong>de</strong> eine<br />

Währungsreform notwendig.<br />

Rentenmark und internationale<br />

Kredite<br />

Um die Preise zu stabilisieren, führte<br />

die Regierung unter Reichskanzler<br />

Gustav Stresemann (1878 – 1929) im<br />

November 1923 die Rentenmark ein.<br />

Dieses neue Geld war an realen Besitz<br />

gebun<strong>de</strong>n, das heißt, hätte jemand die<br />

Rentenmark eintauschen wollen, hätte<br />

er einen Teil einer Immobilie bekommen.<br />

Diese Möglichkeit hat die Bevölkerung<br />

nicht wahrgenommen. Sie vertraute<br />

lieber <strong>de</strong>m Geld und begann zu<br />

sparen. So stabilisierten sich die Preise.<br />

Die Hyperinflation war vorbei. „Man<br />

hat dann im Oktober 1924 noch eine<br />

richtige Währungsreform durchgeführt<br />

und die Reichsmark eingeführt. Das<br />

hat funktioniert, weil die USA <strong>de</strong>r Weimarer<br />

Republik auf <strong>de</strong>r Londoner Konferenz<br />

1924 einen langfristigen Kredit<br />

gegeben haben“, erklärt Historiker Teupe.<br />

Nach <strong>de</strong>r Währungsreform kostete<br />

in Berlin ein Brot nicht mehr 110<br />

Millionen Reichsmark, son<strong>de</strong>rn 40<br />

Pfennige.<br />

Maria Zucker und Wilhelm Siemers<br />

Foto: Library of Congress LCCN2014716642/wikimedia.org (in einer Berliner Bank)<br />

In einer Berliner Bank stapeln<br />

sich 1923 die Geldscheine<br />

Beispiele für <strong>de</strong>n Preisverfall<br />

Am 9. Juni 1923 kostete in Berlin:<br />

• 1 Kilo Kartoffeln – 5 000 Mark<br />

• 1 Straßenbahnfahrt – 600 Mark<br />

• 1 Dollar entsprach 100 000 Mark.<br />

Am 2. Dezember 1923 kostete in Berlin:<br />

• 1 Kilo Kartoffeln – 90 Milliar<strong>de</strong>n Mark<br />

• 1 Straßenbahnfahrt – 50 Milliar<strong>de</strong>n Mark<br />

• 1 Dollar entsprach 4,21 Billionen Mark.<br />

Ursachen <strong>de</strong>r Inflation heute<br />

Im Jahr 2022 lag die Inflationsrate in Deutschland bei<br />

durchschnittlich 7,9 Prozent. Die Ursachen dafür sind vielfältig:<br />

Nach <strong>de</strong>r Coronapan<strong>de</strong>mie wollten die Menschen<br />

wie<strong>de</strong>r mehr kaufen. So stieg die Nachfrage nach Produkten<br />

und Dienstleistungen, doch <strong>de</strong>ren Angebot sank, weil<br />

während <strong>de</strong>r Coronakrise weniger produziert wur<strong>de</strong> und die<br />

Lieferketten nicht mehr gut funktionierten. Aktuell kommt<br />

<strong>de</strong>r Ukrainekonflikt hinzu, <strong>de</strong>r Öl, Gas und Getrei<strong>de</strong> sehr<br />

teuer macht. Um die Inflation in Europa zu bekämpfen,<br />

hat die Europäische Zentralbank (EZB) <strong>de</strong>n Leitzins angehoben.<br />

Sich Geld zu leihen, um es auszugeben, wird damit<br />

teurer. Deshalb verzichten die Leute lieber darauf. So sinkt<br />

die Nachfrage und damit die Inflation.<br />

abdanken zurücktreten; hier: nicht mehr Kaiser sein<br />

Anleger, -, <strong>de</strong>r hier: Investor<br />

betroffen sein, von etw. (Dat.) hier: lei<strong>de</strong>n unter, geschädigt sein von<br />

festverzinslich für lange Zeit <strong>de</strong>n gleichen Geldbetrag für eigenes Kapital bekommen<br />

Immobilie, -n, die Besitz/Eigentum, z. B. ein Stück Land, ein Haus, eine Fabrik<br />

loswer<strong>de</strong>n hier: sich von einer Sache befreien<br />

Profiteur, -e, <strong>de</strong>r jmd., <strong>de</strong>r aus etw. einen Vorteil gewinnt; Nutznießer, Benefiziant<br />

Staatsanleihe, -n, die Aktie/Wertpapier eines Staates<br />

verschul<strong>de</strong>t ein Finanz<strong>de</strong>fizit haben<br />

Vorwand, -“-e, <strong>de</strong>r Ausre<strong>de</strong>, Trick<br />

wahrnehmen hier: benutzen, gebrauchen<br />

Weigerung, -en, die Absage, Ablehnung, Zurückweisung<br />

zerstritten im Konflikt stehen, feindlich eingestellt sein<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 23


Sprache<br />

*<br />

Von „Affentanz“<br />

bis „zuckersüß“<br />

››<br />

Verstärkungswörter im Deutschen<br />

In <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Umgangssprache scheint es nur noch zusammengesetzte Wörter (Komposita) mit<br />

„mega“ („Megahits“), „ultra“ („ultrascharf“) und „super“ („superweich“) zu geben, um die Be<strong>de</strong>utung<br />

eines Wortes zu verstärken. Dabei bietet die <strong>de</strong>utsche Sprache so viele bildstarke Alternativen, von<br />

„Affentanz“ (viel Lärm um nichts) bis „zuckersüß“ (so süß wie Zucker).<br />

Ganz typisch für das Deutsche sind<br />

seine Komposita, also zusammengesetzte<br />

Nomen o<strong>de</strong>r Adjektive.<br />

Schlechte Beispiele kennt je<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r<br />

Behör<strong>de</strong>nsprache: lange Ausdrücke aus<br />

mehr als zwei Wörtern, wie zum Beispiel<br />

das „Bun<strong>de</strong>sausbildungsför<strong>de</strong>rungsgesetz“.<br />

Wer<strong>de</strong>n aber bestimmte<br />

Verstärkungswörter einem Nomen o<strong>de</strong>r<br />

Adjektiv vorangestellt, entstehen neue<br />

bildstarke, direkte und emotionale Wörter.<br />

Eine echte Bereicherung vor allem<br />

für die mündliche <strong>de</strong>utsche Sprache.<br />

Reich, reicher, stinkreich<br />

Meist sind es sehr klare, kraftvolle Nomen,<br />

Verben o<strong>de</strong>r Adjektive, die das<br />

Bestimmungswort, vor <strong>de</strong>m sie stehen,<br />

emotional o<strong>de</strong>r inhaltlich verstärken.<br />

Nicht immer ist die Herkunft eines so<br />

verstärkten Wortes klar, aber richtig<br />

verwen<strong>de</strong>t, trifft es genau – o<strong>de</strong>r besser<br />

„haargenau“ (sehr genau; Haar:<br />

Nomen + genau: Adjektiv) sein sprachliches<br />

Ziel. Aber nicht vergessen, man<br />

kann ein Ziel auch um „Haaresbreite“<br />

(um ganz klein wenig; Haar: Nomen +<br />

Nomen: Breite) verfehlen! Aber jetzt<br />

genug vom Verstärkerwort Haar und direkt<br />

zu einem Satz, vollgepackt mit<br />

Verstärkungskomposita: Egal, ob du<br />

„stinkreich“ (sehr reich; Herkunft nicht<br />

klar) o<strong>de</strong>r „bettelarm“ (so arm, dass du<br />

betteln musst) bist, bei „Hun<strong>de</strong>wetter“<br />

(schlechtes Wetter) wird je<strong>de</strong>r „blitzschnell“<br />

(schnell wie ein Blitz) „pu<strong>de</strong>lnass“<br />

(nass wie ein Pu<strong>de</strong>l).<br />

Mit tierischer Verstärkung<br />

Tiernamen wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs gern in<br />

Komposita <strong>de</strong>r Umgangssprache benutzt,<br />

um so bestimmte Eigenschaften<br />

zu verstärken. Affe, Bär, Hund, Sau,<br />

Schwein stehen<br />

dabei sehr oft für<br />

etwas Negatives.<br />

Nur weil früher<br />

Menschen glaubten,<br />

dass eine<br />

Sau ein dreckiges<br />

Tier sei, entstan<strong>de</strong>n<br />

auf diese<br />

Weise Wörter<br />

wie „saukalt,<br />

-dumm, -teuer“.<br />

Und da<br />

soll sich eine<br />

Sau trotz<strong>de</strong>m<br />

„sauwohl“<br />

(beson<strong>de</strong>rs<br />

gut) fühlen?<br />

„Saukomisch“<br />

(sehr komisch)<br />

ist<br />

Sprachquiz<br />

das! Dem Hund geht’s auch nicht gut,<br />

son<strong>de</strong>rn meist „hun<strong>de</strong>elend“ (sehr<br />

schlecht). Nur <strong>de</strong>r Bär kann sich freuen,<br />

<strong>de</strong>nn „Bärenkräfte“ (sehr stark<br />

sein) o<strong>de</strong>r einen „Bärenhunger“ (großer<br />

Hunger) zu haben, ist ja keine<br />

schlimme Sache. Und im „Affentempo“<br />

(flink wie ein Affe) haben wir schon das<br />

En<strong>de</strong> unserer kleinen Sprachreise erreicht.<br />

<br />

Clemens Tragelehn<br />

Fin<strong>de</strong> die fünf gesuchten Komposita (Nomen + Adjektiv).<br />

Ergänze dazu alle noch fehlen<strong>de</strong>n Buchstaben. Die<br />

Lösungen fin<strong>de</strong>st du im Heft auf Seite 38.<br />

1. sehr schnell/flink _ i _ _ _ _ _ _ i _ k<br />

2. sehr schwer t _ _ _ _ _ _ c _ _ _ _<br />

3. sehr glatt _ _ l g l _ _ _<br />

4. sehr weich _ u _ _ _ _ w _ _ _ _<br />

5. sehr gera<strong>de</strong> k _ _ _ _ _ g _ _ _ _ _<br />

Behör<strong>de</strong>nsprache, -n, die Sprache <strong>de</strong>r Administration/Verwaltung/Dienststelle<br />

Bereicherung, -en, die hier: Verbesserung, Ergänzung, Pluspunkt<br />

betteln um Geld/Essen bitten<br />

Eigenschaft, -en, die Beson<strong>de</strong>rheit, Merkmal, Charakteristikum<br />

entstehen hier: sich bil<strong>de</strong>n, aufkommen<br />

flink schnell, rasch<br />

inhaltlich thematisch<br />

verfehlen nicht erreichen, verpassen<br />

verstärken hier: <strong>de</strong>utlicher machen<br />

Abbildungen: p​c​h​.​v​e​c​t​o​r​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Illustration Sprechblasen), appleuzr/iStock-1085356050 (Illustration Megafon)<br />

24 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Deutsch üben jetzt!<br />

