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LE-1-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL

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LOGISTIK express Journal 1/2024 // HANDEL & DISTANZHANDEL Den Optimisten gehört die Welt, Österreich handelt! Import One Stop Shop: Eine Neuausrichtung des E-Commerce in Europa, Neustart in der Paketzustellung, Päckchenflut aus Fernost: Mangelhaftes IOSS, DPD Österreich baut Pickup-Netzwerk weiter aus, Market-Player: Österreichische Post, Logistik-Trends 2024

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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 1/2024 | S8215 Euro. 100 Euro landen beim Arbeitnehmer,115 Euro beansprucht der Staat über Steuern,Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge fürsich. Der internationale Vergleich macht sicher:Kaum wo in Europa zahlen Unternehmen soviel für ihre Beschäftigten, ohne dass es denAngestellten selbst bleibt. "Abgesehen vonBelgien und Spanien ist es in keinem andereneuropäischen Land finanziell unattraktiver,seine Arbeitszeit auszuweiten als in Österreich.Wenn eine Teilzeitkraft die Wochenarbeitszeitum 50% ausweitet, steigt der Nettolohn inÖsterreich nur um 32,4%. In Schweden sind eshingegen bei gleicher Ausweitung 43,8%. Dahermüssen die Abgaben auf Arbeit sowohl fürArbeitgeber als auch für Arbeitnehmer deutlichreduziert werden, um Vollzeitarbeit wiederattraktiver zu machen", fordert Güner.Beschäftigung sichern:Lohnnebenkosten senkenDer Handel ist nicht nur größter Arbeitgeberdes Landes, sondern auch eine dynamischeBranche. Durch die starke Verschränkung vononline und offline entstehen spannende neueAufgaben und Jobs. "Wir Händler bieten vieleflexible, variable Arbeitszeitmodelle an, umLebensrealitäten der Beschäftigten bestmöglichabzubilden. Darüber hinaus entwickeln wirlaufend neue Geschäftsmodelle in RichtungKreislaufwirtschaft. Das alles macht sich bezahlt.Der Handel ist ein attraktiver Arbeitgeber",erklärt Karin Saey, Head of Retail beimDorotheum.Dies belegt eine Studie derJohannes-Kepler-UniversitätLink. Wie die Erhebung ergab,ist für 79% der Einzelhandelsmitarbeiterihr Job imEinzelhandel attraktiv. 81% derBeschäftigten schätzen auchihren Arbeitgeber als attraktivein, 70% würden ihn auch weiterempfehlen.Die Ergebnisse belegenein positives Bild der Arbeitsbedingungenim Handel durch die Beschäftigten, obwohl dasleider oft anders dargestellt wird. Nicht ohneGrund sind mehr als die Hälfte aller Handelsmitarbeitendenfünf Jahre und länger im selbenUnternehmen tätig, ein Drittel sogar längerals zehn Jahre. Aber: Mit den letzten beidenKV-Erhöhungen stiegen die Lohnkosten für denHandel um +16%. Damit Beschäftigung leistbarbleibt, ist eine substanzielle Entlastung bei denLohnnebenkosten erste Priorität. Es gibt einigehistorisch gewachsene, aber nicht schlüssigerklärbare Lohnnebenkosten-Anteile, die es zuhinterfragen gilt: Warum wird unselbstständigeArbeit mit 0,5% Wohnbauförderungs-Beitragbelastet? Warum finanzieren sich Gemeindenvorwiegend über die Kommunalsteuer (3%),die ebenfalls einseitig unselbstständige Arbeitbelastet? Es ist ja verständlich, dass Gemeindensich finanzieren müssen, aber warum müssennur die unselbständig Beschäftigten dieGemeinden mitfinanzieren? Gleiches gilt für denFamilienlastenausgleichsfonds: Wieso werden3,7% Dienstgeberbeiträge zum Familienlastenausgleichsfondauf die Lohnsumme aufgeschlagen?Und warum wird das ausschließlichdurch unselbstständige Arbeitseinkommenfinanziert?"Eine Senkung der Lohnnebenkosten kann ohneEinschnitt in den Sozialstaat erfolgen, etwadurch Veränderung der Finanzierungsbasis fürWohnbauförderung, Familienlastenausgleichsfondsoder Kommunalsteuer. Davon würdenalle profitieren. Die Kaufkraft der Kundschaftwürde gestärkt, der Konsum angekurbelt, dieBeschäftigten besser entlohnt, die Arbeitsbereitschaftsteigt, der Handel wird entlastet, undneue Arbeitsplätze werden geschaffen", ist Saeyüberzeugt.Bürokratieabbau:Gebühren reduzierenEine steigende Kostenbelastung für Mieten,Pacht, Personal, Energie, Logistik und Beschaffungbei gleichzeitig sinkenden Realumsätzen– das ist zurzeit die Realität in fast jedemHandelsbetrieb. Hinzu kommt aber noch derRegulierungs-Overkill in Österreich. Laut einerUntersuchung der Europäischen Kommission– dem Retail Restrictiveness Indicator – wirdin Europa kaum eine Branche stärker reguliertals der Handel. Und im Ländervergleich unterliegtder Einzelhandel nur in Frankreich nochmehr Regulierungen als in Österreich. Mit demEU-Lieferkettengesetz, der Ökodesign-Richtlinie(u.a. Vernichtungsverbot für Kleidung) oderder Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie kommenweitere große Belastungen auf die Branchezu – ohne dass im Gegenzug irgendetwasreduziert wird. Vor allem für KMU-Händler istder Bürokratiedschungel kaum noch zu durchblicken.

