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lastauto omnibus - Sonderausgabe 100 Jahre ZF

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Motorleistung und Karosseriedesign können faszinieren, aber in Bewegung kommt ein Fahrzeug erst, wenn die Kraft über das Getriebe und Fahrwerk auf den Boden übertragen wird. Die Lenkung zum Vorgeben der Fahrtrichtung darf dann natürlich auch nicht fehlen. Genau um solche Schlüsselstellen der Technik kümmert sich ZF in Friedrichshafen seit nun genau 100 Jahren. Von den eigenen Arbeitern der Gründerzeit einst nonchalant als „Zackenbude“ bezeichnet, ist aus der Zahnradfabrik Friedrichshafen mit 113 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern inzwischen ein Weltkonzern geworden. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

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[ 70 ] TECHNIK | Niederflur-Stadtbusse Fahrwerksbauteile doch äußerst langlebig und weitgehend vor Mode n und Hypes verschont. Zudem wurden neue konstruktive Merkmale jeweils schon in die Vorgängergeneration integriert, um diese bestmöglich zu erproben. Neuheiten an der AV 132 waren etwa die Radialbremse mit Scheiben rundum und stehendem Bremszylinder. Die Achsbrücke verfügte über eine Ausnehmung für die Steckwelle, um die weitere Absenkung zu realisieren. Zum großen Erfolg der dritten Generation trug außerdem die erstmals angebotene, nicht angetriebene Hinterachsversion für Gelenkbusse bei, die AVN 132, die 1997 startete und bisher rund 40.000 Stück erreichte. Heute kann ZF mit Stolz sagen, dass fast ausnahmslos alle Niederflurbusse weltweit mit Die AV 133 bietet ab 2016 optional Aluminium-Federträger und ein Wirkungsgradpaket. Einer der ersten von bisher weit über 100 Kunden für die ZF-Niederflurachse war Heuliez aus Frankreich. einer ZF-Achse unterwegs sind – keine ganz unkomfortable Marktsituation. Fast 60 Prozent der Kunden kaufen die Achse mittlerweile als Komplettsystem mit Federträger, Lenkern, Dämpfern und weiteren Anbauteilen ein – ein folgenreicher Schritt vom Teilehersteller zum Systemanbieter wurde so möglich. Das setzt sich auch bei der elektrischen Achse AVE 130 ab 2007 fort (siehe Kasten), die sich mit der AV 132 viele Standard-Bauteile und alle Schnittstellen zum Fahrzeugkörper teilt. Leider konnte die weitere Absenkung der Achsbrücke um mindestens fünf Zentimeter bisher noch kein Busbauer realistisch ausnutzen, kein Bus wird bisher der Achse „auf den Träger geschneidert“. Auch die erfolgreichste Generation wurde sukzessive ab 2003 einem Facelift und weiteren Systemoptimierungen unterzogen, ohne aber die Typenbezeichnung schon vollends zu ändern – Evolution statt Revolution ist nunmehr angesagt oder: „Never change a winning team“. Bei der jüngsten Modifikation wurden vor allem Pfunde gespart, insgesamt 63 Kilo vom Gesamtsystemgewicht von rund einer Tonne, am meisten bei den massiven Federträgern – eines der größten Sparpotenziale. In einem zweiten Schritt wurde dann ab 2007 bereits eine Verstärkung der Kegelradsätze für Euro 6 vorbereitet, neue Entlüftungspositionen geschaffen und eine ins Portalgehäuse integrierte Lenkerkonsole konstruiert, 2011 ging die Achse in Serie. Fein arbeit par excellence! Und die wird auch bei der nächsten Generation, die 2015 in den Startlöchern steht, wieder im Vordergrund stehen: Die AV 133 wird auf der größten internationalen Busmesse im belgischen Kortrijk einer der Stars auf dem ZF-Stand sein. Die Serienproduktion soll 2016 starten. Die Entwicklungsmannschaft in Passau ist mittlerweile auf neun Techniker angewachsen, es gibt viel zu konstruieren und erproben. Die Projektziele in Kurzfassung: Wirkungsgradverbesserung, Gewichtseinsparung, Optimierung Akustik und Ölhaushalt. Zu diesen Zwecken werden die Flankenpressung der um zehn Millimeter vergrößerten Kegelradsätze verbessert und die Portalradverzahnung neu ausgelegt. Das Differenzial wird zudem neu gelagert und noch besser geschmiert. Folge dieser konzertierten Maßnahmen: Das Geräuschniveau der Portalachse wird insgesamt um bis zu drei Dezibel gesenkt, was einer empfundenen Halbierung entspricht. Das immer wichtigere Thema Gewicht wird ebenso konsequent angegangen, auch wenn nicht in der gesamten Serie in gleicher Weise. Optional können erstmals die heute aus Sphäroguss bestehenden, massiven Achsfederträger aus Aluminium gefertigt werden, was eine Gewichtsreduktion von 45 Kilo oder fünf Prozent pro Achse bedeutet, aber ihren Preis deutlich steigert: „Die spannende Frage wird sein, was in Zukunft Portalachse AVE 130 im Film: https://youtu.be/04VUWQletjM lastauto omnibus Sonderausgabe 2015 – 100 Jahre ZF

