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Centurion Germany Spring 2023

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|Objects| Wenn ich mich

|Objects| Wenn ich mich für einen Stein entscheide, lasse ich ihn seine Geschichte erzählen. Mit seinem Funkeln entwickelt sich eine Hintergrundstory, die mir als Inspiration dient. – Ingo Henn men verkörpert das Erbe der Stadt im Bereich der Edelsteinbearbeitung in all seinen Facetten und hat sich nicht nur als Händler hochwertigster Edelsteine, sondern auch als Schöpfer von exquisit geschliffenen Objects d’art und maßgefertigtem Schmuck einen Namen gemacht. Gründer und Kreativdirektor Hans-Jürgen ist als Edelsteinhändler weltweit bekannt – wobei die Bezeichnung Edelsteinjäger treffender wäre: Sein Abenteuergeist führte ihn, immer auf der Suche nach den edelsten und seltensten Steinen, in die entlegensten Winkel der Erde: Spinelle aus dem tansanischen Mahenge, Padparadscha-Saphire, Demantoiden und Taaffeite aus Russland – kein Stein, den der Edelsteinkenner in seiner langen Laufbahn nicht umgedreht hätte. Der in Fachkreisen für die Schöpfung des Begriffs „Kaschmir-Peridot“ und für den Kauf des legendären Dom-Pedro-Aquamarins (heute Teil der Mineralien- und Edelsteinsammlung der Smithsonian Institution in Washington D.C). bekannte Hans-Jürgen Henn hat sein Wissen an seine Söhne Axel und Ingo weitergegeben. Während der studierte Gemmologe und Edelsteinschleifer Axel wie sein Vater in Idar-Oberstein lebt und sich um die wirtschaftlichen Belange des Unternehmens kümmert, zeichnet Ingo aus seinem Atelier in Hatton Garden, dem berühmten Schmuckzentrum Londons, für das Design und die Herstellung der Schmucklinie Henn of London verantwortlich. Der Englandliebhaber Ingo, dem die Kreativität ebenso im Blut liegt wie das Talent zum Zeichnen, sammelte seine ersten Erfahrungen im Familienunternehmen, bevor es ihn Mitte der 1990er-Jahre nach London zog. Der Juwelier, Gemmologe und Goldschmiedemeister erinnert sich: „Ich war noch Teenager, als ich mich in London und das Flair dort verliebte. Für mich gehört die Kunst- und Kulturszene dort zu den führenden in der Welt.“ Schon bald nach seinem Umzug entwarf und fertigte er die erste Schmuckkollektion für die Familienmarke: „Henn of London ins Leben zu rufen, war eine brillante Idee, da es uns die Möglichkeit bot, viele neue und wichtige Kunden für unser Familienunternehmen zu gewinnen, national wie international.“ Tatsächlich entwickelte sich Ingos Atelier in Hatton Garden zur ersten Adresse für eine anspruchsvolle Kundschaft – meist Kenner und Sammler – auf der Suche nach einmaligen Stücken, die vollendete handwerkliche Fertigkeiten in kunstvollem Stil gipfeln lassen. Es sind die außergewöhnlichen Edelsteine in seltenen Farben, FOTOS JÜRRGEN CULLMANN/LICHTBLICK FOTODESIGN 34 CENTURION-MAGAZINE.COM

die von der Familie selbst aufgespürt und im eigenen Haus mit höchster Präzision geschliffen werden, die ganz nach Henns Motto im Mittelpunkt jedes Designs stehen: „Was die Natur in Perfektion geschaffen hat, soll der Mensch nicht verderben.“ Alle Steine sind in einen kreativen Prozess eingebettet, der Ingos meisterhaft ausgeführten Stücken Leben einhaucht: „Die meisten Schmuckdesigner haben eine Idee und suchen dann nach dem passenden Stein. Bei mir ist es umgekehrt. Wenn ich einen Stein entdecke und mich für ihn entscheide, lasse ich ihn seine Geschichte erzählen. So entfaltet sich um das Funkeln des Steins eine Hintergrundstory, die mir als Quelle der Inspiration dient.“ Techniken wie Emaillierung, Gravuren sowie die Einarbeitung von geschliffenen Edelsteinen unterstreichen die Einzigartigkeit der Kreationen. „Der Schmuckmarkt ist sehr wettbewerbsintensiv, daher halte ich es für wichtig, sich von den Mitbewerbern abzuheben. Nur sehr wenige arbeiten zum Beispiel mit gravierten Edelsteinen“, so der Juwelier. „Vor ungefähr neun Jahren zeigte mir mein Vater einen wundervollen und außergewöhnlich präzise gravierten Aquamarin. Mir kam gleich die Idee, ihn als Zentralstein für die Halskette Daphne and Apollo im Stil der 1930er-Jahre zu verwenden. Das fertige Stück sah fantastisch aus und war im Handumdrehen verkauft.“ Die von den besten Kunsthandwerkern des Unternehmens in Idar-Oberstein bearbeiteten Edelsteine sind nicht wegzudenkender Bestandteil des Schmucks aus dem Hause Henn of London und eine Hommage an eine alte Kunstform, die in unserer modernen Welt immer seltener wird, da immer weniger Edelsteinschleifer ausgebildet werden. Es ist der Leidenschaft der Schmuckgemeinde in Idar-Oberstein und Familien wie den Henns zu verdanken, dass diese Tradition lebendig bleibt. Die faszinierenden Objects d’art sind oft von der Natur inspiriert und lassen in ihrer Detailverliebtheit fast vergessen, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden. So zeigt etwa das vom Meistergraveur Alfred Zimmermann aus imposantem brasilianischen Morganit geschnitzte Stück Morganite Falcon Chick ein Küken, das friedlich in einem Horst aus Gold und Diamanten nistet. Oder der Aquamarin Polar Bear Cubs zwei junge Eisbären beim Spiel in eisblauer Landschaft. Jedes Motiv wird durch Detailreichtum zum Leben erweckt, wozu es wahrlich mehr bedarf als ruhiger Hände und eines Satzes diamantbesetzter Werkzeuge. „Die besten Graveure haben ein natürliches Talent für Form und Design und sind in der Lage, so mancher ihrer figurativen Kreationen echtes Leben einzuhauchen“, so Ingo. „Von der ersten Idee bis zum fertigen Object d’art vergehen in der Regel sechs bis zwölf Monate, eventuell sogar mehr. Das liegt mitunter daran, dass Edelsteingraveure nicht ununterbrochen an einem Stück arbeiten können. Einige Steine sind schlicht zu schwer, um sie über einen längeren Zeitraum hinweg halten zu können. Zudem kann die Bearbeitung von teurem und zerbrechlichem Material nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr anstrengend sein.“ Ob im Museum, einem Palast oder in der Villa eines Sammlers: Wo auch immer diese prächtigen Stücke ihr Zuhause finden – sie werden die Geschichte der kleinen Stadt an der Nahe immer in sich tragen. hennoflondon.co.uk Ein Falkenküken, geschnitzt aus brasilianischem Morganit, in einem Nest aus 18-k-Gold und Diamanten Im Uhrzeigersinn von oben links: eine Schale, geformt aus einem 7.000-karätigen Rubin; Rubellit- und Tansanitringe, gefasst in Weißgold CENTURION-MAGAZINE.COM 35

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