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KEM Konstruktion 03.2023

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KONGRESS » Interview

KONGRESS » Interview Automatisierungstreff Digitale Produktionsplattformen machen Manufacturing Execution Systems (MES) fit für das IIoT „Mit immer mehr Prozessdaten zur Near-Realtime-Fertigungssteuerung“ Bislang galten Manufacturing Execution Systems (MES) mit einiger Berechtigung als die ‚Schaltzentralen‘ einer Industrie-4.0-Fertigung. German Edge Cloud (GEC) vermisst dabei aber die Flexibilität, insbesondere die Verbindung mit Cloud-nativen IIoT-Lösungen. Mit dem Oncite Digital Production System (Oncite DPS) will GEC deswegen eine digitale Produktionsplattform liefern, die für das IIoT-Zeitalter gerüstet ist und dabei helfen kann, in Zeiten von Energiekrise, Lieferkettenstress und Fachkräftemangel die Komplexität zu reduzieren. Fragen: Michael Corban, Chefredakteur KEM Konstruktion INFO Mehr zum Oncite DPS: hier.pro/fqXbf KEM Konstruktion: Digitalisierung verspricht das Nutzen einer bislang weitgehend ungenutzten Datenmenge im Unternehmen mit dem Ziel, die Produktion zu optimieren – nicht zuletzt auch die Ressourceneffizienz zu erhöhen. Sind dafür nicht eigentlich Manufacturing Execution Systems (MES) schon ausreichend? Dieter Meuser (GEC): Klassische MES, welche aus den Systemen des Zeitalters von Computer Integrated Manufacturing (CIM) beziehungsweise Industrie 3.0 hervorgegangen sind – also Betriebs- und Maschinendatenerfassung (BDE/MDE), Personalzeiterfassung (PZE) und computerunterstützte Qualitätssicherung (CAQ) –, gehören zu den Schlüsselsystemen, die den Megatrend Industrie 4.0 seit Veröffentlichung der initialen Acatech- Studie im Jahr 2012 bei den fertigenden Unternehmen vorangetrieben haben. Ohne solche Systeme und ihre zentrale Rolle in der ‚Automatisierungspyramide‘ wäre die Digitalisierung – und damit die wertschöpfende Nutzung der grundlegenden Stamm- und Bewegungsdaten in den Fabriken – nicht dort, wo sie heute steht. Als Firmengründer und ehemaliger CTO eines MES-Anbieters der ersten Stunde erinnere ich mich noch aus eigener Erfahrung an die Industrie-4.0-Wegbereiter- Funktion der MES-Lösungen. MES leisten bis heute gute Dienste, um die Anforderungen an eine durchgängige Betriebs- und Maschinendatenerfassung und deren Analyse zu erfüllen. Sie bieten Qualitätsmanagement und tagesgenaue IM INTERVIEW Dieter Meuser, CEO Digital Industrial Solutions, German Edge Cloud GmbH & Co. KG (GEC) Fertigungsplanung nach den bekannten Datenmodellen des CIM-Zeitalters. Mit der stringenten Einführung von MES lässt sich die Gesamtanlageneffektivität oder OEE (Overall Equipment Effectiveness) schon erheblich steigern. Daher sind sie neben den Mastersystemen für das Enterprise Resource Management (ERP) und Product Lifecycle Management (PLM) sowie der Leittechnik (Scada – Supervisory Control and Data Acquisition/Prozessleitsystemen – PLS) auch fester Bestandteil der Automatisierungspyramide geworden. Ihre Funktion wird selbstverständlich weiter benötigt. KEM Konstruktion: Aber ist sie auch ausreichend? Meuser: Durch die steil wachsenden Möglichkeiten des Industrial Internet of Things (IIoT) wachsen eben die übergreifenden System-Aufgaben ebenso schnell. Es können neben den Stamm- und Bewegungsdaten einer Fabrik immer mehr Prozessdaten der Produk - tionsanlagen erfasst und auf leistungsfähigen cloudnativen IIoT-Plattformen wie unserem Oncite Digital Production System (Oncite DPS) verarbeitet werden. Somit sind Anwendungsszenarien möglich, welche in der Near-Realtime-Fertigungsteuerung der Fabrik münden, also der Steuerung nahezu in Echtzeit. Die Einführung von modernen digitalen Produktionssystemen beziehungsweise Plattformen ist deswegen aus unserer Sicht der nächste wichtige Schritt, um das Versprechen einer 30prozentigen Produktivitätssteigerung – in Aussicht gestellt von der Acatech 2012 und oft zitiert – nun wirklich zu erreichen. Dies kann aber nur in Koexistenz mit den bestehenden IT- Landschaften einer Fabrik gelingen, in denen MES- Funktionalitäten weiterhin eine wichtige Rolle spie- 24 KEM Konstruktion » 03 | 2023

Bild: GEC »Digitale Produktionssysteme müssen wandlungsfähig sein und es den Unternehmen erlauben, sich den vielen komplexen Herausforderungen zu stellen – von der Energiekrise über den Lieferkettenstress bis hin zum Fachkräftemangel.« Dieter Meuser, CEO Digital Industrial Solutions, German Edge Cloud GmbH & Co. KG (GEC) len. Hier stimme ich auch der Einschätzung von Angelo Bindi zu (Anm. d. Red.: siehe Interview ab S. 30 in dieser Ausgabe), dem ersten Vorstand des MES D.A.CH Verband e.V.: Welches Namensschild dabei am System steht, ist für die Anwender zweitrangig, sofern es diese Anforderungen technisch und wirtschaftlich erfüllt. Bestehende ERP-, MES-, Scadaund PLS-Lösungen mit monolithischer Software-Architektur sind aber nicht für Near-Realtime-IIoT-Anwendungsszenarien ausgelegt – allerdings noch sehr häufig im Einsatz. Sie einfach komplett abzulösen – ganz gleich durch welches neue System – steht nur äußerst selten zur Debatte. Die Kernfragen der Unternehmen lauten deswegen eher: Wie gelingt Fortschritt, ohne dass schon getätigte Investitionen in die IT-Architektur verloren sind? Und welche Digitalisierungsschritte sind realistisch, wirtschaftlich und zukunftsfähig? KEM Konstruktion: An welcher Stelle muss also der Hebel angesetzt werden – wie lassen sich MES- Lösungen fit für die Zukunft im Sinne eines MOM KEM Konstruktion » 03 | 2023 25

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