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LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2014

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information & traditioninformation & tradition ■ Weihnachten: ■ Generationenbaum FAMILIEN-TRADITIONEN STÄRKEN DIE ZUSAMMENGEHÖRIGKEIT DI Roswitha Wurm Dipl. Legasthenie-/ Dyskalkulietrainerin www.roswitha-wurm.at In Österreich ist das Weihnachtsfest seit jeher ein Familienfest, das von Bräuchen und Traditionen geprägt ist. Tradition heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung „Weitergabe“ (lat. traditio). So hat jede Familie ihre eigenen Traditionen, die sie in liebevoller Weise pflegt, hegt und auch über Generationen weitergibt. EINGEBUNDEN SEIN IN EINE FAMILIE Diese und andere Bräuche wie Kekse backen, Adventkranz binden und die Räume festlich mit Tannengrün und speziellem Adventschmuck zu verzieren, vermittelt den einzelnen Familienmitgliedern und ganz besonders den Kindern, die erst ihren Platz in der Gesellschaft suchen: „Ich gehöre dazu und kenne die Abläufe im Leben unserer Familie!“ Und diesen Wunsch hat jeder Mensch: an einem Platz, in einer Gemeinschaft Zuhause und Insider zu sein. TRADITIONEN REGELN DEN LEBENSLAUF Familientraditionen verbinden auf ganz besondere Weise. Sie sind ein Garant dafür, dass es eine fixe Größe in unserer schnelllebigen Welt gibt. Diese vorhersehbaren Abläufe haben oft in herausfordernden Lebensphasen – und dazu gehören die Schul- und Ausbildungsjahre - eine ganz besondere Bedeutung. Traditionen geben eine Richtung vor, an die man sich ohne lange Nachzudenken halten kann. Und sie verbinden mit Generationen, die vorher gelebt haben genauso wie mit Zukünftigen. Das hilft unseren Kindern und Jugendlichen. Sie sehen: Generationen vor mir haben ihre jeweiligen Anforderungen Generationenbaum, Idee aus: Natascha Sanwald, Merry Christmas, Traumschöne Ideen für das Fest der Feste. TOPP Verlag, ISBN 978-3- 7724-5969-6 im Leben bewältigt, ich kann das auch. Dies schenkt Hoffnung und Mut. GENERATIONENBAUM Ein spezieller Tipp fürs Familienweihnachtsfest ist es einen kleinen Tannenbaum oder ein paar Äste mit Christbaumkugeln (oder Keksausstechern) zu schmücken, auf denen je ein Bild eines Familienangehörigen befestigt ist. Beim Fest darf jeder sein Bild vom Baum nehmen und den anderen etwas von sich erzählen, zum Beispiel: Mein schönstes/traurigstes/überraschendes/ glücklichstes/eigenartigstes Weihnachtsfest. Anschließend werden die Kugeln (Ausstecher) vorsichtig in einen Korb gelegt, der mit einem Tuch abgedeckt wird. Jedes Familienmitglied zieht der Reihe nach eine Kugel. Die Person, die auf der Kugel abgebildet ist, bekommt dann jeweils ein paar individuelle und nette Worte und Wünsche zum Weihnachtsfest. „Für das Vergangene - danke! Für das Kommende – ja!“ war ein Lebensmotto des Friedensnobelpreisträgers Dag Hamarskjöld. Wissen, Lebensfreude und Lebensstil der Vorfahren bereichern alle Generationen einer Familie. Und natürlich auch für allfällige Gäste, die Familien in ihre Traditionen mithinein nehmen. Und an welchem Fest kann dies wohl besser gemeinsam erlebt werden als zu Weihnachten. 10 | DEZEMBER 2014 ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at

■ Eine ganz andere Zeit: ■ Volksschule vor 70 Jahren PRÜGELSTRAFEN WAREN ETWAS NORMALES information & kindheit information & kindheit Vor 70 Jahren besuchte ich die Volksschule in einem Dorf im Waldviertel. Das Dorf hatte 36 Häuser, drei Löschteiche, eine Kirche mit Pfarrhaus, eine Feuerwehr mit Blaskapelle, ein Wirtshaus, in dem sich sonntags nach der Messe die Männer des Ortes trafen, und das Schulhaus. Das Schulhaus war das einzige einstöckige Gebäude. Im ersten Stock lebten wir, die Lehrersfamilie, zu ebener Erde war ein einziges Klassenzimmer. Alle Schulkinder, von der ersten bis zur achten Schulstufe wurden in diesem Raum an den Vormittagen unterrichtet. Während die Lehrperson eine Gruppe unterrichtete, hatten die restlichen Kinder eine Stillbeschäftigung (lesen oder schreiben oder zeichnen oder........). Die jeweilige Lehrperson saß auf einem Podium an einem Katheder. Der Lehrer hatte auf diese Weise einen guten Überblick über das Klassenzimmer. Für uns Kinder war dies zu dem sowieso schon vorhandenen Respekt, noch eine Zugabe. Im ersten Schuljahr gab es für uns Kinder keine Hefte sondern schwarze Schiefertafeln auf denen wir mit weißen Griffeln unsere ersten Schreibversuche machten. Alles was wir auf diese Weise produzierten konnte man ablöschen und neu beginnen. Wir waren die Taferlklassler. Mein Vater war als Soldat im Krieg und wir hatten die unterschiedlichsten Lehrer. Drei sind mir in Erinnerung geblieben: • Eine Lehrerin, die uns mit jugendlicher Freude unterrichtete. Wir Kinder waren regelrecht in sie verliebt. • Ein junger groß gewachsener Lehrer der aus unserem Dorf stammte und uns allen das Fürchten lehrte: Er ging unentwegt mit einem Rohrstab durch die Reihen und schlug zu wo er es für nötig hielt. Ich hatte insofern Glück, weil ich ein Lehrerkind war und er sicherlich vor den Folgen Angst hatte. Ansonsten machte er zwischen Buben und Mädchen keinen Unterschied. Ein Neffe von ihm war unter uns Kindern, der sich beim Lernen sehr schwer tat. Diesen schlug er mit bloßen Händen und Fäusten. Wenn ich das so niederschreibe wird mir fast übel. Niemand wagte etwas zu sagen. Ich bin auch traurig darüber, dass ich dem armen Kerl nie gesagt habe, wie leid er uns allen getan hat. • Das war ein Lehrer im Alter meines Vaters. Da immer mehr Männer und auch Lehrer als Soldaten einberufen wurden, ergab sich folgende Lösung: Dieser Lehrer hatte eine eigene Schule, die 4 km von unserem Ort entfernt war. Nun musste er beide Schulen versorgen. Wir hatten also nur noch jeden zweiten Tag Unterricht. Wer nach der vierten Schulstufe in eine höhere Schule gehen wollte, ging in die Hauptschule oder das Bundesrealgymnasium in die nächste Kleinstadt, Waidhofen/ Thaya. Diese war 5 km entfernt und wir mussten den täglichen Fußmarsch auf uns nehmen. Viele Jahre später, wenn ich meine Kinder von Kurs zu Kurs chauffierte, erzählte ich ihnen wohl all zu oft aus dieser Zeit. Ich erntete keine Spur von erhoffter Betroffenheit. Ihre Standardantwort war eher: "Ja, ja und ihr hattet schlechtes Schuhwerk------und Oma hatte keine Wasch- maschine------ Ingeborg Halzl Schreibpädagogin Foto: © Archiv LERNEN MIT ZUKUNFT ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at DEZEMBER 2014 | 11