"Wir wünschen uns eine strukturelleEntlastung zur Stärkung der Betriebeund damit zum Erhalt derStadt- und Ortskerne umfasst.Ein wichtiger Punkt ist dieSenkung der Mietkosten fürden Handel durch die Abschaffungder Mietvertragsgebühr.Niemand versteht,warum stationäre Geschäftsmodelleeine Mietvertragsgebührbezahlen müssen und damitvom Staat bestraft werden, wenn einGeschäftslokal angemietet und Personalangestellt wird", erläutert Handelsverband-VizepräsidentNorbert Scheele. "Darüber hinausist es wichtig, die Regulierungen deutlichzurückzufahren. Lasst die Händler handeln undnicht Formulare und bürokratische Aufgabenerledigen. Die steigenden Kosten bei Mieten,Mitarbeiterkosten und Energie sind schonschwer genug zu stemmen", fordert Scheele.Fair Commerce:Gleiche Spielregeln für AlleEine diametrale Entwicklung hat im Vorjahr derösterreichische eCommerce erlebt: DeutlicheSteigerungen der Käuferzahlen (+2%) trafenauf deutlich sinkende Pro-Kopf-Ausgaben von-3%. Inflationsbereinigt entspricht das sogareinem Minus von 8,6% auf 10,1 Mrd. Euro.Gerade im Onlinehandel lohnt sich der internationaleVergleich: Kein europäischer Webshopist in den letzten Jahren ähnlich schnellgewachsen wie die beiden chinesischenShopping-Apps Sheinund Temu. Ermöglicht wird dasrasante Wachstum vielfachdurch fragwürdige Methodenund ein zahnlosesRegulativ. "Der Siegeszugdubioser Onlineplattformenaus Fernost fällt just in jenePhase, in der österreichischebzw. europäische eCommerce-UnternehmenInvestitions-und Expansionsstopps ausrufenmüssen, weil sie neben teuerungsbedingtenUmsatzrückgängen mit massiven Kostensteigerungenfür Energie, Personal, Logistik undFremdkapital sowie im Vergleich mit Drittstaatenhändlernmit einer Überfrachtung an Regulierungenund Bürokratie zu kämpfen haben", istUNITO-OTTO-Geschäftsführer Harald Gutschiüberzeugt. Der Handelsverband siehtderartige eCommerce-Plattformenaus Drittstaaten ausmehreren Gründen kritisch.Einerseits gibt es immerwieder Probleme mit derProduktsicherheit, ProduktfälschungensowieFalschdeklarationen zurUmgehung von Zollgrenzen.Dutzende Testbestellungen desHV bei Plattformen wie AliExpresshaben dies 2019 erstmals belegt.Auch Datenschutzvorgaben werden häufigignoriert, vielfach Fake-Produkte verkauft, dielaut Greenpeace häufig mit giftigen Chemikalienbelastet sind und gesundheitsgefährdendsein können. "Die einen können frei wie einVogel agieren, halten sich an keine Spielregeln,zahlen kaum Steuern und tragen nichts zumGemeinwohl bei. Die anderen werden hingegenvon Jahr zu Jahr strenger reguliert und verlierendadurch im weltweiten Wettbewerb. Americainnovates, China duplicats, Europe regulates. Esbraucht eine faire Besteuerung, damit für denHändler ums Eck dieselben Regeln gelten wiefür die digitalen Giganten", so Gutschi.Ausgabenbremse:Reduktion der StaatsausgabenDringenden Verbesserungsbedarf orten dieheimischen Händler überdies bei der Auszahlungder Corona-Entschädigungen durch dieCOFAG. Laut der jüngsten HV-Händlerbefragunghaben 29% der Betriebenoch immer nicht alle beantragtenCorona-Entschädigungenerhalten, vor allembeim Verlustersatz gibt esVerzögerungen. Immerhin12% haben mittlerweile denEnergiekostenzuschuss IIbekommen. Zur Erinnerung:Im Vorjahr musste der Einzelhandellaut einer Studie vonEcoAustria im Auftrag des HandelsverbandesEnergie-Mehrkosten von486 Millionen Euro stemmen."Auch die Eigenkapitalausstattung ist im österreichischenEinzelhandel im internationalenVergleich zu gering. Mehr als die Hälfte der heimischenHandelsbetriebe haben eine Eigenkapitalquotevon teils deutlich unter 40%.

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