Übungen<br />

zum Artikel<br />

auf Seite<br />

24<br />

Urlaub in Deutschland<br />

››<br />

Wohin geht’s?<br />

Anna und Sabine<br />

freuen sich auf ihren<br />

gemeinsamen Urlaub<br />

(Symbolbild)<br />

Anna und Sabine arbeiten als Lehrerinnen an einem Gymnasium. Sie sind auch gute Freundinnen<br />

und fahren oft zusammen in <strong>de</strong>n Urlaub.<br />

1. Aufgabe:<br />

Lies <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Dialog und beantworte die Frage:<br />

„Wohin fahren Anna und Sabine diesen Sommer?“<br />

a) nach Trier<br />

b) nach Bayern<br />

c) nach Berlin<br />

2. Aufgabe:<br />

Lies <strong>de</strong>n Dialog noch einmal. Welche sechs verstärkten<br />

Wörter fin<strong>de</strong>st du? Schreibe sie in genau <strong>de</strong>r Reihenfolge<br />

auf, in <strong>de</strong>r sie im Text auftauchen. Ein Hinweis: Es sind<br />

sechs Adjektive.<br />

a) _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

b) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

c) _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

d) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

e) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

f) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

*<br />

Fotos: w​i​r​e​s​t​o​c​k​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Schloss Neuschwanstein), pixabay.com (zwei lachen<strong>de</strong> Frauen)<br />

Schloss<br />

Neuschwanstein<br />

Anna: Hast du schon eine I<strong>de</strong>e, wohin wir in <strong>de</strong>n Urlaub<br />

fahren wollen?<br />

Sabine: Vielleicht nach Trier? Es ist eine steinalte Stadt,<br />

die älteste in Deutschland. Da gibt es viel zu sehen.<br />

Anna: Stimmt, aber in Trier war ich schon mal. Wollen<br />

wir nicht lieber nach Bayern fahren? Schloss Neuschwanstein<br />

interessiert mich wirklich sehr. Das muss riesengroß<br />

sein und hat eine echt spannen<strong>de</strong> Geschichte.<br />

Sabine: Ja, das klingt super! Und wenn wir schon in Bayern<br />

sind, können wir doch auch im Bayerischen Wald<br />

wan<strong>de</strong>rn gehen. Die grasgrüne Landschaft wird uns guttun!<br />

Anna: Aber Moment! Der Bayerische Wald und Schloss<br />

Neuschwanstein sind ja meilenweit voneinan<strong>de</strong>r entfernt.<br />

Wie schaffen wir das?<br />

Sabine: Das ist doch kin<strong>de</strong>rleicht – wir mieten uns ein<br />

Auto! So können wir auch unterwegs die wun<strong>de</strong>rschöne<br />

Natur genießen.<br />

Anna: Das ist eine gute I<strong>de</strong>e! So machen wir’s. Ich freue<br />

mich schon sehr auf unseren kleinen Urlaub.<br />

3. Aufgabe:<br />

Was be<strong>de</strong>uten diese verstärkten Wörter? Lies die Erklärungen<br />

und ordne ihnen die passen<strong>de</strong>n Adjektive aus<br />

Aufgabe 2 zu.<br />

a) bezaubernd, sehr hübsch =<br />

_______________________<br />

b) sehr, sehr einfach =<br />

_______________________<br />

c) eine große Strecke, sehr lang =<br />

_______________________<br />

d) gewaltig, gigantisch =<br />

_______________________<br />

e) wie die Farbe einer Wiese =<br />

_______________________<br />

f) schon sehr, sehr lange existierend =<br />

_______________________<br />

<br />

Zusammengestellt von Elvira Metzler<br />

Die Lösungen fin<strong>de</strong>st du im Heft auf Seite 38.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 25


Konsum<br />

*<br />

Straßenblocka<strong>de</strong>n und<br />

Angriffe auf Kunstwerke<br />

››<br />

Die Aktionen <strong>de</strong>r Letzten Generation<br />

Straßen blockieren o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r in Museen mit Kartoffelbrei bewerfen – die Aktionen <strong>de</strong>r<br />

Umweltaktivistinnen und -aktivisten <strong>de</strong>r sogenannten Letzten Generation sind spektakulär. Mit dieser<br />

Form <strong>de</strong>s zivilen Ungehorsams wollen sie die Regierung zwingen, mehr für <strong>de</strong>n Klimaschutz zu tun.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> fragte zwei junge Leute aus Potsdam, was sie darüber <strong>de</strong>nken.<br />

Nicht zu rechtfertigen<br />

Solche Protestaktionen sind nicht zu<br />

rechtfertigen, auch nicht durch gute<br />

Absichten. Für mich be<strong>de</strong>utet diese Art<br />

von zivilem Ungehorsam einen Angriff<br />

auf alle Bürgerinnen und Bürger. Ich<br />

<strong>de</strong>nke, dass sich die Letzte Generation<br />

nicht hinter <strong>de</strong>r Meinungsfreiheit verstecken<br />

darf. Durch Angriffe auf Kunstwerke<br />

begehen sie Sachbeschädigung,<br />

durch Straßenblocka<strong>de</strong>n behin<strong>de</strong>rn sie<br />

<strong>de</strong>n Verkehr. Das sind Straftaten und<br />

das geht zu weit. Die Demonstrationen<br />

von Fridays for Future zeigen, wie friedlich<br />

protestiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Hans Amper*, 17 Jahre, Schüler aus<br />

Potsdam<br />

Mit <strong>de</strong>m richtigen<br />

Ziel<br />

Ich <strong>de</strong>nke, dass die<br />

Letzte Generation es<br />

mit ihrem zivilen Ungehorsam<br />

geschafft<br />

hat, eine neue Diskussion<br />

über <strong>de</strong>n unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Klimaschutz<br />

auszulösen.<br />

Sitzblocka<strong>de</strong> für Klimaschutz<br />

im August 2021 am<br />

Bran<strong>de</strong>nburger Tor in Berlin Nicht angemessen<br />

Unwort <strong>de</strong>s Jahres: Klimaterroristen<br />

„Klimaterroristen“ ist das Unwort <strong>de</strong>s Jahres 2022.<br />

Das gab die Jury <strong>de</strong>r Philipps-Universität Marburg im<br />

Januar bekannt. Sie kritisierte die Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs<br />

in <strong>de</strong>n Medien, weil so „Aktivistinnen und Aktivisten<br />

mit Terroristen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert<br />

und diffamiert wer<strong>de</strong>n“. Gewaltlose Protestformen<br />

<strong>de</strong>s zivilen Ungehorsams wür<strong>de</strong>n so in <strong>de</strong>n Kontext von<br />

Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, so die Jury.<br />

26 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />

Blocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schienenwegs<br />

zum Lausitzer<br />

Braunkohlegebiet<br />

im Mai 2016<br />

Ihre Straßenblocka<strong>de</strong>n und die Aktionen<br />

in Museen waren gewaltfrei. Eine<br />

Radikalisierung dieser Aktivistinnen<br />

und Aktivisten kann ich nicht erkennen.<br />

Viele empören sich über die Form<br />

<strong>de</strong>r Proteste, vergessen aber <strong>de</strong>ren eigentliches<br />

Ziel: Es geht ja um die Einhaltung<br />

eines von <strong>de</strong>r Regierung selbst<br />

gesteckten Ziels – die Begrenzung <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong>rwärmung auf maximal 1,5 Grad.<br />

Ich fin<strong>de</strong>, dass die Protestieren<strong>de</strong>n das<br />

richtige Ziel verfolgen.<br />

Petra Schmidt*, 18 Jahre, Schülerin<br />

aus Potsdam<br />

* ) Die Namen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Redaktion<br />

geän<strong>de</strong>rt.<br />

Im Januar <strong>2023</strong> wollte <strong>de</strong>r Nord<strong>de</strong>utsche Rundfunk (NDR)<br />

wissen, ob die Menschen in Deutschland die Aktionen <strong>de</strong>r<br />

Letzten Generation für angemessen halten. Hier die Antworten<br />

in Prozent.<br />

überhaupt nicht angemessen 52<br />

eher nicht angemessen 21<br />

eher angemessen 15<br />

voll und ganz angemessen 11<br />

Keine Angabe 1<br />

Quelle: NDR; Befragungszeitraum: 12.01. – 16.01.<strong>2023</strong>,<br />

12 815 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Fotos: E​n​d​e​ ​G​e​l​ä​n​d​e​ ​2​0​1​6​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Schienenblocka<strong>de</strong>), ​S​t​e​f​a​n​ M​ü​l​l​e​r​/wikimedia.org (​1. B​l​o​c​k​a​d​e <strong>de</strong>s B​r​a​n​d​e​n​b​u​r​g​e​r​ ​T​o​r​s d​u​r​c​h​ ​E​x​t​i​n​c​t​i​o​n R​e​b​e​l​l​i​o​n am​ 1​6​.​0​8​.​2​0​2​1)


Der Erfolg muss sich zeigen<br />

Ziviler Ungehorsam in <strong>de</strong>r Klimabewegung<br />

Sophia Hunger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum<br />

für Sozialforschung in Berlin. Mit ihr sprach <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> über die Proteste <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Letzten Generation und über zivilen Ungehorsam.<br />

Frau Dr.<br />

Sophia Hunger<br />

Frau Doktor Hunger, Sitzblocka<strong>de</strong>n auf Straßen, Angriffe auf Kunstwerke – ist diese Art <strong>de</strong>s<br />

zivilen Ungehorsams mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Grundgesetz vereinbar?<br />

Die Proteste bewegten sich größtenteils im Rahmen <strong>de</strong>s im Grundgesetz eingeräumten Rechts zur<br />

politischen Partizipation. Auch wenn eine Protestaktion unbeteiligte Menschen stört o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rt,<br />

kann sie <strong>de</strong>nnoch gewaltlos und legitim sein. Die Grenze zur Gewalt wird überschritten, wenn unbeteiligte<br />

Menschen verletzt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch Infrastruktur absichtlich zerstört wird.<br />

Warum kommt es gera<strong>de</strong> jetzt zu solch drastischen Aktionen?<br />

Ich <strong>de</strong>nke, das sind Anzeichen von Resignation innerhalb <strong>de</strong>r Klimabewegung. 2019 konnte Fridays for Future noch Millionen<br />

Menschen mobilisieren. Dann kamen die Coronapan<strong>de</strong>mie und <strong>de</strong>r Ukrainekonflikt. Es wur<strong>de</strong> schwieriger, Aufmerksamkeit<br />

zu erzeugen und Menschen für <strong>de</strong>n Klimaschutz zu mobilisieren. Auch die neue Regierung hat bisher nur wenige<br />

Fortschritte im Klimaschutz gemacht. Daher brauchte die Klimabewegung wie<strong>de</strong>r große Demonstrationen o<strong>de</strong>r Aktionen,<br />

die Aufsehen erregen. Letzteres ist die aktuelle Strategie <strong>de</strong>r Letzten Generation.<br />

Welche Ziele haben die Umweltaktivistinnen und -aktivisten?<br />

Tatsächlich sind ihre Ziele ziemlich mo<strong>de</strong>rat und sehr konkret. Gefor<strong>de</strong>rt wird ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stun<strong>de</strong><br />

auf Autobahnen, ein bun<strong>de</strong>sweites 9-Euro-Ticket für <strong>de</strong>n öffentlichen Nahverkehr o<strong>de</strong>r auch ein Gesetz, das Supermärkten<br />

verbietet, noch genießbare Lebensmittel wegzuwerfen.<br />

Wie reagiert die Politik auf die Proteste?<br />

Medien und Regierung reagieren bisher vor allem negativ. Hauptsächlich wird über die Formen <strong>de</strong>s Protests gere<strong>de</strong>t und<br />

sehr wenig über die konkreten For<strong>de</strong>rungen. Auch die <strong>de</strong>utsche Bevölkerung lehnt die radikalen Proteste eher ab.<br />

