Aufrufe
vor 8 Jahren

LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2014

  • Text
  • Dezember
  • Menschen
  • Kinder
  • Eltern
  • Zukunft
  • Dakar
  • Emotionen
  • Buch
  • Wien
  • Welt

information &

information & berufinformation & beruf ■ Sehr gute Jobaussichten: ■ Möglichkeiten der Lehre unterschätzt DAS IMAGE DER LEHRE WIRD UNTERSCHIEDLICH BEURTEILT Mag. Reinhard Winter Abteilung Bildung Wirtschaftskammer Niederösterreich Niederösterreichs Eltern und Lehrer sehen die Lehre viel skeptischer als eine schulische Ausbildung und unterschätzen die Möglichkeiten, die mit einer Lehre verbunden sind. Unsere Lehrlinge dagegen stehen äußerst positiv zu der gewählten Ausbildung: 91 % der Lehrlinge haben sich für eine Lehre entschieden, weil sie darin eine Ausbildung in einem interessanten Beruf sehen. Dies zeigt eine IFES - Studie der Sozialpartner – der Arbeiterkammer NÖ und der Wirtschaftskammer NÖ. Sie wurde vor kurzem von WKNÖ – Präsidentin Zwazl und AKNÖ – Präsident Wieser in einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt. Die NÖ Sozialpartner wollen mit gezielten Info- Aktivitäten dagegen halten. 98 Prozent der befragten Lehrlinge (76 % voll und 22 % eher) sagen, ihnen würde die Lehre Spaß machen. Ähnlich hoch ist die Einschätzung, sie würden als Lehrlinge gut für ihren Beruf vorbereitet. Allerdings mangelt es für ein gutes Fünftel bei der Vorbereitung in der Schule. Andererseits wird gerade das Thema „rechtzeitige Berufsorientierung vor der Lehre“ von der Zielgruppe als wesentlicher Bestandteil für eine richtige und gute Berufswahl wahrgenommen. Skeptischer als die Lehrlinge beurteilen die befragten Eltern die Berufsaussichten nach einer Lehrausbildung. Während etwa Lehrlinge in ihrer Ausbildung zu 85 Prozent die Basis für eine interessante Arbeit sehen, sind es bei den Eltern nur 32 Prozent und bei den Lehrern sogar nur 27 Prozent. Umgekehrt unterstützen 72 Prozent der Eltern die Aussage, dass mehr Jugendliche für die Lehre gewonnen werden sollen. Bei den befragten Lehrkräften sieht es ähnlich aus. Hier ergab die Studie nach wie vor hinsichtlich der Bildungswege ihrer Schüler eine eindeutige Präferenz für eine weiterführende Schule. Dies gilt für 85 Prozent der befragten Lehrkräfte, die – bei entsprechender schulischer Leistung – der Meinung sind, dass die Matura an Stelle einer Lehrausbildung angestrebt werden soll. Allerdings vertritt auch eine Mehrheit der Lehrer (72%) die Auffassung, dass man es mit einer guten Lehrausbildung genau so weit bringen kann, wie mit einem Studium. Dies zeigt auch das Medianeinkommen 18 Monate nach dem Abschluss der jeweiligen Ausbildung: während die Lehrlinge gleichauf mit den Absolventen einer BHS über EUR 1.900,- verfügen, erreichen Absolventen einer BMS nur ein Einkommen von EUR 1.500,- und einer AHS sogar nur von EUR 1.300,-. Um die offensichtlich bestehenden Informationsdefizite auszugleichen werden die Sozialpartner ihre schon bestehenden Angebote und Kooperationen – wie zum Beispiel der Mitarbeit bei der Schulung der BO – Lehrkräfte – weiter verstärken. In den Regionen sollen neu eingerichtete Drehscheiben das Instrument der Betriebsbesuche und der berufspraktischen Tage für Schulen und Eltern einfacher machen. Die bewährten Berufsorientierungsmassnahmen wie www.frag-jimmy.at, Jimmy on Tour, der NÖ Begabungskompass oder die AKNÖ–Berufsinfo-Messe „Zukunft – Arbeit – Leben werden unter möglichst verstärkter Einbindung der Lehrer und Eltern fortgesetzt. BESUCHE SIE JIMM 4 | DEZEMBER 2014 ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at

