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Automationspraxis 02.2024

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_Handhabung & Montage

_Handhabung & Montage Konstruktion der Anlage auf die besondere Aufgabenstellung hin angepasst KI sortiert Golfbälle Easy Lakeballs hat sich darauf spezialisiert, gebrauchte Golfbälle, die aus Gewässern gesammelt werden, aufzubereiten und wieder zu verkaufen. Eine Anlage von Meprovision und Minitec sortiert die Golfbälle mit Kameras und KI. Bild: Minitec Separierter Transport via Fördergurt. Per Blasedüse geht es ab ins richtige Rohr. Die KI-Anlage beim Testlauf – ein Mitarbeiter von Meprovision füllt sie mit Golfbällen. In der Praxis kommt hier ein automatischer Stufenförderer zum Einsatz. Bild: Minitec In Wasserhindernissen auf Golfplätzen sammeln sich schnell viele tausend Golfbälle, die oft in makellosem Zustand sind. Professionelle Taucher sind auf Golfplätzen unterwegs, um diese Bälle zu bergen. Easy Lakeballs aus Wiesbaden reinigt und sortiert diese Lakeballs für den Wiederverkauf. Bis zu 3,5 Millionen Bälle werden so einer weiteren Verwendung zugeführt. Gerade der Sortierprozess nach Marken und markenspezifischer Typen ist sehr personalintensiv. Daher hat sich Easy Lakeballs 2022 entschieden, das Sortieren zu automatisieren und fand mit Meprovision, Sonderlösungsanbieter im Bereich optischer Prüfung aus Dillingen, den richtigen Partner. Nach langen Abwägungen hinsichtlich der Machbarkeit war klar, dass dieses Projekt nur unter Einsatz einer projektspezifischen KI (Künstliche Intelligenz) lösbar sein wird. Hinzu kam die Herausforderung, die Bälle den Kameras so zu präsentieren, dass Merkmale wie Marken- oder Typeninformation auch sichtbar sein werden. Daher war schnell klar, dass Minitec als langjähriger Partner von Meprovision den Zuschlag zur Entwicklung und zum Bau der notwendigen Automatisierungstechnik und Mechanik erhält. 3 Kameras machen 9 Bilder pro Ball Gemeinsam wurde ein Transportkonzept entwickelt, welches die Bälle mit Hilfe eines Segment- 46 April 2024

_Handhabung & Montage förderers auf einer Schiene entlangführt. Mit drei 12 MP-Farbkameras werden von jedem Ball insgesamt neun Bilder erfasst, aus denen dann das Einzelergebnis je Ball ermittelt wird. So entstand eine Basis von rund 50.000 Bildern, die in aufwendigem KI-Verfahren trainiert wurden. Die Anlage ist damit in der Lage, insgesamt rund 20 Marken und je Marke wiederum bis zu 30 unterschiedliche Typen zu erkennen. Der Sortierprozess verläuft in zwei Stufen. Zunächst werden die Bälle, deren Zusammensetzung je Prüfauftrag völlig unbekannt ist, nach Marken sortiert. Nachdem die Markenreinheit über diesen Sortierschritt sichergestellt ist, werden die einzelnen Marken nach Typen, Farben oder Typenmix sortiert. Die Anlage verfügt über 32 Sortierstellen zzgl. eines NIO-Auslasses und ist in der Lage, pro Stunde bis zu 7000 Bälle zu verarbeiten. Über ein Rohrsystem werden die Bälle von der Bandstrecke ausgeschleust und in unterschiedlich großen Behältertypen gesammelt. Durch einen vorgeschalteten Steigförderer mit einem Bunkervolumen von bis zu 15000 Bällen kann die Anlage etwas mehr als zwei Stunden autark arbeiten. Erkannte Bälle ausblasen Die Konstruktion der Anlage hat Minitec auf die besondere Aufgabenstellung hin angepasst. So verfügt der Fördergurt über 88 angeschraubte Nocken, um die Golfbälle beim Transport zu separieren. Sobald ein Golfball bezüglich Hersteller und Typ identifiziert ist, wird er in den entsprechenden Behälter geblasen. Dazu wird jede Blasdüse einzeln angesteuert (32 Ventile). Die Ausschleuse-Stelle für nicht erkannte Golfbälle wird per Sensor überwacht. Dieser dient sowohl zum Zählen der „schlechten“ Bälle, als auch als Überlaufschutz, wenn die Kiste voll ist und Bälle nicht mehr abtransportiert werden können. ↓ Minitec GmbH & Co. KG www.minitec.de Bild: Minitec Hochgeschwindigkeits- Kameras erfassen die Golfbälle in verschiedenen Positionen. Standard-Zellen zur modularen Produktion: Gleicher Grundaufbau aber für unterschiedliche Aufgaben Auf Basis standardisierter Fertigungszellen bietet Minitec ein neues modulares Konzept für den Sonderanlagenbau an. Die modularen Zellen weisen einen identischen Grundaufbau auf (quadratische Grundfläche von 1,60 m x 1,60 m mit 2,40 m Höhe), sind aber individuell anpassbar und können für die jeweilige Aufgabe mit unterschiedlichen Funktionen und Techniken ausgestattet werden. Die Minitec- Zellen können sowohl separat arbeiten, als auch in einer verketteten Linie, so dass sich mehrere Teilprozesse zu einem Gesamtprozess aggregieren lassen. Die Zellen lassen sich per Stapler bewegen und passen auf jeden normalen LKW. Am endgültigen Bestimmungsort werden sie nur noch aufgestellt, angeschaltet und funktionieren sofort. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Das Einsatzspektrum für die neuen Zellen reicht von Montagetätigkeiten über Prüfaufgaben bis hin zu Handling- Aktionen. Durch die Möglichkeit zur Verkettung und die in sich geschlossenen Regelkreise innerhalb der einzelnen Zellen sind auch vollautomatische Montage- und Produktionsstrecken denkbar. Aktuell ist bei Minitec beispielsweise ein Projekt zur Montage von kleineren Schlosssystemen in Arbeit: Jeder Montageschritt hat eine eigene Zelle, die Bauteile werden durch die Zellen durchgereicht bis zur Prüfzelle am Schluss mit Kamera- und Funktionsprüfung. www.minitec.de Minitecs standardisierte Fertigungszellen für den Sonderanlagenbau lassen sich mit unterschiedlichen Prozessen bestücken. Bild: Minitec April 2024 47

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