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lastauto omnibus - Sonderausgabe 100 Jahre ZF

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Motorleistung und Karosseriedesign können faszinieren, aber in Bewegung kommt ein Fahrzeug erst, wenn die Kraft über das Getriebe und Fahrwerk auf den Boden übertragen wird. Die Lenkung zum Vorgeben der Fahrtrichtung darf dann natürlich auch nicht fehlen. Genau um solche Schlüsselstellen der Technik kümmert sich ZF in Friedrichshafen seit nun genau 100 Jahren. Von den eigenen Arbeitern der Gründerzeit einst nonchalant als „Zackenbude“ bezeichnet, ist aus der Zahnradfabrik Friedrichshafen mit 113 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern inzwischen ein Weltkonzern geworden. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

[ 18 ] CHRONIK |

[ 18 ] CHRONIK | 100 Jahre ZF ERFOLGREICH SEIT 100 JAHREN Geschichte: Am Anfang waren zwei Grafen und der Zeppelin. Die Zahnradfabrik startete dann 1915 mit 62 Mitarbeitern in einem bescheidenen Holzbau. Heute ist ZF ein internationaler Technologiekonzern in der Antriebs- und Fahrwerktechnik. TEXT: VOLKER HAMMERMEISTER | FOTOS: ZF, VOLKER HAMMERMEISTER (1) Der Fortschritt kannte keine Grenzen. 1837 gelang es dem Franzosen Louis Daguerre, die Wirklichkeit einzufangen und flüchtige Jodsilberbilder dauerhaft auf einer Glasplatte zu fixieren. Die Wheeling Suspension Bridge über den Ohio war 1849 mit 308 Metern die längste Hängebrücke der Welt. Die Southern Pacific Railroad eroberte ab 1863 den Wilden Westen. Als erstes Hochhaus kratzte 1885 in Chicago das Home Insurance Building mit zehn Etagen an den Wolken. Im gleichen Jahr erhielt Gottfried Daimler das Reichspatent auf den neuen, schnell laufenden Benzinmotor. Und in Friedrichshafen hatte Ferdinand Graf von Zeppelin kühne Visionen. Der verwegene Stratege, zähe Tüftler und Erfinder befasste sich mit der Konstruktion von lenkbaren Starr-Luftschiffen. Sie sollten nicht nur zivile Flugreisen möglich machen, sondern auch dem Militär als fliegende Wunderwaffen und Aufklärungsinstrumente dienen. Die Montage zum ersten Zeppelin-Starrluftschiff begann 1899 in einer schwimmenden Montagehalle auf dem Bodensee in der nahe gelegenen Bucht von Manzell. Diese clevere Konstruktion hatte den Vorteil, dass sie für den schwierigen Startvorgang in den Wind gedreht werden konnte. Der 13 Tonnen schwere Prototyp LZ 1 war 128 Meter lang, maß 11,65 Meter im Durchmesser und wurde von zwei Daimler-Motoren mit je 14,2 PS angetrieben. Am 2. Juli 1900 stieg er abends kurz nach acht Uhr zum ersten Mal auf. Die Fahrt dauerte nur 18 Minuten. Dann zwangen technische Probleme zum Abbruch. Diese Panne konnte jedoch nicht verhindern, dass Starr-Luftschiffe fast vier Jahrzehnte lang eine Erfolgsstory waren – bis am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst/ USA das Heck von LZ 129 in der sogenannten Hindenburg-Katastrophe Feuer fing und das seinerzeit größte Luftschiff der Welt in Flammen aufging. Große Anteile am fast vier Jahrzehnte dauernden Erfolg der „fliegenden Zigarren“ hatte der zweite Adelige, der Jurist und Maschinenbau-Ingenieur Alfred Graf von Soden-Fraunhofen, der ab 1910 die Versuchsabteilung der Luftschiffsbau Zeppelin GmbH leitete. Er stellte 1915 den Kontakt zu Max Maag in Zürich her, der ein neues Verfahren zur Herstellung und zum Schleifen hochpräziser Zahnrädern entwickelt hatte. Graf Zeppelin beauftragte seinen Direktor Alfred Colsman, die Verhandlungen zur Errichtung einer selbstständigen Zahnradfabrik aufzunehmen – der Grundstein für ZF. Im Verlauf seiner langen Geschichte hat sich das Unternehmen in hundert Jahren von einem Luftfahrtspezialisten zu einem internationalen Technologiekonzern in der Antriebs- und Fahrwerktechnik entwickelt. Das Unternehmen etablierte sich mit zahllosen Patenten und erweiterte kontinuierlich seine Kompetenzstruktur, auch durch Zukäufe. Der Konzern ist im Jahr 2014 mit 113 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern vertreten und erwirtschaftet mit rund 72.000 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 18 Milliarden Euro. Mit der geplanten Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens TRW im Jubiläumsjahr 2015 entsteht der drittgrößte Automobilzulieferkonzern der Welt mit einem Umsatzvolumen von über 30 Milliarden Euro und rund 138.000 Mitarbeitern. lastauto omnibus Sonderausgabe 2015 – 100 Jahre ZF

