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LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 2020

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information & freizeit Botanische Weltreise: Die Blumengärten Hirschstetten DAS ERHOLUNGSGEBIET FÜR GROSS UND KLEIN IM 22. BEZIRK IN WIEN Tina Čakara Studentin Junge Autorin Foto: Fotostudio primephoto Ich streife durch Weinstöcke. In der Ferne kräht ein Hahn. Vor mir sehe ich gemütlich Ziegen grasen. Hennen picken auf der Erde herum. Der Bambus wirft lange Schatten. Schildkröten gleiten lautlos ins Wasser und tauchen unter. Ein Frosch quakt. Lavendelsträucher strömen intensiven Duft aus. Tulpen tanzen im Wind. Die Eule erwidert meinen Blick. Wo ich mich befinde? In Wien. Genauer gesagt: in den Blumengärten Hirschstetten. ES GIBT NICHTS, WAS ES NICHT GIBT Die Blumengärten Hirschstetten sind ein Erholungspark mit verschiedenen Themenbereichen: liebevoll eingerichtete Gärten mit Pflanzen aus England, Mexiko, China, Indien, der Provence, dem Mittelmeerraum und vielen weiteren Orten der Welt. Auch ein Irrgarten, ein Urzeitgarten und ein typisches Weinviertler Bauernhaus stehen den Besuchern und Besucherinnen kostenlos zur Verfügung. Eine botanische Weltreise, die einen an die entlegensten Orte führt, ohne dafür in ein Flugzeug steigen zu müssen. WAS BEWEGT SICH DENN DA? Neben Blumen, Bäumen und Sträuchern leben in den Blumengärten Hirschstetten auch eine Vielzahl an Tieren: Ziegen und Schafe, Kaninchen, Hühner, Eulen, Störche, Schildkröten, Frösche, Zwergmäuse, Insekten und Bienen und die flinken Ziesel, die sich auf dem gesamten Gelände ausgebreitet haben und einem immer wieder über den Weg huschen. Besonders für Kinder ist das ein unvergessliches Erlebnis, das Spaß macht und sie die Welt der Pflanzen und Tiere hautnah erleben lässt. FÜR JEDEN IST ETWAS DABEI Zwischen den einzelnen Themengärten und Tierbereichen kann man sich auf zahlreichen Bänken, Liegestühlen und Schaukelstühlen ausruhen und den Kindern dabei zusehen, wie sie sich auf den zwei Spielplätzen austoben. Breite Wiesen laden zum Picknicken und Sonnenbaden ein. Ein Teich mit Brücke und quakenden Enten rundet diese grüne Oase ab und lässt einen vergessen, dass man sich eigentlich in einer Großstadt befindet. Foto © Tina Cakara 12 | JUNI 2020

information & heimat Heimat: Ein Gefühl oder ein Ort? HEIMAT IST DER DUFT UNSERER ERINNERUNGEN (Anke Maggauer-Kirsche) 75 Jahre Zweite Österreichische Republik! - Bei diesem Jubiläum bin ich über den Begriff „Heimat“ gestolpert. Gestolpert, weil er ansonsten eher am Rande meines biografischen Weges liegt, und bis jetzt nicht sonderlich von mir beachtet wurde. Durch die Feierlichkeiten bekam er, der da so auf seinem Platz lag, immer da, nie wirklich versetzt und verloren, Aufmerksamkeit. Ich bin in Österreich geboren, und dieses Land nenne ich meine Heimat. In meiner Biografie ist es der geografische Ausganspunkt, aber nicht nur das, sogar ein Teil meiner Identität. Es ist nicht unwesentlich wie und wo man die erste Zeit seines Lebens verbringt. Beides hat Einfluss auf unser späteres Leben, denn es macht einen wesentlichen Teil unserer Biografie aus. Wo und wie habe ich die erste Zeit meines Lebens verbracht? Welche Umgebung habe ich erlebt, welche Menschen, Sprachen, Gewohnheiten und Rituale umgaben mich? Was davon war prägend, und konnte ich dort Heimat finden? Heimat eine weit gefasste Begrifflichkeit. Heimat - ausgehend von einigen vom Gartenzaun begrenzten Quadratmetern, bis hin zu einem ganzen Kontinent. Und schließlich Heimat als größte, und gleichzeitig kleinste mögliche Ausdehnung: Der Heimat, die da ist, wo ich bin. Die Heimat, die jeder mit sich trägt, ist wahrscheinlich die erste Umgebung, die einen geprägt und die zu unserem „Gewordensein“ beigetragen hat. Aus der heraus wir unsere Identität ein Stück weit begründen, die manchmal ein leichtes und manchmal ein schweres Gebäck auf unserer Reise darstellt. Die verleugnet, mit Stolz getragen, verflucht, geliebt, schmerzvoll, verloren geglaubt und neu gefunden sein kann. Die wir aber immer mit uns tragen. Diese Art der Heimat ist der Ort, die Umgebung, das Land, in dem wir die ersten Jahre unseres Lebens verbracht haben. Der Ort, der das erste Band mit einem geknüpft hat. Ein Band, dessen Fäden aus den Menschen, der Sprache, der Landschaft, den Gerüchen, den Speisen, den Religionen, der Art zu leben, den Haltungen und Einstelllungen und der Art zu lieben besteht. Jedes weitere Band wird an dieses Erste angeknüpft. Mein erstes Band habe ich vor fast 50 Jahren mit Österreich geknüpft, in einer Siedlung mit ehemals Heimatlosen, aus dem Krieg geflohenen. Ausnahmslos alle Familien, die dort wohnten, hatten in erster oder zweiter Generation ihren primären Heimatort verloren. Ich war umgeben von sämtlichen Sprachen, Deutsch mit starken Akzenten, verschiedenen Gerüchen, Speisen, gegenseitigen Vorurteilen, Vertrauen, Misstrauen und Arten zu leben. Nur eines hatten fast alle gemeinsam – Österreich war nicht das Land ihrer Geburt, und fast alle waren damit beschäftigt ihr Band mit diesem Land zu verknüpfen. Dieses Land hat sie geprägt und wurde ihnen zur Heimat. Heimat und Identität, verwoben mit individuellen Fäden zu einem Band, das anderen ähneln kann, aber immer einzigartig bleibt, und ein Teil seiner Biografie ausmacht. Roswitha Maderthaner Kindergartenleiterin Montessoriepädagogin Akademische Trainerin Dipl.Biografiearbeiterin zur Zeit Studium der Elementarpädagogik Foto © Christian Dorn | pixabay.com 13 | JUNI 2020