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mav 05.2019

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Slowenien – Land mit

Slowenien – Land mit langer Formenbautradition im Fokus auf der Moulding Expo Werkzeugbau-Hotspot im Herzen Europas In keinem Land der Welt, abgesehen von Japan, arbeiten prozentual gesehen so viele Menschen im Werkzeug- und Formenbau wie in Slowenien. Die Branche hat dort eine lange Tradition, und die technologische Kompetenz ist beachtlich. Entsprechend bildet sie auch einen Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik der kleinen Landes. Grund genug für die Macher der Stuttgarter Moulding Expo, den Standort heuer in den Fokus zu rücken. Autor: Dr. Frank-Michael Kieß ■■■■■■ Eines vorweg: die Billigheimer des Werkzeug- und Formenbaus sind sie nicht, die Slowenen – und das möchten sie auch nicht sein. „Unsere Lohnkosten liegen zwar immer noch unter denen der westeuropäischen Länder, aber der Unterschied ist nicht so groß“, erklärt Ales Hancic, Geschäftsführer des in Celje ansässigen slowenischen Entwicklungszentrums für Werkzeug- und Formenbau Tecos. „Unser Anspruch ist es, vergleichbare Qualität wie in Deutschland zu liefern, und das eben ein kleines bisschen günstiger.“ Der Werkzeugbau in Slowenien stützt sich auf eine lange Tradition, die weit in die Zeit der Donaumonarchie zurückreicht, und er zeichnet sich durch eine breite Wissensbasis aus. Selbst besitzt die Branche zwar nur einen geringen Anteil am Bruttoinlandsprodukt, schafft allerdings die Grundlage für einen Großteil der Verarbeitungs - industrie und besitzt daher eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft des Landes. In der Studie „World of Tooling 2018“, die von der WBA Werkzeugbau Akademie und dem WZL der RWTH Aachen erstellt wurde, wird Slowenien von der Marktgröße her eher als klein eingestuft und rangiert unter den bedeutendesten Werkzeugbau-Nationen der Welt auf Platz 21. Die technologische Kompetenz sei jedoch überdurchschnittlich hoch – hier reiht man sich auf Platz 13 zwischen Ländern wie Tschechien und Polen ein. Nach der allmählichen Erholung von der Weltwirtschaftskrise 2008 hat die Branche seit 2013 kräftige Wachstumsraten hingelegt. So ist die Werkzeugproduktion allein 2016 im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf 136 Millionen Euro gestiegen – davon entfielen 87,9 Millionen Euro auf Blech- und Umformwerkzeuge, 48,1 Millionen Euro auf Spritzgusswerkzeuge. Hohe Werkzeugbauerdichte Das alles geht nicht ohne qualifiziertes Personal. „In Slowenien arbeiten 3000 bis 3500 Menschen im Werkzeug und Formenbau“, berichtet Hancic. Pro Kopf weise das Land damit die größte Zahl an Werkzeugbauern in ganz Europa auf – und weltweit liege man auf Platz 2, gleich hinter in Japan. 22 Mai 2019

