ZONA#2 - Libera Università di Bolzano

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Raum im Zentrum vormoderner Städte: dem Forum, dem
Marktplatz, der Agorà. Diese Wurzeln zu vergessen, hieße,
außer Augen zu verlieren, dass in der heutigen Gesellschaft
des zunehmend virtuellen „Parallellebens“ der physische,
öffentliche Raum einer der wichtigsten Sinneshorizonte für
jedes Mitglied einer Gesellschaft ist.
Ich denke dabei nicht nur an Veranstaltungen, Sportereignisse
oder Shopping, sondern vor allem auch ans Alltagsleben:
An die Straße, die wir auf dem Weg zur Arbeit entlanggehen,
an den Park, in dem wir mit unseren Kindern spielen, an das
Plätzchen, auf dem wir gemütlich Eis essen. Unser Leben
spielt sich im öffentlichen Raum ab. Wir suchen Räume auf,
bewohnen sie, benutzen sie, lesen und interpretieren sie,
geben ihnen einen Sinn. Besser noch: Ausgehend von Farben,
maRco VaglieRi aBBraCCi 1996
Gegenständen, Personen, Verwendung des Raums, Bildern,
Werbeplakaten, Stadtgestaltung und spontan entstandene
Stadtgestaltung erstellen wir einen Sinn. Wann immer öffentlicher
Raum gestaltet, umgestaltet oder verunstaltet wird,
werden Gemeinschaftssinn und öffentliche Sphäre verändert
– weit über die Absichten des Verursachers hinaus. Wie die
abgebrannte Bushaltestelle Bedeutungen annimmt, derer sich
der Täter gar nicht bewusst ist, so nimmt die neue Haltestelle
Bedeutungen an, derer sich Architekten und Designer nicht
bewusst sind. Da wird der Randstein zur Sitzgelegenheit
und die Sitzgelegenheit zum Randstein. Dem Gestalter bleibt
wahrscheinlich nichts anderes übrig, als Formen, Objekte
und Bilder im Raum zu erzeugen, wissend dass jeder Eingriff
neuen Sinn schafft.
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