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architektur FACHMAGAZIN 58 Material & Oberfläche Ein Dach aus Eukalyptus Yamasen Japanese Restaurant / Kampala, Uganda / TERRAIN architects Fotos: Timothy Latim Die in Tokyo ansässigen TERRAIN architects setzen bei ihrem Entwurf für ein Multifunktionsgebäude in Ugandas Hauptstadt Kampala ganz auf Eukalyptus. Unter dem luftigen Dach finden nicht nur ein Restaurant, kleine Ladenflächen und ein Café, sondern auch fünf bestehende Bäume Platz. So entsteht für die Benutzer ein luftiges und leichtes Bauwerk, konstruktiv durchdacht und ästhetisch ansprechend.

www.architektur-online.com 59 TERRAIN architects Das Äquatorialklima im afrikanischen Uganda ist in etwa gleichbleibend warm, wobei die Temperaturen untertags ganzjährig um die 25 Grad Celsius erreichen und nachts nicht unter 16 Grad Celsius fallen. Viele Sonnenstunden, aber auch nahezu täglich auftretende Gewitter stellen folglich besondere Ansprüche an die Bauweise. Beim Entwurfsprozess für das Yamasen Japanese Restaurant in einer Vorstadt Kampalas spielten der Schutz vor dem starken Sonnenlicht und großzügige, luftige Raumstrukturen daher eine maßgebliche Rolle. Das in Tokyo ansässige Architekturbüro TERRAIN architects wählte den Eukalyptus als identitätsstiftendes Baumittel für das multifunktionale Projekt, das – neben fünf bestehenden Bäumen – Geschäftsflächen, ein Restaurant und ein Café unter einem Dach vereint. Eukalyptus ist in Uganda weit verbreitet und dient gerade in den armen ländlichen Gebieten als Energiequelle oder Bauholz. Aufgrund des drastischen Rückgangs der Waldflächen von 24 % in den 90er Jahren auf heute weniger als 9 % wird der äußerst schnell nachwachsende Baum zudem gerne zur Aufforstung eingesetzt, was aufgrund des hohen Wasserverbrauchs der Pflanze allerdings auch kritisch zu sehen ist. Dennoch ist der Eukalyptus ein regionaler und natürlicher Baustoff, auf dessen Verarbeitung sich die Einheimischen bestens verstehen. Normalerweise wird das Holz nur zum Bau von Dachsparren und Gerüsten verwendet, da es zur Verformung und Rissbildung neigt. Durch eine Verbesserung des Trocknungsund Abholzungsprozesses im Zuge des Projekts wurde der Eukalyptus in diesem Falle allerdings so robust verarbeitet, dass er als tragendes Material für die Hauptdachkonstruktion eingesetzt werden konnte. Um die Arbeit der einheimischen Handwerker vor Ort zusätzlich zu erleichtern, besteht das Dach aus 16 Rahmen, die ohne schweres Baugerät errichtet werden konnten. Das Dach an sich bestimmt allein schon wegen seiner Dimension die Form und Ästhetik des Gebäudes und wurde als markantes Gestaltungselement fast bis auf das Erdgeschossniveau hinabgezogen. Mit Stroh eingedeckt fügt es sich unauffällig und farblich passend in die sanfte Hügellandschaft der Umgebung ein. Sowohl von innen wie auch außen ist der Eukalyptus als maßgebliches Konstruktionsmittel auf den ersten Blick wahrnehmbar, da das gesamte Bauwerk äußerst filigran und transparent gestaltet wurde. Wände gibt es nur wo notwendig, um Funktionsflächen von Aufenthaltsflächen abzugrenzen. Die vertikalen, fachwerkartigen Strukturen wurden teilweise offen gelassen, teils verglast. Die hohen Räume geben im Inneren den Blick auf die statische Konstruktion der Holzbalken frei, sogar die Eindeckung des Strohdachs ist von unten sichtbar. u

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