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Centurion Germany Autumn 2023

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|Places| „Die Restaurierung alter Gebäude ist eine Möglichkeit, unsere Traditionen, unsere Handwerkskunst und unsere Kultur zu pflegen.“ – Miguel Conde Mallorca ist die größte der Baleareninseln und hat im Lauf der Geschichte viele Veränderungen durchgemacht. In der Antike war die Insel wechselnden Besatzungsmächten ausgesetzt: Angezogen von den fruchtbaren Böden kamen nacheinander die Phönizier, Karthager und Römer. Darauf folgten die Araber, die das lokale Handwerk förderten, eine komplexe, bis heute bestehende Agrarwirtschaft entwickelten sowie die Hauptstadt Palma als eine der kosmopolitischsten Städte Europas etablierten und zu einem blühenden kulturellen Zentrum des spanischen Reichs machten. Dann kamen Jahrhunderte christlicher Herrschaft, die die vielfältigen Ausprägungen der früheren Identitäten fast völlig auslöschten, bevor berühmte katalanische Architekten wie Antoni Gaudí Meisterwerke des modernistischen Städtebaus schufen und die Insel ins 20. Jahrhundert holten. Die meisten Besucher Mallorcas kennen die facettenreiche Geschichte der Insel nicht. Sie strömen in Scharen an die von kristallklarem Wasser umspülten Küsten, um eine andere Attraktion zu erleben: die Partys. Seitdem sich die idyllische Insel ab 1950 mit der Eröffnung des ersten All-inclusive-Resorts der Welt – einem Konzept, mit dem die französische Club-Med- Gruppe Pionierarbeit leistete – zu einem weltweit bekannten Reiseziel wandelte, wurde ihr Erbe unter einer bewussten Politik zur Förderung des Massentourismus begraben. In den 1960er- und 1970er-Jahren kam es zu einer fatalen Entwicklung: Große Strandresorts ebneten die von Dünen gesäumte Küste ein und weitläufige Feuchtgebiete verschwanden. Dann wurde 2011 die majestätische Gebirgskette Serra de Tramuntana zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, was Anstoß zu neuen Umwälzungen gab. Heute bahnt sich auf Mallorca eine Ära an, in der die natürliche, kulturelle und archäologische Schönheit der Insel nicht mehr vernachlässigt, sondern gefördert wird. Parlamentarische Verordnungen wie das 2022 erlassene Gesetz für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit im Tourismus trugen dazu bei, dass sich eine Hotelund Gastronomiebranche entwickelte, die das Schaffen von Neubauten einschränkt und Hotels dazu verpflichtet, lokale Produkte auf ihre Speisekarte zu setzen. Geradezu überschwänglich wurde dieses Angebot von einer wachsenden Gruppe rücksichtsvoller, kulturbewusster Besucher angenommen, die ein authentisches Mallorca-Erlebnis suchen. Ihnen zur Seite steht eine neue Generation von Architekten, Designern und Hoteliers, die dies möglich macht. Von links: der weite Blick auf die Bucht von einem Zimmer im Calatrava; der palmen gesäumte Poolbereich des Hotels Finca Can Coll auf dem Hügel FOTOS VON LINKS: © IT MALLORCA, THILO WEIMAR 14 CENTURION-MAGAZINE.COM