Hat solch ziviler Ungehorsam Aussicht auf Erfolg?<br />

Das wird sich zeigen. Auch wenn viele genervt von <strong>de</strong>n Straßenblocka<strong>de</strong>n sind, muss das nicht heißen, dass diese Strategie<br />

nicht erfolgreich sein kann. Entschei<strong>de</strong>nd wird das Zusammenspiel <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Kräfte in <strong>de</strong>r Klimabewegung<br />

sein, also <strong>de</strong>r mehrheitlich mo<strong>de</strong>raten und <strong>de</strong>r radikaleren, zu <strong>de</strong>nen auch die Letzte Generation gehört. Deren umstrittene<br />

Aktionen könnten dafür sorgen, dass die Politik die mo<strong>de</strong>rate Klimabewegung ernster nimmt. An<strong>de</strong>rerseits könnten<br />

Menschen auch davon abgeschreckt wer<strong>de</strong>n, sich <strong>de</strong>n Protesten anzuschließen. Bei<strong>de</strong> Szenarien sind möglich.<br />

Das Interview führte Wilhelm Siemers.<br />

*<br />

Foto: WZB (Sophia Hunger)<br />

angemessen adäquat, passend, or<strong>de</strong>ntlich<br />

Aufsehen erregen Aufmerksamkeit bekommen<br />

beseitigen liquidieren, been<strong>de</strong>n, annullieren<br />

diffamieren schlecht über jmdn./etw. re<strong>de</strong>n; herabsetzen, diskreditieren<br />

drastisch heftig, extrem, radikal<br />

eingeräumt hier: zugestan<strong>de</strong>n, gewährt, garantiert<br />

Eingriff, -e, <strong>de</strong>r hier: unerlaubte Einmischung/Intervention<br />

empören, sich sich ärgern/aufregen<br />

gesteckt hier: angestrebt, <strong>de</strong>finiert, erwünscht<br />

mo<strong>de</strong>rat maßvoll, adäquat<br />

rechtfertigen entschuldigen, verteidigen<br />

Rechtsverletzung, -en, die Nichtbeachtung eines Gesetzes<br />

Resignation, die Unzufrie<strong>de</strong>nheit, Verzweiflung, Pessimismus<br />

Sachbeschädigung begehen etw. kaputt/unbrauchbar machen<br />

Staatsfeindlichkeit, die gegen <strong>de</strong>n Staat sein, das System ablehnen<br />

umstritten problematisch, kontrovers<br />

Ungehorsam, <strong>de</strong>r Weigerung, Wi<strong>de</strong>rstand, Rebellion<br />

vereinbar sein, mit etw. (Dat.) kompatibel sein/übereinstimmen mit etw.<br />

Zivilgesellschaftsforschung, die Analyse politischer Akteure wie Vereine und Bürgerinitiativen<br />

Zusammengestellt von Lisa Zinnäcker<br />

Was ist ziviler Ungehorsam?<br />

Ziviler Ungehorsam ist ein legitimes Mittel,<br />

um sich politisch auszudrücken. Klimaaktivistinnen<br />

und -aktivisten wollen<br />

zum Beispiel mit ihren Aktionen auf die<br />

wachsen<strong>de</strong> Verschmutzung <strong>de</strong>r Umwelt<br />

hinweisen und die Regierung zwingen,<br />

diese zu beseitigen. Ziviler Ungehorsam<br />

ist im <strong>de</strong>utschen Recht keine Straftat.<br />

Aber die Aktion darf bestimmte juristische<br />

Grenzen nicht überschreiten. Wer zum<br />

Beispiel eine Straße blockiert, kann wegen<br />

gefährlichen Eingriffs in <strong>de</strong>n Straßenverkehr<br />

bestraft wer<strong>de</strong>n. Wie hoch dann<br />

die Strafe ist, entschei<strong>de</strong>n die Gerichte.<br />

So gesehen, wird nicht <strong>de</strong>r zivile Ungehorsam<br />

sanktioniert (bestraft), son<strong>de</strong>rn die<br />

konkrete Rechtsverletzung.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 27


Erfin<strong>de</strong>r<br />

*<br />

So sehen radiologische<br />

Untersuchungen heute aus<br />

Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>r Röntgenstrahlen<br />

››<br />

Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen<br />

Röntgengeräte gehören heutzutage zur Standardausstattung in Krankenhäusern. Durch<br />

Röntgenstrahlen lassen sich Bil<strong>de</strong>r vom menschlichen Körper herstellen, die für die mo<strong>de</strong>rne<br />

medizinische Diagnostik wichtig sind, zum Beispiel die Computertomografie (CT). Diese<br />

elektromagnetischen Strahlen hat 1895 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845 – 1923)<br />

ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Ein kleiner Junge will sein erstes<br />

Fahrrad sofort auf <strong>de</strong>r Straße testen,<br />

fährt zu schnell, muss bremsen,<br />

stürzt und verletzt sich dabei an <strong>de</strong>r<br />

Schulter. Im Krankenhaus wird sofort<br />

eine Röntgenaufnahme gemacht, auf<br />

<strong>de</strong>r ein Bruch <strong>de</strong>s Schlüsselbeins zu erkennen<br />

ist. Diese schnelle und sichere<br />

Art <strong>de</strong>r medizinischen Diagnose verdanken<br />

wir einer Ent<strong>de</strong>ckung Wilhelm Conrad<br />

Röntgens. Der Physiker und Professor<br />

ent<strong>de</strong>ckte am 8. November 1895<br />

elektromagnetische Strahlen, die er wegen<br />

ihrer geheimnisvollen Kraft X-Strahlen<br />

nannte. Ihm zu Ehren bekamen sie<br />

später <strong>de</strong>n Namen Röntgenstrahlen.<br />

Studieren ohne Abitur<br />

Röntgen, <strong>de</strong>ssen To<strong>de</strong>stag sich am 10.<br />

Februar <strong>2023</strong> zum 100. Mal jährte,<br />

wur<strong>de</strong> 1845 im Rheinland geboren und<br />

verbrachte seine Schulzeit in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n.<br />

Das Gymnasium in Utrecht<br />

musste er ohne Abschluss (Abitur) verlassen,<br />

weil er irrtümlich beschuldigt<br />

wor<strong>de</strong>n war, eine Karikatur <strong>de</strong>s Klassenlehrers<br />

gezeichnet zu haben. Ohne<br />

Abitur war in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n aber<br />

kein Universitätsstudium möglich, also<br />

ging <strong>de</strong>r junge Röntgen zum Maschinenbau-<br />

und Physikstudium in die<br />

Schweiz, an die Eidgenössische Technische<br />

Hochschule in Zürich, da hier nur<br />

eine Aufnahmeprüfung zu bestehen<br />

war. Sein fehlen<strong>de</strong>s Abitur sollte allerdings<br />

seine wissenschaftliche Karriere<br />

noch bis ins Jahr 1879 behin<strong>de</strong>rn, als<br />

er schließlich doch noch or<strong>de</strong>ntlicher<br />

Professor an <strong>de</strong>r Universität Gießen<br />

und ab 1888 an <strong>de</strong>r Universität Würzburg<br />

wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Experimentieren mit Erfolg<br />

Hier ent<strong>de</strong>ckte er beim Experimentieren<br />

mit einer Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre zufällig<br />

eine neue Art von Strahlung. Röntgen<br />

beobachtete, wie eine Fotoplatte in <strong>de</strong>r<br />

Nähe einer solchen Röhre hell zu<br />

leuchten begann, obwohl die Röhre mit<br />

schwarzer Pappe abge<strong>de</strong>ckt war. Außer<strong>de</strong>m<br />

bemerkte er, dass auf einer Fotoplatte<br />

eine Fotografie mit sichtbaren<br />

Knochen entstand, wenn er die Hand<br />

zwischen Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre und Fotoplatte<br />

hielt. Das Röntgenbild von <strong>de</strong>r<br />

Hand seiner Ehefrau (inklusive Ehering)<br />

ging En<strong>de</strong> 1895 um die Welt und<br />

machte Röntgen über Nacht berühmt,<br />

sogar <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Kaiser Wilhelm II.<br />

(1859 – 1941) lud ihn nach Berlin ein,<br />

um sich seine Ent<strong>de</strong>ckung erklären zu<br />

lassen. 1901 erhielt Röntgen schließlich<br />

als erster Wissenschaftler überhaupt<br />

<strong>de</strong>n Nobelpreis für Physik.<br />

Licht und Schatten<br />

Da Röntgen darauf verzichtete, seine<br />

Erfindung als Patent anzumel<strong>de</strong>n, verbreiteten<br />

sich die auf Grundlage seiner<br />

wissenschaftlichen Ent<strong>de</strong>ckung entwickelten<br />

Röntgenapparate sehr schnell.<br />

Ärzte in aller Welt setzten die neue<br />

Technik so exzessiv ein, dass sich<br />

1923 <strong>de</strong>r bekannte <strong>de</strong>utsche Chirurg<br />

Ferdinand Sauerbruch (1875 – 1951)<br />

bei Röntgen darüber beschwerte. Seine<br />

Ent<strong>de</strong>ckung wür<strong>de</strong> die Ärzte dazu verleiten,<br />

ihre Patienten nicht mehr genau<br />

zu untersuchen. Statt<strong>de</strong>ssen wür<strong>de</strong>n<br />

sie sich einfach auf das Röntgenbild<br />

verlassen. Röntgen soll darauf zu Sauerbruch<br />

gesagt haben: „Wo viel Röntgenlicht<br />

ist, muss auch Röntgenschatten<br />

sein.“ Zu diesen Schattenseiten<br />

gehören auch die schweren gesundheitlichen<br />

Schä<strong>de</strong>n, die viele Mediziner<br />

und Patienten durch <strong>de</strong>n sorglosen<br />

Umgang mit <strong>de</strong>n energiereichen Strahlen<br />

erlitten. Erst durch die Entwicklung<br />

von Strahlenmessgeräten und neue Erkenntnisse<br />

über die richtige Dosierung<br />

konnte die Röntgentechnik so sicher<br />

und zuverlässig wer<strong>de</strong>n, wie wir sie<br />

heute kennen.<br />

<br />

Wilhelm Drews<br />

Foto: D​r​a​z​e​n​ ​Z​i​g​i​c​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (radiologische Untersuchung)<br />

28 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Röntgenbild eines<br />

gebrochenen Zeigefingers<br />

Fotos: L​I​F​E​ ​Fotoarchiv (Wilhelm C. Röntgen), rawpixel.​c​o​m​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Röntgenbild)<br />

