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mav 02.2023

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TREND Nachhaltigkeit

TREND Nachhaltigkeit Maschinenbauer ermöglichen ökologische Produktion Nachhaltigkeit ist auch ein Geschäftsmodell Dass die Zeit drängt, machen die kurzen Fristen für die Umsetzung des Green Deal der EU mehr als deutlich: Europa soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein. In einem ersten Schritt sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Klimabewusstes Produzieren bietet neben den enormen Herausforderungen aber auch Chancen. Autor: Frederick Rindle reduzieren. Im zweiten Schritt bis 2030 sollen die Emissionen durch weitere Maßnahmen um 60 Prozent gegenüber 2020 gesenkt werden. Bis 2040 soll dann „net zero“ erreicht werden – ein Ziel, das das Pariser Klimaabkommen erst für 2050 vorsieht. Ausgeglichener Product Carbon Footprint Auf der AMB 2022 hat Thierry Wolter (li.), Vorstandsmitglied von Ceratizit, die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele von Ceratizit, die die gesamte Lieferkette betreffen und verändern sollen verkündet. Bild: Ceratizit ■■■■■■ Viele Maschinenbauunternehmen haben sich in Sachen Umweltschutz bereits klar positioniert und wollen in den nächsten Jahren klimaneutral werden oder produzieren sogar schon heute klimaneutral. Der Werkzeughersteller Ceratizit will allerdings noch einen Schritt weiter gehen: Bis 2025 will Ceratizit die Nachhaltigkeitsführerschaft in der Hartmetall- und Zerspanungsindustrie übernehmen. Auf der AMB 2022 verkündete Vorstandsmitglied Thierry Wolter die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele von Ceratizit, die die gesamte Lieferkette betreffen und verändern sollen. „Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und erfordert auch von der Industrie ein Umdenken in vielen Bereichen“, so Wolter. Der erste Meilenstein in der Umsetzung der neuen Strategie bei Ceratizit ist das Jahr 2025. Bis dahin will der Werkzeughersteller nicht nur CO 2 -neutral sein. Sondern auch die tatsächlichen Emissionen bis dahin um 35 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2020 Der Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori hat laut eigner Aussage 2021 einen ausgeglichenen Product Carbon Footprint erreicht. „Klimaschutz geht uns alle an. Technologieführerschaft und Umweltschutz stehen miteinander im Einklang. DMG Mori übernimmt deshalb ganzheitlich Verantwortung“, sagte Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der DMG Mori AG, im Oktober 2020. Seit 2021 ist die gesamte Wertschöpfungskette der DMG Mori Fertigungslösungen – vom Rohstoff bis zur Auslieferung der Maschinen an den Kunden – CO 2 -neutral, so der Hersteller. Auch beim Werkzeugmaschinenhersteller Chiron setzt man auf Nachhaltigkeit. „Unser Ziel ist es, klimabewusst und – je eher, desto besser – klimaneutral zu produzieren“, so CEO Carsten Liske. Dazu wurde in den vergangenen Monaten an einem globalen Nachhaltigkeitsprogramm für die Chiron-Gruppe gearbeitet. Mit Investitionen in Wärmerückgewinnungs- und Photovoltaikanlagen sowie dem Bezug von zusätzlich benötigtem Strom aus regenerativen Quellen wurde der erste Meilenstein erreicht: In Deutschland produziert die Chiron Group laut eigener Aussage nun klimaneutral. Autarkes Humanotop Die Liste an Beispielen bei den Herstellern ließe sich beliebig fortsetzen. Einen Schritt weiter beim Thema Nachhaltigkeit möchte Prof. Achim Kampker gehen, der Miterfin- 20 April 2023

