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Centurion Germany Winter 2023

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|Reſlections| Oben:

|Reſlections| Oben: Josüjo (2008) von Not Vital – ein Haus, das auf Knopfdruck im Boden verschwindet – in seinem Skulpturenpark Parkin Sent; ganz oben: im Inneren des mit Kunst gefüllten Hotels Villa Flor in S-chanf, mit einem Werk des tschechischen Fotografen und Malers Miroslav Tichý in der Mitte dessen Stiftung einen Skulpturenpark in Sent, einen Ausstellungsraum in Ardez und vor allem das Schloss Tarasp (notvital.ch) umfasst. Dieses befindet sich oberhalb des Dorfes Scuol, knapp 15 Kilometer von der österreichischen und der italienischen Grenze entfernt. Es ist ein ganz besonderer Ort: eine aus dem 11. Jahrhundert stammende Bergfestung, die im letzten Jahrhundert von einem deutschen Industriellen, Karl August Lingner, renoviert wurde, der dafür mit dem Vermögen bezahlte, das er als Erfinder des Odol-Mundwassers erworben hatte. Vital erwarb das Schloss 2016 und stattete die Innenräume und den dazugehörigen Park mit seiner eigenen Kunst aus (nicht zuletzt mit einem seiner Houses to Watch the Sunset, einem vierstöckigen Turm, der von drei schwer zu erklimmenden Treppen gestützt wird, die jeweils in ein anderes Stockwerk führen). Auch Schätze aus seiner eigenen Sammlung sind dort zu sehen, von Rüstungen und Antiquitäten bis hin zu Werken von Künstlern wie Jean-Michel Basquiat, Willem de Kooning und Andy Warhol, die Vital alle im New York der 1970er-Jahre kennenlernte. Aber Vital besitzt auch Werke anderer Künstler, darunter Max Ernst, Piero Manzoni, Giorgio Morandi und Richard Long. Es ist nicht zu leugnen, dass die im Engadin gezeigte Kunst mehrheitlich von weißen, männlichen Künstlern stammt. Aber 2019 eröffnete die Unternehmerin und . Sammlerin Grazyna Kulczyk, die unter anderem hinter dem Kultur- und Geschäftszentrum Stary Browar in Posen in ihrem Heimatland Polen steht, das Muzeum Susch (muzeumsusch.ch) am Flussufer in Susch. Hier präsentiert sie die Arbeiten von Künstlerinnen, um, wie sie sagt, „ein künstlerisches Zentrum zu schaffen, das Frauen in den Mittelpunkt stellt“. Die Ausstellung, die im Januar eröffnet wird, zeigt das Werk der verstorbenen estnischen Künstlerin Anu Põder. Unabhängig davon, welche Ausstellung gezeigt wird, ist das Museum am Fluss allein schon wegen seiner Architektur sehenswert. Das Ensemble besteht aus einem Kloster aus dem 12. Jahrhundert und einer ehemaligen Brauerei, die durch einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden sind. Die Galerien sind nicht einfach nur polierte weiße Würfel, deren Fenster einen herrlichen Blick auf das Tal bieten, als wären sie Bilder für sich, sondern rohe, grob behauene, kellerartige Räume, die aus dem Berg, der sich dahinter erhebt, herausgeschlagen wurden. Für dieses Unterfangen wurden 9.000 Tonnen Fels abgetragen. Aber was das Museum wirklich „zum idealen Ort für das machte, was ich vorhatte“, sagt sie, ist seine „zentrale Lage in Europa, nicht nur geografisch gesehen, sondern auch als Ziel für intellektuelle Menschen, die sich Gedanken machen“. Denn das Engadin war schon immer ein Ort, an dem sich Ideale gegenüberstehen und Kulturen aufeinanderprallen, an dem der warme Süden Italiens auf die kühle calvinistische Schweiz trifft und an dem die Kirchen sowohl strenge gotische Türme als auch barocke Zwiebeltürme haben können. Wie Giorgia von Albertini von Hauser & Wirth erklärt, deren Familie aus La Punt stammt, reicht die lange Geschichte der Region als Handelsroute bis in die Römerzeit zurück. „Es sind also nicht nur das Licht und die Landschaft“, sagt sie, die das Engadin zu einem „ganz besonderen Fleckchen Erde“ machen. FOTOS VON OBEN: MANOLO YLLERA, ERIC GREGORY POWELL 54 CENTURION-MAGAZINE.COM

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