information & verantwortunginformation & verantwortung ■ Den anderen besser verstehen: ■ Biografiearbeit – was ist das? Biografiearbeit: Eine Entdeckungsreise durch das eigene Leben STELLEN WIR DIE RICHTIGEN FRAGEN? N Y Ich nähere mich einem fremden Menschen, ich will ihn kennen lernen, mehr über ihn oder sie erfahren – wie stelle ich das an? Meist stellen wir Fragen wie „was machst Du gerne?“, „wie gefällt Dir das?“. Wir fragen nach Dingen, die uns gerade einfallen oder die uns selbst beschäftigen. Wie ist das aber nun, wenn ich für den anderen verantwortlich bin, wenn ich ihn oder sie betreuen soll? Und was ist, wenn der andere nur eingeschränkt auf kognitive Fragen reagieren kann, wie z.B. Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder alte Menschen? Diese und andere Fragen beantwortet die „Biografiearbeit“. Biografiearbeit ist das Anhören und Aufzeichnen von Lebensgeschichten, um den anderen besser kennen zu lernen. Der Erzählende kann dadurch mehrfach profitieren, er kann sich seiner eigenen Identität besser bewusst werden, er kann sein Gedächtnis trainieren, und durch das Erzählen findet er oftmals einen Weg aus Einsamkeit und Isolation. Der Zuhörende kann nach den Erzählungen viel einfacher einen Zugang zu der betreuten Person finden, sie besser verstehen und ihr Verhalten leichter einordnen. BIOGRAFIEARBEIT KANN DOCH JEDER Auf den ersten Blick wirkt das recht einfach, wir alle reden doch miteinander und stellen viele Fragen. Aber Biografiearbeit ist mehr als das. Hier werden Fragen ganz gezielt gestellt, beispielsweise nach der Technik des zirkulären Fragens. Mit den Informationen wird sorgsam umgegangen und mit dem notwendigen Hintergrundwissen kann ich als Betreuungsperson auch darauf richtig reagieren, wenn sich jemand verschließt und mir gar keine Informationen geben will. Außerdem existieren noch viel mehr Techniken als das reine Fragen. In der Biografiearbeit wird mit Lebensbäumen, Liedern, Märchen, Rezepten, Bildern, Erinnerungsstücken, Briefen, Filmen und vielen anderen Assoziationen gearbeitet. Auf diese Weise erreiche ich auch Menschen, die auf kognitiver Ebene eingeschränkt sind. Besonders bei Demenz oder Sprachstörungen kann dies ein wertvolles Mittel zum Brückenbau zwischen Menschen sein. BIOGRAFIEARBEIT BRAUCHT AUSBILDUNG Um Biografiearbeit sinnstiftend einzusetzen, braucht es Wissen über Rahmenbedingungen, Methoden und Instrumente. Mit einer grundlegenden Ausbildung kann ich Biografiearbeit in der Betreuung als wertvolles Mittel des Miteinanders einsetzen. Sowohl der Betreute als auch die Betreuungsperson profitieren davon, man kommt sich näher, man macht sich den Alltag leichter und findet Gemeinsamkeiten, über die man oft sogar lachen kann. Und geteilte Freude ist sowieso eine der wichtigsten Faktoren in der persönlichen Betreuung. Liebe Leserinnen, liebe Leser, Mag. a Christine Knotek Trainerin und Coach www.knotek-training.at Das Bilderbuch „Jakob & das Rote Buch“ erzählt vom Pflegekind Jakob und rückt genau die Biografiearbeit ins Zentrum. Franz Joseph-Huainigg / Verena Hochleitner, Jakob & das Rote Buch, Tyrolia- Verlag, Innsbruck-Wien 2012 ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at DEZEMBER 2014 | 5