Projektdokumentation: rainbowNotioN – Fotobot ... - Belleville AG
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Annex<br />
Article to rainbowNOTION.com from Villö Huszai in the online magazin Clickhere.ch<br />
«Easy Access» zu Kunst und Demokratie?<br />
Ein Experiment der Zürcher Agentur <strong>Belleville</strong> in Südafrika<br />
Die Neue-Medien-Firma <strong>Belleville</strong> tourt derzeit auf Einladung von Pro Helvetia mit ihrer<br />
Installation «RainbowNOTION» in Südafrika. «Die junge südafrikanische Demokratie wird mit<br />
einer Abstimmungs-Installation spielerisch getestet», so <strong>Belleville</strong>s eigene Beschreibung der<br />
Aktion. <strong>Belleville</strong> ist während der Expo.02 entstanden und bewegt sich im Zwischenreich von<br />
Dienstleistung, Werbung und Kultur. Die Grossbank Crédit Suisse, aber auch die Zürcher<br />
HGKZ gehören zu ihren Kunden. Mit anderen Worten ist <strong>Belleville</strong> ein kleiner, aber<br />
exemplarischer Akteur der Schweizer Informationsgesellschaft und damit der hiesigen<br />
Wohlstandsgesellschaft <strong>–</strong> und «testet» nun die zehnjährige südafrikanische Demokratie<br />
«spielerisch»? Das ist ein ehrgeiziges Unterfangen und eine nähere Betrachtung durch<br />
clickhere.ch wert.<br />
Abstimmung als «Windows-Shopping»: die Installation «RainbowNOTION» in Capetown<br />
«RainbowNOTION» ist eine Art Abstimmungsmaschine für Passant/innen und wird, nach<br />
ersten zwei Stationen diesen Frühling nun ab 30. Juni in Grahamstown installiert sein. Sie<br />
besteht im Kern aus zwei sogenannten «<strong>Fotobot</strong>s», aus zwei mit einem Rechner verkabelten<br />
Fotokameras. Dabei adaptieren <strong>Belleville</strong> eine eigentümliche Selbstentwicklung, die sie das<br />
erste Mal im Vorfeld und während der Expo.02 einsetzten: Der <strong>Fotobot</strong> lässt sich hinter<br />
jedem beliebigen Schaufenster installieren, das Bild bleibt jeweils hinter Glas und wandert<br />
direkt auf den Server von <strong>Belleville</strong>; via Internet-Zugang können die Passant/innen das Bild<br />
später abrufen. Die Expo-Nation schoss an 30 Standorten rund eine Million Selbstporträts.<br />
Für das Turiner Festival «Big Social Game» entwickelte <strong>Belleville</strong> den <strong>Fotobot</strong> noch im selben<br />
Jahr zur Abstimmungs-Maschine weiter: Je ein <strong>Fotobot</strong> stand nun für «si» oder «no» und<br />
dazwischen wurde in grossen Lettern eine Frage gestellt. Dieses Kunstprojekt hat <strong>Belleville</strong><br />
nun für Südafrika adaptiert.<br />
Global lesbare Frage-Anwort-Spiele - vor spezifisch lokalem Hintergrund<br />
Die erste Station war ein Festival in Capetown im äussersten Süden des Kontinentes. Die<br />
Eingangssfrage lautete: «Should Cape Town become more African?» Das Ergebnis der<br />
Abstimmung lässt sich auf www.rainbownotion.com nachlesen: 1'796 PassantInnen haben<br />
die Frage mit «Ja», 1'225 mit «Nein» beantwortet. Sie hätten die Fragen spontan im Gespräch<br />
mit Leuten vor Ort entwickelt, , erklärt Andreas Kohli, der <strong>Belleville</strong> zusammen mit Martin Roth<br />
betreibt. Sie redeten mit Hotelbesitzern oder Taxifahrern und ihrem Übersetzer.<br />
Zwischen Wirtschaftswerten und afrikanischer Solidarität: «Should Cape Town become more<br />
African?»<br />
Capetown ist erstens eine Touristenmetropole und zweitens als Stadt Südafrikas ein Symbol<br />
der sogenannten «Leading Nation» des Kontinents. Kohli und Rot wollten erfragen, wie sich<br />
die Capetowner Passant/innen zu diesem Sonderstatus der eigenen Stadt stellen. Auf der<br />
zweiten Station, in der Universitätsstadt Oudtshoorn, lautete die Frage ganz ähnlich: «Is<br />
South Africa becoming like the Rest of Africa?». Unterschwellig zielt die Frage aber ganz<br />
konkret auf eine gerade aktuelle Diskussion in Presse und Strasse: Aufgrund des<br />
versäumten Ausbaus der Energieversorgung traten zu der Zeit gerade Strom-Engpässe auf.<br />
Entsprechend gross wardie Sorge, dass Südafrika seine Vorreiterrolle in Afrika unter der<br />
jetzigen schwarzen Regierung nicht würde halten können und dieselben Probleme bekäme<br />
wie der Rest des Kontinentes. 4779 haben die Frage bejaht, 6092 verneint.<br />
Martin Roth, November 2006 26