FOTO © ES RACO D’ARTÀ „Die Idee, auf Mallorca, einer Insel, auf der es viele wunderschöne alte Gebäude gibt, die nur darauf warten, wieder in neuem Glanz zu erstrahlen, etwas neu zu bauen, erscheint mir völlig absurd“, sagt der spanische Unternehmer Miguel Conde, der 2011 zusammen mit seiner Frau, der Architektin Cristina Marti, die Hotelkette IT Mallorca Unique Spaces gegründet hat. „Auf Mallorca gibt es unzählige historische Gebäude, die nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Es ist daher absolut sinnvoll, ihnen neues Leben einzuhauchen.“ Conde war schon früh ein Befürworter von Restaurierungen anstelle von bloßen Abrissen und setzte sich für die Errichtung von Luxushotels in sorgfältig renovierten Gebäuden von historischem Interesse ein. Sein erstes Hotel, das Can Cera (cancerahotel.com), eröffnete 2011 in einem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Schloss, das versteckt in den verschlungenen Steinstraßen der Altstadt von Palma liegt. Ausgestattet mit luxuriösen, theatralischen Vorhängen und antiken Möbeln soll es den Besuchern in einem authentischen historischen Gebäude ein Stück vom alten Glamour bieten. Auch die darauffolgenden vier Häuser wählte er unter Berücksichtigung natürlicher Merkmale wie Sonnenlicht, Durchlüftung sowie Ausblick aus. Im vergangenen Januar stellte IT Mallorca eine umfassende Renovierung seines Projekts Calatrava (calatravahotel.com) vor. Das 2013 in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit Blick auf die Bucht von Palma eröffnete Hotel wurde so umgebaut, dass alle ursprünglichen architektonischen Merkmale erhalten blieben, während die Möbel sowie das Dekor aufgefrischt wurden, um das Gefühl eines mediterranen Strandhauses zu verstärken. Mit lebendigen, in speziell gemischten Farben gehaltenen Terrakotta-Wänden und einheimischen Textilien fördert Calatrava auch die Arbeit der auf der Insel ansässigen Künstler. In den Restaurants werden lokale Delikatessen von kleineren Erzeugern und traditionelle Grundnahrungsmittel wie handwerklich hergestellter Käse oder geräuchertes Fleisch angeboten. „Mein Ziel war es immer, Unterkünfte zu schaffen, die für mich persönlich einladend sind, sich nahtlos in ihre Umgebung einfügen und ihre Geschichte respektieren“, fügt Conde hinzu und erklärt, dass er in den Hotels von IT Mallorca stets versucht, die nuancierten Unvollkommenheiten ursprünglicher Elemente wie Holzbalken oder Steinböden mit luxuriösen modernen Das historische, schicke Interieur einer Suite im Es Racó d‘Artà Annehmlichkeiten zu verbinden. „Die Restaurierung alter Gebäude ist eine Möglichkeit, unsere Traditionen, unsere Handwerkskunst und unsere Kultur zu pflegen. Außerdem ist das ein unglaublich nachhaltiger Ansatz.“ Andere Hoteliers mit einer ähnlichen Herangehensweise haben sich verfügbare mallorquinische Bauten zunutze gemacht: Fincas. Die ursprünglich für die auf der Insel betriebene Landwirtschaft gebauten Landgüter liegen in einiger Entfernung von den Küsten mit ihren Ferienorten und auch von der Hektik Palmas. Sie bieten ein ruhiges, eher ländliches Erlebnis. Neben ihren dicken Steinmauern, die die Hitze des Sommers abhalten und im Winter die Wärme nicht entweichen lassen, verfügen sie über Terrassen mit atemberaubenden Ausblicken, eine hochwertige Ausstattung sowie weitläufige Grundstücke. Die Finca Can Coll, ein Vier-Sterne-Resort (fincacancoll.com), das im April von dem deutschen Weinexperten Wolf Wilder und der Sommelière Sylvia Ottmann eröffnet wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Das Resort liegt auf einem Hügel zwischen der Serra de Tramuntana und dem Mittelmeer. Es wurde jahrelang für den Agrotourismus genutzt, bevor Wilder und Ottmann beschlossen, es in ein Boutique-Landhaus umzuwandeln, das sich durch authentischen, rustikalen Charme auszeichnet. Da es durch zahlreiche europäische Hände gegangen war, wollten sie zunächst einmal seine mediterrane Vergangenheit unterstreichen. Sie reparierten die ursprünglichen Steinmuster in den Böden und beschäftigten einheimische Schreiner, die Teile des einst verbauten Materials – wie die für Mallorca typischen Hydraulikfliesen – aus verfallenen Häusern auf der gan- CENTURION-MAGAZINE.COM 15

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