Wilhelm Conrad<br />

Röntgen im Jahr 1900<br />

Röntgenstrahlen – vielseitig<br />

einsetzbar<br />

In <strong>de</strong>r Medizin ist die Ent<strong>de</strong>ckung Röntgens<br />

heute noch unersetzlich. Neben Röntgenbil<strong>de</strong>rn<br />

von Knochen lassen sich heute auch<br />

Bil<strong>de</strong>r von Organen <strong>de</strong>s menschlichen Körpers<br />

herstellen, beispielsweise durch die<br />

Computertomografie (CT). Dabei errechnet<br />

ein Computer anhand von mehreren Röntgenbil<strong>de</strong>rn<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Richtungen<br />

ein <strong>de</strong>tailliertes Gesamtbild. Zum Standard<br />

bei <strong>de</strong>r Behandlung von Krebs gehört<br />

die Strahlentherapie, bei <strong>de</strong>r<br />

Röntgenstrahlen das Gewebe von<br />

Tumoren zerstören. Doch Röntgens<br />

Erfindung ist auch in vielen an<strong>de</strong>ren<br />

Bereichen von großem Nutzen.<br />

So wer<strong>de</strong>n Röntgengeräte in<br />

<strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie eingesetzt,<br />

um Produkte auf Verunreinigungen<br />

zu untersuchen. Ebenso<br />

kann damit die Qualität von Metallerzeugnissen<br />

getestet wer<strong>de</strong>n.<br />

Sogar Archäologen nutzen Röntgengeräte,<br />

um ihre Fun<strong>de</strong> zu untersuchen,<br />

ohne diese zu beschädigen,<br />

und Biologen<br />

verwen<strong>de</strong>n sie, um die Keimfähigkeit<br />

von Pflanzensamen zu<br />

analysieren.<br />

Funktionsweise eines Röntgengeräts<br />

Seit Röntgens Ent<strong>de</strong>ckung 1895 ist das Prinzip nahezu unverän<strong>de</strong>rt<br />

geblieben: In einer Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre wer<strong>de</strong>n zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Elektro<strong>de</strong>n (Katho<strong>de</strong> und Ano<strong>de</strong>) mit Hilfe einer sehr<br />

hohen elektrischen Spannung Elektronen beschleunigt. Die aus<br />

<strong>de</strong>r Katho<strong>de</strong> ausgetretenen Elektronen wer<strong>de</strong>n beim Aufprall auf<br />

<strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Ano<strong>de</strong> abgebremst. Dabei wird eine sehr<br />

energiereiche elektromagnetische Strahlung erzeugt, die sogenannte<br />

Röntgenstrahlung. Die Strahlen durchdringen einen Körper,<br />

auf <strong>de</strong>n sie in nächster Nähe treffen, je nach Dichte <strong>de</strong>s Materials<br />

unterschiedlich stark. Auf einem Schirm o<strong>de</strong>r einer<br />

fotografischen Platte hinter <strong>de</strong>m bestrahlten Körper kann diese<br />

unterschiedliche Intensität als Bild sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Heute erfolgt dies meist durch eine digitale Speicherung, so wie<br />

in mo<strong>de</strong>rnen Fotoapparaten. Aufgrund ihrer hohen Energie können<br />

Röntgenstrahlen Schä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>s Körpers verursachen.<br />

Deshalb wer<strong>de</strong>n heute nur noch Röntgengeräte mit möglichst<br />

geringer Strahlung eingesetzt und nur dann, wenn es<br />

medizinisch notwendig ist.<br />

Aufnahme, -n, die hier: Bild, Foto<br />

Aufprall, <strong>de</strong>r Zusammenstoß, Schlag, Karambolage<br />

behin<strong>de</strong>rn blockieren, aufhalten<br />

beschleunigen sehr schnell fliegen lassen, eine sehr hohe Geschwindigkeit erreichen<br />

Bruch, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Verletzung, Fraktur<br />

durchdringen hier: durchgehen, durchschießen<br />

Gewebe, -, das Haut, Fleisch<br />

irrtümlich aus Versehen, aus einem Fehler heraus, fälschlicherweise<br />

jähren, sich ein Jubiläum haben<br />

Katho<strong>de</strong>nstrahlröhre, -n, die ein Zylin<strong>de</strong>r aus Glas, in <strong>de</strong>m Elektronen (elektrische Teilchen) fliegen<br />

Keimfähigkeit, die die Eigenschaft einer Pflanze, wachsen zu können<br />

Knochen, -, <strong>de</strong>r Teil eines Skeletts<br />

or<strong>de</strong>ntlich hier: rechtmäßiger Inhaber eines Lehrstuhls an einer Uni<br />

Schä<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>n Probleme bekommen<br />

Schattenseite, -n, die das Schlechte/Negative an einer Sache<br />

Schlüsselbein, -e, das kleines Teil <strong>de</strong>s Skeletts oben an <strong>de</strong>r Schulter<br />

Strahl, -en, <strong>de</strong>r hier: fliegen<strong>de</strong> elektromagnetische Teilchen (Elektronen)<br />

Strahlenmessgerät, -e, das Apparat, <strong>de</strong>r die Stärke <strong>de</strong>r Radioaktivität erkennt<br />

Tumor, -en o. -e, <strong>de</strong>r sehr stark erkrankte Stelle im Körper, Wucherung<br />

unersetzlich sehr wichtig, nicht austauschbar<br />

verleiten verführen, bringen<br />

Verunreinigung, -en, die Verschmutzung, Unsauberkeit<br />

Zelle, -n, die kleinstes Teilchen eines Lebewesens<br />

zu Ehren, jmdm. (Dat.) um jmdn. zu feiern/zelebrieren<br />

zuverlässig glaubwürdig, or<strong>de</strong>ntlich<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 29


Dialog<br />

Studieren<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r<br />

Berner Universität<br />

*<br />

Studieren in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

››<br />

Zuzannas Erlebnisse in Bern<br />

Zuzanna Kaminski ist vor wenigen Tagen in Bern angekommen, um hier zwei Auslandssemester<br />

Germanistik zu studieren. Die junge Polin muss sich erst zurechtfin<strong>de</strong>n und zu tun gibt es auch noch<br />

viel. Um ein paar neue Leute kennenzulernen, besucht sie eine Veranstaltung für Studieren<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Ausland. Lei<strong>de</strong>r kommt Zuzanna zu spät. Die Veranstaltung hat schon begonnen.<br />

Professor: … und so wünsche ich Ihnen<br />

allen einen guten Start in das<br />

neue Semester. Ich freue mich, Sie<br />

bald in einer meiner Vorlesungen wie<strong>de</strong>rzusehen.<br />

Vielen Dank!<br />

Zuzanna: Entschuldigung, darf ich<br />

mich zu dir stellen? An <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Tischen<br />

ist es so voll.<br />

Alina: Gerne, komm nur her. Du hattest<br />

wohl keine Lust auf die langweilige<br />

Re<strong>de</strong> von Professor Raimann?<br />

Zuzanna: Nein, nein! Ich habe nur<br />

nicht gleich <strong>de</strong>n Weg in die Aula gefun<strong>de</strong>n.<br />

Ich bin nämlich das erste Mal hier<br />

am Institut.<br />

Alina: Scha<strong>de</strong>, dass du so spät gekommen<br />

bist, die Snacks waren heute<br />

nämlich richtig klasse. Nun sind sie<br />

schon alle. Ich glaube, viele sind nur<br />

wegen <strong>de</strong>r Snacks hergekommen. Aber<br />

bitte erzähl das nicht <strong>de</strong>m Professor!<br />

Ach ja, ich heiße übrigens Alina, und<br />

wer bist du?<br />

Zuzanna: Ich bin Zuzanna und komme<br />

aus Polen. Keine Angst, ich erzähl <strong>de</strong>m<br />

Professor nichts. Aber sag mal, was<br />

machst du <strong>de</strong>nn auf einer Veranstaltung<br />

für Studieren<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Ausland?<br />

Bist du nicht Schweizerin?<br />

Alina: Hört man das so <strong>de</strong>utlich? Ja,<br />

ich komme aus <strong>de</strong>r Schweiz. Im Moment<br />

bin ich Assistentin am Institut für<br />

Germanistik. Meistens arbeite ich in<br />

<strong>de</strong>r Bibliothek. Heute muss ich aber<br />

Professor Raimann bei seinen Auftritten<br />

unterstützen. Aber genug von mir.<br />

Wie lange bist du schon in Bern?<br />

Zuzanna: Erst seit einer Woche. Davor<br />

habe ich in Gdansk studiert. Ich liebe<br />

Bern, es ist eine wun<strong>de</strong>rschöne Stadt.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist mein Zimmer im Stu<strong>de</strong>ntenheim<br />

sehr, sehr klein und ich verstehe<br />

die Menschen hier noch nicht so gut.<br />

Außer<strong>de</strong>m fällt es mir schwer, neue<br />

Leute kennenzulernen. Du bist die erste<br />

Schweizerin, mit <strong>de</strong>r ich mich bisher<br />

länger unterhalten habe.<br />

Alina: Das alles hier muss dir ziemlich<br />

fremd vorkommen, o<strong>de</strong>r? Und unser<br />

Bärndütsch ist sicher nicht leicht zu<br />

verstehen. Wenn du willst, kann ich dir<br />

ein paar Tipps ...<br />

Professor: Frau Keller, äxgüsi, wie<br />

schalte ich das Mikrofon aus? Bitte<br />

helfen Sie mir!<br />

Alina: Ja, ich bin in einer Minute bei<br />

Ihnen!<br />

Professor: Kommen Sie bitte sofort,<br />

Frau Keller! Sie wissen doch, wie viel<br />

Stress ich heute habe. Wir müssen<br />

auch gleich weiter.<br />

Alina: Natürlich, Herr Professor, ich<br />

komme! Also, Zuzanna, ich muss lei<strong>de</strong>r<br />

los. Besuch mich doch in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Tagen in <strong>de</strong>r Bibliothek, dann<br />

kann ich dir hier alles zeigen. A<strong>de</strong>!<br />

Zuzanna: Auf Wie<strong>de</strong>rsehen! Bis bald!<br />

<br />

Barbara Hanko<br />

Auftritt, -e, <strong>de</strong>r hier: Unterricht, Seminar<br />

ausschalten ausmachen, ausstellen, außer Betrieb setzen<br />

Re<strong>de</strong>, -n, die vor Publikum sprechen<br />

schwerfallen, jmdm. (Dat.) schwierig sein, Mühe machen, Probleme bereiten<br />

unterhalten, sich miteinan<strong>de</strong>r sprechen/re<strong>de</strong>n/diskutieren<br />

unterstützen hier: helfen<br />

Veranstaltung, -en, die beson<strong>de</strong>res Ereignis; hier: Unterricht, Seminar<br />

vorkommen hier: scheinen, von jmdm. so wahrgenommen/empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

zurechtfin<strong>de</strong>n, sich sich orientieren/auskennen<br />

Foto: Universität Bern (Hauptgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Uni Bern)<br />

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Kino<br />

Fotos: ​N​e​t​f​l ​i​x/R​e​i​n​e​r​ ​B​a​j​o​ (Szenenfoto aus „Im Westen nichts Neues“ von 2022), K​i​e​p​e​n​h​e​u​e​r​ & ​W​i​t​s​c​h (Buchcover „Im Westen nichts Neues“)<br />

Vom<br />

Schrecken <strong>de</strong>s Krieges<br />

››<br />

Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“<br />

Der Roman „Im Westen nichts Neues“ <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Schriftstellers Erich Maria Remarque (1898 –<br />