CHRONIK | 100 Jahre ZF [ 19 ] 1921 Auf der Automobilausstellung in Berlin stellt ZF das Soden-Getriebe erstmals der Fachwelt vor. Die aus den vorangegangenen Patenten weiterentwickelte Konstruktion ist ein Viergang-Vorwahlgetriebe ohne Schalthebel. Ein Gangwähler am Lenkrad oder Armaturenbrett ermöglicht die Selektion. Jetzt nur noch die Kupplung treten. Den Rest erledigt die Federkraft automatisch. 1925 Die Typisierung und Rationalisierung nach amerikanischem Vorbild inspiriert ZF. Unter dem Motto „Einheit statt Vielfalt“ entwirft eine kleine Gruppe von Ingenieuren ein Seriengetriebe einfacher Bauart, das sogenannte Einheitsgetriebe. Es wird zunächst für Lastwagen mittlerer Größe ausgeliefert. Die Konstruktion fasst aber alle möglichen Sonderwünsche zusammen und wird zur Basis verschiedener Baumuster. Angesichts wachsender Motorleistungen und Geschwindigkeiten stellte ZF 1929 das „Aphongetriebe“ vor (altgriechisch für „ohne Geräusch“). Erstmals kamen geschliffene Schrägzahnräder zum Einsatz, was die Laufruhe auf ein neues Niveau hob. 1932 Die Wurzeln des ZF-Lenkungsbaus für Automobile liegen in der Übernahme einer Lizenz des amerikanischen Unternehmens Ross Gear & Tool Company. Die Lenkung ist leicht und erschütterungsfrei zu handhaben. Außerdem überzeugt sie mit einem selbsttätigen Rücklauf, wenig Spiel und einer bequemen Einstellung. 1953 setzt ZF mit der Lizenzfertigung für das USamerikanische Unternehmen Gemmer die Produktion von Lenkungen fort. Wenig später hatte der Konzern aber mit technisch verbesserten Eigenentwicklungen immer mehr Erfolg auf diesem Markt. 1915 > > > 1935 1915 Gegründet wurde ZF als „Zahnradfabrik GmbH“ in Friedrichshafen am Bodensee, die damals ein Technologiepark für die Luftfahrtindustrie war: Um die dort ansässige Luftschiffbau Zeppelin (LZ) GmbH hatte sich ein Konglomerat von Partnerfirmen gebildet, an denen die LZ beteiligt war – so auch im Fall der „Zahnradfabrik“. 1921 Am 24. Juni wird ZF eine Aktiengesellschaft. Das Gründungskapital beträgt fünf Millionen Mark. Vier Millionen Mark hält die LZ , eine Million die Maag Zahnräder und Maschinen AG, Zürich. Gustav Habermaas und Alfred Graf von Soden-Fraunhofen, der diese Position bis zu seinem Tod 1944 innehat, werden zu Vorständen berufen. Schon zwei Jahre vorher entsteht der erste große Fabrikneubau. 1923 ZF stellt Getriebe für Luftschiffe her, die für eine optimale Kraftübertragung zwischen Motoren und Propellern sorgen. Bald konzentriert sich das Unternehmen jedoch auf die Entwicklung und Produktion von Getrieben von Kraftfahrzeugen. Die Vorstände Graf Soden (2. v. l.) und Hans Cappus (2. v. r.) tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Ab 1935 experimentiert ZF mit Bootswendegetrieben, die mit einem Vorwärts- und einem Rückwärtsgang ausgestattet sind. lastauto omnibus Sonderausgabe 2015 – 100 Jahre ZF

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