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LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2021

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information & entwicklung Eine Ziege als Starthilfe: Meine Ziege lebt in Burundi EIN KREISLAUF, DER KINDERN ZUKUNFT UND GEBORGENHEIT BRINGT Brigitte Kroutil-Krenn Caritas Steiermark Auslandshilfe Mai 2021 Foto: Jork Weismann Fotos: © Caritas Auslandshilfe 16 | JUNI 2021 Burundi ist ein wunderschönes Land – aufgrund seiner Berglandschaft wird es auch oft die „Schweiz Afrikas“ genannt, aber anders als die Schweiz ist Burundi eines der ärmsten Länder der Welt. Von den elf Millionen EinwohnerInnen leben drei Viertel unter der Armutsgrenze und fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. EINE GESCHICHTE MIT FOLGEN Wie das Nachbarland Ruanda hat auch Burundi eine leidvolle Geschichte erlebt. Seit der Unabhängigkeit 1962 stehen sich die Volksgruppen der Hutu und Tutsi feindselig gegenüber und bekämpfen einander. Bis zum Ende des Bürgerkrieges wurden mehr als 300.000 Menschen getötet, hunderttausende Kinder blieben ohne Eltern oder nur mit einem Elternteil zurück. Immer wieder kommt es zu geschlechtsspezifischer Gewalt, vor allem in ländlichen Regionen ist Gewalt gegen Frauen und Kinder weit verbreitet. Steigende Inflation, fehlende Arbeitsplätze, keine Zukunftsperspektiven tragen zur Frustration der Bevölkerung bei und führen zum Aufleben der bekannten ethnischen Trennlinien und zu einem erneuten Aufflammen von Gewalt. WIE EINE ZIEGE DAS LEBEN VIELER FRAUEN UND KINDER BESSER MACHT Alleinerziehende sowie finanziell und sozial benachteiligte Frauen erhalten nach einer umfassenden Schulung über Haltung und Fütterung - eine Ziege. Die Ziegen werden vorbeugend geimpft und im ersten Jahr tierärztlich betreut. Die Frauen sind in Gruppen organisiert und treffen sich regelmäßig um sich gegenseitig zu unterstützen. Als Beitrag zur Völkerverständigung wird das erste weibliche Kitz an eine Frau einer anderen Ethnie – Hutu oder Tutsi – weitergegeben. So vervielfachen sich die Begünstigten des Projektes und die Versöhnung zwischen den verfeindeten Volksgruppen wird gefördert. TASK FORCE "ZIEGENVERTEILUNG“ Die Verteilung der Ziegen muss gut geplant und vorbereitet sein - und ist ein Fest für alle Beteiligten. Auch Marie Rose Ntibarirana hat eine Ziege bekommen. Sie ist Witwe und sorgt für vier Kinder, zwei eigene Kinder und zwei Pflegekinder. Während des letzten Bürgerkrieges war sie zusammen mit ihrem Mann nach Tansania geflüchtet. Nach ihrer Rückkehr lebte sie mit ihren Kindern in einem Flüchtlingslager. Ihre Felder waren inzwischen von anderen Familienmitgliedern übernommen worden, ihr Mann starb bald nach der Rückkehr. Mit ihren Kindern lebte sie in einem kleinen Verschlag am Stadtrand von Gitega. Der Bürgerkrieg hat viele Witwen und Waisenkinder zurückgelassen – der Orden Neues Leben für die Versöhnung von Sr. Godelive kümmert sich um Waisenkinder. Die Kinder sollten aber nicht nur im Waisenheim aufwachsen, sondern auch das Leben in einer Familie kennen lernen. Witwen nehmen Waisenkinder auf und bekommen eine Ziege als Unterstützung. Als die Ziege zwei Zicklein zur Welt bringt, gibt sie eines an Matilde Minani weiter.

17 | JUNI 2021