1970) gilt als Klassiker <strong>de</strong>r Weltliteratur und be<strong>de</strong>utendster Antikriegsroman. Im letzten Jahr wur<strong>de</strong> er<br />

erstmals auf Deutsch verfilmt, im Auftrag <strong>de</strong>s Streamingdienstes Netflix. Regisseur Edward Berger<br />

gelang eine beeindrucken<strong>de</strong> mo<strong>de</strong>rne filmische Adaption <strong>de</strong>s Buches.<br />

Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918)<br />

war <strong>de</strong>r erste hoch technisierte<br />

Krieg, hier wur<strong>de</strong>n erstmals Panzer,<br />

Flugzeuge, U-Boote, Maschinengewehre<br />

und Giftgas eingesetzt. Über 17 Millionen<br />

Menschen starben, die meisten<br />

als „Kanonenfutter“ auf <strong>de</strong>m Schlachtfeld<br />

und in <strong>de</strong>n Schützengräben.<br />

Remarque und<br />

sein Antikriegsroman<br />

Der Schriftsteller Erich<br />

Maria Remarque verarbeitete<br />

in seinem Roman<br />

„Im Westen nichts<br />

Neues“ auch eigene<br />

Kriegserfahrungen: Mit<br />

19 an <strong>de</strong>r Front, von einer<br />

Granate verletzt,<br />

überlebte er und schwor<br />

sich seit<strong>de</strong>m: „Nie wie<strong>de</strong>r Krieg!“ Seine präzise,<br />

schonungslose Beschreibung <strong>de</strong>r Schrecken<br />

<strong>de</strong>s Krieges wird 1929 ein sensationeller<br />

Verkaufserfolg in Deutschland. Auch die<br />

erste Verfilmung, 1930 in <strong>de</strong>n USA, wird<br />

weltweit gefeiert und mit zwei Oscars prämiert,<br />

jedoch unter <strong>de</strong>n Nationalsozialisten<br />

(1933 – 1945) verboten, weil sie „das Ansehen<br />

Deutschlands gefähr<strong>de</strong>“. Remarques<br />

Bücher wer<strong>de</strong>n verboten und 1933 sogar öffentlich<br />

verbrannt, fünf Jahre später wird ihm<br />

die <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit aberkannt.<br />

Er emigriert erst in die USA, lebt dann als<br />

erfolgreicher Autor in <strong>de</strong>r Schweiz. An Wirkung<br />

hat sein Antikriegsroman bis heute<br />

nicht verloren, weltweit wur<strong>de</strong> er 20 Millionen<br />

Mal verkauft und in über 50 Sprachen<br />

übersetzt.<br />

Die Realität an <strong>de</strong>r Front<br />

Der junge Gymnasiast Paul Bäumer<br />

mel<strong>de</strong>t sich freiwillig mit drei Klassenkamera<strong>de</strong>n<br />

an die Front, angesteckt<br />

von <strong>de</strong>r Kriegsbegeisterung seiner Lehrer.<br />

Doch was er dort erlebt, ist <strong>de</strong>r Tod<br />

durch feindliche Granatenangriffe o<strong>de</strong>r<br />

durch Hunger, Dreck und Kälte in <strong>de</strong>n<br />

Schützengräben. Aus Bäumers Perspektive<br />

ist <strong>de</strong>r Horror<br />

und die Sinnlosigkeit<br />

<strong>de</strong>s Ersten Weltkriegs<br />

zu sehen, wie <strong>de</strong>r Tod<br />

seiner Kamera<strong>de</strong>n und<br />

die Hoffnungslosigkeit<br />

<strong>de</strong>r jungen Soldaten.<br />

Parallel dazu erzählt<br />

<strong>de</strong>r Film auch von <strong>de</strong>n<br />

schwierigen Frie<strong>de</strong>nsverhandlungen<br />

zwischen<br />

Deutschland<br />

und Frankreich.<br />

Gezeichnet vom<br />

Krieg: die Hauptfigur<br />

Soldat Paul Bäumer<br />

Die kleinen großen Momente<br />

Eindrucksvoll zeichnet die Kamera zu<br />

Beginn <strong>de</strong>n Alltag einer Uniform nach,<br />

die – einem toten, <strong>de</strong>utschen Soldaten<br />

ausgezogen – eingesammelt, gewaschen<br />

und geflickt wie<strong>de</strong>r zu einer neuen<br />

Uniform vernäht wird, mit <strong>de</strong>r dann<br />

Paul Bäumer als Nächster in <strong>de</strong>n Krieg<br />

ziehen und am En<strong>de</strong> auch sterben<br />

wird. Beson<strong>de</strong>rs die kleinen, stillen Momente<br />

machen <strong>de</strong>n Film so groß, wie<br />

die Szene mit Bäumer, weinend im<br />

Bombentrichter, neben sich ein französischer<br />

Soldat, <strong>de</strong>r quälend langsam,<br />

leise stirbt. Atmosphärisch dicht, mit<br />

düster-grauen Bil<strong>de</strong>rn, einem ungewöhnlichen,<br />

minimalen Soundtrack<br />

und glänzen<strong>de</strong>n Schauspielern (vor allem<br />

Felix Kammerer als Paul) wirkt dieser<br />

Film noch lange nach – als überzeugen<strong>de</strong>r<br />

Appell für Frie<strong>de</strong>n und<br />

Menschlichkeit.<br />

<br />

Clemens Tragelehn<br />

aberkennen annullieren, wegnehmen, für ungültig erklären<br />

anstecken infizieren, übertragen, weitergeben<br />

Appell, -e, <strong>de</strong>r hier: Aufruf, For<strong>de</strong>rung<br />

Bombentrichter, -, <strong>de</strong>r großes Loch in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, das durch eine Bombenexplosion entsteht<br />

einsetzen benutzen, anwen<strong>de</strong>n<br />

flicken reparieren, wie<strong>de</strong>r neu zusammensetzen<br />

Frie<strong>de</strong>nsverhandlung, -en, die sich über das En<strong>de</strong> eines Krieges einigen<br />

gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />

im Auftrag von jmdm. eine Arbeit/Aufgabe bekommen<br />

Kanonenfutter, das im Krieg sinnlos sterben<strong>de</strong> Soldaten<br />

nachwirken einen großen Eindruck/nach<strong>de</strong>nklich machen<br />

quälend mit vielen Schmerzen<br />

Schlachtfeld, -er, das Ort, an <strong>de</strong>m im Krieg die Kämpfe stattfin<strong>de</strong>n<br />

schonungslos ohne Rücksicht, brutal, gefühllos<br />

Schützengraben, -“-, <strong>de</strong>r Loch/Schacht in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zum Schutz <strong>de</strong>r Frontsoldaten<br />

schwören, sich sich selbst versprechen, etw. zu tun<br />

überzeugend glaubhaft, souverän<br />

vernähen Teile von Textilien (mit Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n) zusammenfügen<br />

*<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 31


Film<br />

*<br />

Geschichte <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Films<br />

››<br />

Kino in <strong>de</strong>r DDR<br />

Am 3. Oktober 1990 wur<strong>de</strong> die Deutsche Demokratische Republik (DDR) auf <strong>de</strong>mokratischem Wege Teil<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland (BRD). So verschwand nach über 40 Jahren <strong>de</strong>r sozialistische Staat<br />

DDR. Erhalten geblieben sind all seine staatlich produzierten Filme, die heute in einer Stiftung<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n. Sie erzählen uns Geschichten aus einer spannen<strong>de</strong>n, vergangenen Welt.<br />

8<br />

. Mai 1945. Hitler<strong>de</strong>utschland hat<br />

kapituliert und wird von <strong>de</strong>n vier<br />

Siegermächten besetzt. Deren politische<br />

Differenzen führen 1949 zur Teilung<br />

Deutschlands in zwei i<strong>de</strong>ologisch<br />

gegensätzliche <strong>de</strong>utsche Staaten. Auf<br />

<strong>de</strong>m sowjetisch verwalteten Gebiet entsteht<br />

die DDR unter Führung <strong>de</strong>r Sozialistischen<br />

Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED), im restlichen Deutschland die<br />

bürgerlich-<strong>de</strong>mokratische BRD.<br />

Filmplakat von „Solo Sunny“<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1980<br />

Filmkunst und Politik<br />

Aus <strong>de</strong>n Trümmern Hitler<strong>de</strong>utschlands<br />

sollte ein neues, friedliches, <strong>de</strong>mokratisches<br />

und antifaschistisches<br />

Deutschland – die DDR – entstehen,<br />

so das erklärte Ziel <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

SED. Viele fortschrittliche Deutsche<br />

teilten diese I<strong>de</strong>ale, so kurz nach<br />

<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg, <strong>de</strong>n Konzentrationslagern.<br />

Während sich die BRD mit<br />

<strong>de</strong>n Vereinigten Staaten (USA) und<br />

Westeuropa verbün<strong>de</strong>te, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

DDR wichtige außenpolitische Entscheidungen<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r sowjetischen<br />

Regierung getroffen. In <strong>de</strong>r<br />

zentral organisierten DDR-Kulturpolitik<br />

spielte <strong>de</strong>r Film als populärste Kunstform<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />

Reich an Filmthemen<br />

Noch unter sowjetischer Verwaltung<br />

entstand 1946 die Deutsche Film Aktiengesellschaft<br />

(DEFA), die ab 1949 die<br />

einzige Filmproduktionsfirma <strong>de</strong>r DDR<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Die <strong>de</strong>utschen Verbrechen<br />

wie auch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche antifaschistische<br />

Wi<strong>de</strong>rstand im Zweiten<br />

Weltkrieg waren bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR<br />

zentrale Filmthemen. Künstlerisch eindrucksvolle<br />

Beispiele dafür sind <strong>de</strong>r allererste<br />

DEFA-Film von 1946 „Die Mör<strong>de</strong>r<br />

sind unter uns“, „Ich war 19“<br />

(1968) und „Jakob <strong>de</strong>r Lügner“ (1974)<br />

– <strong>de</strong>r sogar für <strong>de</strong>n Oscar nominiert<br />

wur<strong>de</strong>. Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1950er-Jahre entstan<strong>de</strong>n<br />

zahlreiche sehenswerte Gegenwartsfilme,<br />

wie „Berlin – Ecke<br />

Schönhauser …“ (1957), und mit „Der<br />

Untertan“ (1951) eine überzeugen<strong>de</strong><br />

Studie über <strong>de</strong>utschen Gehorsam.<br />

Nicht zu vergessen sind Märchenfilm-Klassiker<br />

wie „Das kalte Herz“<br />

(1950) und „Die Geschichte vom kleinen<br />

Muck“ (1953).<br />

Der DDR-Kinohit „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und<br />

Paula“ (1973) machte Angelica Domröse<br />

und Winfried Glatze<strong>de</strong>r zu Filmstars<br />

Autoritär statt <strong>de</strong>mokratisch<br />

Doch ab 1954 hatte nicht mehr die<br />

DEFA, son<strong>de</strong>rn vor allem das SED-geführte<br />

DDR-Kulturministerium das letzte<br />

Wort in allen Filmfragen. Von nun an<br />

sollte <strong>de</strong>r „neue sozialistische Mensch“<br />

im Zentrum <strong>de</strong>r Filme stehen, also positive<br />

Hel<strong>de</strong>n, ganz ohne Fehler. Den<br />

sozialistischen Alltag mit all seinen Problemen<br />

zu beschreiben, und zwar frei<br />

in Form und Inhalt, war so kaum noch<br />

möglich. Negativer Höhepunkt war das<br />

11. Plenum <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r<br />

SED 1965, auf <strong>de</strong>m 12 Filme aus<br />

i<strong>de</strong>ologischen Grün<strong>de</strong>n sogar verboten<br />

wur<strong>de</strong>n, zum Beispiel „Spur <strong>de</strong>r Steine“<br />

(1966). Ironie <strong>de</strong>r Geschichte:<br />

Knapp 25 Jahre später, kurz vor <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR, erlebten einige von ihnen<br />

ihre DDR-Kinopremiere.<br />

„Tauwetter“ und „Eiszeit“<br />

Schwierige Zeiten für Filmemacher, sogenannte<br />

filmische „Eiszeiten“, wechselten<br />

sich mit „Tauwetter“-Zeiten ab,<br />

wo freieres künstlerisches Arbeiten<br />

möglich war. Welches „Wetter“ gera<strong>de</strong><br />

herrschte, hing sehr von <strong>de</strong>r politischen<br />

Lage im eigenen Land und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion ab. Nach <strong>de</strong>r Teilung<br />

