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lastauto omnibus - Sonderausgabe 100 Jahre ZF

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Motorleistung und Karosseriedesign können faszinieren, aber in Bewegung kommt ein Fahrzeug erst, wenn die Kraft über das Getriebe und Fahrwerk auf den Boden übertragen wird. Die Lenkung zum Vorgeben der Fahrtrichtung darf dann natürlich auch nicht fehlen. Genau um solche Schlüsselstellen der Technik kümmert sich ZF in Friedrichshafen seit nun genau 100 Jahren. Von den eigenen Arbeitern der Gründerzeit einst nonchalant als „Zackenbude“ bezeichnet, ist aus der Zahnradfabrik Friedrichshafen mit 113 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern inzwischen ein Weltkonzern geworden. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

[ 44 ] FAHRZEUGE | MAFI

[ 44 ] FAHRZEUGE | MAFI T 225 D ZF 5WG 191: fünf Vorwärtsgänge, drei Rückwärtsgänge und ein Drehmomentwandler samt Wandlerüberbrückung bereits ab dem zweiten Gang und natürlich automatische Schaltung. Zu tun bleibt für den Fahrer fast nichts – außer von vorwärts auf rückwärts (und umgekehrt) am Lenksäulenhebel links umzuschalten. Eine wichtige Rolle bei diesem Tun spielt die hydraulisch liftbare Sattelkupplung mit zwei Hubzylindern und – im Fall T 225 D – mit 500 Millimeter Hubhöhe. Die niedrigste Position liegt mit Bereifung 295/60 R 22,5 bei 990, bei abgesenkter hinterer Zweibalg-Luftfederung bei 960 Millimetern. Aufgleitkeile in Höhe von 830 Millimetern helfen in den wenigen Fällen, in denen auch die tiefste Stellung nicht reicht. Das Aufsatteln funktioniert folglich wie im Zeitraffer: Unterstützt von einer wirklich guten Rundumsicht, einer üppigen Bespiegelung und einer äußerst leichtgängigen Lenkung lässt sich die Zugmaschine einfach, schnell und treffsicher unter den Auflieger rangieren. Dann folgen ein kurzer Griff zum Joystick neben dem Fahrersitz zum Anheben der Sattelkupplung und zwei, drei bequeme Schritte auf die Rahmenabdeckung hinter dem Fahrerhaus, um – zumindest – die Vorratsleitung anzuschließen. Selbst leere Druckluftbehälter des Aufliegers sind dank eines riesigen Luftvorrats der Zugmaschinen ruckzuck gefüllt. Zwei Kontrollleuchten signalisieren, dass die Sattelkupplung geschlossen ist. Und schon ist der Auflieger unterwegs zur Rampe. Die Stützen bleiben ausgefahren. Die anschließende kurze Fahrt zur Rampe erledigt der T 225 D trotz geringer Motorleistung äußerst vehement. Kein Wunder, wenn die Achsübersetzung 12,73 zu 1 beträgt, was das maximale Tempo zwar auf 40 km/h begrenzt, aber für enorme Zugkräfte sorgt. Damit reichen dann auch die knapp 200 PS des 5,1 Liter großen Volvo-Penta-Vierzylinders, um bis zu 40 Tonnen zügig zu bewegen. Zumal zwischen Motor und Antriebsachse ein neues ZF-Getriebe sehr gekonnt seine Arbeit verrichtet. Es heißt 5WG 191, wurde ursprünglich für Baumaschinen entwickelt, verfügt über fünf Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge. Es zählt zur Gattung der Lastschaltgetriebe. Hinzu kommt ein Drehmomentwandler samt Wandlerüberbrückung bereits ab dem zweiten Gang.

