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LE-1-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL

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LOGISTIK express Journal 1/2024 // HANDEL & DISTANZHANDEL Den Optimisten gehört die Welt, Österreich handelt! Import One Stop Shop: Eine Neuausrichtung des E-Commerce in Europa, Neustart in der Paketzustellung, Päckchenflut aus Fernost: Mangelhaftes IOSS, DPD Österreich baut Pickup-Netzwerk weiter aus, Market-Player: Österreichische Post, Logistik-Trends 2024

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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 1/2024 | S16Handel & DistanzhandelPäckchenflutaus Fernost:Mangelhaftes IOSS >100-derte Millionen anSteuerausfällen?Lücken im europ. Zoll und Einfuhrrechtwerden von außereuropäischenEinzelhandelsplattformen ausgenutzt.Abgabenbetrug, Produktpiraterie undWettbewerbsverzerrung auf Kosten deseuropäischen Einzelhandels.Am Hauptumschlagplatz für EcommerceLuftfrachtsendungen inEuropa, in Lüttich kommen durchschnittlichbereits mehr als 1. Mio.Päckchen täglich an, Tendenz steigend. Für denbelgischen Zoll ist das eine Herausforderung.An den mehr als 60 Kontrollstellen rund umden Flughafen, können bei weitem nicht alleSendungen anhand der Lieferlisten kontrolliertwerden. Um weniger Einfuhrumsatzsteuer zuzahlen, und Zoll zu vermeiden wird derangemeldete Warenwert gerne unter 150 EURgehalten. Das wäre Abgabenbetrug. Zielmarktist dabei häufig Deutschland. Geflutet wird ereurop. Markt zur Zeit von online Plattformen,allen voran aus Fernost.Die digitale Vernetzung mit der Endkonsumentenzeigt auch, dass der führende Marktplatzdie meist heruntergeladene Shopping APP inDeutschland ist. Die elektronische Schnittstellehat bereits Zalando überholt und liegt auf dem4. Platz in Deutschland – Tendenz steigend.Shopping like a billionaireGeworben wird mit unfassbaren Billigpreisen.Mehrere Plattformen aus Fernost bedienen sichähnlicher Strategien. Versandkosten werden inden Preis eingerechnet und als kostenlos ausgewiesen.Allerdings müssen Zustellzeiten vonmehr als 10 Tagen in Kauf genommen werden.Die Ware ist nicht sofort verfügbar. Wenn derPreis aber um mehr als 30% und mehr günstigerist als beim Wettbewerber, sind Konsumentenbereit wesentlich längere Lieferzeiten in Kauf zunehmen.Der logistic-natives e.V. arbeitet konkret an der Umsetzung von fairenWettbewerbsbedingungen. Wer dies unterstützen möchte, kontaktiertbitte Florian Seikel (florian.seikel@logistic.natives.com)Möglich sind die geringen Warenpreise durcheine direkte Disposition beim Hersteller inFernost. Kommt es zu einem Kauf werden diemeisten Waren erst noch her- oder fertiggestellt.Versendet werden die Waren dann inadressierten Einzelsendungen per Luftfrachtnach Europa.

Einzelsendungen – disponiert in vernetztenHerstellungsnetzen, statt Lagerhaltung,Kommissionierung – Mittler werden ausgeschaltetKonsolidierung von Warenmengen, deren Verschiffungnach Europa in Containern wirdumgangen, denn die Zollkosten sind zu hoch.Zudem wird die Lagerhaltung, Kommissionierung,ja sogar die Verteilung in nationaleZustellnetze über Zentren umgangen und ausgeschaltetund so nicht unerhebliche Kostengespart. Die Päckchen kommen einzeln, dennunter einem Warenwert von 150 EUR fällt keinZoll an. Der Eigentümer der führenden Plattform,PDD Holdings Inc. ist mit dem neuen Einzelhandelsmodelmittelweile der größte online Händlerin China geworden. Ähnliches wird nun auch inEuropa erwartet.EU Zollbehörden: machtlos, keine Ressourcen,schlecht ausgestattet, nicht vernetztAm Hauptdrehkreuz für Ecommerce Päckchenin die EU, in Lüttich (BE) arbeiteten 200 Zollbeamteim 3 Schichtbetrieb. Der Zoll weiß das dieWertangaben, nach internen Schätzungen derEU bei mehr als der Hälfte der Sendungen nichtstimmen. Die Betrugssummen pro Einzelsendungsind nicht hoch, aber bei mehr als 1 Mio.Stück täglich kommen rasch sehr hohe Summenzustande. Eine lückenlose Kontrolle istnicht möglich. Die online Händler nützen dasmöglicherweise aus.EU Zollrecht: Gute Rechtsgrundlage –schlechte Umsetzung, kaum Kontrolle, keineKonsequenzenTEMU und SHEIN sind in Irland registriert undmüssen dort die anfallenden Einfuhrumsatzsteuernfür die EU pro Päckchen nach demImport One Stop Shop (IOSS) System (max. 150EUR) anmelden. Bezahlt wird an die irischeFinanz, die die Steuern an jene EU MS weiterleitetin denen die Empfänger der Päckchen sind.Der Zoll kann nicht kontrollieren wieviel Einfuhr-umsatzsteuer wirklich pro Päckchen angemeldetwurde – es fehlt an der digitalen Vernetzung– der Zoll ist machtlos: 1) Offiziell gibt eseine IOSS Nummer -> ob die Nummer gültig istkann nicht kontrolliert werden 2) Wenn etwasnicht stimmt kann es nicht in Echtzeit kontrolliertwerden. Der fehlende Datenaustauschin Echtzeit zwischen den Behörden, verleitetzum Betrug und verzerrt den Wettbewerb zumNachteil des europäischen Einzelhandels nachhaltig.Kontrolle ist nicht möglich. Alleine demdeutschen Staat entgehen durch die fehlendeVernetzung und die damit fehlende Kontrollejährlich Steuern in 3-stelliger Millionen Höhe.Der faire Wettbewerb wird in Europa durch diemangelhafte Einführung des IOSS Systemsaußer Kraft gesetzt: 1) Bestimmungen die fürden Ecommerce gelten werden nicht eingehalten2) es führt zu Kostenvorteilen für dieAnbieter die europ. Bestimmungen umgehen3) es führt zu einer „Rabattierung“ der digitalenEinzelhandelsprodukte von Konkurrenten ausFernost, auf Kosten der europ. Steuerzahler.Rasch müssen wieder faire Wettbewerbsbedingungengeschaffen werdenDer Gesetzgeber muss dringend sicherstellendas faire Wettbewerbsbedingungen herrschen,andernfalls entstehen negative volkswirtschaftlicheEffekte für die gesamte europ. Einzelhandelsbranche,einschließlich des digitalenEinzelhandels. Zwar wird die Abschaffung der150 EUR Zollfreigrenze in der EU diskutiert, abereine Entscheidung soll erst bis 2028 erfolgen.Nur, der Markt kann sich ein Zeitfenster vonweiteren 4 Jahren nicht leisten. Die Entwicklungder letzten Monate zeigen, dass die Finanz- undZollbehörden schlecht ausgerüstet sind. Insbesonderedie fehlende Vernetzung und der damitverbundene Mangel im Zugriff auf die Daten zuden Sendungen führt zu erheblichen Ausfällen.(RED)

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