Deutschlands durch <strong>de</strong>n Mauerbau<br />

1961 hatten einige DDR-Filmkünstler<br />

auf „Tauwetter“ gehofft. Sie glaubten,<br />

nun frei von westlicher Beeinflussung<br />

an einer offenen, selbstkritischen Gesellschaft<br />

mitarbeiten zu können. Doch<br />

sie irrten sich. Enttäuscht passten sich<br />

Fotos: D​E​F​A​-​S​t​i​f​t​u​n​g​/M​a​n​f​r​e​d​ ​D​a​m​m​,​ ​H​e​r​b​e​r​t​ ​Kroiss (Szenenfoto aus „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und Paula“), DEFA-Stiftung/Gerda Dassing (Filmplakat von „Solo Sunny“, 1980)<br />

32 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


viele Filmkünstler <strong>de</strong>r Parteilinie an,<br />

an<strong>de</strong>re resignierten, viele verließen das<br />

Land, darunter DDR-Schauspielstars<br />

wie Manfred Krug (1937 – 2016) und<br />

Winfried Glatze<strong>de</strong>r. Einige wenige blieben<br />

sich auch in „Eiszeiten“ treu, drehten<br />

weiterhin anspruchsvolle Filme, so<br />

wie Regisseur Konrad Wolf (1925 –<br />

1982) und Drehbuchautor Wolfgang<br />

Kohlhaase (1931 – 2022) mit „Solo<br />

Sunny“ (1980), einem sensiblen Frauenporträt,<br />

das in <strong>de</strong>n Hinterhöfen Ostberlins<br />

spielte.<br />

DDR-Kultfilm<br />

Mit „Die Legen<strong>de</strong> von Paul und Paula“<br />

gelang <strong>de</strong>r DEFA 1973 mit knapp 3,3<br />

Millionen Besuchern einer ihrer größten<br />

Kinoerfolge. Bis heute ist er ein<br />

DDR-Kultfilm, mit toller Filmmusik <strong>de</strong>r<br />

DDR-Rockband „Puhdys“. Kraftvoll und<br />

poetisch erzählt er von <strong>de</strong>r Suche nach<br />

<strong>de</strong>m kleinen Glück, von Hoffnungen,<br />

aber auch Problemen in <strong>de</strong>r DDR. In<br />

<strong>de</strong>n 1980er-Jahren unter Staats- und<br />

Parteichef Erich Honecker (1912 –<br />

1994) verschlechterte sich die wirtschaftliche<br />

Lage <strong>de</strong>r DDR: Die zentrale<br />

Planung und Organisation <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

war ineffektiv und es fehlten Devisen<br />

für notwendige Investitionen. Viele<br />

Menschen waren unzufrie<strong>de</strong>n und<br />

begannen zu protestieren. Während<br />

am Abend <strong>de</strong>s 9.11.1989 im Ostberliner<br />

Kino International einer <strong>de</strong>r letzten<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n DDR-Filme – „Coming<br />

Out“ – seine Premiere feierte, fiel<br />

nur fünf Kilometer entfernt davon die<br />

Berliner Mauer. Mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

Deutschlands en<strong>de</strong>te zwar die<br />

Geschichte <strong>de</strong>s DDR-Films, doch es<br />

lohnt sich auch heute noch, die vielen<br />

DDR-Filmschätze wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken.<br />

<br />

Clemens Tragelehn<br />

Fotos: ​D​E​F​A​-​S​t​i​f​t​u​n​g​/​K​l​a​u​s​ D​.​ S​c​h​w​a​r​z (Szenenfoto aus „Spur <strong>de</strong>r Steine“), D​E​F​A​-​S​t​i​f​t​u​n​g​/E​u​g​e​n Klagemann​ (Szenenfoto aus „Die Mör<strong>de</strong>r sind unter uns“), DEFA-Stiftung (Logo)<br />

Berlin in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> Null: „Die<br />

Mör<strong>de</strong>r sind unter uns“ (1946)<br />

DEFA<br />

Seit ihrer Gründung 1946 entstan<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r DEFA, <strong>de</strong>m<br />

einzigen, staatlichen Filmproduzenten<br />

<strong>de</strong>r DDR, über 700 Spielfilme – darunter<br />

150 Kin<strong>de</strong>r- und Märchenfilme –, 750 Zeichentrickfilme<br />

und 2 250 Dokumentarfilme. Nach <strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR waren DEFA-Produktionen nicht<br />

mehr gefragt, die filmhungrigen Ost<strong>de</strong>utschen<br />

wollten nun lieber Filme aus <strong>de</strong>m Westen sehen.<br />

So wird 1992 die DEFA privatisiert. Ihre berühmten<br />

Studios in Potsdam-Babelsberg, in <strong>de</strong>nen<br />

einst Stummfilmklassiker wie „Metropolis“ (1927)<br />

entstan<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n verkauft. Heute ist die Studio<br />

Babelsberg AG einer <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnsten europäischen<br />

Standorte für Filmproduktionen. Alle DEFA-<br />

Filme wer<strong>de</strong>n seit 1998 von <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>seigenen<br />

DEFA-Stiftung verwaltet.<br />

Manfred Krug in <strong>de</strong>r Rolle<br />

<strong>de</strong>s Zimmermanns Balla in<br />

„Spur <strong>de</strong>r Steine“ (1966)<br />

abwechseln, sich etw. kommt nacheinan<strong>de</strong>r; mal das eine, mal das an<strong>de</strong>re<br />

anspruchsvoll ambitioniert, von hoher Qualität<br />

Beeinflussung, die Einwirkung auf etw., Manipulation<br />

Devise, -n die hier: ausländische Währung/Geld<br />

entstehen hier: gemacht/geschaffen/gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

enttäuscht unzufrie<strong>de</strong>n, frustriert<br />

erhalten bleiben weiter existieren<br />

fortschrittlich progressiv, avantgardistisch<br />

gegensätzlich unvereinbar, konträr<br />

Gehorsam, <strong>de</strong>r Unterordnung, Folgsamkeit<br />

gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg<br />

herrschen hier: sein, vorhan<strong>de</strong>n sein<br />

künstlerisch eindrucksvoll ästhetisch/intellektuell ambitioniert<br />

resignieren aufgeben, sich abfin<strong>de</strong>n mit etw.<br />

Siegermacht, -“-e, die Land, das einen Krieg gewinnt<br />

Stiftung, -en, die hier: Organisation, die ein Archiv anlegt und betreut<br />

treu bleiben, sich seine Werte/Grundsätze nicht verraten/verleugnen<br />

Trümmer, die Überreste, Bruchstücke; etw., das kaputtgegangen ist<br />

Verbrechen, -, das Unrecht, schwere Straftat, Gewalttat<br />

verbün<strong>de</strong>n, sich sich zusammentun/vereinigen<br />

verwalten führen, leiten, lenken<br />

Wi<strong>de</strong>rstand, <strong>de</strong>r hier: oppositionelle Bewegung<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 33


Psychotest<br />

*<br />

Tradition, Sozialkritik<br />

o<strong>de</strong>r Neuorientierung?<br />

››<br />

Welche Politik liegt dir?<br />

Demonstration von Fridays<br />

for Future 2019 in Berlin<br />

Immer mehr junge Menschen interessieren sich für Politik und wollen in gesellschaftlichen Fragen<br />

mitre<strong>de</strong>n. Welche politische Einstellung hast du? Möchtest du Altes bewahren (Traditionalist), soziale<br />

Bedingungen verbessern (Sozialkritiker) o<strong>de</strong>r völlig neue Wege<br />

gehen (Neuorientierer)? Mache unseren Test und fin<strong>de</strong> heraus,<br />

mit welcher politischen Richtung in Deutschland du<br />

sympathisierst.<br />

Fragen<br />

Was ist dir bei Diskussionen am<br />

wichtigsten?<br />

A zu gewinnen<br />

B sich kritisch mit einem Thema<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />

C zu neuen Lösungen zu kommen<br />

Für welche Bücher und Filme interessierst<br />

du dich?<br />

A Romane, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

spielen<br />

B Sachbücher und Dokumentationen<br />

mit vielen Informationen<br />

C Szenarien <strong>de</strong>r ökologischen Zukunft<br />

<strong>de</strong>r Welt<br />

Was ist für dich am wichtigsten:<br />

A, B o<strong>de</strong>r C?<br />

A Traditionen<br />

B Gerechtigkeit<br />

C Kapitalismuskritik<br />

Was machst du am liebsten in<br />

<strong>de</strong>iner Freizeit?<br />

A Zeit mit <strong>de</strong>r Familie verbringen<br />

B gemeinsam mit Freun<strong>de</strong>n aktiv<br />

sein<br />

C die Natur genießen<br />

Was, glaubst du, ist das größte<br />

gesellschaftliche Problem<br />

heutzutage?<br />

A <strong>de</strong>r Werteverlust <strong>de</strong>r Menschen<br />

B <strong>de</strong>r Unterschied zwischen Arm<br />

und Reich<br />

C <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen, sich, mit etw. (Dat.) sich mit etw. beschäftigen/befassen<br />

Bedingung, -en, die Grundlage, Voraussetzung, Basis<br />

bewahren schützen, sichern<br />

Einstellung, -en, die hier: Meinung, Ansicht, Position<br />

Frie<strong>de</strong>n/Frie<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Gegenteil von Krieg<br />

genießen sich an etw. erfreuen, Spaß haben<br />

Gerechtigkeit, -en, die gleiche Rechte und Pflichten für alle<br />

gesellschaftlich sozial, die Leute betreffend<br />

Klimawan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Klimas (durch <strong>de</strong>n Menschen)<br />

Lösung, -en, die Antwort, Erklärung<br />

Maßnahme, -n, die Aktion, Tat, Handlung<br />

Richtung, -en, die hier: Orientierung, Partei<br />

Sachbuch, -“-er, das populärwissenschaftliches Buch<br />

Unterschied, -e, <strong>de</strong>r Differenz, Kontrast, Gegensatz<br />

Werteverlust, <strong>de</strong>r kein Gefühl für Moral und Ethik mehr haben<br />

