Aufrufe
vor 4 Jahren

UmweltJournal Ausgabe 2017-05

  • Text
  • Umweltjournal
  • Wien
  • Wasser
  • Unternehmen
  • Esche
  • September
  • Digitalisierung
  • Anlagen
  • Abwasser
  • Zorba
  • Express.com

UmweltJournal Ausgabe

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T Bei Unzustellbarkeit retour an: Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien Zulassungsnummer: M Z 02Z030100 M SEIT 1994 | SEPTEMBER 2017 – AUSGABE 5 | EINZELPREIS: EURO 4,20,- Manfred Assmann Wir haben in der Siedlungswasserwirtschaft an Terrain verloren. Das tut weh, aber wir müssen nachlegen. Seite 4 2. OÖ UMWELTTAGE 24. + 25. Oktober 2017 Tips Arena Linz, Ziegeleistraße 76, 4020 Linz Johannes Stern Önorm EN 16859 Wasserbeschaffenheit ist eine Anleitung für das Monitoring von Flussperlmuschel-Populationen. Seite 12 P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN Rudolf Kanzian Thema dieser Ausgabe: IT in der Wasserinfrastruktur Nach der Novelle im Jahr 2006 hat es fast elf Jahre gedauert, bis die AbfallBPV überarbeitet wurde. Seite 16 Fachtagung zum Thema: ERRICHTUNG, INSTANDHALTUNG & SANIERUNG VON ROHRLEITUNGSNETZEN www.ooe-umwelttage.at Foto: German Water Partnership – Siemens AG AUS DEM INHALT Abfallbehandlungspflichten 2017 – Neuerungen im Abfallrecht: Seit April dieses Jahres änderten sich Vorgaben im Abfallrecht, welche bereits über zehn Jahre alt sind. Hier finden Sie die Änderungen im Detail. Seite 13 Wilder Westen! STANDPUNKT Autokonzerne haben bei der Einhaltung von gesetzlichen Abgasgrenzwerten betrogen, werden aber mit Glacé-Handschuhen behandelt. Die deutsche Kanzlerin ist „sauer“ und „sehr verärgert“ und meint, dass die Branche „den Schaden zum Teil wieder gutzumachen“ hat. Umrüstungen, die wirklich etwas an den Abgaswerten ändern würden, verlangt sie aber nicht. Sie will die 800.000 bis 900.000 Wählerstimmen/Arbeitsplätze nicht gefährden. Hätten sich das nicht die topbezahlten Verantwortungsträger (!) der Konzerne (Moment, ich muss die Lachtränen in meinem Gesicht trocknen) vorher überlegen müssen?! Warum muss die Politik hier überhaupt was fordern? Was tun die Konsumentenschützer? Was tut die Staatsanwaltschaft? Es stand in manchen Zeitungen zuletzt sogar zu lesen, dass es zwischen den Konzernen regelmäßige Treffen gab und sich die Topmanager und auch das Mittelmanagement über die Manipulation der Software, über die Aufteilung der Lieferanten und Ähnliches ausgetauscht haben. In meinen Augen sieht das insgesamt nach Gründung einer kriminellen Vereinigung und gewerbsmäßigen Betrug aus. Da wurde vor kurzem in Österreich sogar der sogenannte „Mafia-Paragraf“ ausgegraben und Tierschützer angeklagt. Aber bei Autos ist offenbar alles anders. Juristisch ist das angeblich nicht so einfach, weil ja die Grenzwerte am Prüfstand eingehalten wurden. Vorschlag: Wir lassen die Schüler die Rahmenbedingungen für Prüfungen ab sofort selber festlegen. Ich tippe darauf, dass es dann keine Aufpasser mehr geben wird. Plötzlich werden unsere Schüler lauter Einser schreiben. Bei Pisa-Tests werden wir überragend gut abschneiden! Das ist doch gut! Oder? Bei Kritik wenden wir ein, dass die Ergebnisse der Prüfungen im Rahmen der Vorgaben entstanden sind. Offenbar gilt die Weisheit aus dem „Wilden Westen“ bis heute: „Stiehl ein Pferd und sie hängen Dich, stiehl die ganze Herde und sie verhandeln mit Dir.“ Wann treffen wir einander endlich auf den Straßen und verlangen die Anwendung bestehenden Rechts – auf alle!? Patrick Wagenhofer Wagenhofer Erneuerbare Energien GmbH pw@wagenhofer-ee.com „Wasser 4.0“: Wasserwirtschaft noch zurückhaltend Die Wasserinfrastruktur steht vor großen Herausforderungen: Urbanisierung, Veränderungen der Wirtschaft und vor allem der infrastrukturelle Sanierungsbedarf benötigen neue Antworten. Die Trends Industrie 4.0, das Internet der Dinge sowie die Virtualisierung in der IT eröffnen auch für die Zukunft der Wassernetze vielversprechende Optionen. Das Stichwort „Wasser 4.0“ soll dabei nun schon einige Lösungsansätze im Terminus selbst implizieren. Doch viele Unternehmen aus dem Wasserversorgungssektor sind skeptisch. Wie die Digitalisierung in der Prozessindustrie für eine Steigerung der Effizienz, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steht, spielt sie auch in der Wasserindustrie als Wasser 