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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Während die Armutsrisikoquote genau wie andere Indikatoren eine rein monetäre<br />

Betrachtungsweise zu Grunde legt, eigentlich sogar nur die Einkommensseite berücksichtigt,<br />

kann uns der Indikator „Materielle Entbehrung“ 8 eine andere Sicht vermitteln.<br />

Hierbei wird auf das Nicht-Vorhandensein von 4 „Wohlstandsmerkmalen“ (Telefon,<br />

Farbfernseher, Waschmaschine und Privatauto) abgestellt, sowie auf die Negation von 5<br />

Fragen (Können sie die Rechnungen für unvorhergesehene Ausgaben bezahlen? Können<br />

Sie Zahlungsrückständen begegnen? Können Sie sich jeden 2. Tag eine Mahlzeit mit<br />

Fleisch, Huhn oder Fisch leisten? Können Sie sich einmal pro Jahr eine Woche Urlaub<br />

leisten? Können Sie Ihr Zuhause ausreichend heizen?) geachtet. Unter einem materiellen<br />

Mangel leidend gilt dann derjenige, der hier dreimal mit „Nein“ antworten muss. Bei einer<br />

solchermaßen definierten „Armutsquote“ schneidet Luxemburg mit nur 4% besonders<br />

gut ab (EU-Durchschnitt ist 18%, der Wert für unsere Nachbarländer lautet für Belgien<br />

12% sowie für Deutschland und Frankreich jeweils 13%). Bei näherem Hinsehen aber<br />

stellt sich auch hier heraus, dass in Luxemburg die Quote für Kinder 39% höher liegt 9 (die<br />

Armutsrisikoquote für Kinder liegt ebenfalls gut 40% über der der allgemeinen Bevölkerung.<br />

Unser obiger Befund wird also wiederum validiert!<br />

Auch der Indikator „subjektive Armut“ hilft uns weiter. Hier antworten die Befragten<br />

mit „eher schwierig“ oder „eher nicht schwierig“ auf die Frage „Wie leicht oder schwierig<br />

lässt es sich mit den monatlich zur Verfügung stehenden Ressourcen leben?“. Hier antworten<br />

etwa 18% mit „eher schwierig“, bei Familien mit Kindern wiederum liegt die Quote bei<br />

36%, bei denjenigen Familien die gleichzeitig dem Armutsrisiko unterliegen, sogar bei<br />

42%. Auf die Frage „Liegt das Ihnen monatlich zur Verfügung stehende Einkommen unter<br />

dem, was Ihrer Meinung nach nötig wäre, um über die Runden zu kommen?“ antworten<br />

in Luxemburg 7% mit „Ja“ (in Deutschland 20%, in Belgien 27% und in Frankreich 34%).<br />

Ein getrennter Wert für Familien mit Kindern liegt hier leider nicht vor.<br />

Eine weitere Möglichkeit, die nicht rein monetäre Form der Armut sondern gerade die<br />

Multidimensionalität zu berücksichtigen stellt der in den revidierten Laeken-Indikatoren<br />

vorgesehene Indikator für das Wohlergehen der Kinder (Child well-being, Indikator SI-P11)<br />

dar. Leider konnte aber dieser Indikator bisher nicht von der entsprechenden Arbeitsgruppe 10<br />

auf EU-Ebene verbindlich definiert und damit operationalisierbar gemacht werden.<br />

Ein anderer ebenso auf europäischer Ebene noch nicht einheitlich definierter und<br />

daher nicht operationalisierbarer Indikator sollte die notwendigen, aber nicht erfolgten<br />

Gesundheitsdienstleistungen erfassen (Unmet need for care, Indikator SI-P10, resp. 8). Da<br />

8 Dieser Indikator ist erst 2009 in seiner vorläufigen Form fertig entwickelt worden. Siehe Guio (2009).<br />

9 Vgl. Guio (2009).<br />

10 Indicators subgroup (SG) des „Social Protection Committee“ (SPC), eines beratenden Organs des Ministerrats<br />

in der Formation EPSCO (Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Konsumentenschutz).<br />

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