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UmweltJournal Ausgabe 2019-06

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UmweltJournal Ausgabe

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T Retouren an Postfach 555, 1008 Wien | Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien | Zulassungsnummer: MZ 02Z030100 M SEIT 1994 | NOVEMBER 2019 – AUSGABE 6 | EINZELPREIS: EURO 4,50,- Thomas Nigl Am Ende ihrer Nutzungsphase stellen Lithiumbatterien die Abfall- und Entsorgungswirtschaft vor Herausforderungen. Seite 8 AUS DEM INHALT Im deutschen Lüneburg heißt es: Frischer Wind für sauberes Wasser. Energieeffiziente Abwasseraufbereitung wird immer wichtiger. Die Kläranlage in Lüneburg wollte darüber hinaus auch eine Lösung, die bei Wetterschwankungen stabil Luft erzeugt und die sich elegant steuern lässt. Ein Schraubengebläse brachte neben einer deutlichen Energiekosteneinsparung die gewünschten Ergebnisse. Seite 4 An der FH Burgenland steht Mist am Stundenplan – nein, nicht wie Sie denken: Er ist eines der größten Probleme für unseren Planeten und aktuell in aller Munde: der Müll. In mehreren Studiengängen der FH Burgenland beschäftigen sich die Entscheider von morgen mit nachhaltigen Lösungen und innovativen Technologien rund um Abfall. Seite 16 STANDPUNKT Erdgas ist die Brücke ins Verderben Erdgas wird in der öffentlichen Diskussion immer öfter als Brückentechnologie genannt, um die Übergangsphase zu den Neuen Erneuerbaren zu schaffen – vor allem im Winter und bei „Dunkelflaute“. Methan ist tatsächlich auf absehbare Zeit unsere einzige Option als Saisonspeicher für Energie. Es sind die geologischen Speicher vorhanden, es ist das Leitungsnetz vorhanden und es sind die Endgeräte vorhanden. Zuletzt kamen (Erd-)Gaskraftwerke auch verstärkt als Kapazitätskraftwerke für kurzfristig benötigte Energie (Sekunden und Minutenausgleich) ins Spiel. Ja sogar „blauer Wasserstoff“, gewonnen aus Erdgas, wird von gewissen Kreisen plötzlich ins Spiel gebracht auf dem Weg in die in Wirklichkeit noch in weiter Ferne liegende Wasserstoffwirtschaft. Die Energy Watch Group, ein unabhängiger Berliner Thinkand-Do-Tank, hat nun in einer neuen Studie gezeigt, dass Erdgas in einer 20-Jahre Betrachtung einen um 40 Prozent schädlicheren Einfluss auf das Klima hat als Öl oder Kohle! Das liegt in drei Ursachen begründet: 1. Methan hat grundsätzlich einen viel stärkeren Erwärmungseffekt als Kohlendioxid. 2. Dieser Effekt ist stärker, als bisher angenommen. 3. Die Menge an freigesetztem Methan in der Produktionsund Lieferkette wurde bisher dramatisch unterschätzt. Ja, Methan ist und wird noch viel mehr zum Pfeiler unserer Energieversorgung werden. Allerdings sicher nicht aus Erdgas. Wir müssen dringend Kapazitäten zur Produktion von Methan aus Elektrolyse, aus Biomasse oder ähnlichen nachhaltigen Quellen aufbauen. Für rational denkende Menschen mit Blick auf unser aller Zukunft ist es daher nicht nachvollziehbar, war neue Erdgaspipelines aus Russland kommend und noch dramatischer LNG Terminals für Überseegas in Europa gebaut werden – mit Milliardensubventionen! Patrick Wagenhofer pw@wagenhofer-ee.com Rudolf Kanzian P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN Mit Aus- und Weiterbildungen können Mitarbeiter einerseits motiviert, aber auch weiter qualifiziert werden. Seite 15 Thema dieser Ausgabe: Grünes Gas Stromerzeugung bei Strom- Spitzenlasten eingesetzt wird. Laut Navigant-Studie führt dieses Szenario mit einer Umrüstung auf Strom im Verkehr, dem Wärmebereich und der Industrie zu extremen Nachfragespitzen und damit auch zu deutlich höheren Anforderungen an das Energiesystem. Petersdorff: „Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss eine höhere konventionelle Erzeugungskapazität zur Deckung der Residualnachfrage zur Anwendung kommen.“ • Zum anderen haben die Energieexperten ein Gasszenario berechnet, in welchem die gesamte bereits vorhandene und gut ausgebaute Gasinfrastruktur bis hin zu den Gasendgeräten genutzt und diese mit Strom kombiniert wird. Ohne Erneuerbarem Gas ist die Versorgung der Nachfrage- Sektoren insbesondere in den Wintermonaten und in Perioden mit geringer erneuerbarer Erzeugung wirtschaftlich nicht machbar. Petersdorff: „Da Pump- und Batteriespeicher wirtschaftlich sinnvoll nur der kurz- beziehungsweise mittelfristigen Speicherung dienen, spielt Gas eine zentrale Rolle für die saisonale Speicherung.