TECHNIK | Niederflur-Stadtbusse [ 71 ] das eingesparte Kilogramm Fahrzeuggewicht dem Kunden wert ist“, erläutert Dr.-Ing. Andreas Grossl, Leiter der Achskonstruktion in Passau im Hinblick auf kommende CO 2 -Gesetzgebungen und weitere Verbrauchsthemen. Im optionalen „Wirkungsgradpaket“ sind neben den leichten Aluträgern weitere Optimierungsmaßnahmen enthalten. So werden die Ölwechselintervalle mit teilsynthetischem Schmierstoff von 180.000 auf 240.000 Kilometer erweitert. Zudem ist eine neue, in die Achse integrierte Entlüftung geplant, um unnötige Schnittstellen zum Fahrzeug zu reduzieren. „Es wird also eine Standardachse geben und ein Zusatzpaket, für das der Kunde anfänglich mehr Geld in die Hand nimmt, das er aber im Laufe der Nutzung wiederum auch sparen kann“, erläutert Dr. Grossl das neue, zweigleisige Modell, dessen Erfolg sicher nicht lange auf sich warten lassen wird und die Evolution der Revolution im Busbau wesentlich weitertreiben wird. ◼ Mehr Power und Intelligenz für die Elektromobilität Das innovativste Niederflurprodukt aus dem Hause ZF ist sicher die Elektro-Portalachse AVE 130, die bisher rund 250 Mal verbaut wurde, zumeist im Mercedes Citaro G Blue Tec Hybrid. Die Achsen haben bislang zusammen mehr als 14 Millionen Kilometer zurückgelegt. Dabei steigen die Ansprüche der Fahrzeugbauer an die Achsentwickler immer weiter an, auch wenn ZF die Gesamt-Fahrzeugsteuerung selbst den Busbauern überlässt. Trotzdem betont der Leiter der Achsentwicklung, Dr.-Ing. Andreas Grossl: „Wir sind bei der Elektromobilität noch sehr viel mehr bei der gesamten Antriebssystemauslegung gefordert. Trotzdem wollen wir Standardkomponenten verbauen, die gleichzeitig immer intelligenter werden.“ Das zukünftige Geschäftsmodell sieht also die Lieferung der Hard- und Software der Fahrsteuerung aus einer Hand vor. Ende 2015 kommt zudem die überarbeitete AVE 130 auf den Markt, die sich durch eine höhere elektrische Leistung auszeichnet. Die effektive Nennspannung pro radnahem Motor steigt von 350 Volt auf dann 400 Volt an, gleichzeitig wird die maximale Leistung auf jeweils 125 kW erhöht, das maximale Drehmoment von 465 auf 485 Nm. Durch das mit zwei Stufen übersetzte Getriebe steigen die Drehmomentwerte am Rad konzeptbedingt nochmals deutlich an. Durch diese Leistungssteigerung sei es möglich, Gelenkbusse in manchen Einsatzgebieten statt wie bisher mit zwei nur noch mit einer elektrischen Achse anzutreiben. „Durch die zweifache Getriebeübersetzung hat unsere Achse eine deutlich bessere Steigfähigkeit und Zugkraft im Vergleich zu anderen Konzepten“, macht Dr. Grossl deutlich. „Zudem können Standardkomponenten verwendet werden und die größtmögliche Sicherheit ist jederzeit gegeben.“ Eine erste und prominente Anwendung für die ZF-Elektroportalachse war der Mercedes-Hybridgelenkbus, der bis 2014 rund 200 Mal gebaut wurde.

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