4.0 zunehmend eine wichtige Rolle. „Wasser 4.0 bietet erhebliche Zukunftschancen durch die Integration einzelner Prozessschritte über den gesamten Anlagenzyklus – vom Engineering und Betrieb bis hin zur laufenden Optimierung“, betonte auch Eckard Eberle, CEO Process Automation bei Siemens, jüngst in einem Strategiepapier der GWP (German Water Partnership). Demgemäß soll also die kritische Wasser- und Abwasserinfrastruktur smarter werden. Laut Stefan Denzer von Danfoss Drives heißt Wasser 4.0 dabei, die längst überfällige Realisierung einer durchgängigen Kommunikation auf Basis eines Systems (lesen Sie auf Seite 6). Zuletzt sollen Leitrechner, Automatisierungssysteme, Pumpen und Wasserzähler miteinander kommunizieren können. Die dadurch erreichten Effizienzsteigerungen für Planung, Instandhaltung und Betriebsführung ermöglichen dann eine sichere Infrastruktur und können langfristig auch zu einem neuen Denkansatz führen. Experten, wie Emanuel Grün von der Emschergenossenschaft in Essen meinen zudem, dass in der Zukunft die bisherige klassische Trennung von Betriebs-IT und der Business-IT nicht mehr fortbestehen wird. Die Netze würden im Internet der Dinge weiter miteinander verschmelzen und machen auch vor der Wasserinfrastruktur nicht Halt. Lokalversorger sehen sich überfordert Die Digitalisierung der Lebensbereiche hat also auch die Wasserwirtschaft erfasst. Aber während im Finanzsektor und im Handel das Digitalisierungstempo an Fahrt gewinnt, zeigen sich Energie- und Wasserwirtschaft eher zurückhaltend. Nach einer Expertenbefragung von TNS Infratest, bekennt sich etwa jedes zweite deutsche Unternehmen aus dem Versorgungssektor als digitalisierungsskeptisch. Und die Unsicherheit ist groß, viele der überwiegend kleinen Lokalversorger sehen sich überfordert. Es sind gerade die strukturellen Besonderheiten der deutschen und auch der österreichischen Wasserwirtschaft, die eine einheitliche Entwicklung in dieser Fragestellung schwierig gestalten. Den kleinen und mittelgroßen Wasser- und Abwasserunternehmen fehlt es oft an finanziellen und kapazitativen Ressourcen sowie dem Zugang zum Know-how, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und Wasser 4.0 zu bewältigen. Sie können ohne Unterstützung nur schwer beurteilen, wie viel und welche Digitalisierung notwendig ist und wo die Risiken liegen. Wissenschaftler warnen vor „digitalem Stillstand“ Vor einem dieser Risiken hat kürzlich auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Aussendung gewarnt: dem sogenannten „digitalen Stillstand“. Die Forscher haben in einem Bericht die Gefährdungssituation der kritischen Infrastrukturen, wie Internet, Mobilfunk, Strom- und Wasserversorgung, Verkehr, et cetera bewertet. Diese Infrastrukturen seien „in mannigfacher Weise bedroht“, weshalb die ÖAW eine Reihe von Gegenmaßnahmen empfiehlt. Ein engmaschiges Netz technischer, meist von digitalen Technologien abhängiger Infrastrukturen sei verwundbar, etwa durch Unfälle, Naturkatastrophen, Terror oder Cybercrime – wie jüngste globale Hackerangriffe zeigen. Verschiedene Systeme müssten nicht nur unabhängig voneinander funktionieren, sondern meist auch reibungslos zusammenarbeiten. Dadurch entstehen Abhängigkeiten, die im Detail bisher wenig bekannt sind, aber die Anfälligkeit für Störungen erhöhen. Fallen Teile dieser Systeme aus, „kann das schwerwiegende Kettenreaktionen und weitere Ausfälle auslösen“, heißt es in einer Stellungnahme der Akademie, die auf einem 90 Seiten umfassenden Bericht des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, basiert. Die Forscher prognostizieren auch aufgrund des Trends zu hochgradiger Vernetzung eine zunehmende Abhängigkeit moderner Technologien voneinander. „Gleichzeitig wird aus Kostengründen oft bei Sicherheitskonzepten gespart. Diese Kombination kann erhebliche Probleme verursachen“, so Studien-Koautor Stefan Strauß vom ITA. Die ÖAW empfiehlt daher eine Liste an Gegenmaßnahmen, um einen „digitalen Stillstand“ zu vermeiden: So sollte eine umfassende Systemanalyse durchgeführt werden und als Basis für eine bessere Abstimmung der Akteure im Bereich der kritischen Infrastrukturen dienen. „Lesen Sie alles zu diesem Thema ab Seite 4.“ Tag der Umwelt- & Abfall- Beauftragten Foto: © Shutterstock 16.11.2017 | Wien, ACV www.tuv-akademie.at/ub17