“ Gas macht Energiewende leistbar Johannes Neuwirth Anlageninhaber, deren Betrieb in ein Register gemäß Umweltmanagementgesetz eingetragen ist, sind zu einer Prüfung verpflichtet. Seite 17 Energiewende Gasinfrastruktur spart Energiekunden drei Milliarden Euro Fotos: FGW Carsten Petersdorff, Direktor bei Navigant und DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) und stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Laut einer aktuellen Studie von Navigant gelingt die Energiewende mit Gas viel günstiger als mit Strom alleine. Die Gaswirtschaft setzt auf Erneuerbares Gas als Energieträger der Zukunft. Die österreichische Gasinfrastruktur ist die „ tragende Säule der Energiewende“, sagt DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) und stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. „Mit ihrem flächendeckenden Gasnetz, den großvolumigen Gasspeichern und den Gasendgeräten bleibt die Gasinfrastruktur Garant der Versorgungssicherheit und wird durch den Einsatz von Erneuerbarem Gas in Zukunft immer grüner“, zeigt Weinelt den Weg der Gaswirtschaft vor. Die Energie- und Klimaexperten von Navigant haben dazu im Auftrag des FGW eine Studie zur Rolle der Gasinfrastruktur im zukünftigen Energiesystem erstellt. Das Ergebnis: Gas hilft beim Sparen. Die betrachteten Szenarien In der nun vorliegenden Studie haben Carsten Petersdorff, Direktor bei Navigant, und sein Team einen 100-prozentigen Dekarbonisierungspfad bis 2050 mit und ohne Nutzung der vorhandenen Gasinfrastruktur für Endanwendungen berechnet. Ein reines All-Electric-Szenario – die Elektrifizierung unter gänzlichem Verzicht auf die Nutzung der Gasinfrastruktur – wurde als technisch unrealistisch und praktisch unfinanzierbar eingeschätzt und nicht näher betrachtet. • Zum einen hat Navigant ein Stromszenario untersucht, bei dem bei den Endkunden ausschließlich Strom genutzt wird und Gas nur mehr zur Das Gasszenario spart im Vergleich zum Stromszenario jährlich Kosten in Höhe von etwa 2,9 Milliarden Euro. Bei der Betrachtung über den gesamten Zeitraum von heute bis 2050 verursacht das Stromszenario laut Navigant-Studie im Vergleich zum Gasszenario Mehrkosten in der Höhe von rund 56 Milliarden Euro. Kostentreiber für das Stromszenario seien laut Petersdorff Technologiekosten im Gebäudebereich, die Elektrifizierung im Industriesektor, die benötigte konventionelle Erzeugungskapazität einschließlich der Reservekapazität und des Stromverteilnetzes, während im Gasszenario nur etwas höhere Kosten für Power-to-Gas und das Gasverteilnetz auftreten. Gaswirtschaft ist bereit Österreich bekennt sich zu einer aktiven Klimaschutzpolitik und einem konsequenten Dekarbonisierungspfad bis 2050. „Wir als Gaswirtschaft sind mehr als bereit, diesen Weg mit Hilfe von Erneuerbarem Gas zu beschreiten“, sagt Weinelt am Rande des Zukunftsforums Gas 2019. Politische Rahmenbedingungen Um dieses Einsparungspotenzial durch die Nutzung der Gasinfrastruktur und Erneuerbarem Gas in Österreich heben zu können, brauche es laut Fachverband „weder Ge- bote noch Verbote“, sondern „entsprechende bundesgesetzliche Rahmenbedingungen, eine Berücksichtigung in den Landesgesetzgebungen sowie entsprechende Anreize der Politik“. Zu begrüßen sind beispielsweise Begünstigungen für Erneuerbares Gas im Rahmen der geplanten Steuerreform sowie die Verankerung eines marktbasierten Fördermodells nach dem Vorbild der Ökostromförderung im Erneuerbaren Ausbau Gesetz. Über Gas: Gas nimmt in der umweltbewussten Energieversorgung eine Schlüsselrolle ein: Die Energie der Zukunft lässt sich effizient und komfortabel fürs Heizen, die Warmwasserbereitung, Kälte- und Stromerzeugung und als Kraftstoff für Automobile einsetzen. Gas verbrennt ohne Feinstaub und Partikel und ist damit der emissionsärmste fossile Energieträger. Mit Biomethan aus biogenen Reststoffen, synthetischem Methan (SNG) als erneuerbaren Stromquellen und Wasserstoff bietet Gas auch grüne Alternativen.