Zukunft, die das Kommen<strong>de</strong>, das Morgen<br />

Auswertung<br />

Welchen Buchstaben hast du am<br />

häufigsten angekreuzt? A, B o<strong>de</strong>r<br />

C?<br />

A) Traditionalist<br />

Dir sind Werte und Traditionen wichtig.<br />

Du möchtest eine Familie haben,<br />

einen gut bezahlten Job, ein großes<br />

Haus und ein Auto. Eine christlich-konservative<br />

(CDU) o<strong>de</strong>r eine<br />

wirtschaftsliberale Partei (FDP) passt<br />

zu dir.<br />

B) Sozialkritiker<br />

Du willst das Leben <strong>de</strong>r Menschen<br />

verbessern und sozialer Frie<strong>de</strong>n ist<br />

dir wichtig. Dein Wunsch nach sozialer<br />

Gerechtigkeit und Solidarität<br />

könnte zu <strong>de</strong>n Sozial<strong>de</strong>mokraten<br />

(SPD) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Linken führen.<br />

C) Neuorientierer<br />

Dein Blick ist auf die Zukunft gerichtet<br />

und du glaubst, dass echte Verän<strong>de</strong>rungen<br />

nur durch radikale Maßnahmen<br />

möglich sind. Ökologie,<br />

Konsumkritik und die Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Welt sind <strong>de</strong>ine Themen. Du sympathisierst<br />

mit <strong>de</strong>n Grünen und <strong>de</strong>n<br />

jungen Leuten von „Fridays for Future“.<br />

Zusammengestellt von<br />

Tim Warnecke<br />

Foto: ​L​e​o​n​h​a​r​d​ ​L​e​n​z​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Demo von Fridays for Future 2019 in Berlin)<br />

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Beruf<br />

Fotos: N​i​c​o​l​e​ G​o​r​s​k​i​ (Gy<strong>de</strong> Jensen), Deutscher Bun<strong>de</strong>stag (Logo)<br />

Ein Leben als<br />

Berufspolitikerin<br />

››<br />

Bun<strong>de</strong>stagsabgeordnete Gy<strong>de</strong> Jensen<br />

Gy<strong>de</strong> Jensen aus Kiel im Bun<strong>de</strong>sland Schleswig-Holstein ist 2017 in <strong>de</strong>n Deutschen Bun<strong>de</strong>stag, das<br />

Parlament Deutschlands, gewählt wor<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> sie schon mit 28 Jahren Berufspolitikerin. Heute<br />

ist sie stellvertreten<strong>de</strong> Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freien Demokraten (FDP). Im Interview mit <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />

erzählt sie von ihren ersten Erfahrungen im Beruf.<br />

Frau Jensen, warum wollten Sie Berufspolitikerin<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Tatsächlich hatte ich nie <strong>de</strong>n Wunsch,<br />

Politik zu meinem Beruf zu machen. Eigentlich<br />

wollte ich Dolmetscherin wer<strong>de</strong>n.<br />

Als ich jedoch beim Nord<strong>de</strong>utschen<br />

Rundfunk arbeitete, war ich fasziniert<br />

von <strong>de</strong>r Berichterstattung über<br />

Politik. Dann wur<strong>de</strong> ich Mitglied <strong>de</strong>r<br />

FDP und 2017 Parlamentarierin im<br />

Bun<strong>de</strong>stag. Dort erkannte ich, dass es<br />

eine meiner Stärken ist, politische Zusammenhänge<br />

zu erklären und parlamentarische<br />

Entscheidungen zu erläutern.<br />

Wie kamen Sie ins <strong>de</strong>utsche Parlament?<br />

Unter an<strong>de</strong>rem durch ein bisschen<br />

Glück. 2017 hatte mich die FDP in<br />

Schleswig-Holstein für die Bun<strong>de</strong>stagswahl<br />

im September auf Platz vier <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sliste gewählt. Im selben Jahr<br />

fand im Mai in Schleswig-Holstein auch<br />

die Wahl zum neuen Landtag (fö<strong>de</strong>rales<br />

Parlament) statt. Mein Kollege<br />

Bernd Buchholz nahm sein Bun<strong>de</strong>stagsmandat<br />

im September aber nicht<br />

wahr, son<strong>de</strong>rn übernahm statt<strong>de</strong>ssen<br />

von 2017 bis 2022 das Amt <strong>de</strong>s Wirtschaftsministers<br />

in Schleswig-Holstein.<br />

So rückte ich auf Platz drei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sliste<br />

vor und konnte in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stag<br />

einziehen.<br />

In welchen Politikfel<strong>de</strong>rn engagieren<br />

Sie sich beson<strong>de</strong>rs?<br />

In meiner ersten Legislaturperio<strong>de</strong> von<br />

2017 bis 2021 war ich Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ausschusses für Menschenrechte,<br />

<strong>de</strong>nn das Völkerrecht und <strong>de</strong>r Schutz<br />

<strong>de</strong>r Menschenrechte haben mich immer<br />

schon interessiert. Aktuell kümmere<br />

ich mich verstärkt um Bildungs- und<br />

Familienpolitik.<br />

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag während<br />

<strong>de</strong>r parlamentarischen Sitzungswochen<br />

aus?<br />

Mein Arbeitstag beginnt früh und en<strong>de</strong>t<br />

spät. Bevor im Bun<strong>de</strong>stag in öffentlichen<br />

Debatten über Gesetze diskutiert<br />

und abgestimmt wird, wer<strong>de</strong>n diese in<br />

<strong>de</strong>n Fachausschüssen vorbereitet, formuliert<br />

und verbessert. Von 9 bis 21<br />

Uhr stehen viele Termine mit Gesprächspartnern,<br />

in <strong>de</strong>n Ausschüssen<br />

und in meiner FDP-Fraktion auf<br />

Ausschuss, -“-e, <strong>de</strong>r Kommission<br />

Berichterstattung, -en, die Reportage, Meldung, Nachricht<br />

bewerten beurteilen; sagen, ob etw. gut o<strong>de</strong>r schlecht ist<br />

erläutern erklären, ver<strong>de</strong>utlichen<br />

fasziniert begeistert/sehr erfreut<br />

Gewaltenteilung, die Trennung <strong>de</strong>r Macht im Staat<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r/die Rang zwei innerhalb einer Partei im Parlament<br />

vorrücken vorankommen, einen besseren Platz bekommen<br />

Wahlkreisabgeordnete, -n, <strong>de</strong>r/die Parlamentarier/-in, Deputierte/-r in einem bestimmten Gebiet<br />

wahrnehmen hier: benutzen, gebrauchen<br />

Zusammenhang, -“-e, <strong>de</strong>r hier: Kontext, Thema<br />

Mit 28 Jahren schon<br />

im Bun<strong>de</strong>stag:<br />

Gy<strong>de</strong> Jensen<br />

<strong>de</strong>m Programm. In <strong>de</strong>r sitzungsfreien<br />

Zeit kann ich dann meinen Wahlkreis<br />

in Nordfriesland/Dithmarschen Nord<br />

besuchen.<br />

Wie bewerten Sie <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r<br />

parlamentarischen Demokratie in<br />

Deutschland?<br />

Wir haben in Deutschland eine gesun<strong>de</strong><br />

Demokratie, <strong>de</strong>nn die Gewaltenteilung<br />

von Legislative, Exekutive und Judikative<br />

funktioniert sehr gut. Sie<br />

schützt uns vor Nationalismus, Autokratie<br />

und Desinformation. Aber wir<br />

müssen unsere Demokratie gegen die<br />

Fein<strong>de</strong> einer offenen Gesellschaft verteidigen,<br />

auch im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag.<br />

Die Debatten im Plenarsaal sind<br />

dafür extrem wichtig.<br />

Das Interview führte Wilhelm Siemers.<br />

Zwei Stimmen bei <strong>de</strong>r Wahl<br />

Bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagswahl haben die Wählerinnen<br />

und Wähler zwei Stimmen, die<br />

Erst- und die Zweitstimme. Mit <strong>de</strong>r Erststimme<br />

wird <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Wahlkreisabgeordnete<br />

direkt gewählt. Mit <strong>de</strong>r Zweitstimme<br />

wählt man die Lan<strong>de</strong>sliste einer<br />

Partei. Sie entschei<strong>de</strong>t darüber, wie viele<br />

Sitze im Bun<strong>de</strong>stag einer Partei zustehen.<br />

Die Wahlkreisabgeordneten und die<br />

Abgeordneten <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>slisten wer<strong>de</strong>n<br />

parteiintern bestimmt.<br />

*<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96 35


Horoskop<br />

Fremdsprachen lernen<br />

››<br />

Das <strong>Frühling</strong>shoroskop<br />

Es ist zwar schon <strong>Frühling</strong>, aber ein weiterer guter Vorsatz für das neue Jahr kann nicht scha<strong>de</strong>n. Das<br />

Jahr <strong>2023</strong> ist perfekt, um eine neue Sprache zu lernen. <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> verrät dir, welche Fremdsprache am<br />

besten zu dir passt.<br />

Fische<br />

19.02. – 20.03.<br />

Du träumst von einer Reise nach Südamerika.<br />

In diesem Jahr könnte <strong>de</strong>in<br />

Traum wahr wer<strong>de</strong>n. Deshalb solltest<br />

du einen Spanischkurs belegen, um<br />

die Grundkenntnisse dieser romanischen<br />

Sprache zu beherrschen.<br />

Krebs<br />

22.06. – 22.07.<br />

Auf Deutschkurse hast du keine Lust<br />

mehr, aber du möchtest gern etwas<br />

Ähnliches lernen. Deshalb solltest du<br />

Nie<strong>de</strong>rländisch probieren. Das wird dir<br />

sehr leichtfallen und viel Spaß machen.<br />

Skorpion<br />

23.10. – 22.11.<br />

Als Kind hast du von einer Reise nach<br />

Skandinavien geträumt. Du kannst anfangen,<br />

<strong>de</strong>inen Traum zu verwirklichen,<br />

und eine skandinavische Sprache lernen.<br />

Schwedisch passt am besten zu<br />

dir.<br />

Wid<strong>de</strong>r<br />

21.03. – 20.04.<br />

Am liebsten isst du italienische Gerichte<br />

und kannst sie auch ganz gut nachkochen.<br />

Wie wäre es also mit einem<br />

Italienischkurs? Dann kannst du endlich<br />

auch original italienische Rezepte<br />

verstehen.<br />

Löwe<br />

23.07. – 22.08.<br />

Du bist ein Sprachtalent, aber an Arabisch<br />

hast du dich bisher noch nicht<br />

herangetraut. Das solltest du <strong>2023</strong> unbedingt<br />

än<strong>de</strong>rn. Du wirst sehen, dass<br />

sich eine ganz neue Welt für dich öffnet.<br />

Schütze<br />

23.11. – 20.12.<br />

Du hattest in <strong>de</strong>r Schule Latein und<br />

wolltest auch Griechisch lernen. Altgriechisch<br />

wird ja nicht mehr gesprochen,<br />

aber Neugriechisch wäre gut. Du<br />

wolltest sowieso Urlaub in Griechenland<br />

machen.<br />

*<br />

Stier<br />

21.04. – 21.05.<br />

Im letzten Jahr hast du viel Sport getrieben.<br />

Jetzt suchst du eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Da du Kampfsport<br />