FAHRZEUGE | MAFI T 225 D [ 45 ] Mit Hilfe von zwei Hydraulikzylindern lässt sich die Sattelkupplung binnen Sekunden um 500 Millimeter angeben. Die Aufliegerstützen bleiben beim Umsetzen ausgefahren. Das spart reichlich Zeit. Typisch für ein solches Getriebe ist auch die praktische Kriechfunktion bei eingelegtem Gang und Leerlaufdrehzahl. Damit lässt sich die Fuhre quasi im Schneckentempo millimetergenau rangieren. Weil der Wandler ziemlich steif ausgelegt ist, bedarf es eines beherzten Tritts auf das große Bremspedal, um den Vorwärtsoder Rückwärtsdrang zu stoppen. Von Hand geschaltet wird in der Praxis gar nicht – eigentlich nur, um die Fahrtrichtung per linkem Lenksäulenhebel zu ändern. Den Rest erledigt das Getriebe allein, schaltet schon fast sportlich durch die Gänge, ohne die Wandlerüberbrückung zu deaktivieren. Der größte Gang liegt ab etwa 30 km/h an, nur wenige Sekunden später ist Vmax erreicht. Klarer Fall, dass bei einem solchen Einsatz der Verbrauch ein Thema ist. Je nach Einsatz, so Mafi-Verkaufsleiter Mathias Brand, sind es auch dank der ZF-Wandlerüberbrückungskupplung nur 4,5 bis 6,0 Liter pro Stunde, die sich bei 1.500 Stunden (LGI-Durchschnitt in Hünxe) pro Jahr auf bis zu 9.000 Liter addieren. Für den T 225 D offeriert Mafi verschiedene Tier-4-Vierzylindermotoren (das Baumaschinen-Pendant zu Euro 6) von Volvo, die mit Blick auf den Verbrauch jedenfalls eine gute Lösung sind. An der Rampe angekommen, geschieht das Absatteln genauso schnell wie das Aufsatteln zuvor. Sattelkupplung absenken, bis die Stützen auf dem Boden stehen, Sattelkupplung entriegeln, Vorratsleitung abnehmen – und Abfahrt. Vom Ankommen bis zum Abfahren vergehen bei Könnern nur wenige Sekunden. Fahrkomfort ist sogar auch vorhanden: Parabelfedern vorne, Luftfederung hinten, ein gleichfalls luftgefederter Fahrersitz und manierlich gedämmte Innengeräusche garantieren, dass auch stundenlanges Auf- und Absatteln weder den Rücken noch die Ohren über Gebühr strapazieren. Die Menge der Schalter und Instrumente reduziert sich auf das Notwendige, die Lenkung hat jenen praktischen Drehknauf, den sich viele Lkw-Fahrer auch gerne aufs Lenkrad schrauben, aber eigentlich nicht dürfen. Bei sechs Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag ist der Drehknauf hier freilich eine Notwendigkeit, der das millimetergenaue Rangieren bei niedrigsten Geschwindigkeiten enorm erleichtert. Der T 225 D mit 25 Tonnen Hublast ist das kleinste Gerät im Programm von Mafi, setzt aber teilweise auf Komponenten der größeren Terminal-Zugmaschinen. Die nächstgrößere und weitgehend blaugleiche Variante heißt T 230 (32 Tonnen Hublast). Der große Unterschied: Der Kleine hat den größeren Radstand (3.500 statt 3.000 Millimeter). Damit lassen sich dann auch Kühlauflieger problemlos umsetzen, die auf osteuropäischen Relationen gerne für hochwertige Güter eingesetzt werden. Robust gebaut sind die Terminal-Zugmaschinen allemal. Die Achsen – vorne von Sisu, hinten von Kessler – tragen einen stabilen Rahmen. Die Antriebskomponenten zählen durchweg zur Gattung „Industrie anwendung“ und sind entsprechend robust auslegt. Sowohl Mafi als auch die Kunden bescheinigen der Zugmaschine, dass sie das Umsetzen von Aufliegern um den Faktor 5 beschleunigt. Die eigenen Erfahrungen belegen, dass dies eher noch untertrieben ist. ◼ Konzentration auf das Wesentliche: Einige Rundinstrumente und ein Minimum an Schaltern reichen, um den T 225 D zu fahren und zu bedienen. lastauto omnibus Sonderausgabe 2015 – 100 Jahre ZF

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