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Beschaffung aktuell 06.2021

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» MANAGEMENT Erfolgsfaktor für die Zukunft Brücken schlagen zwischen Konzern und Start-up Die Automobilbranche steht vor einem noch nie dagewesenen Umbruch. Das Auto der Zukunft wird ein „fahrbarer PC“ sein. Innovationen sind daher gefragt er denn je. Die Lösungen von morgen entstehen oftmals nicht mehr in den Entwicklungsabteilungen der OEM, sondern in Start-ups. Doch sprechen Konzern und Tech Newcomer dieselbe Sprache? Der Wandel geschieht bereits. Die Großen verfolgen ehrgeizige Ziele. Um nur zwei Beispiele zu nennen: General Motors will bis 2025 die komplette Produktion auf E-Mobilität umstellen. VW plant bis 2030 rund 70 reine E-Modelle. Die damit zusammenhängenden gravierenden Auswirkungen auf die Lieferketten erfordern ein Umdenken beim Einkauf und bei den Zulieferern. Beide suchen die Nähe zu Start-ups. Denn die Entwicklung entfernt sich immer weiter weg von der Stahl- zur Leichtbaubeschaffung und von der Mechanik zu ausgefeilter Elektronik. Zudem werden belastbare nachhaltige Batterie-Lösungen gesucht. Das Know- oftmals eine Phase der Blockade. Wege trennen sich wieder. Und das obwohl das Start-up vielleicht gerade an der Lösung arbeitet, die für den Konzern in Zukunft einen Wettbehow der Konzerne und ihrer bisherigen Zulieferer werden hierfür nicht ausreichen. Vordenker sind gefragt, die schnell und unkonventionell arbeiten. Einige Fahrzeughersteller betrachten Start-ups wie eine ausgelagerte Entwicklungsabteilung und unterstützen sie mit erheblichen Investitionen. Andere – wie beispielsweise Elon Musk – kaufen sie auf. Know-how trifft auf Innovation Gegensätze ziehen sich an, das gilt auch für Start-ups und Konzerne. Doch ist es ein schmaler Grat zwischen dem, was man an seinem Gegenüber schätzt und dem, was einem am anderen stört. Wenn Konzerne mit ihren Standards und Kontrollstrukturen auf Start-ups mit ihren kreativen Arbeitsweisen treffen, folgt auf anfängliche Euphorie PITCHES Für einen ersten Eindruck von den Ideen der Start-ups haben sich Veranstaltungen mit kurzen Vorträgen etabliert. 18 Beschaffung aktuell » 06|2021

Eine Brücke zwischen Konzern und Start-up verbindet Know-how mit Innovation. Im Bild: Erasmus Brücke Rotterdam Die Autorin Bild: Kars van Gool, https://unsplash.com/photos/iuZ6rl74Jcc Tanja Dammann-Götsch verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im internationalen Einkauf, davon über 20 Jahre im härtesten Beschaffungsmarkt der Welt: dem Einkauf der Automobilindustrie. Sie ist Inhaberin von Purchasing Professional. Als Interims- Managerin baut sie Brücken zwischen Konzernen und Start-ups. Mit ihrem Projektteam unterstützt sie das Einkaufsmanagement von Unternehmen sowohl vor Ort und – seit der Corona-Krise – auch verstärkt über Online-Tools. werbsvorteil bedeuten könnte. Die Gründe für Missverständnisse liegen auf der Hand: Einkäufer sind es gewohnt, dass Prozesse bis ins kleinste Detail geregelt sind. Umfangreiche Vertragswerke sichern darüber hinaus ihre »Der Technologiestandort Deutschland kann sich nicht länger das Schneckentempo erlauben.« fachen zwar die Zusammenarbeit mit langjährigen Lieferanten, schrecken jedoch junge Unternehmen oft ab. Für Newcomer ist es geradezu ein Graus, umständlich Formulare auszufüllen oder sich monatelang mit Vertragswerken zu befassen. Werden sie ausgebremst, werden Chancen verpasst. Weitere Hindernisse in der Zusammenarbeit von Konzern und Start-up kommen noch hinzu. Bei einer von mir im April 2021 durchgeführten Blitzumfrage unter Einkäufern Zusammenarbeit mit Lieferanten ab. So wurden hohe Qualitätsstandards erreicht, an denen man – zurecht! – festhalten möchte. Auf der anderen Seite verzweifeln Start-ups häufig schon daran, überhaupt ein Angebot abzugeben. Standardisierte Ausschreibungen vereinin der Automobilbranche zum Thema brachte es einer meiner Interviewpartner auf den Punkt: „Als größte Hürde sehe ich, die Erwartungshaltungen der beiden Parteien bzgl. Finanzen, Terminen und Qualität in Einklang zu bringen.“ Insbesondere bei den Finanzen gingen die Welten weit auseinander. Amortisation der eingesetzten finanziellen Mittel innerhalb von 24 Monaten lassen sich bei der Entwicklung von neuen, am Markt noch nicht in dieser Form verfügbaren Produkten nicht ohne Weiteres gewährleisten. Ohne ein Budget für unvorhergesehene „extra Schleifen“ vorzuhalten, seien Konflikte vorprogrammiert. Sich die Kosten zwischen Kunde und Lieferant partner- Schläuche aus Fluorsilikonen www.rct-online.de Produktneuheit: Schläuche aus Fluorsilikon-Kautschuk Vereint die Vorteile von Fluorkautschuk und Silikonen • Temperaturbeständig und Kälteflexibel Arbeitstemperatur: -60 °C bis +230 °C • Chemikalienresistent Insbesondere gegenüber Mineralölen, Kraftstoffen und aromatischen Kohlenwasserstoffen • In Nennweiten von 2 bis 12 mm Reichelt Chemietechnik GmbH + Co. Englerstraße 18 D-69126 Heidelberg Tel. 0 62 21 31 25-0 Fax 0 62 21 31 25-10 rct@rct-online.de Beschaffung aktuell » 06|2021 19

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