magst, wäre Japanisch etwas für dich.<br />

Dann kannst du Sport und Sprache<br />

kombinieren.<br />

Jungfrau<br />

23.08. – 22.09.<br />

Du hast eine Sprachlern-App auf <strong>de</strong>inem<br />

Handy. Die musst du <strong>2023</strong> häufiger<br />

benutzen. I<strong>de</strong>al wäre Ungarisch,<br />

weil du finno-ugrische Sprachen magst<br />

und dich damit schon etwas auskennst.<br />

Steinbock<br />

21.12. – 19.01.<br />

Du könntest <strong>de</strong>in Englisch perfektionieren<br />

vor <strong>de</strong>iner Dienstreise nach London<br />

in diesem Jahr. Dafür sieh dir am besten<br />

<strong>de</strong>ine Lieblingsserien mal auf Englisch<br />

o<strong>de</strong>r mit englischen Untertiteln<br />

an.<br />

Zwillinge<br />

22.05. – 21.06.<br />

In <strong>de</strong>r Schule fan<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>n Sprachunterricht<br />

langweilig. Aber mittlerweile<br />

gibt es gute Sprachlern-Apps, mit <strong>de</strong>nen<br />

du <strong>de</strong>in Schulfranzösisch reaktivieren<br />

kannst. Es lohnt sich!<br />

Waage<br />

23.09. – 22.10.<br />

Im letzten Jahr warst du zweimal in <strong>de</strong>r<br />

Türkei und willst auch kommen<strong>de</strong>n<br />

Sommer wie<strong>de</strong>r dorthin. Einige türkische<br />

Sätze kannst du schon, aber vielleicht<br />

könntest du noch etwas mehr<br />

lernen.<br />

än<strong>de</strong>rn an<strong>de</strong>rs machen, wechseln<br />

auskennen, sich, mit etw. (Dat.) über etw. viel wissen, informiert sein<br />

belegen hier: (einen Kurs) nehmen/auswählen<br />

Es lohnt sich! Es wird gut/nützlich für dich sein!<br />

Grundkenntnisse beherrschen, die Basiswissen von etw. haben<br />

herantrauen, sich, an etw. (Akk.) <strong>de</strong>n Mut haben, wagen, riskieren<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung, -en, die schwierige Aufgabe<br />

leichtfallen, jmdm. (Dat.) keine Probleme bereiten, leicht/nicht schwierig sein<br />

mittlerweile inzwischen; hier: jetzt, heute<br />

scha<strong>de</strong>n schlecht/gefährlich sein<br />

Schriftzeichen, -, das beson<strong>de</strong>rer Buchstabe, z. B. in asiatischen Sprachen; Hieroglyphe<br />

unbedingt ohne Zweifel, natürlich, auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

verraten hier: (ein Geheimnis) erzählen/sagen<br />

verwirklichen realisieren<br />

Vorsatz, -“-e, <strong>de</strong>r Absicht, Entschluss, Plan<br />

wahr wer<strong>de</strong>n realisiert wer<strong>de</strong>n, sich erfüllen<br />

Wassermann<br />

20.01. – 18.02.<br />

Sprachen magst du nicht so, aber du<br />

liebst Kunst und zeichnest gern. Warum<br />

also nicht Chinesisch lernen? Es<br />

macht dir bestimmt Spaß, die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schriftzeichen auf Papier<br />

zu schreiben.<br />

<br />

Evelin Eichler<br />

Abbildung: macrovector/freepik.com (Illustration zum Spracherwerb)<br />

36 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96


Rätsel<br />

Fotos: V​a​n​e​l​l​u​s​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g​ (Bild 1), Telekom/​Norbert Ittermann (Bild 2), BMW/M​y​r​z​i​k​ ​u​n​d​ ​J​a​r​i​s​c​h​ (Bild 3), ​S​i​e​m​e​n​s/E​b​e​r​h​a​r​d​ F​r​a​n​k​e​ (Bild 4), S​i​m​s​a​l​a​b​i​m​b​a​m​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Bild 5), ​W​i​k​i​0​5​/​w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Bild 6)<br />

Fotoquiz<br />

››<br />

Deutsche Unternehmen<br />

Volkswagen, Siemens und BMW – <strong>de</strong>utsche Unternehmen sind auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Welt bekannt und stehen für Qualität „Ma<strong>de</strong> in Germany“.<br />

Aber erkennst du das Unternehmen am Gebäu<strong>de</strong> seiner Zentrale?<br />

Dann schreibe <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Unternehmens in die abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Kästchen und schicke das Lösungswort bis zum 30. April <strong>2023</strong> an<br />

unsere E-Mail-Adresse quiz@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>. Die Gewinnerinnen und<br />

Gewinner bekommen jeweils einen Roman von jungen Autorinnen und<br />

Autoren aus Deutschland.<br />

3<br />

5<br />

1<br />

1<br />

3<br />

5<br />

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Quiz <strong>de</strong>r Winterausgabe 2022<br />

Das richtige Lösungswort war: TANZEN<br />

Die Gewinner sind:<br />

• Vincent Brückner, New York, USA<br />

• Liudmila Vlasenko, Klaipeda, Litauen<br />

Die Gewinner wer<strong>de</strong>n per E-Mail von <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> benachrichtigt und bekommen<br />

jeweils ein Fußballbuch.<br />

2<br />

4<br />

6<br />

2<br />

4<br />

6


<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />

abonnieren!<br />

Die Zeitschrift erscheint<br />

als Print-Ausgabe und<br />

wird im Abonnement<br />

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<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erscheint<br />

vier Mal im Jahr<br />

(März, Mai,<br />

September, November).<br />

Jahresabonnement für alle<br />

Län<strong>de</strong>r (außer Russland) mit<br />

4 Ausgaben: 22 Euro,<br />

inklusive Porto.<br />

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in Russland mit<br />

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(weitere Informationen<br />

im Regionalteil).<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> wird in alle Län<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>r Post geliefert.<br />

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Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“<br />

Danziger Straße 6<br />

10435 Berlin<br />

abo-welt@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Tel.: +49 (0)157-7287-4308<br />

in Russland:<br />

Redaktion <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong><br />

ul. Puschkina 67<br />

644010 Omsk<br />

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Tel.: +7 3812-390951<br />

Alle Infos unter:<br />

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38 <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> 96<br />

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bewerbung<br />

Die Lösungen zu <strong>de</strong>n Aufgaben auf<br />

Seite 19:<br />

1. A, 2. B, 3. B, 4. B, 5. B, 6. A, 7. C, 8. B<br />

Seite 24:<br />

1. wieselflink, 2. tonnenschwer, 3. aalglatt, 4. butterweich,<br />

5. kerzengera<strong>de</strong><br />

Seite 25:<br />

1. nach Bayern; 2. a) steinalte, b) riesengroß, c) grasgrüne,<br />

d) meilenweit, e) kin<strong>de</strong>rleicht, f) wun<strong>de</strong>rschöne; 3. a)<br />

wun<strong>de</strong>rschön, b) kin<strong>de</strong>rleicht, c) meilenweit, d) riesengroß,<br />

e) grasgrün, f) steinalt<br />

<strong>Vorschau</strong> » <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> Nr. 97<br />

Wald <strong>de</strong>r Sagen<br />

» Mittelgebirge O<strong>de</strong>nwald<br />

Verliebt, verlobt,<br />

verheiratet<br />

» Hochzeit in Deutschland<br />

Impressum<br />

Herausgeber/Verlag:<br />

Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“, Berlin (D)<br />

Gegrün<strong>de</strong>t von Tillmann Heß<br />

und Robert Teschner.<br />

ISSN: 1818-877X<br />

Chefredaktion: Robert Teschner<br />

Redaktion: Elvira Metzler, Wilhelm Siemers,<br />

Clemens Tragelehn<br />

Grafik: Stefan Zettler<br />

Autorinnen und Autoren: Ruangkao<br />

Chanasongkram, Wilhelm Drews, Evelin<br />

Eichler, Max Firgau, Anna Gaidukevich,<br />

Barbara Hanko, Katrin Luft, Daria<br />

Savenkova, Peter Schnei<strong>de</strong>r, Ekaterina<br />

Shmeleva, Daniela Todorovićová, Tim<br />

Warnecke, Lisa Zinnäcker, Maria Zucker<br />

Fachberatung durch:<br />

Goethe-Institut Moskau,<br />

Institut für Auslandsbeziehungen<br />

Korrektur/Redaktion DaF:<br />

Clemens Tragelehn, Marina Lopatina<br />

Titelfotos: ​g​o​l​e​r​o​/i​S​t​o​c​k​-​1​2​0​3​5​9​1​4​0​4 (Paar<br />

am Bran<strong>de</strong>nburger Tor), W​a​v​e​b​r​e​a​k​m​e​d​i​a​/​<br />

i​S​t​o​c​k​-​6​5​3​8​4​2​0​3​0 (Röntgenärztin), V​u​k​<br />

​S​a​r​i​c​/ i​S​t​o​c​k​-​1​3​0​8​6​6​1​8​4​9 (Schale mit Ostereiern),<br />

Illerlok Xolms/iStock-1014481990<br />

(Social Media Icons)<br />

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Regional-Redaktionen:<br />

Russland: Marina Lopatina<br />

Zentralasien: Wilhelm Siemers<br />

Adresse:<br />

Verlag / Redaktion: Verein <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.,<br />

Danziger Straße 6, D-10435 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)157-7287-4308<br />

verein@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>,<br />

www.<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: OmskBlankisdat, Rügendruck GmbH<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Copyright © <strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.<br />

<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> erscheint als Print-Ausgabe.<br />

Die in dieser Zeitschrift „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong>“<br />

veröffentlichten Beiträge und Texte sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Vervielfältigung<br />

und Verbreitung <strong>de</strong>r Zeitschrift o<strong>de</strong>r<br />

einzelner Inhalte als Kopien sowie über<br />

das Internet sind untersagt. Von einzelnen<br />

Beiträgen dürfen Kopien für <strong>de</strong>n privaten<br />

Gebrauch gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Anfragen an: Verein „<strong>vitamin</strong> <strong>de</strong> e. V.“<br />

(verein@<strong>vitamin</strong><strong>de</strong>.<strong>de</strong>).<br />

Gerichtsstand: Berlin-Charlottenburg (D)<br />

17. Bun<strong>de</strong>sland<br />

» Mythos Mallorca<br />

Erscheint im Mai <strong>2023</strong><br />

Fotos: M​a​r​c​o​ ​T​i​s​c​h​l​e​r​/​w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Burg Breuberg im<br />

O<strong>de</strong>nwald), ​s​e​n​i​v​p​e​t​r​o​/​f​r​e​e​p​i​k​.com​ (Hochzeit),<br />

r​a​w​p​i​x​e​l​.​c​o​m​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong> in Mallorca)


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Kennzeichnung <strong>de</strong>r Texte nach GER-Sprachniveaus: Leichte Texte (A2) Mittelschwere Texte (B1) Schwere Texte (B2 – C1)


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