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lastauto omnibus - Sonderausgabe 100 Jahre ZF

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Motorleistung und Karosseriedesign können faszinieren, aber in Bewegung kommt ein Fahrzeug erst, wenn die Kraft über das Getriebe und Fahrwerk auf den Boden übertragen wird. Die Lenkung zum Vorgeben der Fahrtrichtung darf dann natürlich auch nicht fehlen. Genau um solche Schlüsselstellen der Technik kümmert sich ZF in Friedrichshafen seit nun genau 100 Jahren. Von den eigenen Arbeitern der Gründerzeit einst nonchalant als „Zackenbude“ bezeichnet, ist aus der Zahnradfabrik Friedrichshafen mit 113 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern inzwischen ein Weltkonzern geworden. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

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[ 68 ] TECHNIK | Niederflur-Stadtbusse EVOLUTION EINER REVOLUTION Niederflurtechnik bei Stadtbussen: Vom Erfinder der Portalachse für Niederflurbusse darf man durchaus etwas erwarten. Von der konsequenten Elektrifizierung bis zur spritsparenden Gewichtsreduktion setzt ZF auch in Zukunft Maßstäbe beim modernen Busfahrwerk. TEXT: THORSTEN WAGNER | FOTOS: ZF, THORSTEN WAGNER lastauto omnibus Sonderausgabe 2015 – 100 Jahre ZF

TECHNIK | Niederflur-Stadtbusse [ 69 ] Als am 23. Juli 1980 die „Offenlegungsschrift DE 3027806 A1“ beim Deutschen Patentamt veröffentlicht wurde, war niemandem in der Fachwelt bewusst, dass dies im Laufe der Jahre eine Revolution im Stadtbusmarkt weltweit auslösen sollte. Die ZF-Entwickler Friedrich Ehrlinger, Manfred Goeft und Werner Brysch konnten stolz vermelden, eine „Triebachse mit um einen Portalabstand tiefer als die Radantriebswellen angeordneter Vorgelegewelle zwischen beiderseitigen Stirnrad-Vorgelegegetrieben“ erfunden zu haben – kurz: die Portalachse für Stadtbusse. Es war noch die Zeit der gerade in ihrer Blüte stehenden sogenannten „Standard busgeneration“, der weitgehend standardisierten und somit gleich konstruierten Stadtbusse (siehe auch den historischen Fahrbericht auf Seite 62). Deren Bodenhöhe lag noch bei rund 70 Zentimetern – heute ein typischer Wert für einen Überlandbus, der am Wochenende auch einmal eine kleine Tour machen darf. Mit der ersten Generation der ZF-Portalachse, der AV 130, konnte dieser Wert bereits um 25 auf minimal 45 Zentimeter abgesenkt werden. Nach dem französischen Erstkunden CBM „Car et Bus Le Mans“ (später von Renault übernommen), der einen Prototyp aufbaut und 1982 in Paris der Öffentlichkeit als „Zukunftsbus“ präsentiert, war es der Referenzkunde Kässbohrer, der das Achssystem zuerst in großen Stückzahlen verwendete und gewissermaßen salonfähig machte. Trotzdem wurden von 1983 bis 1992 nur etwas über 1.000 Stück dieser ersten Version gebaut. Schon auf die zehnfache Stückzahl bringt es dann die zweite Generation der AV 131, die von 1988 bis 2001 gebaut wurde und den Wagenboden weitere vier Zentimeter an die Fahrbahn annäherte, was erstmals eine volle Niederflurigkeit bedeutete. So mancher Hersteller warb denn auch mit der vollmundigen Bezeichnung „super low floor“. Ausschlaggebend dafür war vor allem die asymmetrisch ausgebildete Achsbrücke mit einem seitlich liegenden Differenzial. Der Portalversatz stieg von 70 auf 110 Millimeter. Bereits 1997 konnte die 10.000ste Achse vom Band genommen werden, kurz nach dem Übergang von der AV 131 zur nächsten Generation, der AV 132, die dann ab 1995 endgültig den Durchbruch markierte und seither über 200.000 Mal an über 100 Kunden verkauft wurde. Typisch für die Entwicklung: Die konstruktiven und produktionstechnischen Übergänge der Generationen waren jeweils fließend – sind solche Bis zu 398 Varianten der Busachsen werden im Werk Passau von rund 150 Mitarbeitern mit modernster Technik gefertigt. Flexible Produktion mit kleinsten Losgrößen Rund 150 der tausend Mitarbeiter der Montage fertigen in zwei Montagebändern 398 Varianten von Busachsen, darunter angetriebene Hinterachsen sowie Vorder- und Nachlaufachsen. Das größte Montageband (N1) im ZF-Werk 2 in Passau-Patriching ist dem Bus gewidmet. Die aktuelle Portalachse des Typs AV 132 wird dort im 7,6-Minuten-Takt an 17 Arbeitsstationen produziert. Die Losgrößen für eine individuelle Bauart bewegen sich oft bei eins bis drei, selten zehn Stück hintereinander. „Die Kunst besteht darin, alle Varianten über ein Band laufen zu lassen“, erläutert Norbert Weber, Meister der Montagelinie Bushinterachse. Neuester Mitarbeiter in der Achsfertigung ist ein Roboter, für den ZF rund 800.000 Euro investierte. Er komplettiert rund 220 Radköpfe pro Tag. Erfolgsstory Portalachse – jetzt auch eine Nummer kleiner Niederflurbusse sind seit vielen Jahren Standard und nicht mehr wegzudenken. Zudem wird der Bereich der Midibusse in Breiten bis 2,40 Meter und der Stadtbus-Leichtbauvarianten mit kleiner Bereifung immer bedeutender. Diesem Trend trägt ZF jetzt Rechnung und bietet mit der AV 110 eine ebenso modular aufgebaute Portalachse wie das große Pendant an, die aber viel leichter und kompakter ist. Dabei verträgt sie durchaus einiges – bis zu 11,5 Tonnen Achslast sind möglich. Da es keine Radialbremse in Serie gibt, wird eine Variante mit Axialbremse sowie eine Variante mit Umlenkgehäuse angeboten, auch sind verschiedene Achsbrücken zu ordern. Das Wirkungsgradpaket der großen AV 133 wird der kompakten Schwester, die Ende 2016 in Vorserie geht, ebenfalls zugutekommen. Auch eine Elektrifizierung sei zukünftig nicht völlig undenkbar, wie die Entwickler in Passau andeuten.

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