62 GALABAU PRAXIS Der Baum benötigt heute diese Sicherung nicht mehr. Der Vorteil auf unserer Seite war die Verfügung über eigene Dehnungs- und Neigungsgeräte (Elasto- und Inclinomethode) zur verletzungsfreien Untersuchung der Bruch- und Standsicherheit von Bäumen – inzwischen in der Baumdiagnose die anerkannte High End Methode bei eingehenden Untersuchungen zur Wahrung der Verkehrssicherungspflicht § 823 BGB. Eine prämierte wissenschaftliche Arbeit von S. Rau an der FH Nürtingen war der Abschluss dieser Untersuchung. Jetzt kannten wir den Sicherungsbedarf frisch gepflanzter Bäume. Es stellte sich heraus, dass in freiem Feld Bäume in belaubtem Zustand Windstärke 11 ohne weitere Sicherung standhielten. Es war eigentlich klar, denn selbst die küstennahen Baumschulen mussten ihre Bäume nach dem Verpflanzungsschritt nicht extra sichern. Am Zielpflanzort brauchte man also nur noch wenig zusätzliche Unterstützung, schon gar nicht die total überdimensionierten Holzpfähle. Leitungsfähiges System Wir betrachteten zudem den Schulungsvorgang. Er erfolgt mit einem unterschneidenden Rundstechmesser. Da die Messer kugelförmig stechen, der Baum aber horizontal radial die neuen Wurzeln treibt, entsteht im Ballen mit jedem Pflanzvorgang ein größerer Bereich wurzelfreier
GALABAU PRAXIS 63 Am Kräherwald (Stuttgart): Die Parteien brauchen den Dreibock, die Bäume nicht. Erde im untersten Polbereich. Zudem besitzen die Ballenkörbe an dieser Stelle einen Drahtring, der den Ballenkorb zusammenhält. Darüber hinaus war man inzwischen darauf gekommen, verrottbare Ballierungssäcke zu verwenden. Man konnte also den Ballen geschlossen lassen und als leistungsfähiges System zur Übertragung der Windlasten betrachten. Die bis dahin bekannten klassischen Unterflurverankerungen pressten mit Kunststoffgurten oder Stahlseilen den geschlossenen Ballen nach unten. Da z. T. eine bleibende Spannvorrichtung verwendet wurde, drohte selbige aus der Pflanzgrube zu ragen. Um dieses stabile Zahnrad aus Eisen zu verbergen, wurde dann häufig der Baum entgegen allen Empfehlungen für eine gesunde Baumentwicklung zu tief gepflanzt, um der FLL Richtlinie nachzukommen, die Verkehrssicherheit nicht zu beeinträchtigen. Vergängliches Eisen Es geht aber auch anders – Verriegelung statt Verankerung: Da der Ballen aufgrund seiner Herstellung mittels unterschneidenden Messern immer eine kugelrunde Form hat, brauchte man nur noch die Drehwilligkeit dieses Kugelballens im Gelenk (Erde) zu unterbinden. Die logische Entwicklung als Zapfen war die Pfahlwurzel aus vergänglichem Eisen. Als Doppelspieß wird die kürzere Seite im Ballen in die wurzelfreie Zone eingeschlagen und hakt im unteren Ballenring ein. Eine Stoppscheibe verhindert ein weiteres Eindringen in den Ballen. Ist der Ballen noch händisch anhebbar, sondiert man in der Mitte des Pflanzloches ein Loch und senkt den Ballen ab. Verfügt man bei einem schwereren Ballen nicht über ein Hebegerät, schrägt man das Pflanzloch auf einer Seite ab, rollt den Ballen hinein, formt mit
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62 GALABAU PRAXIS Der Baum benötigt heute diese Sicherung nicht mehr. Der Vorteil auf unserer Seite war die Verfügung über eigene Dehnungs- und Neigungsgeräte (Elasto- und Inclinomethode) zur verletzungsfreien Untersuchung der Bruch- und Standsicherheit von Bäumen – inzwischen in der Baumdiagnose die anerkannte High End Methode bei eingehenden Untersuchungen zur Wahrung der Verkehrssicherungspflicht § 823 BGB. Eine prämierte wissenschaftliche Arbeit von S. Rau an der FH Nürtingen war der Abschluss dieser Untersuchung. Jetzt kannten wir den Sicherungsbedarf frisch gepflanzter Bäume. Es stellte sich heraus, dass in freiem Feld Bäume in belaubtem Zustand Windstärke 11 ohne weitere Sicherung standhielten. Es war eigentlich klar, denn selbst die küstennahen Baumschulen mussten ihre Bäume nach dem Verpflanzungsschritt nicht extra sichern. Am Zielpflanzort brauchte man also nur noch wenig zusätzliche Unterstützung, schon gar nicht die total überdimensionierten Holzpfähle. Leitungsfähiges System Wir betrachteten zudem den Schulungsvorgang. Er erfolgt mit einem unterschneidenden Rundstechmesser. Da die Messer kugelförmig stechen, der Baum aber horizontal radial die neuen Wurzeln treibt, entsteht im Ballen mit jedem Pflanzvorgang ein größerer Bereich wurzelfreier
GALABAU PRAXIS 63 Am Kräherwald (Stuttgart): Die Parteien brauchen den Dreibock, die Bäume nicht. Erde im untersten Polbereich. Zudem besitzen die Ballenkörbe an dieser Stelle einen Drahtring, der den Ballenkorb zusammenhält. Darüber hinaus war man inzwischen darauf gekommen, verrottbare Ballierungssäcke zu verwenden. Man konnte also den Ballen geschlossen lassen und als leistungsfähiges System zur Übertragung der Windlasten betrachten. Die bis dahin bekannten klassischen Unterflurverankerungen pressten mit Kunststoffgurten oder Stahlseilen den geschlossenen Ballen nach unten. Da z. T. eine bleibende Spannvorrichtung verwendet wurde, drohte selbige aus der Pflanzgrube zu ragen. Um dieses stabile Zahnrad aus Eisen zu verbergen, wurde dann häufig der Baum entgegen allen Empfehlungen für eine gesunde Baumentwicklung zu tief gepflanzt, um der FLL Richtlinie nachzukommen, die Verkehrssicherheit nicht zu beeinträchtigen. Vergängliches Eisen Es geht aber auch anders – Verriegelung statt Verankerung: Da der Ballen aufgrund seiner Herstellung mittels unterschneidenden Messern immer eine kugelrunde Form hat, brauchte man nur noch die Drehwilligkeit dieses Kugelballens im Gelenk (Erde) zu unterbinden. Die logische Entwicklung als Zapfen war die Pfahlwurzel aus vergänglichem Eisen. Als Doppelspieß wird die kürzere Seite im Ballen in die wurzelfreie Zone eingeschlagen und hakt im unteren Ballenring ein. Eine Stoppscheibe verhindert ein weiteres Eindringen in den Ballen. Ist der Ballen noch händisch anhebbar, sondiert man in der Mitte des Pflanzloches ein Loch und senkt den Ballen ab. Verfügt man bei einem schwereren Ballen nicht über ein Hebegerät, schrägt man das Pflanzloch auf einer Seite ab, rollt den Ballen hinein, formt mit
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