der des vollelektrischen Kleintransporters Streetscooter, will mit seinem Verein „Ingenieure retten die Erde“ den scheinbaren Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie in seiner Modellstadt Avantis auflösen. Am Sitz des von ihm gegründeten Lehrstuhls „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) an der deutsch-niederländischen Grenze plant der RWTH-Forscher laut „Welt“ ein autarkes Humanotop. Eine Stadt, die alle benötigten Ressourcen selbst produziert. So sollen Energie, Wasser, Lebensmittel und die Ressourcen für Mobilität, Infrastruktur und Gebäude aus eigenen Quellen gewonnen werden. Ein Ziel des Projektes ist es auch, eine Aufbruchstimmung in Deutschland zu ermöglichen, damit die notwendigen Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz auch angestoßen und umgesetzt werden. Erste Erfolge sind bereits sichtbar: So gibt es auf Avantis bereits ein Testzentrum für Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge, einen Stromspeicher aus Altbatterien und ein Unternehmen, das sich mit den Möglichkeiten der Nutzung von Fliegenlarven zur Schmierstoffgewinnung beschäftigt. Kreislaufwirtschaft im Fokus Mit seinen Bemühungen für eine grüne Produktion ist Prof. Kampker an der RWTH Aachen nicht alleine. So hat sich etwa auch die Aachener Konferenz für Produktionstechnik (AWK) „Empower Green Produktion“ zum Leitthema für 2023 gesetzt. Dabei steht vor allem das Thema Kreislaufwirtschaft im Vordergrund. Denn laut den Forschern des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen und des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT ist die produzierende Industrie heute immer noch in hohem Maße abhängig von weltumspannenden Logistikketten, fossiler Energie und seltenen Rohstoffen. Globale Krisen wie der Klimawandel, die Coronapandemie und die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine zeigen, dass die Zukunft Unternehmen weit stärker fordern kann, als nur politisch festgelegte Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen oder Lieferengpässe einzelner Branchen zu bewältigen. Die Kreislaufwirtschaft bietet für Unternehmen auch die Chance unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden. CO 2 zu reduzieren reicht nicht aus Das Ziel des AWK’23 soll es sein Unternehmen zu mehr Resilienz und Sicherheit zu verhelfen und gleichzeitig einen Beitrag dazu zu leisten, die weltweiten Emissions- und Klimaziele zu erfüllen. Empower Green Production – steht dabei für die Bestrebungen der Aachener Forscher um das Professorenteam Robert Schmitt, Thomas Bergs, Christan Brecher und Günther Schuh, die Industrie bei der dringend notwendigen Transformation hin zu einer grünen Produktion zu unterstützen. AWK‘23: Aachener Forschungsinstitute laden zur Konferenz für grüne Produktion und Kreislaufwirtschaft. Bild: Fraunhofer IPT “Wir haben nicht so schrecklich viel Zeit, uns zu unterhalten, was man machen könnte, denn es fallen eben sehr viele Dinge zusammen“, erklärt Professor Robert Schmitt, Lehrstuhlinhaber am WZL und Bereichsleiter am Fraunhofer IPT, der in diesem Jahr das Organisationskommittee des AWK leitet. Es gehe nicht nur um rein wirtschaftliche Fragen, sondern tatsächlich auch um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Es sei nicht allein damit getan, CO 2 zu reduzieren, Schmitt sieht Forschung und Industrie auch in der Verantwortung für eine stabile Gesellschaft und ist überzeugt, dass gerade die industrielle Produktion durchaus als stabilisierender Faktor wirken könne. Die Veranstalter von WZL und Fraunhofer IPT haben es sich deshalb zum Ziel gesetzt, den Blick in diesem Jahr noch genauer auf die Möglichkeiten zu fokussieren, wie Unternehmen mithilfe von Produktionsda- „Klimaschutz geht uns alle an. Technologieführerschaft und Umweltschutz stehen miteinander im Einklang.“, sagte Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der DMG Mori AG. Bild: DMG Mori Das Ziel des AWK’23 soll es sein, Unternehmen zu mehr Resilienz und Sicherheit zu verhelfen und gleichzeitig einen Beitrag dazu zu leisten, die weltweiten Emissions- und Klimaziele zu erfüllen. Bild: Fraunhofer IPT April 2023 21

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