Formenbau-Cluster in EuropaTREND Beim Werkzeugbauer Bizjan kommen für die CNC-Fräsbearbeitung zwei dreiachsige Vertikal-Bearbeitungszentren MB-56VA und MB- 46VAE sowie eine fünfachsige MU-400V II von Okuma zum Einsatz (v. re.). Bild: mav/Kieß Rund 170 Unternehmen seien in der Branche aktiv, die einen Umsatz von geschätzten 400 Millionen Euro pro Jahr erwirtschafteten. Mehr als zwei Drittel davon würden im Export getätigt. „Der Werkzeug- und Formenbau ist eine der Schlüsselindustrien für Slowenien – auch weil er die Grundlage für viele weitere Arbeitsplätze schafft.“ Das bestätigt Dr. Peter Wostner, Government Office for Development and European Cohesion Policy in Slowenien: „Wir sind im Begriff, ein leistungsfähiges Ökosystem aufzubauen, in dem wir Produkte und Lösungen gemeinsam mit internationalen Partnern entwickeln – und der Werkzeug- und Formenbau ist eine unserer Prioritäten. Dabei bauen wir auf dem auf, was wir bereits haben.“ Mit Tecos verfüge man wir über einen Cluster, der aus dem Automotivebereich entstanden und schon seit 20 Jahren aktiv ist. Wostner sieht Anknüpfungspunkte zur deutschen Industrie-4.0-Initiative. „Als Dr. Ales Hancic, Geschäftsführer Tecos: „Der Werkzeug- und Formenbau ist eine der Schlüsselindustrien für Slowenien – auch weil die Grundlage für eine Vielzahl weiterer Arbeitsplätze schafft.“ Bild: Messe Stuttgart Moulding Expo versammelt Formenbauer Vom 21. bis zum 24. Mai 2019 treffen sich Werkzeug-, Modell- und Formenbauer auf der Moulding Expo in Stuttgart. Rund 700 Aussteller werden in diesem Jahr erwartet – mehr als ein Drittel davon aus dem Ausland. „Auch für die slowenischen Werkzeugbauer ist die Messe die wichtigste Veranstaltung der Branche“, sagt Ales Hancic, Geschäftsführer Tecos „Vor allem für den Spritzgussbereich in Europa ist sie ein Pflichttermin.“ Selbstverständlich seien auch slowenische Unternehmen als Aussteller in Stuttgart dabei, etwa am Gemeinschaftsstand von Spirit Slovenia mit sieben beteiligten Firmen. „Wer nicht ausstellt, kommt als Besucher auf die Messe“, sagt Hancic. Die Slowenen suchen neue Kunden oder Partner für langfristige Kooperationen. „Die Betriebe in Europa wachsen zusammen. Einige der deutschen Werkzeugmacher lassen Werkstücke in Slowenien herstellen, manchmal ganze Formen.“ Werkzeugmacher seien in den letzten Jahren kommunikativer geworden. „Wir reden mehr miteinander, auch über die nationalen Grenzen hinweg. Dafür ist die Moulding Expo der perfekte Ort.“ „Werkzeug & Modell & Form & Du“ – anlässlich eines Presse -Events in Ljubljana präsentierten Vertreter des Messeteams und Partner das Motto der Moulding Expo 2019 in leuchtendem Orange. Bild: Wort und Form Deutschland begann, sein Cluster-Konzept voranzutreiben, hatten wir etwas Ähnliches auch schon. In Nischenmärkten wie dem Werkzeug- und Formenbau sind wir bereits führend, aber das muss durch Investitionen in IT ergänzt werden. Dafür wollen wir auf Regierungsebene einiges tun.“ Pluspunkt: Reaktionsschnelligkeit Einer der wesentlichen Vorteile der slowenischen Werkzeug- und Formenbauer ist laut Hancic ihre Reaktionsschnelligkeit. „Wir achten sehr auf die Wünsche unserer Geschäftspartner und versuchen, ihnen in der kürzestmöglichen Zeit die höchstwertigen Werkzeuge zu liefern.“ Ein Problem sei der Mangel an Fachkräften, der ein schnelleres Wachstum behindere. Auch seien die meisten Firmen kleine und mittlere Unternehmen, die sich schwer täten, sehr große Aufträgen und umfangreiche Turnkey-Projekte zu stemmen. „Dafür müssen wir uns noch besser organisieren.“ Mit Tecos will Hancic dem entgegenwirken. „Wir wachsen zum größten slowenischen Cluster und zum wichtigsten Forschungszentrum für den Werkzeugbau und die Fertigungsindustrie. Wir wollen strategischer Partner und Problemlöser für kleine, mittlere und große Unternehmen sein.“ Dies umfasst viele Bereiche wie Engineering-Ser- Mai 2019 23

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