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mav 05.2019

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TRENDFormenbau-Cluster

TRENDFormenbau-Cluster in Europa Wege zum globalen Markteintritt Gemeinsam stark: Formenbau-Cluster in Europa Immer häufiger organisieren sich meist kleinere und mittelständische Unternehmen in Clustern. Mit gemeinsam erarbeitetem Knowhow und koordiniertem Marketing beabsichtigen sie, ihre Position im weltweiten Wettbewerb deutlich zu verbessern. Autor: Konrad Mücke ■■■■■■ Auch kleine und mittelständische Unternehmen, zum Beispiel Werkzeug- und Formenbauer, arbeiten inzwischen globalisiert. Allerdings begegnen sie dabei einigen Schwierigkeiten. Über eine Region oder gar einen Kontinent hinaus tätig zu sein, bedarf erheblicher Anstrengungen. Wie schafft man den Markteintritt? Welche landestypischen Gepflogenheiten sind zu beachten? Welche Markthindernisse gibt es? Wie kann man potenzielle Kunden erreichen und überzeugen? Welche Konditionen sind passend, um wettbewerbsfähig aufzutreten? Diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten, fehlen den klein- und mittelständischen Unternehmen meist die personellen und finanziellen Kapazitäten sowie das erforderliche Knowhow. Allerdings sind weitreichende Kenntnisse der Zielmärkte und der regionalen Besonderheiten essenziell, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Im globalisierten Wettbewerb ist es Gemeinsam für Fairness in der Automotivebranche Mehr als ein Viertel der über 1000 Mitgliedsunternehmen des Wirtschaftsverbands industrieller Unternehmen Baden e. V. (WVIB) sind Automobilzulieferer. Sie haben sich im Cluster Automotive organisiert. Auf Initiative der Mitgliedsunternehmen entstand im Automotive-Beirat des Clusters das Positionspapier für faire Zusammenarbeit in der Lieferkette „Mit Fairness voran“. Über 130 Unternehmen haben ihre Zustimmung zu den Leitsätzen dokumentiert, leben sie innerhalb ihres Unternehmens und fordern sie in der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten. Die Mitglieder sind überzeugt, dass der Umbruch in der Automotive- Welt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit benötigt, nicht weiteren Verlust an Glaubwürdigkeit. aber unabdingbar, überregional und international neue Kundenpotenziale zu erschließen. Netzwerke stärken Kompetenz Allen voran deutsche Werkzeug- und Formenbauer, aber auch kleine und mittelständische Betriebe in anderen Branchen nutzen deshalb ein branchenorientiertes Networking. In Clustern organisieren und bündeln die Partner vor allem mehrere Kompetenzfelder mit Beteiligten aus unterschiedlichen Bereichen. Das befähigt sie beispielsweise, Synergien zu nutzen, Innovationen im passenden Umfeld zu präsentieren und neue Marktchancen zu erkennen. Ebenso schaffen sie eine zukunftsgerichtete Zusammenarbeit zwischen staatlichen und wirtschaftlichen Institutionen, Verbänden und Interessengruppen. Gemeinsam mehr wissen und leisten Eine Zusammenarbeit lohnt sich vor allem, weil alle beteiligten Unternehmen Infrastrukturen koordinieren und gemeinsam nutzen können. Kapazitäten lassen sich aufeinander abstimmen. Das kann die Logistik bei Lieferungen und Rohstoffbeschaffung betreffen. Als besonders vorteilhaft erweist sich, Wissen in der Zusammenarbeit mit Instituten gemeinsam zu beschaffen und zu nutzen. Das betrifft beispielsweise Management-Methoden, die unternehmensübergreifend entwickelt und auf spezielle Belange optimiert werden. Ein Beispiel sind gemeinsam koordinierte, vereinfachte Abläufe im Qualitätsmanagement. Weiter lassen sich kaufmännische und technische Abläufe vereinfachen durch übergreifend koordinierte und standardisierte Verträge zur Auftragsabwicklung und zur Gewährleistung. Insbesondere bei der derzeit geforderten Digitalisierung trägt ein Cluster dazu bei, Erfahrungen und Erkenntnisse untereinander zu teilen, weiterzuentwickeln und derart Konzepte zu Industrie 4.0 deutlich schneller und wirtschaftlicher voranzutreiben. Gegenüber Kunden fördert dies die Flexibilität und die Zuverlässigkeit sowie die betriebswirtschaftliche Kompetenz und Glaubwürdigkeit. 18 Mai 2019

Wahrnehmung stärken Besonders profitieren die in einem Cluster organisierten Unternehmen vom gemeinsamen Marktauftritt. Dazu verwirklichen sie gemeinsam Konzepte fürs Marketing. So treten die Betriebe beispielsweise bei Messen zusammen auf, gestalten eine gemeinschaftliche Werbung und nehmen koordiniert an Fachtagungen und Präsentationen teil. Das verringert zum einen die Kosten und den Aufwand für jedes einzelne Unternehmen, das im Cluster organisiert ist. Zum anderen ermöglicht diese koordinierte Arbeitsweise häufig überhaupt erst eine sinnvolle, öffentlich wahrnehmbare Darstellung der Kompetenzen und Leistungen der beteiligten Unternehmen. Fertigungsbetriebe unterschiedlicher Kompetenzen bieten ein Gesamtpaket an Leistungen. Sie können als „One-Stop-Shop“ auftreten. Das stärkt die Marktposition und vereinfacht für Kunden den Kontakt. Unternehmen und Regionen stärken Darüber hinaus ergeben sich im Netzwerk intern weiterführende Technologiepartnerschaften und ein ergiebiger Austausch an Knowhow. Das fördert Innovationen. Die kooperierenden Fertigungsbetriebe können zukunftsgerichtete Produkte und Leistungen entwickeln und anbieten, die sie allein nicht verwirklicht hätten. Damit beschleunigen Cluster die technologische und wirtschaftliche Entwicklung der Region, in der die beteiligten Unternehmen angesiedelt sind. Ebenso unterstützen gemeinsame Projekte der Cluster die Aus- und Weiterbildung von Personal. Insbesondere in der aktuellen Situation fehlender Fach- und Nachwuchskräfte wird die öffentliche Präsentation eines gesamten industriellen Bereichs verbessert, der ansonsten wahrscheinlich von potenziellen Bewerbern im Arbeitsmarkt nur marginal wahrgenommen würde. Dadurch finden die Unternehmen schneller und einfacher geeignete Arbeitskräfte und sorgen zudem im regionalen Arbeitsmarkt für eine höhere Beschäftigungsrate. Damit stärken sie zusätzlich ihre Heimatregion. Cluster fördern so das Wirtschaftswachstum und erhöhen insgesamt die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Schwäbische Spezialität? Speziell in Baden-Württemberg hat man die Vorteile von Clustern erkannt. In mehr als 120 solcher Strukturen haben sich Unternehmen aus einer Vielzahl Branchen, darunter Automotive, Medizin- und Verpackungstechnik, Leichtbau, Textilindustrie, Optik und Photonik sowie Energie und Logistik, organisiert. Beteiligt sind neben Produktionsbetrieben und anderen Wirtschaftsunternehmen Forschungseinrichtungen (zum Beispiel einige Fraunhofer-Institute) und öffentliche Stellen (regionale Industrie- und Handelskammern). Zum Beispiel hat sich in Tuttlingen ein Cluster aus Herstellern und Dienstleistern zum „Weltzentrum der Medizintechnik“ gebildet. Die Medical-Mountains GmbH vernetzt und unterstützt als Clustermanagement die Unternehmen. Die wertvolle Arbeit im Cluster lässt Als Cluster können Fertigungsbetriebe mit unterschiedlichen Kompetenzen ein Gesamtpaket an Leistungen anbieten. Das Auftreten als „One-Stop-Shop“ stärkt die Marktposi - tion und vereinfacht Kunden den Kontakt. Bild: alphaspirit Fotolia Mai 2019 19

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